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Aktueller Podcast

Folge 21: Data Analytics - wie daraus unser täglich Brot wird mit Prof. Dr. Tobias Schlüter
und Dr. Johannes Gerlach

Kundenbedürfnisse identifizieren, Prozesse optimieren, knappe Fachkräfte disponieren – so einfach wie’s Brezlbacken? Mithilfe von Data Analytics gelingt das bereits vielen Unternehmen sehr zielgenau. Wir sprechen mit Prof. Dr. Tobias Schlüter, der die nächste Generation von Datenanalysten an der Uni ausbildet und seine Expertise gleich auch in der Praxis einbringt. Zum Beispiel in Zusammenarbeit mit unserem Kollegen Dr. Johannes Gerlach, der unsere Data Analytics Strategie entwickelt.

folge 20
#DigiDUS

#DigiDUS

Rund 39 Millionen Ergebnisse erhalten Sie, wenn Sie „Digitalisierung“ bei Google eingeben. Ist also schon alles zum Thema gesagt? Wir beantworten diese Frage mit einem klaren „Nein“ – und mit unserem Podcast #DigiDUS. In #DigiDUS erfahren Sie, welche Chancen die  Digitalisierung für den Mittelstand bietet und welche Herausforderungen sie mit sich bringt. Wir blicken auf die politische Tragweite der  Digitalisierung, auf Cyber-Security, das Potenzial von Daten, auf künstliche Intelligenz und stellen Best-Practices vor. Gleichzeitig  zeigen wir, wie wir als Stadtsparkasse Düsseldorf den Mittelstand hinsichtlich der Digitalisierung beraten und unterstützen können.

Unsere Podcastfolgen finden Sie überall, wo es Podcasts gibt.

Podcast Archiv

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Folge #1

In dieser ersten Folge von #DigiDUS dreht sich alles um den Krisenmodus. Nicht nur eine Pandemie, wie die durch COVID-19 ausgelöste, sondern auch andere Faktoren lösen Krisen im Mittelstand aus. Die Digitalisierung kann ein Hebel sein, um Krisen frühzeitig zu antizipieren, sich besser auf diese vorzubereiten und gestärkter aus ihnen hervorzugehen. „Die Krise ist ein Weckruf, die Digitalisierung nun massiv voranzutreiben“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg Anfang April 2020 der dpa.
Er ist der Überzeugung: „Die aktuelle Situation bietet eine echte Chance, einen Kickstart hinzulegen – und die sollte man nutzen.“
Wie die Stadtsparkasse Düsseldorf ihre mittelständischen Kunden bei der Digitalisierung unterstützt und wie sie im eigenen Haus die Digitalisierung angeht und meistert, erklären Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse und Vorstandsmitglied Uwe Baust.

Folge #2

Alle 39 Sekunden wird ein Unternehmen durch Cyberkriminelle angegriffen – klingt viel, ist es auch! Denn solche Angriffe können zu enormen Schäden führen – und Unternehmen in den Ruin treiben, wenn zum Beispiel hochsensible Daten mit der Welt geteilt werden. Deshalb widmen wir diese Folge unseres Podcasts #DigiDUS dem Thema „Cyber Security“. Wir erklären, was für Fehler Unternehmer häufig machen – vielleicht erkennen Sie ja den ein oder anderen bei sich selbst. Sollte das so sein, haben wir direkte Lösungen in petto, keine Sorge.

Folge #3

Unsicherheit, kompletter Kurswechsel, Existenzangst:
Die COVID-19-Pandemie hat vor allem Kleinst- und Kleinbetriebe sowie Familienunternehmen stark getroffen. Denn: Manche mussten Teile ihres Unternehmens, andere sogar ihr komplettes Portfolio überdenken. Anders machen, innovativ sein, digitalisieren, quasi von 0 auf 100, ist da nicht immer leicht. Genau deshalb sprechen wir in der dritten Folge von #DigiDUS mit einem Familienunternehmer, der selbst frisch von seinen Erfahrungen berichten kann – und direkt einige Tipps und auch Forderungen mit auf den Weg gibt.
Gäste: David Zülow, Zülow AG und Sebastian Drath, Stadtsparkasse Düsseldorf

Folge #4

Die Frauenquote ist ein viel diskutiertes Thema. Klar ist: Von einem Überschuss an Frauen in Führungspositionen sind wir in  Deutschland noch weit entfernt. Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich. Noch schlechter sehen die Zahlen aus, wenn wir auf die Vorstände der Top 30 DAX-Unternehmen blicken: 12,8 % Frauen, davon keine einzige in der Rolle der Vorstandssprecherin. Jetzt kommt noch Corona hinzu: In Deutschland führt die Krise scheinbar auch noch zu einer Abnahme der Frauen in Dax-Vorständen, wie die Tagesschau im Oktober berichtete. Wir von der Stadtsparkasse Düsseldorf finden: Das Thema muss
sichtbarer gemacht werden! Daher reden wir darüber – in der 4. Podcast-Folge von #DigiDUS. Unser Gast: Zerrin Börcek, Gründerin, Technik-Nerd und selbst in Führungspositionen unterwegs. Wir sprechen darüber, ob Frauen als Gewinnerinnen oder Verliererinnen der Digitalisierung bezeichnet werden können, welche besonderen Herausforderungen auf dem Weg in eine Führungsposition warten und welche Rolle neue Technologien im Berufsalltag spielen.
Gäste: Zerrin Börcek, fe:male Innovation Hub und Britta Neisen, Geschäftsführerin Kommunikationsagentur K12 und Tanja Küpper-Schlotmann, Geschäftsführerin Fritz Manke GmbH

Folge #5

Künstliche Intelligenz (KI) ist schon seit vielen Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Die einen loben sie als Allheilsbringer, die anderen verteufeln sie. Die Wahrheit liegt wohl zwischen diesen beiden Extremen. Denn KI kann – passend eingesetzt – vieles automatisieren, effizienter machen und Redundanzen vermeiden. Doch wie identifiziert man KI-Potenziale im eigenen Unternehmen? Und mit welchen Schritten fängt man bei einem KI-Projekt an? Diese und weitere Fragen stellt unsere Moderatorin Jeannine Malcherek-Wirtz unserem Gast Mike Brandt in der 5. Folge von #DigiDUS. Mike Brandt hat gemeinsam mit Jonas Wenke das KI Design Unternehmen „33A“ gegründet und berät Unternehmen bei genau diesen Punkten.

Lösungsangebote der Stadtsparkasse Düsseldorf zur Künstlichen Intelligenz gibt es hier:

Folge #6

Alle reden über KI, doch wie kann sie eingesetzt werden? Gerade für mittelständische Unternehmen eine große Herausforderung. Deshalb haben wir für die 6. Podcastfolge von #DigiDUS mit Wolfram Schäfer (Walther Flender GmbH) und Tim Hufermann (Jungmut GmbH) gesprochen. Die beiden wissen, wie man KI-Projekte angeht – und erzählen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

Folge #7

Jung –innovativ – digital. Diese Eigenschaften schreibt man Start-ups zu. Sie greifen Technologietrends auf und entwickeln daraus innovative Lösungen. Ihre digitalen Geschäftsmodelle vereinfachen und beschleunigen Prozesse. Davon können kleine und mittelständische Firmen enorm profitieren. Und darum geht’s in der siebten Folge:
Start-up meets Mittelstand – wie beide Seiten voneinander lernen können. Zu Gast: Chiara Aengevelt, Geschäftsführerin Aengevelt Immobilien GmbH & Co. KG sowie Christian Knott, Managing Partner Capnamic Ventures und Robin Nehring, Leiter Unternehmensstrategie der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Folge #8

Mr. Wash – das ist Richard Enning. Er leitet in zweiter Generation das gleichnamige Familienunternehmen, das heute Marktführer in seinem Segment ist. Ennings Überzeugung: Die Dienstleistung muss zu 100 % stimmen – noch wichtiger ist aber, dass die Kundenerfahrung überzeugt. Bei Mr. Wash spielt dabei die Digitalisierung eine große Rolle: Technische und kaufmännische Prozesse sind bereits eng verzahnt und weitere Schritte bereits geplant – beispielsweise die automatisierte Erkennung von Autokennzeichen. Dadurch könnten Kund*innen ganz einfach per App eine Flatrate buchen und an der Warteschlange vorbeifahren. Mittelständischen Unternehmen gibt er den Rat, stets den Mehrwert der Kundschaft im Auge und die Funktionen einfach zu halten.

Folge #9

Die aktuelle Podcast-Folge lässt Expert:innen aus unserem internationalen Netzwerk zu Worte kommen und fragt bei den Gästen der Veranstaltung nach: Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse des Tages? Keynote Speaker Duran Sarikaya taucht mit uns im anschließenden Gespräch für #DigiDUS tiefer in die Materie ein. Seine Strategien, zum Beispiel für optimiertes Sourcing und den Umgang mit neuen Regeln wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz – auch davon hören Sie in der neuesten Folge von #DigiDUS.

Folge #10

Wie kann Digitalisierung dazu beitragen, dass Unternehmen nachhaltiger, ressourcenschonender und effizienter arbeiten? Warum sind  „Climate Action Teams“ einfach zufriedener mit ihrem Unternehmen? Wir haben nachgefragt bei Jan Borchert, Klimaförster bei Planted, und Markus Adler von Spenoki. Die beiden Start-ups kooperieren, um den CO2-Fußabruck von Unternehmen automatisiert zu erfassen, Handlungsfelder zu identifizieren und (noch) unvermeidliche Emissionen zu kompensieren.

Lösungsangebote der Stadtsparkasse Düsseldorf zur Digitalisierung und weitere Best-Practice-Beispiele finden Sie hier:

Folge #11

Folge #11: Auswege aus der Energie-Preisspirale – Wie Unternehmen gegensteuern.
Wie können Unternehmen bei rasant steigenden Energiepreisen gegensteuern? Am wichtigsten Hebel sitzen wir selbst, sagt Hans-Günther Meier, Vorstand bei den Stadtwerken Düsseldorf: „Wir müssen Energie sparen, um gut durch den Winter zu kommen“. In der aktuellen Folge von #DigiDUS nennt er Möglichkeiten, den Verbrauch zu senken und ordnet die  aktuellen Entwicklungen an den Strom- und Gasmärkten ein.

Lösungsangebote der Stadtsparkasse Düsseldorf zur Digitalisierung und weitere Best-Practice-Beispiele finden Sie hier:

Folge #12

Folge #12: Laut eGovernment-Monitor der Initiative D21 gibt es in deutschen Städten und Kommunen nach wie vor eine riesige Digitalisierungslücke. Trifft das auch auf Düsseldorf zu? Und was bedeutet das für den Mittelstand in Düsseldorf? Kann er sich auf eine leistungsfähige Infrastruktur und ein belastbares Netzwerk verlassen? Was brauchen kleine Unternehmen und das Handwerk? Und was unternimmt die Stadt, um möglichst gute Bedingungen für Digitalisierung in diesen Unternehmen zu schaffen? Antworten auf diese Fragen hat der Chief Digital Officer der Stadt Düsseldorf: Alexander Smolianitski.

Lösungsangebote der Stadtsparkasse Düsseldorf zur Digitalisierung und weitere Best-Practice-Beispiele finden Sie hier:

Folge #13

Folge #13: Das Jahr 2022 war wieder sehr herausfordernd für Unternehmen in Düsseldorf. Das hat sich bis in die Themenwahl und in die Riege unserer Gesprächsgäste bei #DigiDUS ausgewirkt. Unser Best-of-Folge ist quasi ein Gang durch das Jahr 2022. Was hat Unternehmerinnen und Unternehmer in den letzten 12 Monaten bewegt? Und wie blicken sie auf das neue Jahr?
 

Folge #14

Folge 14: Düsseldorf Digital
Laut eGovernment-Monitor der Initiative D21 gibt es in deutschen Städten und Kommunen nach wie vor eine riesige Digitalisierungslücke. Trifft das auch auf Düsseldorf zu? Und was bedeutet das für den Mittelstand in Düsseldorf? Kann er sich auf eine leistungsfähige Infrastruktur und ein belastbares Netzwerk verlassen? Was brauchen kleine Unternehmen und das Handwerk? Und was unternimmt die Stadt, um möglichst gute Bedingungen für Digitalisierung in diesen Unternehmen zu schaffen? Antworten auf diese Fragen hat der Chief Digital Officer der Stadt Düsseldorf: Alexander Smolianitski.
 

Folge #15

Folge 15: Gründerkultur im Rheinland
 
NRW ist das Bundesland mit den meisten Start-ups und Düsseldorf als attraktiver Standort mittendrin. Unternehmen wie trivago, auxmoney und justspices sind beeindruckende Beispiele dafür. Was braucht es mehr? Im Gespräch mit #DigiDUS berichtet Peter Hornik vom DigiHub von der Vielfalt an Chancen, die der Mittelstand daraus für sich ziehen kann, und welche aktuellen Gründungen das Netzwerk für eine prosperierende Region weiter stärken.
 

Folge #16

Recruiting in der Arbeiterlosigkeit


Bis 2035 könnten bis zu 7 Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen.
Die Weltbevölkerung schrumpft aufgrund des demografischen Wandels. Noch
nie waren so viele Stellen und Ausbildungsplätze frei wie heutzutage.
Die Arbeitswelt befindet sich in einem großen Wandel.   
Doch was heißt das nun für Unternehmen? Mit welchen digitalen
Strategien können sich Mittelständler im Wettbewerb um Fachkräfte
durchsetzen? Und wie finden Unternehmen im Matchmaking die besten
Kandidat:innen für eine Stelle? Dr. Tobias Zimmermann von Stepstone hat
Tipps für die Ära der Arbeiterlosigkeit.
 

Folge #17

DUS Airport - Drehkreuz der Region

Wussten Sie beispielsweise, wie vernetzt der Düsseldorfer Flughafen
mit dem Mittelstand in unserer Region ist? Neben Stadtwerken und
Rheinbahn sind auch hunderte von Dienstleistern Teil einer
Infrastruktur, die über Datenströme optimiert wird.  Der Flughafen
arbeitet dafür mit dem ‌Ferdinand-Steinbeis-Institut zusammen und
identifiziert immer wieder neue Ansatzpunkte, an denen alle gemeinsam
durch Digitalisierung und den Einsatz von KI effizienter werden.
Was am Airport Düsseldorf darüber hinaus in Sachen Nachhaltigkeit
geschieht und welche Rolle E-Mobilität, Wasserstoff und die
HyPerformer-Region Rhein-Ruhr dabei spielen? Wir machen im Gespräch mit
‌Pradeep Pinakatt, dem Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Flughafen
Düsseldorf GmbH einen Digital-Check.
 

Folge #18

Von wegen abgehängt – Innovationsmotor Mittelstand

Mittelständler haben in der Regel deutlich weniger Kapazitäten,
finanziell wie personell, um KI-Themen anzugehen und zu bewerten. Vor
allem kleine und mittlere Unternehmen sind verunsichert. Denn seit dem
Midjourney, ChatGPT und Co. im täglichen Leben angekommen sind, werden
für nahezu jede Herausforderung im Unternehmensalltag zig neue digitale
Lösungen mit

Künstlicher Intelligenz entwickelt. Wie behält man da als Unternehmen
den Überblick? Und welche Anwendung könnte für das eigene Unternehmen
genau die richtige sein?
Jan-Frederik Kremer vom Forschungsnetzwerk Mittelstand AiF ist
Geschäftsführer der AIF Forschung Technik und Kommunikation Gmbh und Co
Founder des AIF Innovatorsnet. Im Gespräch mit #DigiDUS gibt er einen
Überblick über die Innovationslandschaft in Deutschland und zeigt auf,
wie vor allem KMUs gezielt von Vernetzungsmöglichkeiten und
Förderprogrammen profitieren können, um nicht den Anschluss beim Einsatz
von Künstlicher Intelligenz zu verlieren.

Folge #19

Folge 19: Zwischen Technologie und Nähe: Die Herausforderungen der Digitalisierung in der Pflege

 

Pflegenotstand – und was nun? In der aktuellen Podcast-Folge von
#DigiDUS sprechen wir mit Marion Warden, Kreisgeschäftsführerin der AWO
Düsseldorf, über einen Ausweg aus Überlastung und sinkender Qualität in
der Pflege: Die Digitalisierung schafft hier viele neue Möglichkeiten.
Gemeinsam erkunden wir die Integration digitaler Prozesse, den Umgang
mit Dokumentationspflichten und die Rolle von Wearables sowie Robotik.
Erfahren Sie, wie die AWO die Chancen und Herausforderungen dieser
Entwicklungen in der Pflegepraxis navigiert und dabei die Balance
zwischen Technologie und persönlicher Fürsorge wahrt. Ein Blick hinter
die Kulissen zeigt, wie innovative Lösungen in diesem digitalen
Ökosystem die Versorgung von Pflegebedürftigen nachhaltig beeinflussen
und welche Rolle das auch für Angehörige die Pflegebedürftigen selbst
spielt.

Folge 20: Best of 2023

Unsere klingende Zeitmaschine für Sie: Zum Jahresbeginn hören Sie bei #DigiDUS noch einmal die besten Statements unserer Podcast-Gäste 2023. Wir fassen für Sie zusammen, welche Digitalisierungstrends uns bewegten und was den Mittelstand in der Region auch weiterhin beschäftigen wird. Von der Digitalisierung der Stadt mit dem Chief Digital Officer Alexander Smolianitski über Innovationsnetzwerke und KI mit Peter Hornik vom Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland und Jan-Frederik Kremer vom Forschungsnetzwerk AIF, bis zur Digitalisierung in der Pflege mit Marion Warden, Kreisgeschäftsführerin der ‌AWO Düsseldorf.

Transkript zur Folge #1

#DigiDUS: Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand

Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf

Rund 39 Millionen Ergebnisse erhalten Sie, wenn Sie Digitalisierung bei Google eingeben. Ist also schon alles zu dem Thema gesagt? Wir, von der Stadtsparkasse Düsseldorf, beantworten diese Frage mit einem klaren „Nein“ – und unserem Podcast #DigiDUS. Mein Name ist Jeannine Malchareck-Wirtz und ich freue mich, Ihnen unseren Podcast zur Digitalisierung im Mittelstand präsentieren zu dürfen In #DigiDUS erfahren Sie, welche Chancen die Digitalisierung für den Mittelstand bietet und welche Herausforderungen sie mit sich bringt. Wir blicken auf die politische Tragweite der Digitalisierung, auf Cybersecurity, das Potenzial von Daten, auf künstliche Intelligenz und stellen natürlich “Best Practices” vor. Gleichzeitig zeigen wir, wie wir als Stadtsparkasse Düsseldorf den Mittelstand hinsichtlich der Digitalisierung beraten und unterstützen können.

In dieser ersten Folge jedoch dreht sich alles um den Krisenmodus. Nicht nur eine Pandemie, wie die durch COVID-19 ausgelöste, auch andere Faktoren lösen Krisen im Mittelstand aus. Die Digitalisierung kann ein Hebel sein, um Krisen frühzeitig zu antizipieren, sich besser auf diese vorzubereiten und gestärkter aus ihnen hervorzugehen. Die Digitalisierung ist bereits seit den 70er Jahren ein Thema und so aktuell wie nie, denn die stetige technologische Weiterentwicklung macht es kleinen wie großen Unternehmen immer einfacher Services oder Prozesse zu digitalisieren, digitale Aspekte in ihre Strukturen zu integrieren oder sich komplett umzustellen. So scheint es zumindest, denn gerade in Krisenzeiten erhöht sich der Digitalisierungsdruck auf Kleinst- und Kleinbetriebe, sowie Mittelständler enorm. Gleichzeitig bieten sie enormes Potenzial.

“Die Krise ist ein Weckruf, die Digitalisierung nun massiv voranzutreiben”, sagte Bitkom Präsident Achim Berg Anfang April 2020 der dpa. Man habe sich bisher zu viel Zeit gelassen. Er verweist zudem auf eine Bitkom Umfrage von Anfang des Jahres, die angibt, dass neun von zehn befragten Unternehmen, die damals im Raum stehenden Ausgangsbeschränkungen eher als Chance sehen würden, als ein Risiko. Gleichzeitig gebe aber auch jedes dritte Unternehmen an, Probleme bei der Digitalisierung zu haben. Jetzt hieße es, digitale Infrastrukturen massiv aufzubauen, Geschäftsprozesse umfassend zu digitalisieren und vor allem neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Der BITKOM Präsident ist der Überzeugung, die aktuelle Situation bietet eine echte Chance einen Kick Start hinzulegen und die sollte man nutzen.

Auch die Stadtsparkasse selbst stand und steht durch die COVID-19 Krise vor Herausforderungen, die teilweise durch Digitalisierung angegangen und gemeistert werden können. Durch die Krise sind wir gefordert uns anders als bisher aufzustellen. Karin-Brigitte Göbel ist die Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf und sie hat das Unternehmen in dieser Krise federführend transformiert.

Liebe Frau Göbel, die Krise hat uns alle privat wie beruflich in irgendeiner Form getroffen. Welche Auswirkungen sehen Sie vor allem für die Wirtschaft und die mittelständischen Unternehmen hier in der Region Düsseldorf?

„Die Corona Pandemie trifft die deutsche Wirtschaft, vor allem mittelständische Unternehmen, weit schlimmer als in der Finanzkrise 2008. Lassen Sie mich zu einer Umfrage des deutschen Industrie- und Handelskammertages kommen, die aufgezeigt hat, wie viele Unternehmen betroffen sind, und zwar über 90%. Allen voran das Gastgewerbe und die Tourismusbranche und wenn ich jetzt dann einfach mal zu führenden Wirtschaftsforschungsinstituten schauen darf, dann sagen die eine Rezession voraus, die einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um bis zu 7,5% bedeuten können. Ich glaube das ist auch nicht aus der Welt.“

Frau Göbel, waren wir eigentlich als Stadtsparkasse auf einen solchen Krisenfall vorbereitet, oder gab es spontan Nachholbedarf ?

„Natürlich haben wir einen sogenannten „Pandemieplan“, nach welchem wir in diesen Zeiten arbeiten, aber niemand kann auf eine Pandemie dieses Ausmaßes komplett vorbereitet sein. Zum Glück kann ich sagen, dass wir schon lange in der Stadtsparkasse intensiv daran gearbeitet haben unser Haus stabil für die Zukunft aufzustellen. Wenn ich ehrlich bin, kommt uns das jetzt wirklich zugute. Was zählt dazu heute? Heute leben wir multikanal und unsere Online und Mobile Services werden weiter ausgebaut. Unsere Kunden müssen für viele Abschlüsse gar nicht mehr in die Filiale kommen, sie können diese online oder per Telefon erledigen und außerdem haben wir eine Kultur etabliert, die es ermöglicht uns schnell und unbürokratisch auf neue Situationen einzustellen, was in Zeiten wie dieser von großem Vorteil ist.“

Frau Göbel, wenn ich das noch mal kurz aufnehme, was sie gerade zum Thema Digitalisierung gesagt haben: Was sind denn dann die eigenen, aktuellen Baustellen und Herausforderungen in Bezug auf die Digitalisierung für die Stadtsparkasse Düsseldorf? Vor allem jetzt in einer solchen Krise.

„Eine ganz besondere Herausforderung in dieser Zeit ist es, unseren Kunden trotz der räumlichen Distanz persönlich nah zu bleiben, aber ich bin überzeugt, dass es uns telefonisch über die sogenannten „Care Calls“ in den vielen persönlichen Telefonaten oder auch online gelungen ist, eine persönliche Nähe zu unseren Kunden aufzubauen. Generell aber, um jetzt Fakten zu nennen, bauen wir unsere digitalen Produkte und Serviceangebote weiter aus, um unseren Kunden ein wirklich verlässlicher und starker Partner zu sein. Den Einsatz von künstlicher Intelligenz erarbeiten wir eng mit unserem Netzwerk zusammen, um dann Kunden auf dem Weg in die Digitalisierung zur Seite stehen zu können und sie zu begleiten, ja um einfach schnell zu sein.“

Was konnten wir dann bereits nach dieser Zeit für unsere zukünftige Arbeit lernen, also als Stichwort beispielsweise „agiles und mobiles Arbeiten“? Und was können wir davon vor allem für unsere Kunden mitnehmen?

„Das „agile“, ja ich mag sogar sagen, dass super agile teamübergreifende Arbeiten hat gezeigt, dass so extrem vieles möglich ist. Wenn wir uns darauf konzentrieren, was geht und nicht darauf, was nicht geht, dann können wir quasi Berge versetzen. So sind innerhalb von 99 Stunden das Coronavirus Soforthilfeportal für unsere Firmenkunden und auch ein Gutscheinportal entstanden. Die ersten Kundenanträge auf Soforthilfe wurden bereits nach vier Tagen bewilligt. Der Erfolg des Projektes zeigt mir, dass wir wirklich trotz der hohen Arbeitsbelastung und des Zeitdrucks, alle an einem Strang gezogen haben und das obwohl über 60% der Mitarbeitenden mobil gearbeitet haben und dies für viele von uns eine ganz neue Erfahrung und ein ganz neues Umfeld ist. Da bin ich direkt beim nächsten Stichwort: Alles, was wir getan haben, haben wir für unsere Kunden entwickelt. Wir haben sehr viel dazu gelernt. Wir haben einen Quantensprung gemacht in der Weiterentwicklung unseres Hauses. Was jetzt wichtig ist, und darauf kommt es wirklich in den nächsten Wochen und Monaten an, dass wir das Erlernte nutzen, damit wir unsere Regelprozesse verbessern, schneller und kreativer machen können, und so nicht wieder in die Zeit vor Corona zurückgehen.“

Frau Göbel, Sie haben es gerade selbst beschrieben: Die dynamischen Situationen, die Schnelligkeit, die hohe Arbeitsbelastung. Wie nehmen Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtsparkasse Düsseldorf in dieser sich stetig verändernden Situation mit?

„Wie alle Unternehmen, erleben auch wir in der Stadtsparkasse Düsseldorf einen ständigen Wandel, sowohl organisatorisch als auch kulturell. In dieser Zeit hat insbesondere die Kommunikation einen extrem hohen Stellenwert. Lassen Sie mich da noch einmal tiefer drauf eingehen. In der Corona Pandemie haben wir beispielsweise einen neuen internen Blog ins Leben gerufen, unseren sogenannten „Corona Ticker“, der transparent alle Beschlüsse, alle internen Informationen, aber auch Tipps, Tricks und Ideen zusammenstellt und ebenfalls externe relevante Nachrichten mit hinzu nimmt, um so umfassend jeden einzelnen Mitarbeitenden, jede einzelne Mitarbeitende zu informieren. Es ist glaube ich keine Überraschung, wenn ich hier an dieser Stelle sage, dass das Feedback unserer Mitarbeitenden darauf mehr als überzeugend ist. Die Klickzahlen sprechen für sich.“

Und wie profitiert ihrer Meinung nach auch die Stadt Düsseldorf von der Arbeit der Stadtsparkasse in dieser Krisenzeit?

„Unser Ziel ist es nun, die regionale Wirtschaft, den Einzelhandel und die Handwerksbetriebe zu unterstützen. Es geht uns darum, Arbeitsplätze und die kulturelle Vielfalt in unserer tollen Stadt Düsseldorf zu sichern um unsere Lieblingsorte, die Cafés, Bars, Kinos oder den Krämer nebenan auch nach der Krise besuchen zu können. Das ist einer der großen Wünsche und da mitzuwirken, das treibt uns jeden Tag an. Wir tragen dazu verantwortlich bei, indem wir als Stadtsparkasse Düsseldorf einerseits unbürokratische finanzielle Soforthilfe bieten und andererseits den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, selbst aktiv zu werden. Wir haben mit anderen Partnern zusammen einen Gutscheinportal ins Leben gerufen, über das lokale Einzelhändler, aber auch Dienstleister, ganz unkompliziert Gutscheine für die Zeit nach Corona verkaufen können. Wir bieten das alles kostenlos an. So kann jeder durch den Erwerb von Gutscheinen dazu beitragen, dass wir gemeinsam diese Situation meistern können. Die Stadt profitiert, aber auch wir profitieren durch das gemeinsame Arbeiten mit den vielen Partnern und dem großen Schulter an Schulter an Lösungen suchen.“

Vielen Dank Frau Göbel, für diese Einblicke. Nicht nur wir als Stadtsparkasse stehen aktuell vor Herausforderungen, denen wir zu großen Teilen mit digitalen Maßnahmen begegnen können. Auch unsere Kunden im Mittelstand tun dies. Die können wir als Stadtsparkasse hier unterstützen. Genau das, frage ich unser Vorstandsmitglied Uwe Baust, verantwortlich für das Dezernat für den Kunden.

Herr Baust, die aktuelle Zeit fordert unsere Kunden in jeder Hinsicht enorm. Was tun wir um kurzfristig in der Krise zu helfen?

„Wir sind trotz erzwungener Distanz unseren Kunden und ihren Bedürfnissen nah. Wir lassen niemanden in der Krise allein, unsere Firmenkunden unterstützen wir kurzfristig im Sinne einer Akuthilfe, vor allem bei Liquiditätsengpässen. Schon Anfang März, also vor dem Lockdown, haben wir hier in der Stadtsparkasse Düsseldorf aktiv begonnen unsere Kunden auf die individuellen Auswirkungen der Pandemie anzusprechen. Bis heute haben wir proaktiv fast 4500 Firmenkunden, darauf sind wir wirklich stolz, persönlich angerufen. Mit denen, die Bedarf geäußert haben, haben wir dann zur Liquiditätsüberbrückung in der kurzen Zeit bereits in über 750 Fällen konkrete Anträge, insbesondere für KfW Förderkredite und über 120 Vereinbarungen über Tilgungsaussetzungen, bearbeitet. Ein besonderes Merkmal ist dabei, dass wir neben den Förderkrediten an sich auch eine sofortige hälftige Vorfinanzierung, dieser oft erst nach einigen Wochen fließenden Mittel, anbieten. Mitte März haben wir dazu innerhalb von weniger als einer Woche einen Online Eingangskanal für Liquiditätshilfe Kredite gebaut, der schnell und einfach, das ist meiner Meinung nach ganz wichtig für die Mittelstandskunden, funktioniert. Einen vergleichbaren Eingangskanal finden sie sonst kaum in der deutschen Bankenlandschaft.“

Herr Baust, und langfristig? Wie helfen wir denn unseren Kunden den Blick jetzt wieder strategisch nach vorne zu richten?

„Nach dem ersten Schock durch COVID-19 sind sich die meisten Kunden sehr wohl bewusst, dass sie sich nun auf strategische Fragen einstellen müssen. Es geht darum zu einer Art neuer Normalität zu finden, in der die Digitalisierung eine viel größere Rolle spielt, als früher. Hier stellen wir gezielt kleinen und mittelgroßen Unternehmen mit einem spezifischen Kreditprogramm, sowie modernsten Zahlungsverkehrslösungen und das alles eben auch mit persönlicher und konkreter Beratung und auch mit unserem großen Partnernetzwerk, zur Verfügung.“

Herr Baust, Krisen offenbaren ja auch immer sehr deutlich Nachholbedarf. Wo sollten Ihrer Meinung nach die Wirtschaft und mittelständische Unternehmen jetzt ansetzen? Also was ist sozusagen ein absolutes „Muss“?

„Nun zum einen, werden viele sicherlich ihr Liquiditätsmanagement überarbeiten und für die Zukunft definitiv großzügiger, sprich wetterfester gestalten, und auch gestalten müssen. Das ist wirklich ein „Muss“ für die Unternehmer. Außerdem sollten Betriebe ihre Lieferketten analysieren und gegebenenfalls adjustieren. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass nach der Krise wieder mehr in Europa produziert und beschafft wird, zumal sich dies auch auf den ökologischen und gesellschaftlichen immer wichtiger werdenden Aspekt der Nachhaltigkeit einzahlt. Der größte Nachholbedarf besteht aber ganz eindeutig bei der Digitalisierung. Quasi von einem Tag auf den anderen mussten Unternehmen, auch unser Haus, auf mobiles Arbeiten umstellen und Mitarbeitende müssen auf eine funktionsfähige und belastbare Serverstruktur zugreifen können. Der Spruch „Das haben wir doch immer so gemacht“ trägt definitiv nicht mehr. Die Digitalisierung verändert somit auch signifikant und relativ schnell die Bedarfsprofile und Einsatzgebiete für Mitarbeitende.“

Viele Unternehmen haben ja jetzt gerade ganz andere Sorgen, als sich um Investitionen in ihre digitale Infrastruktur zu kümmern. Was sagen wir diesen Kunden? Oder wie können wir diesen Kunden jetzt vor allem helfen?

„Um Unternehmerinnen und Unternehmer hier zu unterstützen haben wir gemeinsam mit unserem Netzwerkpartner Jungmut einen exklusiven Digitalisierungscheck – zugeschnitten auf kleine und mittelgroße Unternehmen (KMUs) – entwickelt. Das ist eine Webanwendung, die im Rahmen eines strategischen Dialogs mit unseren Firmenkundenbetreuern und Firmenkundenbetreuerinnen am Ende ganz konkrete Handlungsfelder Punkt für Punkt entlang der jeweils individuellen Wertschöpfungskette eines Kunden aufzeigt. Anschließend kann dann das Unternehmen daraus Prioritäten ableiten. Also dort, wo die Digitalisierung den größten spezifischen Nutzen stiften kann, ansetzen. Das kann auch ein sich Herantasten an eine überschaubare erste Anwendungslösung sein, wie zum Beispiel die Automatisierung der Zahlungseingänge oder einfacheren administrativen Vorgängen. Für die konkrete Umsetzung vermitteln wir unseren Kunden die zu KMU passenden Ansprechpartner aus unserem großen Netzwerk. Zur Finanzierung haben wir ein Sonderkreditprogramm für Investition in digitale Projekte im weitesten Sinne, generell in innovative Investition, entwickelt. Und wir koppeln diese, last but not least, mit einer Beratung darüber, welche staatlichen Förderprogramme geeignet sind. Im Übrigen bin ich davon fest überzeugt, dass die in Kürze kommenden sogenannten Konjunkturprogramme von Bund und Ländern genau hier in der Digitalisierung ein Schwerpunkt setzen werden. Also den sollten sich chancenorientierte Unternehmer nicht entgehen lassen.

Wir begleiten ja nicht nur unsere
Kunden auf dem Weg in die Digitalisierung, sondern müssen das auch in unserem
eigenen Haus umsetzen. Wie treiben wir, als Stadtsparkasse Düsseldorf, das
Ganze voran?

„Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. In unserem eigenen Haus haben wir beispielsweise im vergangenen Jahr die Netzwerkstatt gegründet. Hier erleben Crossfunktionale Teams neue Formen der Zusammenarbeit und dies in einer ganz anderen Geschwindigkeit und mit einem viel besseren bereichsübergreifenden wechselseitigen Verständnis, als früher. Wir werden, darauf aufbauend, ab diesem Jahr gezielt unseren Multikanalvertrieb im Firmenkundengeschäft ausbauen, durch Investitionen in mediale Angebote, sprich in unser Internetangebot, sowie in telefonische Business Service Dienstleistungen. Wir haben dabei als erste Sparkasse in Deutschland ein Firmenkundenportal ins Netz gestellt. Wichtig ist, dass wir dabei für unsere kleinen und mittelgroßen Firmenkunden, also anders als viele Wettbewerber aus dem Kreis von Geschäftsbanken, direkt Banken und Fintechs, in ganz klaren Abgrenzungen auch mit unserem stationären Vertrieb vollumfänglich, in der parallel persönlichen Betreuung, hier vor Ort bleiben. Der Kunde ist also derjenige, der entscheidet, wann er welchen der drei Kanäle stationär, medial oder telefonisch nutzen möchte. Wir schauen aber auch immer über den Tellerrand hinaus. Wir sind zum Beispiel am Venture Capital Fonds von Capnamic Ventures beteiligt und haben darüber einen tiefen Einblick in die Startup Szene und auf innovative B2B Geschäftsmodelle bekommen. Und dieses Netzwerk öffnen wir auch systematisch für unsere Firmenkunden, um sie mit aufstrebenden Startups zusammenzubringen. Das Ziel ist dabei, dass die Teilnehmenden konkrete Impulse für ihr eigenes Geschäftsmodell mitnehmen, um sich dann zukunftssicher aufzustellen.“

Meine letzte Frage, Herr Baust, ist eher eine persönliche: Wie geht es Ihnen nach fast drei Monaten, die wir jetzt schon mit der COVID-19 Pandemie leben müssen?

„Ich denke, vielen Mitarbeitenden und auch mir ist in diesen Zeiten noch mal klar geworden, wozu wir eigentlich diesen Beruf ergriffen haben und warum er uns so erfüllt. Und auf die Gefahr hin, dass das jetzt pathetisch rüberkommt, aber ich meine das ganz ernst, wir liefern den Kunden unterschiedlichster Branchen und Größe in ganz konkreter und höchstpersönlicher Art und Weise Kreditmittel, Know-how Netzwerk und tragen so unmittelbar zur Stärkung unserer Wirtschaft und unserer Heimatregion bei. Wir sind in der Corona Krise maßgeblicher Teil der Lösung. Das ist es, was uns antreibt. Das ergibt für uns alle sehr viel Sinn und das ist es, was uns hier motiviert.“

Vielen Dank auch an Sie, Herr Baust, für das spannende Gespräch. Wir sehen also, die COVID-19 Pandemie stellt nicht nur unser Privatleben auf den Kopf, sondern sorgt auch für wirtschaftlichen Krisenmodus. Die Digitalisierung kann helfen, Geschäftsmodelle trotz Krise weiterzuführen, bzw. abzuändern, sodass sie sich an die aktuelle Lage anpassen. Aber auch langfristig wird diese Krise erheblichen Einfluss auf die Digitalisierung im Mittelstand haben. Laut Prognosen kann sie eine echte Chance sein.

Wenn Sie gerade vor ähnlichen Herausforderungen stehen, die wir in unserer Folge beschrieben haben und Sie Unterstützung brauchen oder Fragen haben, wir bei der Stadtsparkasse Düsseldorf beraten Sie gerne. Schauen Sie dafür einfach auf unserem Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de/firmenkunden vorbei.

In einer der nächsten Folgen von #DigiDUS beleuchten wir das Thema Cybersecurity und widmen uns den Herausforderungen in der Krise speziell für Familienunternehmen. Bis dahin bleiben Sie bitte gesund und wir freuen uns, wenn Sie dann wieder zuhören.

Transkript zur Folge #2

#DigiDUS: Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand

Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf

Rund 39 Millionen Ergebnisse erhalten Sie, wenn Sie Digitalisierung bei Google eingeben. Ist also schon alles zu dem Thema gesagt? Wir, von der Stadtsparkasse Düsseldorf, beantworten diese Frage mit einem klaren „Nein“ – und unserem Podcast #DigiDUS. Mein Name ist Jeannine Malchareck-Wirtz und ich freue mich, Ihnen unseren Podcast zur Digitalisierung im Mittelstand präsentieren zu dürfen In #DigiDUS erfahren Sie, welche Chancen die Digitalisierung für den Mittelstand bietet und welche Herausforderungen sie mit sich bringt. Wir blicken auf die politische Tragweite der Digitalisierung, auf Cybersecurity, das Potenzial von Daten, auf künstliche Intelligenz und stellen natürlich “Best Practices” vor. Gleichzeitig zeigen wir, wie wir als Stadtsparkasse Düsseldorf den Mittelstand hinsichtlich der Digitalisierung beraten und unterstützen können.

In dieser ersten Folge jedoch dreht sich alles um den Krisenmodus. Nicht nur eine Pandemie, wie die durch COVID-19 ausgelöste, auch andere Faktoren lösen Krisen im Mittelstand aus. Die Digitalisierung kann ein Hebel sein, um Krisen frühzeitig zu antizipieren, sich besser auf diese vorzubereiten und gestärkter aus ihnen hervorzugehen. Die Digitalisierung ist bereits seit den 70er Jahren ein Thema und so aktuell wie nie, denn die stetige technologische Weiterentwicklung macht es kleinen wie großen Unternehmen immer einfacher Services oder Prozesse zu digitalisieren, digitale Aspekte in ihre Strukturen zu integrieren oder sich komplett umzustellen. So scheint es zumindest, denn gerade in Krisenzeiten erhöht sich der Digitalisierungsdruck auf Kleinst- und Kleinbetriebe, sowie Mittelständler enorm. Gleichzeitig bieten sie enormes Potenzial.

“Die Krise ist ein Weckruf, die Digitalisierung nun massiv voranzutreiben”, sagte Bitkom Präsident Achim Berg Anfang April 2020 der dpa. Man habe sich bisher zu viel Zeit gelassen. Er verweist zudem auf eine Bitkom Umfrage von Anfang des Jahres, die angibt, dass neun von zehn befragten Unternehmen, die damals im Raum stehenden Ausgangsbeschränkungen eher als Chance sehen würden, als ein Risiko. Gleichzeitig gebe aber auch jedes dritte Unternehmen an, Probleme bei der Digitalisierung zu haben. Jetzt hieße es, digitale Infrastrukturen massiv aufzubauen, Geschäftsprozesse umfassend zu digitalisieren und vor allem neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Der BITKOM Präsident ist der Überzeugung, die aktuelle Situation bietet eine echte Chance einen Kick Start hinzulegen und die sollte man nutzen.

Auch die Stadtsparkasse selbst stand und steht durch die COVID-19 Krise vor Herausforderungen, die teilweise durch Digitalisierung angegangen und gemeistert werden können. Durch die Krise sind wir gefordert uns anders als bisher aufzustellen. Karin-Brigitte Göbel ist die Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf und sie hat das Unternehmen in dieser Krise federführend transformiert.

Liebe Frau Göbel, die Krise hat uns alle privat wie beruflich in irgendeiner Form getroffen. Welche Auswirkungen sehen Sie vor allem für die Wirtschaft und die mittelständischen Unternehmen hier in der Region Düsseldorf?

„Die Corona Pandemie trifft die deutsche Wirtschaft, vor allem mittelständische Unternehmen, weit schlimmer als in der Finanzkrise 2008. Lassen Sie mich zu einer Umfrage des deutschen Industrie- und Handelskammertages kommen, die aufgezeigt hat, wie viele Unternehmen betroffen sind, und zwar über 90%. Allen voran das Gastgewerbe und die Tourismusbranche und wenn ich jetzt dann einfach mal zu führenden Wirtschaftsforschungsinstituten schauen darf, dann sagen die eine Rezession voraus, die einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um bis zu 7,5% bedeuten können. Ich glaube das ist auch nicht aus der Welt.“

Frau Göbel, waren wir eigentlich als Stadtsparkasse auf einen solchen Krisenfall vorbereitet, oder gab es spontan Nachholbedarf ?

„Natürlich haben wir einen sogenannten „Pandemieplan“, nach welchem wir in diesen Zeiten arbeiten, aber niemand kann auf eine Pandemie dieses Ausmaßes komplett vorbereitet sein. Zum Glück kann ich sagen, dass wir schon lange in der Stadtsparkasse intensiv daran gearbeitet haben unser Haus stabil für die Zukunft aufzustellen. Wenn ich ehrlich bin, kommt uns das jetzt wirklich zugute. Was zählt dazu heute? Heute leben wir multikanal und unsere Online und Mobile Services werden weiter ausgebaut. Unsere Kunden müssen für viele Abschlüsse gar nicht mehr in die Filiale kommen, sie können diese online oder per Telefon erledigen und außerdem haben wir eine Kultur etabliert, die es ermöglicht uns schnell und unbürokratisch auf neue Situationen einzustellen, was in Zeiten wie dieser von großem Vorteil ist.“

Frau Göbel, wenn ich das noch mal kurz aufnehme, was sie gerade zum Thema Digitalisierung gesagt haben: Was sind denn dann die eigenen, aktuellen Baustellen und Herausforderungen in Bezug auf die Digitalisierung für die Stadtsparkasse Düsseldorf? Vor allem jetzt in einer solchen Krise.

„Eine ganz besondere Herausforderung in dieser Zeit ist es, unseren Kunden trotz der räumlichen Distanz persönlich nah zu bleiben, aber ich bin überzeugt, dass es uns telefonisch über die sogenannten „Care Calls“ in den vielen persönlichen Telefonaten oder auch online gelungen ist, eine persönliche Nähe zu unseren Kunden aufzubauen. Generell aber, um jetzt Fakten zu nennen, bauen wir unsere digitalen Produkte und Serviceangebote weiter aus, um unseren Kunden ein wirklich verlässlicher und starker Partner zu sein. Den Einsatz von künstlicher Intelligenz erarbeiten wir eng mit unserem Netzwerk zusammen, um dann Kunden auf dem Weg in die Digitalisierung zur Seite stehen zu können und sie zu begleiten, ja um einfach schnell zu sein.“

Was konnten wir dann bereits nach dieser Zeit für unsere zukünftige Arbeit lernen, also als Stichwort beispielsweise „agiles und mobiles Arbeiten“? Und was können wir davon vor allem für unsere Kunden mitnehmen?

„Das „agile“, ja ich mag sogar sagen, dass super agile teamübergreifende Arbeiten hat gezeigt, dass so extrem vieles möglich ist. Wenn wir uns darauf konzentrieren, was geht und nicht darauf, was nicht geht, dann können wir quasi Berge versetzen. So sind innerhalb von 99 Stunden das Coronavirus Soforthilfeportal für unsere Firmenkunden und auch ein Gutscheinportal entstanden. Die ersten Kundenanträge auf Soforthilfe wurden bereits nach vier Tagen bewilligt. Der Erfolg des Projektes zeigt mir, dass wir wirklich trotz der hohen Arbeitsbelastung und des Zeitdrucks, alle an einem Strang gezogen haben und das obwohl über 60% der Mitarbeitenden mobil gearbeitet haben und dies für viele von uns eine ganz neue Erfahrung und ein ganz neues Umfeld ist. Da bin ich direkt beim nächsten Stichwort: Alles, was wir getan haben, haben wir für unsere Kunden entwickelt. Wir haben sehr viel dazu gelernt. Wir haben einen Quantensprung gemacht in der Weiterentwicklung unseres Hauses. Was jetzt wichtig ist, und darauf kommt es wirklich in den nächsten Wochen und Monaten an, dass wir das Erlernte nutzen, damit wir unsere Regelprozesse verbessern, schneller und kreativer machen können, und so nicht wieder in die Zeit vor Corona zurückgehen.“

Frau Göbel, Sie haben es gerade selbst beschrieben: Die dynamischen Situationen, die Schnelligkeit, die hohe Arbeitsbelastung. Wie nehmen Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtsparkasse Düsseldorf in dieser sich stetig verändernden Situation mit?

„Wie alle Unternehmen, erleben auch wir in der Stadtsparkasse Düsseldorf einen ständigen Wandel, sowohl organisatorisch als auch kulturell. In dieser Zeit hat insbesondere die Kommunikation einen extrem hohen Stellenwert. Lassen Sie mich da noch einmal tiefer drauf eingehen. In der Corona Pandemie haben wir beispielsweise einen neuen internen Blog ins Leben gerufen, unseren sogenannten „Corona Ticker“, der transparent alle Beschlüsse, alle internen Informationen, aber auch Tipps, Tricks und Ideen zusammenstellt und ebenfalls externe relevante Nachrichten mit hinzu nimmt, um so umfassend jeden einzelnen Mitarbeitenden, jede einzelne Mitarbeitende zu informieren. Es ist glaube ich keine Überraschung, wenn ich hier an dieser Stelle sage, dass das Feedback unserer Mitarbeitenden darauf mehr als überzeugend ist. Die Klickzahlen sprechen für sich.“

Und wie profitiert ihrer Meinung nach auch die Stadt Düsseldorf von der Arbeit der Stadtsparkasse in dieser Krisenzeit?

„Unser Ziel ist es nun, die regionale Wirtschaft, den Einzelhandel und die Handwerksbetriebe zu unterstützen. Es geht uns darum, Arbeitsplätze und die kulturelle Vielfalt in unserer tollen Stadt Düsseldorf zu sichern um unsere Lieblingsorte, die Cafés, Bars, Kinos oder den Krämer nebenan auch nach der Krise besuchen zu können. Das ist einer der großen Wünsche und da mitzuwirken, das treibt uns jeden Tag an. Wir tragen dazu verantwortlich bei, indem wir als Stadtsparkasse Düsseldorf einerseits unbürokratische finanzielle Soforthilfe bieten und andererseits den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, selbst aktiv zu werden. Wir haben mit anderen Partnern zusammen einen Gutscheinportal ins Leben gerufen, über das lokale Einzelhändler, aber auch Dienstleister, ganz unkompliziert Gutscheine für die Zeit nach Corona verkaufen können. Wir bieten das alles kostenlos an. So kann jeder durch den Erwerb von Gutscheinen dazu beitragen, dass wir gemeinsam diese Situation meistern können. Die Stadt profitiert, aber auch wir profitieren durch das gemeinsame Arbeiten mit den vielen Partnern und dem großen Schulter an Schulter an Lösungen suchen.“

Vielen Dank Frau Göbel, für diese Einblicke. Nicht nur wir als Stadtsparkasse stehen aktuell vor Herausforderungen, denen wir zu großen Teilen mit digitalen Maßnahmen begegnen können. Auch unsere Kunden im Mittelstand tun dies. Die können wir als Stadtsparkasse hier unterstützen. Genau das, frage ich unser Vorstandsmitglied Uwe Baust, verantwortlich für das Dezernat für den Kunden.

Herr Baust, die aktuelle Zeit fordert unsere Kunden in jeder Hinsicht enorm. Was tun wir um kurzfristig in der Krise zu helfen?

„Wir sind trotz erzwungener Distanz unseren Kunden und ihren Bedürfnissen nah. Wir lassen niemanden in der Krise allein, unsere Firmenkunden unterstützen wir kurzfristig im Sinne einer Akuthilfe, vor allem bei Liquiditätsengpässen. Schon Anfang März, also vor dem Lockdown, haben wir hier in der Stadtsparkasse Düsseldorf aktiv begonnen unsere Kunden auf die individuellen Auswirkungen der Pandemie anzusprechen. Bis heute haben wir proaktiv fast 4500 Firmenkunden, darauf sind wir wirklich stolz, persönlich angerufen. Mit denen, die Bedarf geäußert haben, haben wir dann zur Liquiditätsüberbrückung in der kurzen Zeit bereits in über 750 Fällen konkrete Anträge, insbesondere für KfW Förderkredite und über 120 Vereinbarungen über Tilgungsaussetzungen, bearbeitet. Ein besonderes Merkmal ist dabei, dass wir neben den Förderkrediten an sich auch eine sofortige hälftige Vorfinanzierung, dieser oft erst nach einigen Wochen fließenden Mittel, anbieten. Mitte März haben wir dazu innerhalb von weniger als einer Woche einen Online Eingangskanal für Liquiditätshilfe Kredite gebaut, der schnell und einfach, das ist meiner Meinung nach ganz wichtig für die Mittelstandskunden, funktioniert. Einen vergleichbaren Eingangskanal finden sie sonst kaum in der deutschen Bankenlandschaft.“

Herr Baust, und langfristig? Wie helfen wir denn unseren Kunden den Blick jetzt wieder strategisch nach vorne zu richten?

„Nach dem ersten Schock durch COVID-19 sind sich die meisten Kunden sehr wohl bewusst, dass sie sich nun auf strategische Fragen einstellen müssen. Es geht darum zu einer Art neuer Normalität zu finden, in der die Digitalisierung eine viel größere Rolle spielt, als früher. Hier stellen wir gezielt kleinen und mittelgroßen Unternehmen mit einem spezifischen Kreditprogramm, sowie modernsten Zahlungsverkehrslösungen und das alles eben auch mit persönlicher und konkreter Beratung und auch mit unserem großen Partnernetzwerk, zur Verfügung.“

Herr Baust, Krisen offenbaren ja auch immer sehr deutlich Nachholbedarf. Wo sollten Ihrer Meinung nach die Wirtschaft und mittelständische Unternehmen jetzt ansetzen? Also was ist sozusagen ein absolutes „Muss“?

„Nun zum einen, werden viele sicherlich ihr Liquiditätsmanagement überarbeiten und für die Zukunft definitiv großzügiger, sprich wetterfester gestalten, und auch gestalten müssen. Das ist wirklich ein „Muss“ für die Unternehmer. Außerdem sollten Betriebe ihre Lieferketten analysieren und gegebenenfalls adjustieren. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass nach der Krise wieder mehr in Europa produziert und beschafft wird, zumal sich dies auch auf den ökologischen und gesellschaftlichen immer wichtiger werdenden Aspekt der Nachhaltigkeit einzahlt. Der größte Nachholbedarf besteht aber ganz eindeutig bei der Digitalisierung. Quasi von einem Tag auf den anderen mussten Unternehmen, auch unser Haus, auf mobiles Arbeiten umstellen und Mitarbeitende müssen auf eine funktionsfähige und belastbare Serverstruktur zugreifen können. Der Spruch „Das haben wir doch immer so gemacht“ trägt definitiv nicht mehr. Die Digitalisierung verändert somit auch signifikant und relativ schnell die Bedarfsprofile und Einsatzgebiete für Mitarbeitende.“

Viele Unternehmen haben ja jetzt gerade ganz andere Sorgen, als sich um Investitionen in ihre digitale Infrastruktur zu kümmern. Was sagen wir diesen Kunden? Oder wie können wir diesen Kunden jetzt vor allem helfen?

„Um Unternehmerinnen und Unternehmer hier zu unterstützen haben wir gemeinsam mit unserem Netzwerkpartner Jungmut einen exklusiven Digitalisierungscheck – zugeschnitten auf kleine und mittelgroße Unternehmen (KMUs) – entwickelt. Das ist eine Webanwendung, die im Rahmen eines strategischen Dialogs mit unseren Firmenkundenbetreuern und Firmenkundenbetreuerinnen am Ende ganz konkrete Handlungsfelder Punkt für Punkt entlang der jeweils individuellen Wertschöpfungskette eines Kunden aufzeigt. Anschließend kann dann das Unternehmen daraus Prioritäten ableiten. Also dort, wo die Digitalisierung den größten spezifischen Nutzen stiften kann, ansetzen. Das kann auch ein sich Herantasten an eine überschaubare erste Anwendungslösung sein, wie zum Beispiel die Automatisierung der Zahlungseingänge oder einfacheren administrativen Vorgängen. Für die konkrete Umsetzung vermitteln wir unseren Kunden die zu KMU passenden Ansprechpartner aus unserem großen Netzwerk. Zur Finanzierung haben wir ein Sonderkreditprogramm für Investition in digitale Projekte im weitesten Sinne, generell in innovative Investition, entwickelt. Und wir koppeln diese, last but not least, mit einer Beratung darüber, welche staatlichen Förderprogramme geeignet sind. Im Übrigen bin ich davon fest überzeugt, dass die in Kürze kommenden sogenannten Konjunkturprogramme von Bund und Ländern genau hier in der Digitalisierung ein Schwerpunkt setzen werden. Also den sollten sich chancenorientierte Unternehmer nicht entgehen lassen.

Wir begleiten ja nicht nur unsere
Kunden auf dem Weg in die Digitalisierung, sondern müssen das auch in unserem
eigenen Haus umsetzen. Wie treiben wir, als Stadtsparkasse Düsseldorf, das
Ganze voran?

„Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. In unserem eigenen Haus haben wir beispielsweise im vergangenen Jahr die Netzwerkstatt gegründet. Hier erleben Crossfunktionale Teams neue Formen der Zusammenarbeit und dies in einer ganz anderen Geschwindigkeit und mit einem viel besseren bereichsübergreifenden wechselseitigen Verständnis, als früher. Wir werden, darauf aufbauend, ab diesem Jahr gezielt unseren Multikanalvertrieb im Firmenkundengeschäft ausbauen, durch Investitionen in mediale Angebote, sprich in unser Internetangebot, sowie in telefonische Business Service Dienstleistungen. Wir haben dabei als erste Sparkasse in Deutschland ein Firmenkundenportal ins Netz gestellt. Wichtig ist, dass wir dabei für unsere kleinen und mittelgroßen Firmenkunden, also anders als viele Wettbewerber aus dem Kreis von Geschäftsbanken, direkt Banken und Fintechs, in ganz klaren Abgrenzungen auch mit unserem stationären Vertrieb vollumfänglich, in der parallel persönlichen Betreuung, hier vor Ort bleiben. Der Kunde ist also derjenige, der entscheidet, wann er welchen der drei Kanäle stationär, medial oder telefonisch nutzen möchte. Wir schauen aber auch immer über den Tellerrand hinaus. Wir sind zum Beispiel am Venture Capital Fonds von Capnamic Ventures beteiligt und haben darüber einen tiefen Einblick in die Startup Szene und auf innovative B2B Geschäftsmodelle bekommen. Und dieses Netzwerk öffnen wir auch systematisch für unsere Firmenkunden, um sie mit aufstrebenden Startups zusammenzubringen. Das Ziel ist dabei, dass die Teilnehmenden konkrete Impulse für ihr eigenes Geschäftsmodell mitnehmen, um sich dann zukunftssicher aufzustellen.“

Meine letzte Frage, Herr Baust, ist eher eine persönliche: Wie geht es Ihnen nach fast drei Monaten, die wir jetzt schon mit der COVID-19 Pandemie leben müssen?

„Ich denke, vielen Mitarbeitenden und auch mir ist in diesen Zeiten noch mal klar geworden, wozu wir eigentlich diesen Beruf ergriffen haben und warum er uns so erfüllt. Und auf die Gefahr hin, dass das jetzt pathetisch rüberkommt, aber ich meine das ganz ernst, wir liefern den Kunden unterschiedlichster Branchen und Größe in ganz konkreter und höchstpersönlicher Art und Weise Kreditmittel, Know-how Netzwerk und tragen so unmittelbar zur Stärkung unserer Wirtschaft und unserer Heimatregion bei. Wir sind in der Corona Krise maßgeblicher Teil der Lösung. Das ist es, was uns antreibt. Das ergibt für uns alle sehr viel Sinn und das ist es, was uns hier motiviert.“

Vielen Dank auch an Sie, Herr Baust, für das spannende Gespräch. Wir sehen also, die COVID-19 Pandemie stellt nicht nur unser Privatleben auf den Kopf, sondern sorgt auch für wirtschaftlichen Krisenmodus. Die Digitalisierung kann helfen, Geschäftsmodelle trotz Krise weiterzuführen, bzw. abzuändern, sodass sie sich an die aktuelle Lage anpassen. Aber auch langfristig wird diese Krise erheblichen Einfluss auf die Digitalisierung im Mittelstand haben. Laut Prognosen kann sie eine echte Chance sein.

Wenn Sie gerade vor ähnlichen Herausforderungen stehen, die wir in unserer Folge beschrieben haben und Sie Unterstützung brauchen oder Fragen haben, wir bei der Stadtsparkasse Düsseldorf beraten Sie gerne. Schauen Sie dafür einfach auf unserem Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de/firmenkunden vorbei.

In einer der nächsten Folgen von #DigiDUS beleuchten wir das Thema Cybersecurity und widmen uns den Herausforderungen in der Krise speziell für Familienunternehmen. Bis dahin bleiben Sie bitte gesund und wir freuen uns, wenn Sie dann wieder zuhören.

Transkript zur Folge #3

SSKD Podcast DigiDUS #

Jeannine-Malcherek Wirtz: Unsicherheit, kompletter
Kurswechsel, Existenzangst. Die COVID-19 Pandemie hat vor allem Kleinst- und
Kleinbetriebe sowie Familienunternehmen sehr stark getroffen. Denn manche
mussten Teil ihres Unternehmens, andere sogar ihr komplettes Portfolio
überdenken. Anders machen. Innovativ sein. Digitalisieren. Alles quasi von null
auf hundert. Das ist nicht immer leicht. Genau deshalb sprechen wir in der
dritten Folge von #DigiDUS mit einem Familienunternehmer, der selbst von seinen
eigenen Erfahrungen berichten kann und direkt einige Tipps, aber auch
Forderungen mit auf den Weg gibt. Wir von der Stadtsparkasse Düsseldorf können
zwar ihr Unternehmen nicht von jetzt auf gleich zu 100 Prozent digital machen,
aber was wir können: Wir können von Sekunde eins an Ihrer Seite sein und mit
unserem großen Partnernetzwerk dafür sorgen, dass Digitalisierung auch unter Zeitdruck
gelingt. Und auch darauf gehen wir in dieser Folge ein. Mein Name ist Jeannine
Malcherek-Wirtz und ich freue mich sehr, dass Sie uns heute wieder zuhören.

00:01:13

Jeannine-Malcherek Wirtz: Ich freue mich, dass Sie da sind. Für unsere
dritte Folge von #DigiDUS zum Thema „Familienunternehmen in und nach der Corona-Krise“,
wobei man ja nicht davon sprechen kann, dass die vorbei ist. Für dieses Thema
habe ich einen Gast heute, der prädestiniert dafür ist, um mit mir darüber zu
sprechen. Ich freue mich sehr, dass David Zülow heute da ist, als
Landesvorsitzender in NRW des Verbandes „Die Familienunternehmer“ und natürlich
selber Vorstand eines Familienunternehmens, nämlich der Zülow AG Neuss für
Gebäudetechnik. Ja, Herr Zülow, Sie als Vorsitzender des Verbandes haben ja
einmal den kompletten Blick, den Blick auf das große Ganze. Aber Sie sind ja
selber Vorstand eines Familienunternehmens. Könnten Sie uns noch einmal kurz
skizzieren, was waren die Voraussetzungen? Was sind nach wie vor die
Herausforderungen vor allem für Familienunternehmen in und nach der Krise?
Wobei wir die Krise noch nicht beendet haben.

00:02:13

David Zülow: Die Herausforderungen sind eigentlich für alle die
gleichen. Die ganze Situation ist für alle fallbeilartig runtergekommen. Wir hatten
von heute auf morgen nichts mehr zu tun. Sie haben sich Sorgen gemacht um ihre
eigenen Angehörigen, um die eigene Gesundheit, um die Gesundheit ihrer
Mitarbeiter. Also von jetzt auf gleich standen wir alle vor einer Situation,
die wir bis dahin in der Form noch gar nicht kannten. Und insofern sind die
Herausforderungen für alle gleich. Man muss sich mit einer Situation
auseinandersetzen, wo man A nicht weiß, wie lange es geht und B auch nicht
weiß, was auf einen überhaupt noch zukommt und was zu tun ist.

00:02:48

Jeannine-Malcherek Wirtz: Das heißt also, ging es Ihnen nicht anders als
anderen Mittelständlern oder gibt es für Familienunternehmen doch nochmal, ich
sag mal noch verschärfte Herausforderungen in der Krise, als vielleicht für ein
kleines mittelständisches Unternehmen?

00:03:02

David Zülow: Also die Herausforderungen sind tatsächlich, glaube ich,
für alle gleich. Das ist eine Frage der Größenordnung, der Intensität. Das ist
vielleicht auch eine Frage „Wie sehr ist man unmittelbar davon betroffen?“ Als
Familienunternehmer sind Sie ja auch immer mit dem eigenen Vermögen dran. Also
Sie reden nicht über irgendwelche diffusen Anlegergelder oder irgendwelche
Gesellschafterstrukturen, die kaum überschaubar sind, sondern sie kennen ihren
Gesellschafterkreis meistens persönlich ganz gut. Und demzufolge ist es
natürlich auch immer die Frage, wieviel muss man vielleicht selber nochmal ans
wirklich ersparte Eingemachte gehen. In so einer Krise haben Sie es von heute
auf morgen ja damit zu tun, die Umsätze bleiben aus. Die Kosten sind die
gleichen. Sie haben eine Belegschaft, an der Sie normalerweise festhalten
wollen. Also auch wenn mal so der Wind von vorne kommt. Wir haben vor der
Corona-Krise über Fachkräftemangel gesprochen, der ist ja deswegen nicht
erledigt. Und insofern stehen sie auch kaufmännisch vor der Frage „Halte ich
jetzt an meinen Beschäftigten fest? Wenn ja, wie lange? Wie lange halte ich sie
bei Laune?“ Und das Ganze muss irgendwie finanziert werden. Und dann schauen
Sie als Privatunternehmer oder als Eigentümer-Unternehmer tatsächlich ins
eigene Portemonnaie.

00:04:10

Jeannine-Malcherek Wirtz: Es gab ja vor allem auch von Bund und Ländern
jede Menge Konjunkturpakete und Soforthilfen, vor allem auch für Unternehmen.
Wie sehen Sie das? War das hilfreich für Sie als Familienunternehmen? Konnten
Sie da auch dran partizipieren?

00:04:24

David Zülow: Nee, also hilfreich ist das überhaupt nicht. Ich halte das
für blinden Aktionismus, was da passiert ist. Das ist ein verdammt teurer Spaß,
den wir uns alle noch in den nächsten Jahren über Steuern werden leisten können
und müssen. Das hatte kein Maß und kein Ziel. Es gibt einige wenige, die haben
kurzzeitig davon profitiert. Gerade die ganz Kleinen mit ihren Soforthilfen.
Diese Pakete sind ja schon ziemlich unstrukturiert beschrieben worden. Da geben
sie einem Einzelunternehmer Geld, damit er über die Runden kommt. Und dann darf
er das aber nicht dafür ausgeben, um über die Runden zu kommen. Also der hat ja
keine anderen Ausgaben außer Miete und ein Laptop zum Beispiel. Und bei uns im
Mittelstand ist faktisch nichts angekommen. Wir sind in so einer Situation zu
groß, um eine Soforthilfe zu kriegen und zu klein, um systemrelevant zu sein.

00:05:13

Jeannine-Malcherek Wirtz: Was hätten Sie sich gewünscht?

00:05:13

David Zülow: Dass man schnell wieder anfangen darf zu arbeiten, dass man
Augenmaß hat bei den Maßnahmen, die kommen, dass man vielleicht auch etwas mehr
auf die Eigenverantwortung der Menschen setzt, dass man nicht alles von jetzt
auf gleich schließt und dann die Unternehmen tatsächlich auf den Kosten alleine
sitzen lässt.

00:05:32

Jeannine-Malcherek Wirtz: Die Krise hat ja vor allem dem Thema
Digitalisierung nochmal ganz neue Bedeutung beigemessen, was ich glaube, was
auch richtig ist und was zu einem gewissen Grad sicherlich auch sehr gut war.
Nichtsdestotrotz wie sehen Sie das? Vor allem auch jetzt in der Krise, die ja
noch nicht beendet ist, noch längst wahrscheinlich nicht beendet ist. Welche
Bedeutung hat die Digitalisierung für den Mittelstand?

00:05:57

David Zülow: Also Digitalisierung heißt ja nicht, dass man von
Zettelwirtschaft auf E-Mail umsteigt. Das ist ein bisschen kurz gedacht,
sondern Digitalisierung heißt, dass eigentlich sämtliche vor allem
wiederkehrende Prozesse möglichst elektronisch ablaufen, dass viel
automatisiert ablaufen kann. Dass ist am Ende eine Effizienzfrage. Wie
effizient gestalte ich eigentlich meine Arbeitsprozesse? Und dass ich dafür
technische Hilfen habe. Das ist halt das Instrument oder das Werkzeug, dessen ich
mich bediene. Ich glaube, ein Unternehmen, was auch schon vor der Krise nicht
digital unterwegs war, die gibt es gar nicht mehr oder die gibt es kaum noch.
Die haben auf dem Markt schlichtweg nichts verloren. Also jetzt zeigt sich
natürlich, bei wem welcher Digitalisierung grad wie hoch und wie ausgeprägt
war, wie ernst man schon im Vorfeld die Notwendigkeit genommen hat, auch in
diesen Bereich zu investieren. Auch in dem Bereich Mitarbeiter weiterzubilden
und auch in dem Bereich seine Prozesse umzustrukturieren. Wir wissen also alle,
wenn dann so ein neues Programm reinkommt und man mit einem neuen Tool arbeiten
muss, dann ist das erst einmal nicht vergnügungssteuerpflichtig und verdammt
nochmal viel Arbeit für die, die damit arbeiten müssen. Da muss man halt durch.
Und die, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, die profitieren natürlich im
Augenblick insofern davon, dass viele Dinge leichter von der Hand gehen und
eben doch noch möglich sind als die, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.

00:07:14

Jeannine-Malcherek Wirtz: Das heißt also, wenn man überhaupt davon
sprechen kann, dass man die Möglichkeit hat zu investieren, halten sie das für
die Zukunft weiterhin für unabdingbar, was das Thema Digitalisierung angeht?

00:07:29

David Zülow: Das haben Sie richtig verstanden. Also Investitionen sind
grundsätzlich richtig. Also wer nicht investiert, der bleibt da stehen, wo er
ist. Für Investitionen brauchen Sie natürlich auch möglichst liquide Mittel und
auch einen Investitionsplan. Das ist jetzt sehr altbacken, aber deswegen
genauso aktuell, also aufzuhören zu investieren, das ist nicht die Lösung, auch
wenn die Kassen jetzt gerade etwas knapper sind. Die Frage ist, wofür
investiert man? Und ich glaube, dass gerade vielleicht auch viele ganz gut
beraten sind, wieder etwas mehr ins eigene Unternehmen reinzustecken und
vielleicht auch mal zu schauen. Eben solche Themen anzupacken wie
Arbeitsprozesse, wie Digitalisierungsprozesse. Das muss aber nicht das einzige
sein. Aber keine Empfehlung, nicht zu investieren.

00:08:12

Jeannine-Malcherek Wirtz: Was ich auch noch ganz spannend finde, in
dieser Diskussion um Digitalisierung spricht man ja einerseits von
digitalisierten Prozessen, mehr Effizienz et cetera. Und ein Baustein davon ist
ja auch das Thema Künstliche Intelligenz. Wenn man dem Glauben schenkt, was
Studien sagen: Wer jetzt nicht in Künstliche Intelligenz investiert bzw. sich
damit beschäftigt, der wird ganz, ganz schnell, und wir sprechen bei
Digitalisierung ja immer wirklich von schnell, den Anschluss verlieren. Wie
sehen Sie das? Was glauben Sie, welche Rolle die Digitalisierung und als Teil
davon, ich sage mal als ein zusätzlicher Baustein, die künstliche Intelligenz
spielt? Welche Rolle wird die zukünftig spielen?

00:08:55

David Zülow: Es geht darum, dass KI-Systeme – also künstliche
intelligente Systeme – selbstlernend sind. Ich bringe dir irgendetwas bei und
damit weißt du dann was anzufangen. Und man macht sich selber entsprechend
schlauer. Das ist ja eine Frage von Intelligenz. Das ersetzt aber am Ende des
Tages nicht das eigenverantwortliche Denken und Handeln des Unternehmers. Also
wer davon träumt, dass ich jetzt mit KI-Systemen künftig aufhören kann zu
arbeiten und selber Entscheidungen zu fällen – das funktioniert halt auch
nicht. Ob damit KI-Systeme der Heilsbringer für alle sind, lasse ich mal
dahingestellt. Es gibt Prozesse, gerade im Produktionsbereich oder gerade in
der Logistik. Die kommen ohne nicht aus. Da ist so eine Routenplanung
beispielsweise, die so ein vernünftiges Tool auskaspert, dreimal schneller und
dreimal intelligenter, als wenn wir zwei uns jetzt über den Stadtplan hermachen
würden und anfangen: Wo ist die beste Strecke? Solche Themen. Das kann man
machen, aber das über einen Kamm zu scheren, halte ich für fraglich.

00:09:53

Jeannine-Malcherek Wirtz: Also ich glaube, ich bin da bei Ihnen, dass es
nicht darum geht, Menschen zu ersetzen. Ich glaube, das wird auch keine KI so
schnell tun. Aber es bringt natürlich in gewisser Weise andere Vorteile. Wo ich
sagen kann, ich kann Prozesse ein Stück weit durch künstliche Intelligenz
optimieren. Dann habe ich auch wieder für Menschen andere Aufgaben, vielleicht
auch andere, noch hochwertigere Aufgaben im Unternehmen.

Was meinen Sie? Das finde ich auch ganz spannend, weil darüber
sprechen jetzt auch viele nach wie vor. Sie haben anfangs gesagt, Sie glauben
gar nicht, dass es noch Unternehmen gibt, die nicht digital sind. Trotzdem
sprechen viele darüber, dass die Digitalisierung gerade der Mittelständler in
Deutschland, noch sehr großen Nachholbedarf hat. Sehen Sie das auch so oder
glauben Sie, das ist nur was Branchenspezifisches?

00:10:40

David Zülow: Ich kann diese Einschätzung ehrlicherweise überhaupt nicht
teilen. Ganz im Gegenteil sogar, ich bin fest davon überzeugt, dass gerade der
Mittelstand in den letzten Jahren besonders intensiv in digitale Infrastruktur
investiert hat. Dass Arbeitsprozesse digital geworden sind. Gerade der
Mittelstand ist ja besonders bekannt dafür, sehr schnell agieren zu können,
auch sehr schnell neue Strukturen zu schaffen. Das ist es ja gerade, was
besonders Familienunternehmen so auszeichnet. Die Zeichen der Zeit zu erkennen
und möglichst kurze Entscheidungswege zu haben, um dann allerdings mit Augenmaß
immer die richtigen Entscheidungen zu fällen. Das bedeutet ja nicht, dass man
ausnahmslos auf jeden Zug aufspringt, der gerade durch den Bahnhof rollt. Aber
wie wir eingangs bereits sagten: Wer den Zug ganz verpasst hat, der ist
entweder gar nicht mehr am Markt oder tut sich gerade besonders schwer. Und wir
dürfen nicht vergessen: Die ureigenste Aufgabe jedes Unternehmers ist es, sein
Unternehmen zukunftsfähig und krisenfest zu machen. Dieser Aufgabe haben sich
jedenfalls die meisten Unternehmer gerade aus dem Mittelstand erkennbar mit
sehr großem Erfolg gestellt und die Digitalisierung des Unternehmens ist dabei
sicherlich ein wesentlicher Schlüsselfaktor.

00:12:01

Jeannine-Malcherek Wirtz: Ja, vielen Dank, Herr Zülow, für Ihre
Einschätzung und ja, auch wir bei der Stadtsparkasse Düsseldorf hoffen, dass
diese Krise bald vorbei ist. Denn wir haben in vielen Fällen hautnah
mitbekommen, wie sehr Unternehmen unter Druck geraten sind und vor allem, vor
welchen Herausforderungen sie standen und stehen. Einer, der solche Themen sehr
nah mitbekommt, ist Sebastian Drath, Abteilungsleiter für das
Firmenkundengeschäft bei der Stadtsparkasse Düsseldorf. Sebastian, schön, dass
du heute dabei bist. Sebastian: In deiner Abteilung betreut ihr auch einige
Familienunternehmen. Wie hast du das erlebt? Was war gerade für diese
Unternehmen die Hauptsorge?

00:12:39

Sebastian Drath: Ja, es war im Endeffekt der helle Wahnsinn, als Corona
Anfang März zum Tragen kam oder die Auswirkungen spürbar waren. Wir haben von
morgens bis abends am Telefon gesessen und haben versucht, den Kunden ihre
Sorgen zu nehmen, zu informieren oder auch erst einmal da zu sein. Um den
Kunden ein Gefühl zu geben. Man ist nicht alleine mit dieser Situation. Und ich
sage mal, die Beweggründe waren so so vielfältig. Wir haben uns jeden Morgen im
Team in einer gemeinsamen Telko ausgetauscht und haben über Erfahrungen
berichtet, weil es unheimlich wichtig war, in dieser Situation diese
Informationen weiterzugeben. Das Ganze war von einer Aufbruchsstimmung, die
direkt am Anfang spürbar war, bis hin zu sehr, sehr viel Verunsicherung, die
erst einmal bei den Unternehmern herrschte, bis zu einer sehr, sehr großen
Angst, bis hin in die Existenzangst. Und ja, da gibt es Beispiele, die, wenn
ich davon erzähle, muss ich sagen, hab ich jetzt noch Gänsehaut. Das sind
Fälle, wo Unternehmer eigentlich schon am Ende ihrer, ich sage mal Laufbahn
waren, die Nachfolge schon mehr oder weniger geplant oder auch durchgeführt
haben oder auch ein ganz klares Exit hatten. Dann zu sagen „Ich mache das Ganze
noch zwei, drei Jahre und dann gehe ich in den Ruhestand“ und jetzt standen sie
vor einer Situation, sich entscheiden zu müssen. Die waren teilweise sehr gut
aufgestellt, nicht verschuldet und denen war klar, wenn Sie jetzt weitermachen,
dann müssen sie Schulden aufnehmen. Müssen KfW-Mittel oder andere
Verbindlichkeiten und Kredite nehmen, um das Ganze zu unterstützen und diese
Umsatzausfälle zu kompensieren. Und ich muss sagen, da sieht man dann diese
unternehmerische Verantwortung. Größtenteils wurde gesagt „Wissen Sie, was Herr
Drath“ oder welcher Betreuer auch immer am Telefon war. „Die Alternative ist,
ich muss hier 40 Mitarbeiter freistellen, da arbeite ich lieber 15 Jahre weiter
und zahle den Kredit zurück. Diese unternehmerische Verantwortung habe ich und
die werde ich auch tragen.“ Und ich sage mal, das sind Gespräche, die lassen
einen nie wieder los. Und das haben wir in der ganzen Zeit erlebt, dass ja
diese Bewegung von der Unsicherheit, teilweise von einer Situation nicht weiter
zu wissen, sich dann doch relativ schnell entwickelt hat, zu einer
Aufbruchsstimmung. Zu sagen teilweise jetzt erst recht. Und das gemeinsam hat
unheimlich viel Schwung gegeben, dass die Unternehmer nicht den Kopf in den
Sand gesteckt haben, sondern weitergemacht haben.

00:15:03

Jeannine-Malcherek Wirtz: Du hattest auch gerade schon das Thema
Lösungen angesprochen. Es ging ja, oder es gab ja sehr viele Soforthilfen,
Konjunkturprogramme, Förderprogramme. Der Herr Zülow hat dazu tatsächlich sehr
deutlich Position bezogen. Wie stehst du dazu? Wie ordnest du das ein?

00:15:20

Sebastian Drath: Die KfW oder ich sag mal die die Soforthilfen und die
Konjunkturpakete haben gerade in dieser ersten Situation auch relativ schnell
und zügig die Situation ein Stück weit entschärft. Für mich aus Banksicht ist nicht
immer nur im Fokus, das Geld rauszugeben, sondern auch in welcher Form kann ich
diese Kreditierung vornehmen? Welche Unterstützung bekomme ich? Und da spielen
natürlich auch Sicherheiten in der Situation eine Rolle. Und wenn der Staat und
die KfW und der Bund sich dann entsprechend hinter diese Programme stellt, um
das Ganze zu beschleunigen, hat das dem Ganzen natürlich geholfen. Das muss man
ganz klar sagen.

00:16:01

Sebastian Drath: Wenn man sich die Frage stellt „Ist das das
Allheilmittel gewesen oder auch jetzt noch? Und hat das das Problem im
Endeffekt besiegt?“ Nein, das muss ich auch ganz klar sagen. Das ist ein
Baustein von vielen. Ja, das sind verschiedene Punkte, die zusammenkommen. Klar
ist auch Es gab Soforthilfen, die wurden gewährt, die auch nicht zurückzuzahlen
sind. Ja, das war sicherlich für die Kleinunternehmer oder Kleinstunternehmen
in der Anfangsphase erst einmal gut. Da aber auch nicht die Lösung, sondern ein
Stück weit auch der Tropfen auf den heißen Stein. Die nächste Sphäre ist
natürlich, dass es sich um Kredite handelt. Ja, alle Maßnahmen, die jetzt von
der KfW verabschiedet wurden und sei es mit einer 90 oder auch mit einer
hundertprozentigen Haftungsfreistellung dort hinter. Es sind Kredite und diese
Kredite müssen zurückgezahlt werden. Das heißt, wir hatten die Herausforderung
natürlich auch mit den Unternehmen darüber zu sprechen, dass wir trotz einer
hohen Sicherheitsleistung des Bundes unsere normalen Kreditparameter nicht
ausschalten können, weil wir mussten natürlich gucken, ist das Unternehmen auch
wirtschaftlich in der Lage, dieses Geld zurückzuzahlen. Weil eins muss man
sagen, wir tun dem Unternehmen und auch uns natürlich keinen Gefallen, wenn wir
Umsatzausfälle kompensieren, in so erheblichem Maße dagegen Kredite geben und
aber im Endeffekt wissen, dass – auf Basis der „alten Welt“, ich sage mal vor
März 2020, – das Unternehmen nicht in der Lage gewesen wäre, diese Kredite auf
6, 10 oder 8 Jahre zurückzuzahlen. So, und wenn Herr Zülow dann auch zurecht
sagte, dass das am Ende des Tages die Familienunternehmen nicht gerettet hat
oder bzw. auch noch nicht zu dem Punkt gebracht hat, dass man sagt, damit ist
das Thema vom Tisch, dann kann ich das absolut verstehen. Aus unserer
Perspektive als Bank kann ich nur sagen, waren das hilfreiche Mittel, um so
viel Unterstützung wie möglich zu geben. Aber man kann dieses Thema nicht
pauschalisieren. Das ist wirklich im Einzelnen zu betrachten, wie wirksam es
war, wie schnell es geholfen hat. Und wir haben auch Fälle, wo wir gesehen haben,
wo wir die Mittel zur Verfügung gestellt haben, die am Ende des Tages gar nicht
nötig waren, weil dann doch nicht so eine Schwere eingetreten ist. Weil diese
Themen wie z. B. dass Mitarbeiter von Corona betroffen waren und damit ganze
Produktionsstrecken ausgefallen war, Gott sei Dank dann nicht zum Tragen
gekommen sind. Und diese Unternehmen stehen jetzt auch vor der Herausforderung
zu überlegen „Was mache ich mit diesen Mitteln, wie setze ich die jetzt
strategisch am besten ein?“ Und ich sage mal, da kommen wir zu dem Punkt, dass
das Resultat aus ganz vielen Themen natürlich ist, wer sich vorher schon mit
Digitalisierung, mit Automatisierung, mit Mobilität, mit Unabhängigkeit des
Arbeitsplatzes, Flexibilität intensiv beschäftigt hat, dem ist es einfach
leichter gefallen. Das kann man sagen.

00:18:57

Jeannine-Malcherek Wirtz: Das hast du super nochmal zusammengefasst. Und
das ist eine tolle Überleitung zu meiner nächsten Frage. Darüber hatte ich auch
mit Herrn Zülow gesprochen, der auch nochmal sehr deutlich gemacht hat, wie
wichtig natürlich das Thema Digitalisierung für den Mittelstand ist und dass
auch trotz der wirklich schwierigen Lage Investitionen in diese Themen
unabdingbar sind. Wie können wir als Stadtsparkasse Düsseldorf unsere Kunden
hier unterstützen? Mal abgesehen nur von Finanzierungsfragen oder Finanzierungsprodukten?
Was steht da uns noch zur Seite?

00:19:31

Sebastian Drath: DasThema Digitalisierung als Wort oder auch künstliche
Intelligenz, Automatisierung, Industrie 4.0. Ja, also dieses ganze Potpourri
von Oberbegriffen. Das spielt natürlich schon sehr, sehr lange eine Rolle. Auch
wir als Stadtsparkasse Düsseldorf haben im Rahmen des letzten Jahres überlegt:
Was sind die wesentlichen Themen, die wir im Rahmen unserer Mittelstandsoffensive,
die wir dieses Jahr gestartet haben, thematisieren müssen und sollten? Ja, und
es bestätigt uns in diesem Moment, dass wir da auf das richtige Pferd gesetzt
haben, weil wir haben ganz klar gesagt, das Thema „Digitalisierung der
Unternehmen“ als Oberbegriff,  Einsatz
von künstlicher Intelligenz, diese Unabhängigkeit, die man sich damit auch
schafft – das wollen wir beraten beziehungsweise das wollen wir unterstützen.
Wir haben in dem Zusammenhang mit unserem Digitalisierungscheck, den wir mit
einer externen Unternehmensberatung kreiert und entworfen haben, noch vor Corona
ein fertiges Werk geschaffen, wo wir sehr aktiv auf unsere Kunden zugehen, um
mit dem Unternehmen darüber zu philosophieren und zu besprechen: Wie gut ist
man schon aufgestellt? Einfach mal so einen digitalen Reifegrad zu ermitteln,
um dann den Kunden Unterstützung durch unser breites Netzwerk zu geben. Weil
eins ist auch klar: Wir sind natürlich irgendwo dann auch in unserer Beratung
an einer Grenze, wenn es dann übergeht in die wirkliche technische Beratung
oder in eine Prozessautomatisierung et cetera. Da ist es wichtig, die richtigen
Partner an der Seite zu haben und den Kunden dabei zu begleiten. Und deswegen
bin ich da glaube ich sehr, sehr deckungsgleich zu Herrn Zülow. Das Thema ist
wichtig, das wird weiter wichtig sein. Und wer sich dort gut aufgestellt hat
schon vor Corona, hat es leichter gehabt und dass die Notwendigkeit da ist hat
Corona nochmal zusätzlich bewiesen.

00:21:27

Jeannine-Malcherek Wirtz: Wie wichtig ist eigentlich Digitalisierung für
den Mittelstand? Diese Frage hat die Corona-Krise ja ziemlich drastisch
beantwortet. Und genau da die Lücken aufgedeckt, wo keine oder bislang nur sehr
wenig Digitalisierung stattgefunden hat. Diese Folge von #DigiDUS hat mir
wieder gezeigt, dass speziell Familienunternehmen nicht zwingend anderen
Herausforderungen begegnet sind als der Mittelstand im Allgemeinen. Alle KMUs
haben gleichermaßen in diesen sehr bewegenden Zeiten zu kämpfen. Deshalb
interessieren wir uns an dieser Stelle vor allem auch für Ihre Meinung und Ihre
Erfahrung in Bezug auf Corona. Vor welchen Herausforderungen standen Sie?
Welche Lerneffekte gab es bisher und wie richten Sie sich in Zukunft aus? Wir
würden uns über Ihr Feedback sehr freuen. Und das geht auch ganz einfach per
Mail an die DigiDUS@SSKDuesseldorf.de. Ja, in den nächsten Folgen von #DigiDUS
blicken wir unter anderem noch auf das nicht ganz unumstrittene Thema
Künstliche Intelligenz und wie diese in sogenannten KI Designs Sprints
eingesetzt werden kann. Bis dahin bleiben Sie bitte gesund.

Transkript zur Folge #4

JeannineMalcherek-Wirtz: Wussten Sie eigentlich, dass nur jede dritte Führungskraft weiblich ist? Das besagen zumindest die Zahlen des statistischen Bundesamtes. Noch extremer wird das
Ganze, wenn wir uns mal genauer die Vorstände der 30 Top DAX-Unternehmen
anschauen. 12,8 % davon Frauen, aber keine einzige in der Rolle einer Vorstandssprecherin.
Es kommt noch Corona hinzu und scheinbar führt diese Krise in Deutschland auch
noch zu einer Abnahme der Frauen in DAX Vorständen. Zumindest berichtete auch
die Tagesschau im Oktober darüber. Das sieht also nicht wirklich rosig aus,
wenn man sich diese Zahlen ansieht. Aber neben den Diskussionen um Frauenquoten
und Förderprogrammen ist es aus unserer Sicht als Stadtsparkasse Düsseldorf
umso wichtiger, das Thema sichtbarer zu machen, indem wir darüber reden. Heute
im Podcast, also von Frau zu Frau.

Ich habe nämlich Zerrin Börcek zu Gast, die unter anderem als Gründerin des Female Innovation Hubs habe,
selber schon lange in Führungspositionen unterwegs ist. Und das vor allem im Technik-Umfeld,
also da, wo Frauen in Führungspositionen in Deutschland immer noch fehlen. Also
was für Herausforderungen Frauen heutzutage zu meistern haben als
Führungskraft, wenn sie erfolgreich sein wollen, was das vielleicht auch als
Gründerin oder als Mittelständler bedeutet und was die Digitalisierung damit zu
tun hat. Das wollen wir heute besprechen und herausfinden. Wichtig an dieser
Stelle: Diese Folge ist nicht nur für Zuhörerinnen. Mein Name ist Jeannine
Malcherek-Wirtz und ich freue mich, dass Sie uns heute zuhören.

Kennen Sie diese Lebensläufe, die einfach nur beeindruckend sind, wenn man sie liest und denkt
Wow, was für eine Person muss dahinter stehen? Dieses Gefühl hatte ich
tatsächlich direkt, als ich mir den Lebenslauf von Zerrin Börcek angesehen
habe. Studium der Technikkommunikation mit Kommunikationswissenschaften und
Informatik, Jobs in den Branchen Elektronik sowie Anlagenbau, Gründung einer
eigenen Beratung mit Botschafterin und wie wir bereits heute erwähnt haben,
Gründerin des Female Innovation Hubs. Soll ich noch mehr sagen? Kein Wunder:
Zerrin Börcek  ist genau die Richtige, um
über das Thema Frauen in der Führung vor allem mit dem Blick auf die
technischen und digitalen Berufe zu legen. Ich freue mich sehr, dass Zerrin
Börcek heute bei uns ist. Zu Gast bei #DigiDUS, bei unserem Podcast.

Zerrin Börcek: Vielen lieben Dank für die Einladung.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich habe mich gestern die ganze Zeit gefragt:
Mit welcher Frage starte ich wohl diesen Podcast? Und ich erinnerte mich dann,
dass ich ein Video-Podcast von Ihnen gesehen habe. Da wurde Ihnen die Frage
unter anderem gestellt, ob Sie sich als Nerd bezeichnen würden. Und da dachte
ich: Die Frage nehme ich mal. Wie oft wird Ihnen diese Frage gestellt? Wie sehr
nervt Sie diese Frage schon? Und was antworten Sie in der Regel auf?

Zerrin Börcek: Ich bezeichne mich gerne als Nerd. Das ist ein Teil von
meiner Denkweise durch ein Hauptfach namens Informatik. Seitdem habe ich mich
auch von Grund auf verändert und das Verständnis für Technik hat meine
Denkweise, meine Arbeitsweise und natürlich auch mein Selbstbewusstsein
verändert.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ist es so, dass Frauen mehr leisten müssen,
wenn sie in Führungspositionen kommen wollen oder wenn sie als
Führungspersönlichkeit gelten wollen?

Zerrin Börcek: Ich habe auch die Erfahrung gemacht, im Mittelstand und
im Konzern zu arbeiten. Und wenn ich etwas erkannt habe in dieser Zeit, ist es,
dass Frauen nicht mehr leisten müssen. Denn Frauen sind von Grund auf fleißig
und tun sehr viel, haben eine große Kompetenz. Und das genau muss ins
Tageslicht gebracht werden, um auf Augenhöhe zu kommunizieren. Das ist mein
Glaubenssatz. Und das braucht natürlich Beharrlichkeit, Gradlinigkeit und
Stabilität in der Persönlichkeit.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn wir über Frauen in der Digitalisierung
sprechen, gehören sie entweder zu den Gewinnerinnen oder zu den Verliererinnen.

Zerrin Börcek: Ich glaube fest daran, dass Frauen jetzt schon zu den
Gewinnerinnen gehören, weil viele Frauen Social Media und Personal Branding für
sich entdeckt haben, aber auch das Ausprobieren für sich entdeckt haben, sich
durchzusetzen und sich zu zeigen. Ich glaube auch fest daran, dass viele Frauen
schon viele digitale Tools ausprobiert haben, dass sie sich mit ihren
beruflichen, aber auch persönlichen Themen auf den digitalen Medien auch
positionieren und ihre Team sichtbar machen und sich gleichzeitig sichtbar
machen. Und ich glaube, das wird sehr, sehr entscheidend sein. Ich glaube aber
auch fest daran, dass die Zukunft den Frauen und den Männern gehört und wir
gemeinsam die Zukunft gestalten – die Haltung, die Werte und das gemeinsame
Anliegen. Und das ist sehr, sehr entscheidend und wichtig als
Führungspersönlichkeit. Denn das macht am Ende den Unterschied und die Qualität
der Führungspersönlichkeit aus.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wir sind ja schon mittendrin im Thema
Digitalisierung. Das ist ja auch das Fokusthema unseres Podcast.
Digitalisierung und künstliche Intelligenz: Was oder was für eine Rolle spielen
diese beiden Themen in ihrem Berufsalltag?

Zerrin Börcek: Natürlich ist Digitalisierung ein Teil meines Lebens. Ich
mag Themen, die sich rund um Zukunftstechnologien drehen. Ich glaube, dass
Technik auf mehreren Ebenen betrachtet werden muss. Ich muss auf die Schule
schauen, auf die digitale Bildung in den Schulen und darüber nachdenken: Wie
kann es uns eigentlich gelingen, Schülerinnen in dem Sinne auch die Zukunft
beizubringen oder ihnen zu vermitteln? Was braucht es eigentlich in der
Zukunft? Welche agilen Methoden brauchen wir? Was bedeutet überhaupt
Technologie, Zukunftstechnologie oder die Entwicklung des Verständnisses?
Einfach, dass ich nicht direkt programmieren muss, sondern dass ich wirklich
einfach nur verstehen muss, was passiert eigentlich hinter meiner App? Es geht
auch um gesellschaftliche Problemerkennungskompetenz. Was wir durch unsere
durch unser Format namens „starte digital“ auch integriert haben. Wo wir
einfach den Kindern die Möglichkeit geben, im Grunde so wie in der Zukunft zu
arbeiten. Und auf der anderen Seite dürfen wir natürlich nicht vergessen, haben
wir auch das Thema künstliche Intelligenz. Viele haben natürlich Angst vor
diesem Thema, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die künstliche Intelligenz uns
in bestimmten Phasen unseres Lebens auch das Leben erleichtern wird, z.B. als
Sprachassistenten, was wir schon heute erleben dürfen. Alleine schon, wenn ich
Auto fahre und nach Siri rufen kann oder nach Cortana; es erleichtert mir das
Autofahren. Also denken wir gerade mit meinem Team darüber nach, wie wir eine
digitale Helferinnen für Senioren entwickeln können. Darüber müssen wir
nachdenken. Wir stehen davor und das wir können nicht mehr davor weglaufen und
Corona hat es wirklich sichtbar gemacht.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn Sie jetzt einen Wunsch frei hätten: Was
müsste sich in der Digitalisierung verändern? Was müsste da passieren, dass wir
mehr Geschlechtergleichheit hätten?

Zerrin Börcek: Ich wünsche mir Persönlichkeiten, die ihre Werte leben und
die eine Haltung haben und die wohlwollend sind. Das würde ich mir wünschen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Damit kommen wir sozusagen schon zu meiner
Abschlussfrage. Wir beim bei unserem Podcast #DigiDUS wollen auch immer gerne
praktische Tipps, geben Empfehlungen. Was würden Sie Frauen an Tipps, an
Empfehlungen geben, die gerne eine Führungsposition einnehmen wollen, die gerne
gründen möchten, die gerne selbstständig arbeiten wollen?

 

Zerrin Börcek: Ich empfehle eine Wertearbeit, um herauszufinden, wohin
der berufliche Weg sie treiben mag. Es ist fast schon wie eine Vision zur
Arbeit. Das heißt, dass man in die Zukunft blickt und eine Vorstellung von der
eigenen Person hat. Es ist eine Entwicklung. Führung braucht Persönlichkeiten
und Führung braucht genau diese Vorarbeit, um sich dann auch wirklich
hinzustellen und die Richtung zu zeigen. Denn das möchten dann auch die
Menschen. Besonders als Gründerin merke ich das immer wieder tagtäglich, dass
das eine meiner Grundfähigkeiten ist, auch die Richtung zu zeigen, wohin es
geht. Das gibt dem Ganzen auch eine Orientierung, eine Vision, eine Lenkung.
Was für mich auch ganz, ganz besonders wichtig ist, ist das Thema natürlich
Netzwerk. Menschen, mit denen ich die gemeinsame Vision teile, bzw. Menschen,
mit denen ich in eine Richtung schaue. Ein gemeinsames Anliegen habe und darin
verborgen die Partnerschaften.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Zerrin Börcek, selbst ernannter Nerd, hat uns
viele, viele spannende Einblicke gegeben, wie sie als Frau ja ihre
Führungsrolle ausfüllt und was die Digitalisierung hier auch für eine Rolle und
eine Wirkung hat. An dieser Stelle nochmal vielen, vielen lieben Dank Zerrin
Börcek für das tolle Interview. Und weil wir von den Erfahrungen anderer für
unser eigenes Berufsleben viel lernen können, haben wir auch noch bei anderen
Frauen nachgefragt. Frauen in Führungspositionen. Und wollten wissen: Was war
die größte digitale Herausforderung in ihrem Berufsleben bislang? Und wie haben
Sie auf diese reagiert? Wir starten mit der Geschäftsführerin Britta Neisen von
der Kommunikationsagentur K12 in Düsseldorf. Sie hat diese Antwort darauf.

 

Britta Neisen: Digitale Projekte begleiten mich schon viele Jahre und
auf dem Weg gab es sicherlich viele technische Stolpersteine. Doch aktuell ist
es so, dass wir vor einer großen Herausforderung stehen. Und diese
Herausforderung ist so gar nicht technisch. Eher das Gegenteil. Es fehlt
nämlich an Talenten, die die vielen Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung
bietet, auf smarte Weise umsetzen und kreative Lösungen entwickeln. Es ist
schwer, gute Leute zu finden und das fordert mich als Führungskraft. Ich
investiere viel Zeit und eruiere immer wieder neue Recruiting Möglichkeiten. Es
fordert uns aber auch insgesamt als Agentur, weil wir immer wieder schauen
müssen, wie wir uns präsentieren und wie wir Begeisterung für uns auslösen und
unsere Kultur erlebbar machen. Und deshalb möchte ich die Herausforderung auch
als Chance begreifen, weil ich fasziniert bin, welche kulturellen Werte wir in
diesem Prozess bei uns aufdecken und wie wir uns bei aller technischen
Weiterentwicklung, die wir in den Projekten haben, vor allem auch als Team
menschlich entwickeln und auf neue Art und Weise zusammenwachsen.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Und Tanja Küpper-Schlotmann von der Fritz
Manke GmbH, hat folgende Herausforderungen parat

Tanja Küpper-Schlotmann: Als ich vor knapp vier Jahren die Fritz Manke
GmbH gekauft und damit übernommen habe in fünfter Generation, mussten wir
erstmal unsere komplette Infrastruktur modernisieren. Das lag daran, dass wir
ein neues ERP-System für unser Unternehmen Einführung wollten. Wir mussten
nämlich erst einmal eine Grundlage schaffen, um überhaupt Schritt für Schritt
alle unsere Prozesse zu digitalisieren. Dazu gehörte am Anfang schon eine Menge
Mut für uns in der Geschäftsführung. Auch diese Investition zu tätigen. Aber
die Digitalisierung bringt uns so viele Mehrwerte und wundervolle
Optimierungsmöglichkeiten, dass wir nicht gezögert haben und es getan haben.
Unser Fazit ist heute: Der Erfolg gibt uns Recht und bestätigt uns jeden Tag
auf diesem Weg. Nächster Meilenstein für uns wird sein, die neu gewonnene
Umsetzung Geschwindigkeit weiter zu optimieren und die Erfolge weiter
auszubauen.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Vielfältig. Das ist meiner Meinung nach der
Begriff, mit dem man unsere heutige Folge von #DigiDUS am besten zusammenfassen
kann. Vielfältig mit Blick auf die unterschiedlichen Laufbahnen von weiblichen
Führungskräften, aber auch vielfältig mit Blick auf die Herausforderungen und
Chancen, die die Digitalisierung für Frauen mit sich bringt. Wir haben viel
gelernt in dieser Folge. Vor allem, dass es um Werte geht, sowohl um die
Besinnung auf, aber auch die Arbeit an den eigenen Werten für Frauen. Ein ganz
entscheidender Punkt übrigens. Alle bisherigen Podcastfolgen finden Sie auch
online auf der Website der Stadtsparkasse Düsseldorf zum nachhören unter www.sskduesseldorf.de/podcast.
Und weitere Infos und Tipps zum Thema Digitalisierung und Künstliche Intelligenz im Mittelstand finden Sie wie immer
auch auf unserem Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de
unter „Digitaler Mittelstand“. Ja, wir freuen uns, wenn Sie auch bei der nächsten
Folge wieder zuhören. Und bis dahin bleiben Sie bitte gesund.

Transkript zur Folge #5

Transkript:

Jeannine Malcherek-Wirtz: Durchstarten im KI
Design Sprint. Das klingt nach einem spannenden Thema und ist daher perfekt für
unsere neue Podcastfolge bei #DigiDUS. Künstliche Intelligenz ist ein Thema,
das in aller Munde ist und scheint ja auch der Schlüssel zu so vielen offenen
Fragen zu sein, zu neuen Märkten, zu mehr Prozess-Effizienz, zu nachhaltigem
Wirtschaften. Das klingt immer sehr gut. Aber wo fängt man eigentlich an, wenn
es nämlich darum geht, künstliche Intelligenz für das eigene Unternehmen
einzusetzen und zu nutzen? Da stehen viele Unternehmerinnen und Unternehmer vor
jeder Menge Fragen: Muss es immer gleich eine ganz große KI Lösung sein? Lege
ich damit den Betrieb über Wochen und Monate lahm? Und wie sorge ich eigentlich
auch dafür, dass ich meine Belegschaft mitnehme bei so weitreichenden
Veränderungen? Vielleicht kommen Ihnen ja einige dieser Fragen bekannt vor. Und
ganz ehrlich: Ohne KI Expertise sind die auch nur sehr schwer zu beantworten.
Daher habe ich mir für diese Folge von #DigiUDUS genau solche Expertise vors
Mikro geholt. Mein Name ist Jeannine Malcherek-Wirtz und ich freue mich sehr,
dass Sie uns heute wieder zuhören.

KI Auf jeden Fall. Aber
wie? Diese Frage beantwortet Mike Brandt für ziemlich viele Unternehmer, darunter
auch sehr viele Mittelständler. Denn zusammen mit seinem Kompagnon Jonas Wenke
hat er das KI Design Unternehmen 33A gegründet. Die beiden erarbeiten mit ihren
Kunden zusammen in interdisziplinären Teams KI Lösungsansätze. Jede Abteilung
kann sich einbringen und am Ende liegt dann auch ein ziemlich genaues Bild auf
dem Tisch, wo vorher nur Fragezeichen waren. Die Beteiligten wissen dann: Wofür
wollen wir eigentlich KI nutzen? Und was sind auch die ersten Schritte auf
unserem gemeinsamen Weg? Wie das genau funktioniert und mit welcher Methode, genau
darüber habe ich mit Mike gesprochen. Hallo Mike. Du bist uns quasi live
zugeschaltet aus Kopenhagen. Ich habe gestern noch mal darüber nachgedacht und
dann ist mir eingefallen, dass du mal gesagt hast, dass man 80 % dessen, was
man tut, eigentlich noch besser machen kann. Und ich war insofern sehr
erstaunt, weil ich finde, dass gerade in den letzten Jahren viele, viele
Unternehmen sich ja sehr stark mit Prozessen beschäftigt haben, sich neu
aufgestellt haben, geschaut haben, wo kann ich mich optimieren. Trotzdem, sagt
ihr, bleibt noch sehr, sehr viel Potenzial nach oben. Ist das wirklich so?
Warum brauche ich eigentlich ein KI Design Sprint?

 

Mike Brandt: Also mit den 80 %, da lehnen wir uns an Hans-Christian Boos
an, der Managing Director von Arango AG ist – und ein KI Pionier in
Deutschland. Und der hat gesagt 80 % aller Prozesse in Unternehmen können mit KI
durchgeführt werden, mit heutiger Technologie. Das ist natürlich dann schon
erstaunlich. Also wenn man jetzt sehen würde: Okay, ich habe ein Unternehmen,
vielleicht bin ich ein Mittelständler, besonders auch in Zeiten jetzt hier von
Corona, wo man sowieso schon auch sein Personal umschulen muss und gucken muss,
wie macht man es jetzt alles Remote und wie organisiert man alles jetzt in
Zeiten dieser Krise? Das wäre natürlich von hohem Vorteil, wenn 80 % meines
Unternehmens von der Organisation her automatisch laufen könnte.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Verstehe ich das richtig, dass du sagst, bei
den 80 % betrifft das wirklich jedes Unternehmen?

Mike Brandt: Also ich glaube, das fängt bei Mittelständlern
zumindest an und dann geht es natürlich hoch zu den ganz, ganz großen
Unternehmen. Was wir mit den AI Design Sprints machen, ist nicht nur, dass wir
Arbeitsprozesse auch automatisieren, sondern wir gehen an drei Stellen ins
Unternehmen: Also einmal geht's darum, dass wir an die Geschäftsleitung
rangehen und sagen: Okay, wir müssen erst einmal strategisch ein bisschen
schlauer werden, was KI betrifft. Das heißt, wir machen einen AI Opportunity Mapping
und das ist was, was Hans-Christian Boos beschreibt, das Automatisieren von
Arbeitsprozessen. Automation und ein anderer Bereich eines Unternehmens sind
natürlich die Produkte und Dienstleistungen, die ein Unternehmen anbietet. Was
verändert sich? Kann ich meine bestehenden Produkte oder Dienstleistungen durch
KI verbessern oder sogar sehr dramatisch verbessern? Oder ich kann natürlich
auch neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, mit Hinblick auf KI. Ich
gucke auf Nutzerbedürfnisse, die meine Kunden haben und das ist mein
Startpunkt. Aber das Realisieren oder das Potenzial der Lösung kann schon im KI
Bereich sein.

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Ich hatte ja das
Glück, dass ich mal an einem KI Design Sprint mit euch teilnehmen durfte. Das
war wirklich ein Mega-Erlebnis und da wird einem nochmal so bewusst, dass es
nicht um nur technische Frage geht, sondern um einen anderen Blick. Und das
wäre toll, wenn du das nochmal deutlich machen könntest.

Mike Brandt: Jede neue Technologie, ist erstmal sehr technologiegetrieben.
Vielleicht müsste der Prozess eben andersherum sein und so machen wir das eben:
Lass uns doch erst einmal beim Unternehmen anfangen. Wir schauen auf z.B. den
User, Nutzerbedürfnisse. Oder: Was sind denn die Prozesse im Unternehmen? Was
sind die Probleme so im Unternehmen? Und wir identifizieren und markieren diese.
Und dann geht es eigentlich nur darum: Wie kann ich das realisieren? Wie kann
ich das verbessern? Und da gibt es immer Möglichkeiten, Lösungen zu finden im
Bereich KI, wie ich solche Prozesse zum Beispiel verbessern kann. Man sieht
erst einmal alle Möglichkeiten in der Breite von KI. Und dann entwickele ich
Lösungen. Der AI Design Sprint ist dafür da, dass man das als Team dann macht.

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Vielleicht
kannst du nochmal erzählen, ganz grob, wie so ein Workshop aufgebaut ist.

Mike Brandt: Also wenn man jetzt auch „Design Sprint“ hört; das
Wort kommt von Google, vom Google Design Sprint. Das ist eben eine Methode, die
sie entwickelt haben, mit der man innerhalb einer Woche Business-Probleme lösen
kann. Das heißt, man fängt an von der Problemstellung. Erster Tag: Montag. Und
am Freitag hat man einen Prototypen entwickelt. Wir haben diese Methodik oder
diese Schritte genommen, haben die noch schneller getaktet und den Fokus auf KI
gelegt. Vor Corona war es wirklich so, dass die Teams zusammenkamen, in einem
Raum am Tisch gearbeitet haben. Wir haben Karten und wir haben einen großen
Canvas. Das ist sehr papierbasiert. Es geht darum, Leute eben mitzunehmen, die
eben nicht technisch versiert sind und wirklich da einen Raum zu schaffen, wo
sie sich wohlfühlen, der sicher ist. Also jeder kann einfach mit eingebunden
werden und dort Konzepte entwickeln. Jetzt findet das eben auch online statt.
Da kann man sich vorstellen, dass das wirklich so ähnlich abläuft. Anstelle,
dass man einen papierlangen Canvas hat, arbeitet man das eben auf dem Online-Board.
Das Ziel ist es, alle Stakeholder mitzunehmen. Es geht darum, alle Mitarbeiter
mitzunehmen, die im Moment diese Arbeitsschritte durchführen. Dann
Entscheidungsträger mitzunehmen. Das heißt, normalerweise können es
Abteilungsleiter sein, die die Prozesse kennen, die aber auch wirklich
Entscheidungen treffen können. Oftmals kann es sein, dass Prozesse über
verschiedene Abteilungen gehen. Das heißt, verschiedene Abteilungen
mitzunehmen. Es geht darum, IT mitzunehmen und dann ein AI- oder KI Experten
mitzunehmen. Diejenigen, die die Prozesse durchführen oder auch die
Entscheidungsträger, die haben natürlich Einsichten in ihre Prozesse, die ein
außenstehender KI Experte gar nicht hat. Das heißt, wir brauchen wirklich die Mitarbeiter
im Unternehmen. Wenn die Leute eine Lösung erarbeiten, die die Prozesse im
Moment durchführen, die sind normalerweise super begeistert von ihrer KI Lösung,
die die entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass wenn wir dann diese Lösung
wirklich ins Leben rufen und wirklich das entwickeln, dass die angenommen wird,
ist natürlich sehr, sehr hoch. Dann ist das so ein Team super begeistert ist,
gewinnt es einfach Geschwindigkeit.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja klar, weil man sie mitnimmt. Na, weil der
Prozess von innen heraus kommt und nicht von außen aufgestülpt wird.

 

Mike Brandt: Genau. Also wir nehmen uns zurück und es ist wirklich das
Team im Unternehmen, das entwickelt ihre eigene KI Design Lösung.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wir haben Zuhörer, die vielleicht nicht wirklich
wissen, was ein Sprint ist. Das ist ja ein ganz, ganz durch getaktetes,
strukturiertes, schnelles, zielorientiertes Vorgehen. Also kannst du noch mal
ganz kurz was zu der Methodik sagen für die, die das noch nicht erlebt haben,
einen Sprint.

 

Mike Brandt: Ja, vielleicht kann man erst einmal sagen das Herzstück des
KI Design Sprint ist das KI Kartendeck. Für uns war es wichtig, dass nicht ein
KI Experte reinkommt und eine Lösung präsentiert. Und es kommt nicht zu einer
Unterhaltung auf Augenhöhe. Wir möchten gerne, dass das Team im Unternehmen
schlauer wird und KI besser versteht. Das sind über 60 KI Karten und jede
einzelne Karte beschreibt eine spezifische KI Technologie, d.h. es gibt eine
Headline und auf der Rückseite gibt es sogar noch unterschiedliche Cases oder
Beispiele, wie diese angewendet werden. Im AI Design Sprint ist es so, dass wir
zuerst einen Arbeitsprozess skizzieren und dann geht das Team durch diese KI Karten
durch und schaut in jeder Kategorie: Ok, kann ich die und die KI Technologie
verwenden, um diesen Arbeitsschritt zu verbessern? Ja? Nein? Man geht ganz
schnell durch diese Karten durch und man legt sie auf diesen Canvas oder
Arbeitsbogen drauf und geht dann schrittweise weiter und sagt: Okay, jetzt hab
ich hier 10 Karten hingelegt. Jetzt muss ich nochmal rausfinden, was sind die
drei wichtigsten? Dann kann ich schon mal aufschreiben, wie würde ich jetzt
diese drei Karten verwenden, um diesen Arbeitsschritt zu verbessern. Der
nächste Schritt ist dann ein Visualisieren. Ich kann schon mal skizzieren: wie
könnte das dann aussehen? Das heißt, es ist wirklich sehr, sehr visuell und
jeder Design Schritt ist ein sehr, sehr einfacher Schritt, den jeder machen kann.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn man jetzt guckt, was so die Vorteile sind
eines Design Sprints, ich glaube, die Herangehensweise – haben wir schon
gesehen – ist eine ganz andere, eine aus dem Unternehmen kommende
Herangehensweise. Es macht Spaß, es bringt eine große Dynamik. Und du hast auch
nicht das Gefühl: „ich muss hier Technik Nerd sein, um überhaupt dem Ding
folgen zu können“. Das, finde ich, ist noch mal ganz wichtig und natürlich auch
dieses sehr stringente Vorgehen. Was sind im Prinzip dann die nächsten
Schritte, wenn ich einen Design Sprint durchgeführt habe?

 

Mike Brandt: Wenn wir jetzt auf den AI Design Sprint gucken und es geht
darum, Prozesse zu automatisieren, dann haben wir erst, was wir eine Framing
Session nennen. Das heißt, da schauen wir erst mal auf eine Abteilung und es
geht darum, erst herauszufinden: Was sind die Prozesse, wo es sich lohnt, KI
anzuwenden, wo sollten wir uns drauf konzentrieren? In dieser Framing Session
findet das Team heraus: Wo sind die Startpunkte? Wo soll ich anfangen in meiner
Abteilung? Angenommen, in einer Framing Session kommen zwei Prozesse raus oder
drei Prozesse. Die nehmen wir rüber in die Konzeptentwicklungsphase oder
Session. Und hier entwickelt eben das Team jetzt Lösungen. Das Ergebnis ist,
dass wir sehr spezifische Konzepte haben und neue Prozesse modelliert haben. Anschließend
gibt es einen Tech Check, d.h. der KI Experte spricht mit der IT-Abteilung des
Kunden und schaut: Was sind die bestehenden Systeme? Wie sehen die Daten aus,
um zu schauen: Okay, was ist jetzt der technische Status-quo? Wie kann ich die
Lösung wirklich realisieren?

Anschließend nach dem
Tech Check gibt es eine Präsentation und Diskussion, wo der KI Experte dann die
Lösungen aufgrund des Tech Checks und des Konzeptes bewertet. Und man hat 3, 4
Konzepte entwickelt und es geht darum zu schauen, was ist der Startpunkt, wo
gibt es technische Herausforderungen und was ist eigentlich so eine Roadmap für
die Implementierung? Das heißt, der Kunde bekommt alles Wissen und alle
Informationen zu sagen: Ja, werde ich umsetzen. Also was wir auch machen, ist
ein Experience Prototyp zu bauen. Es geht darum, dieses Konzept zu
visualisieren und greifbar zu machen, weil natürlich KI normalerweise nicht
greifbar ist. Der nächste Schritt ist dann ein Minimal Viable Produkt, einen
Prototypen (MVP) zu bauen. Und dafür haben wir auch einen Mini-Sprint, indem es
darum geht, genau diesen zu definieren. Normalweise zwei bis drei Wochen und
dann haben wir einen technischen Prototypen. Anschließend nach dem technischen
Prototypen geht‘s wirklich dann in die Implementierung und Bauen der Lösung. KI
ist natürlich die neueste Technologie. Viele haben Angst davor. Es gibt ganz
große Bedenken, vielleicht auch ethische Diskussionen. Und es geht darum,
einfach Leuten die Angst zu nehmen und zu sehen: „Wow, ich kann wirklich eine
aktive Rolle darin spielen, in einer KI Lösung in meinem Unternehmen.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wir wissen, dass das die Technologie der
Zukunft ist. Die ist ja schon längst da. Wir sprechen ja jetzt nicht über
Zukunftsmusik. Und diese vielen Bedenken, die es noch gibt, die wirklich
abzuwenden schafft man nur, wenn man Menschen mitnimmt und wenn sie Teil der
Lösung sind. Und wenn man ihnen nicht sagt: Du musst jetzt hier etwas anwenden,
was irgendjemand entwickelt hat. Aber man sie nie gefragt hat, ob das
tatsächlich wirklich so sinnvoll war. Ich finde, das ist auch vor allem, in der
Zeit, in der wir vor vielen Entwicklungen wie New Work etc., ist das ein ganz,
ganz entscheidender Prozess: Die Menschen, die Mitarbeitenden mitzunehmen bei
solchen hochtechnologischen Dingen wie KI-Lösungen. Wir alle wissen, dass die
Dynamik, die bei Präsenzveranstaltung entsteht, die kann man nicht ersetzen,
dass das soll es auch gar nicht. Aber es gibt ja keinen Grund nicht einen
Design Sprint zu machen, sondern man kann es auch heutzutage schon sehr, sehr
gut virtuell durchführen.

Ja, was nehme ich vor
allem aus der heutigen Podcastfolge von #DigiDUS mit: die Zahl 80 %. 80 %
dessen, was Unternehmen tun, kann durch KI-Lösungen verbessert werden. Das ist
eine Zahl, die ich glaube nicht so schnell vergessen werde. Künstliche
Intelligenz steckt schon heute in zahlreichen Produkten und Dienstleistungen.
Das wissen wir. Und auch nahezu jedes Unternehmen kann von künstlicher
Intelligenz profitieren. Doch da stellt sich natürlich auch oft die Frage: Wo
setze ich eigentlich an, wenn ich künstliche Intelligenz in meinem Unternehmen
implementieren möchte? Diese Frage konnte uns Mike Brandt beantworten und er
hat uns auch gesagt, dass es nicht immer der große Wurf sein muss, der ewig
viel Zeit frisst. Was es aber braucht, ist ein sinnvolles Konzept aus dem
Unternehmen heraus, um wirklich passende Lösungen zu finden. Und das kann in
einem KI Design Sprint entstehen. Denn mit einer guten Struktur, mit einer
zielgerichteten Methodik, mit viel Spaß, Dynamik und Wissen aller Beteiligten
und Mitarbeitenden.

In einer unserer nächsten
Folgen von #DigiDUS schauen wir nochmal stärker in die Unternehmen selber; in
die, die bereits KI Lösung erfolgreich nutzen. Alle bisherigen Podcastfolge von
#DigiDUS finden Sie übrigens auch online bei uns im  Firmenkundenportal der Stadtsparkasse
Düsseldorf zum Nachhören unter www.sskduesseldorf.de/podcast und natürlich
viele, viele Infos und Tipps zum Thema Digitalisierung im Mittelstand. Ja, ich
freue mich, wenn ich sie auch bei der nächsten Folge von #DigiDUS wieder
begrüßen kann. Bis dahin bitte bleiben Sie gesund

Transkript zur Folge #6

Transkript:

Jeannine Malcherek-Wirtz: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von #DigiDUS. Mein Name ist Jeannine Malcherek-Wirtz, und ich freue mich sehr, dass Sie heute wieder zuhören und dabei sind. Ja, heute in unserer Folge dreht sich alles um das Thema Künstliche Intelligenz. KI, das ist ein Thema, dass uns in den letzten Folgen schon des Öfteren begegnet ist und uns denke ich auch in den nächsten Folgen weiter begegnen wird.

Hatten Sie heute schon eine Begegnung mit künstlicher Intelligenz? Ich bin mir sicher, dass Ihre Antwort Ja lautet, denn mittlerweile gehört KI zu unserem Alltag. Ob im Smartphone, beim Online-Shopping oder im Pfandautomaten steckt sie oft mit drin. Und häufig merken wir es nicht einmal. Höchstens unterbewusst, z.B. wenn ein Website-Angebot ganz besonders gut zu unseren Wünschen oder Bedürfnissen passt. Und genau dieses Thema führte mich auch zu meinen heutigen Gesprächspartnern. Tim Hufermann von der Agentur Jungmut setzt nämlich KI für Unternehmen ein, die ihre Kundenansprache verbessern wollen. Und Tim hat uns ein schönes Beispiel aus der Praxis mitgebracht von der Dr. Schutz Group, einem Fachbetrieb für Lacke und Farben, der dank einer KI Lösung von Jungmut sehr gezielt und Bedürfnis gerecht Kontakt mit seinen Endkunden aufnehmen kann. Ja, und auch Wolfram Schäfer von der Walther Flender GmbH berichtet uns, wie das Unternehmen dank KI die Lebensdauer von Zahnriemen ganz spezifisch vorhersagen kann. Ja, wie schön! Herr Schäfer, dass Sie heute bei uns sind, bei #DigiDUS. Ich freue mich sehr. Was ist eigentlich das Besondere an „Lean Drive“? Und was haben Sie für eine KI Lösung bei sich im Unternehmen eingesetzt?

Wolfram Schäfer: Gerne. Also „Lean Drive“ ist eine Berechnungsmethode, wo wir die Lebensdauer, anwendungs- bzw. kundenspezifisch berechnen können. Das ist eine Sache, die es vorher nicht gab, womit wir auch alleine auf dem Markt stehen. Die ist auch patentiert.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wie machen Sie das genau? Also was macht diese KI? Soweit sie überhaupt oder was sie davon überhaupt berichten dürfen. Sie haben selber gesagt, diese Methode ist ja auch patentiert. Was macht diese KI, damit man das noch ein bisschen besser verstehen kann?

Wolfram Schäfer: Also wir haben praktisch die Anwendungen oder auf Anwendungsebene in Zusammenarbeit mit unserem Partner der IMA in Stuttgart ein Versuchsverfahren entwickelt, mit dem man, wenn man die Einflussfaktoren kennt, die die Lebensdauer eines Antriebs bestimmen, in dem Sinne konkret in einen Algorithmus umwandeln kann. Und diesen Algorithmus, wenn man den eben füttert mit Kundendaten, dann kann man Aussagen treffen, wie lange der Antrieb hält. Das sind Faktoren wie die Drehzahl, die Zahnriemenanzahl des Antriebs oder auch Sachen wie Umgebungsbedingungen, wie zum Beispiel die Temperatur. Es ist ein Lernprozess nach wie vor, was alles die Lebensdauer eines Antriebs bestimmt. Daten sind die Basis für KI, für unsere Lösung auch. Und diese Daten wurden in unseren Laboren unter bestimmten Parametern erzeugt. Und diese Daten gehen dann in ein Berechnungsprogramm ein, womit ein Algorithmus erzeugt wird. Und dieser Algorithmus, der ist praktisch die Grundlage unserer KI-Lösung. Und dieser Algorithmus wird auch laufend mit weiteren Daten gefüllt, also praktisch wie bei „Machine Learning“.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie haben ja eben selber gesagt, das ist ja was ganz neues, was Sie gemacht haben. Wie haben eigentlich Ihre Kunden darauf reagiert? Auf dieses zusätzliche Angebot? Dieser zusätzliche extreme Mehrwert, den Sie da generiert haben?

Wolfram Schäfer: Also die Kunden – und das ist für uns mit das Wichtigste – die fühlen sich abgeholt, weil dieser Wunsch, indem Sinne die Lebensdauer vorher zu sagen, der ist praktisch ein ganz altes Bedürfnis, dem wir entsprochen haben. Und der Kunde kann jetzt natürlich diese Angaben nutzen, z. B. zur Planung von Wartungsintervallen. Das heißt, er kann wirklich dann, wenn er eh an die Maschinen dran muss, auch die Komponenten tauschen, aber auch nur, wenn die Komponenten das Ende der Lebensdauer erreicht haben. Also er schützt sich auch davor, dass er Sachen gegebenenfalls austauscht, die noch eine lange Lebensdauer haben.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie haben Ihre KI-Lösung mit einem Partner zusammen entwickelt. Könnten Sie uns ein bisschen was über Ihren Partner erzählen und wie Sie ihn gefunden haben und wie die Zusammenarbeit mit dem Partner erfolgt ist, damit Sie diese Form der KI-Lösung entwickeln konnten?

Wolfram Schäfer: Es gab so eine Lösung für Zahnriemenantriebe nicht und wir haben uns in dem Sinne im Markt umgeschaut: Wer hat eine entsprechende Expertise im Bereich der Zuverlässigkeitstheorie? Und da ist das IMA in Stuttgart eines der führenden Institute in Deutschland. Das heißt also, wir haben von IMA praktisch die Theorie der Zuverlässigkeit kombiniert mit unserer Erfahrung über die Zahnriemenantriebe.  Vor allem die Vielzahl der Daten, die wir schon hatten, und das ist für unseren KI Ansatz ganz wichtig gewesen, dass wir auch die entsprechenden Test- und Prüf-Möglichkeiten haben. Ohne die ging es nicht.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wir wollen ja vor allem auch unseren mittelständischen Kunden in der Region Mut machen, sich mit KI zu beschäftigen, zu schauen: „Wo habe ich vielleicht auch in meinem Unternehmen die Möglichkeit, mit KI-Lösungen zu arbeiten?“. Und der Einstieg ist ja normalerweise immer eher ein standardisierter. Oder dass man Lösungen verwendet, die schon am Markt existieren und man schaut: Kann ich die nutzen? Kann ich die adaptieren? Muss ich die modifizieren? Sie sind da ja einen ganz anderen Weg gegangen. Sie haben ja wirklich etwas ganz Eigenes entwickelt. Warum haben Sie sich dafür entschieden? Warum haben Sie nicht gesagt, ich guck mal auf den Markt, was es gibt? Wahrscheinlich wäre das gar nicht möglich gewesen in Ihrem Fall. Aber trotzdem, das war ja ein Marathon, den Sie da auch hingelegt haben mit der Entwicklung so einer Lösung. Warum sind Sie diesen Weg gegangen?

Wolfram Schäfer: Sie haben es gerade gesagt, weil es in dem Sinne im Markt das nicht gab. Das ist einzigartig. Und deswegen mussten wir diesen langen Weg gehen, der natürlich auch gekennzeichnet war von Rückschlägen, der aber auch von entsprechenden Investitionen gekennzeichnet war. Und der Weg ist noch nicht zu Ende. Aber wie vorhin schon gesagt, haben wir viel mitgenommen. Es werden auch weitere Produkte basierend oder aufsetzend auf dem KI-Ansatz in den nächsten Wochen ausgerollt. Aber sagen wir realistisch eher in Monaten oder Jahren entsprechend ausgerollt werden können. Und die Belohnung für uns ist eben, dass der Kunde sagt: „Alles richtig gemacht!“ Ihr habt unsere Bedürfnisse aufgenommen und die Belohnung in der Form ist auch, ich hatte es schon erwähnt, dass dieses Verfahren patentiert worden ist, dass wir also wirklich als Mittelständler, als Düsseldorfer Familienunternehmen diesen Schritt gegangen sind.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Eine Frage noch, und das ist sicherlich auch so ein Punkt, gerade weil Sie diesen, ich sag jetzt mal wirklich auch vielleicht ja zu Anfang schwierigeren Weg gegangen sind. Dinge oder eine Lösung selber zu entwickeln, gab es ja sicherlich auch immer mal wieder Rückschläge. Wie geht man damit um?

Wolfram Schäfer: Die Rückschläge haben wir, auch wenn wir andere Themenbereiche bearbeiten. Also wir sind ein Unternehmen, was eine sehr hohe Fertigungstiefe hat. Also wir haben immer schon Produkte auch selber entwickelt. Und wenn man Produkte selber entwickelt, dann hat man eine Idee, hat das mit Kunden abgestimmt und trotzdem sieht man oft, dass die Umsetzung eine andere ist. Und das, was wir daraus gelernt haben ist, dass wir immer eher in kleinen Schritten denken, dass wir Schritt für Schritt aufsetzen und wenn es mal nicht klappt, dass wir in dem Sinne sagen man geht trotzdem weiter. Wir können den Zuhörern raten, dass man möglichst die Kunden auch früh einbindet. Wir bekommen vom Kunden auch Zuspruch, „Macht doch weiter!“. Und: „Wie sieht es damit aus?“ Und das ist sehr schön, wenn man das erfährt, dass die Kunden auch einen teilweise, wenn man mal eine Durststrecke hat, auch so ein bisschen mitziehen und warten und Fragen „Wann seid ihr so weit? Wann können wir das Produkt haben, wann können wir testen?“.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, super. Ich glaube, das ist das beste Feedback, das man bekommen kann. Das haben Sie wirklich sehr, sehr schön gerade noch mal formuliert. Das ist dieses vom Kunden aus Denken. Und wenn der Kunde mir signalisiert: „Das, was ihr macht, ist super und ich werde das zukünftig brauchen“, ist das sicherlich der richtige Weg, den man einschlägt. Und nichtsdestotrotz Rückschläge wird es immer geben und Sie haben es gesagt. Ich glaube, das ist auch etwas, was wir aus den Erfahrungswerten anderer Unternehmen so mitgenommen haben. Oder vor allem ich, wenn ich mit Kunden gesprochen habe, dieses in kleinen Schritten zu gehen und immer wieder Schritt für Schritt weiter zu sehen und sich dann eben von diesen Rückschlägen, die halt immer vorkommen können, nicht zu sehr zurückwerfen zu lassen. Ich finde, das haben Sie sehr, sehr schön gesagt.

Also wie ich schon in meiner Eingangsmoderation gesagt habe, freue ich mich, dass wir heute noch einen Gast haben bei #DigiDUS, der uns quasi in seinem Gepäck auch noch ein tolles Beispiel zum Thema Best Practice KI Lösungen für Unternehmen mitgebracht hat. Und zwar ist das Tim Hufermann von der Agentur Jungmut. Hallo Tim, ich freue mich, dass du da bist. Heute geht's bei #DigiDUS speziell nochmal um das Thema Best Practice. Was du erklären könntest, wie man KI-Lösungen eigentlich ins Unternehmen bringt. Was erste Schritte sind. Da hast du ja auch ein schönes Beispiel mitgebracht von der Dr. Schutz Group. Bevor wir da nochmal gleich gezielt drauf eingehen, habe ich vorab nochmal eine Frage: Und zwar ich weiß, dass ihr bei euch in der Agentur sehr viel mit dem Thema „Lead Scoring“ beschäftigt. Wie kann man Leads generieren, die besonders ich sage jetzt mal aussichtsreich sind, viel Potenzial aus vertrieblicher Sicht bieten? Ich weiß, dass ihr mit einem webbasierten CRM-System arbeitet. Kannst du uns noch ein bisschen mehr dazu sagen, wie ihr das eigentlich macht? Also wie bekomme ich eigentlich Leads, von denen ich weiß, dass die mir ja besonders viel ich sage es jetzt mal übertrieben Geschäft bringen?

Tim Hufermann: Ja, mache ich total gerne. Im Kern ist das eine Web-Software, wie du schon gesagt hast, an die wir alle unsere Kanäle angestöpselt haben. Also z.B. unsere Social-Media Kanäle, die Website, weil da ja die Leads herkommen in der Regel, wir haben die Onlinewerbe-Kanäle auch integriert, sodass wir halt schon mal messen können, wer klickt z.B. auf eine Anzeige in der Suchmaschine und landet dann auf unserer Website. Und was macht er denn da? Oder ist er wieder weg? Oder kommt er irgendwann wieder und füllt irgendwann ein Formular aus? Weil erst dann, wenn ein Formular auf unserer Webseite ausgefüllt wird, wissen wir ja, wer ist die Person ist und können den Weg nachvollziehen. Und wenn dann die Anfrage erstellt ist, ist es so, dass wir die Software auch als CRM-System nutzen und unseren Vertrieb damit tracken. Das bedeutet, dass wir nicht nur sehen, wer zum Beispiel auf eine Anzeige klickt, auf unserer Website war und eine Anfrage gestellt hat, sondern auch, ob daraus möglicherweise ein Deal entstanden ist? Wie lang hat das gedauert? Von der ersten Kontaktaufnahme bis zu einem ersten Meeting bis zur Angebots- erstellung, bis dann vielleicht auch ein Vertrag erstellt wurde? Und welcher Deal ist im Endeffekt abgeschlossen worden? Und dadurch, dass wir das alles in einer Lösung haben, können wir auch den kompletten ROI, also den Return on Invest, auf unsere Marketingkosten messen. Ich weiß genau, wir haben einen Online-Marketing ROI von xy Prozent, weil wir halt alle Daten im System haben und halt wirklich von den Werbeausgaben wissen, was ist am Ende dabei rumgekommen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn du das jetzt so beschreibst, dann glaube ich, macht es total Sinn, jetzt doch mal konkret auf das Beispiel einzugehen von der Dr. Schutz Group. Ich glaube, daran wird das nochmal deutlicher. Du warst ja auch schon beim Mittelstandstag mit Herrn Knott zusammen auf unserem KI Experten Sofa. So will ich es mal benennen und habt ein bisschen von eurem gemeinsamen Case berichtet. Und da wäre es eigentlich ganz cool, wenn du nochmal erklären könntest: Was hat diese Webanwendung der Dr. Schutz Group für einen Mehrwert gebracht? Was haben sie dadurch gewonnen? Vielleicht kannst du das nochmal ein bisschen beschreiben. Was habt ihr da gemacht?

Tim Hufermann: Wir sind gemeinsam auf einer Reise gestartet und haben ein zusätzliches Business-Model im ersten Schritt entwickelt. Das Model der „Floor Remaker“ bedeutet, dass die Dr. Schutz Group nicht mehr die Farben und Lacke an Handwerker verkauft, sondern die Dr. Schulz Group verkauft über Floor-Remaker den kompletten Service: Ich lasse meinen Boden aufwerten und sanieren. Das kann z.B. im Hotel der Parkettboden sein, der abgeschliffen und neu versiegelt wird. Das kann aber auch bei großen Konsumgüter-herstellern ein Labor sein, wo der Boden dann ertüchtigt wird oder auch in einer Arztpraxis oder für einen Operationssaal. Spezielle Böden, die da eingebracht werden und die Leistung, die verkauft wird, ist dann das Rundum-Sorglos-Paket. Bedeutet, die Zielgruppe hat sich auch verändert von Handwerkern hin zu gewerblichen Endkunden, also z.B. jemand, der in einer Stadt verantwortet, dass die Turnhallenböden saniert werden und dadurch, dass sich die Zielgruppen verändert haben, konnten wir halt ganz klar sagen: Es gibt bestimmte Branchen-Cluster; es gibt einen Branchen-Cluster für Gesundheit, es gibt einen Branchen Cluster für Pflege. Und auf diese Branchen-Cluster haben wir zielgerichtet Anzeigen geschaltet, um Personen, die da arbeiten und eine Verantwortung fürs Gebäudemanagement im Endeffekt haben, „getargeted“ werden. Die werden dann auf eine spezifische Landingpage geführt. Auf der Landingpage werden die branchenspezifischen Angebote vorgestellt. Es werden Cases vorgestellt. Testimonials, um halt wirklich zu beweisen, sag ich mal, dass das gut funktioniert und dass die Dr. Schutz Group mit Floor Remaker Experten sind. Ende der Seite ist natürlich immer ein Kontaktformular oder ein Anfrageformular und von da aus geht's dann weiter. Im Prinzip laufen die Daten von da aus dann in das System und werden von da aus an die Partner vor Ort deutschlandweit automatisiert zugewiesen. Also, dass niemand mehr hingehen muss und muss jetzt von der Zentrale aus etwas händisch steuern, sondern es gibt deutschlandweit Partner, die das umsetzen können. Und die gehen dann wiederum hin, bekommen automatische Anfragen, Termine werden vereinbart. Also bedeutet es wird ganz viel Abstimmungsaufwand hier schon rausgenommen und die Partner bekommen vorqualifizierte Leads, mit denen sie weiterarbeiten können. Und diese Information haben wir wiederum automatisiert in der Deal Pipeline integriert. Es ist dann wiederum so, dass die Zentrale, also die Dr. Schutz Group, auch immer sieht, welcher Partner wie aktiv ist, welche Angebote sind draußen? Wie lange brauchen sie ungefähr, bis die bearbeitet werden und hat dadurch ganz andere Steuerungsmöglichkeiten. Und durch die Daten, die wir dann wiederum deutschlandweit im System sammeln, können wir nach hinten raus hingehen und können bewerten: Welche Branchen sind besonders einträglich im Endeffekt oder welche Branchen nehmen die Angebote besonders gerne an und wir können deswegen wiederum die Werbemaßnahmen zielgerichtet optimieren.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Was macht die KI genau? Verknüpft oder interpretiert sie intelligent die Daten, die ihr sammelt?

Tim Hufermann: Genau das macht die KI noch nicht einmal. Also das wäre für mein Empfinden noch nicht mal KI, sondern das sind im Prinzip einfach nur vorkonfigurierte Workflows. Also was die Zuweisung angeht, postleitzahlenbasiert oder ein automatisiertes Nachfassen. Das sind halt Dinge, die ich im Vorfeld ganz einfach festlegen kann. Und das, was dann KI macht, ist im Prinzip das Scoring nach hinten raus. Also das ich mit den Daten arbeite, die ich im System habe. Und daraus ziehe ich Erkenntnisse: Welcher Kontakt ist besonders wertvoll für mich?

Jeannine Malcherek-Wirtz: Eine Frage finde ich noch ganz wichtig, weil wir bei #DigiDUS uns ja vor allem auch an mittelständische Kunden sichten. Auch so aus der Erfahrung mit den Kunden, mit denen ich zu tun habe, ist oftmals immer wieder dieses Thema Daten, Daten und nochmals Daten so ein Lieblingsthema. Wie oft hörst du das, wenn du vielleicht tatsächlich mit mittelständischen Kunden oder kleineren Kunden zu tun hast, die sagen „Ich weiß gar nicht, ob ich Daten habe“ oder „wenn ich Daten habe, wie ich diese sammeln soll, geschweige denn, wie ich die auswerten soll“. Was entgegnest du diesen Kunden, wenn sie genau mit so einer Hürde auf dich zukommen?

Tim Hufermann: Mit der Frage „Haben Sie eine Website?“ „Ja!“ – und schon habe ich Daten. Oder bin ich auf Facebook? Bin ich auf LinkedIn? Bin ich auf Instagram? Bin ich bei YouTube? Habe ich vielleicht bei Google einen Standort angelegt und sammele ich darüber Bewertungen? All das sind im Prinzip schon Daten, mit denen ich arbeiten kann.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wie siehst du das? Wenn Unternehmen oder kleinere Unternehmen vor allem sagen „So ganz alleine schaffe ich das nicht. Ich brauch externe Expertise.“ Wo finden sie die?

Tim Hufermann: Im Partner Netzwerk der Sparkasse Düsseldorf natürlich, also von: „Wie mach ich Daten im Marketing nutzbar?“ bis hin zu: „Wie kann ich neue Geschäftsmodelle mit Daten entwickeln?“, „Wie kann ich aber auch hingehen und z.B. meine Prozesse datenbasiert oder KI-basiert optimieren?“ Und sei es einfach nur, dass die Rechnungen, die reinkommen, automatisiert ausgelesen und vorgebucht werden, damit der Steuerberater weniger Arbeit hat. Da macht es total Sinn, auf die Firmenkundenbetreuer zuzugehen und zu fragen, welcher Partner da in Frage kommt. Und ein Erstgespräch mit den Partnern zu suchen. Und so wie ich die Partner kennengelernt habe, können die dann halt auch relativ schnell einschätzen, macht das überhaupt Sinn oder gibt es vielleicht einen anderen Partner, der das besser kann, der mir da weiterhilft? Weil ganz klar: Der Blick von außen tut total gut.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn es jetzt darum geht, was mache ich eigentlich aus diesen Daten? Vor allem in der Dienstleistungsbranche und auch für Kommunikatoren und Marketing-Menschen, die werden jetzt sagen: das Mindset, diese Veränderung, auch anders auf Daten zu gucken, wir wollen kundenzentrierter arbeiten, dann fallen Begriffe wie Customer-Journey. Bei uns in der Stadtsparkasse sehen wir das auch, wie schwierig das ist, diesen Shift hinzukriegen und zu sagen: Kunden erwarten heute etwas anderes. Sie erwarten nicht – auch wenn ich weiß, dass das ein Kunde ist, den ich vielleicht auf das Thema ansprechen könnte, weil er Potenzial hat – dass ich mit der Axt ins Haus falle. Wie kriege ich da auch dieses andere Denken, diese andere Herangehensweise in den Köpfen der Menschen hin? Wenn es darum geht, wie ich dann hinterher den Weg gestalte, diese Kunden auch anzusprechen. Ich erinnere mich an ein paar Beispiele, dass wir mal sogar mit dir zusammen versucht haben, eine Customer-Journey für ein Projekt zu entwickeln. Und es ist unglaublich schwierig gewesen für alle Anwesenden, überhaupt diese Perspektive des Kunden einzunehmen. Zu sagen: Was braucht der eigentlich? Wie spreche ich den Kunden an? Wie lange spreche ich den Kunden an? Und ich glaube, dass das oftmals dann ja keine technische Frage ist, sondern das ist ja wirklich auch eine Frage des Mindsets, ohne dass es jetzt esoterisch klingt. Und wie nehme ich vor allem auch Teams mit, um dieses Umdenken hinzukriegen.

Tim Hufermann: Übung und immer wiederholen. Die besten Tools helfen mir überhaupt nichts, wenn ich am den Kunden vorbei kommuniziere oder wenn ich Produkte im Angebot habe oder Produkte entwickle, die halt keine Abnehmer finden. In einem ersten Schritt starten wir – und das machen wir auch häufig gerne am liebsten mit man sagt so schön crossfunktionalen Teams, also Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, vom Vertrieb, vom Marketing, von der Unternehmensführung, aber auch vom Service und vom Kundensupport. Oder auch wenn ich in einer Autowerkstatt bin, jemand, der halt an den Autos herumschraubt, mitzunehmen. Also wirklich Menschen, die unterschiedliche Perspektiven auf die Kund:innen haben und die mit in den Workshop zu nehmen und zu schauen: Was sind überhaupt die Probleme, die immer bei uns aufpoppen? Wie ticken unsere Kunden? Was nehmen wir so wahr? Womit kommen die auf uns zu? Wie sehen die typischerweise aus im Sinne von „Was ist das typische Alter?“ Was für Herausforderungen haben die? Und das hilft mir schon beim Verstetigen. Also wirklich üben. Wiederholen. Ständiges Aktualisieren. Mich damit beschäftigen, einen besseren Einblick auf die Kunden zu gewinnen und dann halt auch zu schauen, was brauchen sie. Also im Sinne von „Was ist mein passendes Produktangebot für diese Kunden?“ Und wie kann ich diese Kunden dann adressieren? Dadurch, dass wir es im Digitalen so gewohnt sind, erwarten wir das mittlerweile in allen Lebensbereichen. Und deswegen ist es für alle wichtig zu schauen „Was brauchen meine Kunden eigentlich, wie ticken meine Kunden und was kann ich an Angeboten für sie bauen“?

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, ob Standardlösung oder individuelle KI Anwendung: Ich finde, unsere heutige Folge von #DigiDUS hat wieder gezeigt, dass gerade für Mittelständler die Chancen sehr, sehr gut stehen, von künstlicher Intelligenz profitieren zu können. Sie können den Weg selbst beschreiben, ihn gemeinsam mit Mitarbeitenden entwickeln und sie finden erfahrene Wegbegleiter, die sie unterstützen. Ob im Netzwerk von Verbänden, Kammern oder auch bei uns, der Stadtsparkasse Düsseldorf. Nur gehen muss man diesen Weg. Daran führt wiederum kein Weg vorbei. Aber ich finde, unsere Folge hat auch gezeigt, dass es sich lohnt, weil KI unter anderem dabei helfen kann, Kundenbedürfnisse besser und effizienter zu bedienen. Weil KI dabei helfen kann, dass sich Mitarbeitende auf das Wesentliche konzentrieren können. Oder schlicht und ergreifend, weil die Konkurrenz sich ebenfalls schon auf den Weg gemacht hat. Vielen Dank nochmal an Wolfram Schäfer und Tim Hufermann, dass sie uns von ihren Erfahrungen berichtet haben. In der nächsten Podcastfolge von #DigiDUS geht es auch um ein Thema, das mir sehr, sehr gefällt. Und zwar um das Thema Start-ups und Mittelständler, wie sie gemeinsam Sache machen können und wie auch beide Seiten davon profitieren. Alle bisherigen Podcast Folgen finden Sie übrigens online auf unserer Website zum Nachhören unter www.sskduesseldorf.de/podcast und weitere Infos und Tipps zum Thema Digitalisierung und Künstliche Intelligenz im Mittelstand finden Sie wie immer auch in unserem Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de. Ja, wir freuen uns, wenn Sie auch in der nächsten Folge wieder zuhören. Bis dahin alles Gute und bleiben Sie gesund.

Transkript zur Folge #7

Transkript:

 

00:00:10

Jeannine Malcherek-Wirtz: Jung, innovativ, digital. Diese Eigenschaften
schreibt man Startups zu. Warum? Startups greifen Technologie Trends auf und
entwickeln daraus innovative Lösungen. Ihre digitalen Geschäftsmodelle
vereinfachen und beschleunigen Prozesse. Und davon können kleine und
mittelständische Unternehmen wiederum enorm profitieren. Und darum geht's in
unserer heutigen Folge von #DigiDUS – Start up meets Mittelstand – und wie
beide Seiten voneinander lernen können. Zu diesem Thema habe ich eine volle
Gästeliste. Ich freue mich sehr über Chiara Aengevelt. Chiara ist
Geschäftsführerin eines erfolgreichen Immobilienunternehmen und arbeitet selbst
mit einigen Startups zusammen. Sie berichtet heute aus der Praxis. Auch dabei ist
Christian Knott. Christian ist Managing Partner von Capnamic Venture Capital und
er erklärt uns heute, was eigentlich ein Venture Capital Fonds macht. Und er
lässt uns ein bisschen hinter die Kulissen blicken. Nach welchen Kriterien
wählt ein Investor Startups aus? Und last but not least Robin Nehring. Robin
ist Leiter für die strategische Unternehmensentwicklung bei der Stadtsparkasse
Düsseldorf. Und er erklärt uns unter anderem, was wir als Stadtsparkasse dafür
tun, beide Seiten bestmöglich zu vernetzen. Mein Name ist Jeannine
Malcherek-Wirtz, und ich freue mich sehr, dass Sie uns heute wieder zuhören. Frau
Aengevelt, wann und warum haben Sie gedacht, Sie sollten mal mit einem Start up
zusammenarbeiten? Sie sind Geschäftsführerin eines Familienunternehmens. Wie
kommt man dazu? Wie kommt man auf diese Idee?

00:02:02

Chiara Aengevelt: Uns gibt es mittlerweile seit über hundertelf Jahren
und am Ende des Tages müssen wir uns täglich im Endeffekt den Herausforderungen
des Marktes stellen, den Herausforderungen unserer Kunden stellen und das
wollen wir natürlich möglichst gut und effektiv machen. Und einfach aus dieser
verändernden Marktsicht und veränderten Kundenansprüchen müssen wir uns
natürlich auch mit neuen Technologien beschäftigen. Und da haben natürlich
Start ups neben etablierten Unternehmen oft gute Ideen. Ideen, die uns helfen,
einfach bessere eigene Produkte, eigene Dienstleistung anzubieten. Und aus der
Warte ist das sozusagen geboren.

00:02:39

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie arbeiten ja mit Start-ups, meist sogar mit
mehreren. Wie sind Sie eigentlich an diese Start-ups gekommen? Wie trifft man
die? Und wie haben Sie die ausgewählt?

00:02:51

Chiara Aengevelt: Viele Wege führen nach Rom, auch bei Start-ups. Unter
anderem wurden wir eingeladen von der Stadtsparkasse Düsseldorf zur Digital
Learning Journey hier in Berlin. In diesem Rahmen haben wir ganz viele Startups
kennengelernt. Auch eins, mit dem wir heute zusammenarbeiten und dessen
Produkte wir intern einsetzen. Aber teilweise kommen auch Start-ups gerade aus
der Immobilienbranche auf uns zu. Die wissen, wir sind ein etabliertes
Unternehmen an verschiedenen Standorten. Und die kommen tatsächlich auch
teilweise einfach auf uns zu und wollen uns mal ihr Produkt vorstellen. Auch so
kommen Start-ups mit uns in Kontakt und andersherum.

00:03:27

Jeannine Malcherek-Wirtz: Nehmen Sie uns doch mal ein bisschen mit. Wie
sieht das aus? So eine Zusammenarbeit mit einem Start-up? Also sind das dann
Sprints oder Workshops? Sitzt man auch mal zusammen in einem Büro? Das würde
sicherlich unsere Zuhörer*innen auch sehr interessieren.

00:03:41

Chiara Aengevelt: Es kommt immer darauf an, in welchem Stadium so ein
Startup ist. Also was wir ganz oft erst mal intern machen: Wir gucken uns
eigentlich an, was sind so die Pain Points. Das kann sein: Pain Points in
Zusammenarbeit mit unseren Kunden, wo wir sagen, das können wir einfach besser
an den Markt bringen. Aber auch ich sage mal in den internen Prozessen, die wie
beim meisten Unternehmen leidig sind. Teilweise nehmen wir wirklich an dem
Entwicklungsprozess teil. Dann gibt es Calls. Wir gehen die besuchen und sagen,
könnt ihr das mal einsetzen bei einem Projekt? Und dann gibt es natürlich auch
die ganz klassischen Start-ups. Die haben ein gutes Produkt, sind am Markt
schon irgendwie etabliert und wir gucken: Wie können wir das wirklich effektiv
bei uns in die Prozesse einbinden?

00:04:21

Jeannine Malcherek-Wirtz: Läuft das immer so reibungslos? Oder merkt man
auch mal an der einen oder anderen Stelle, dass man doch aus unterschiedlichen
Welten kommt?

00:04:28

Chiara Aengevelt: Natürlich gibt es auch mal Hürden, die man überwinden
muss. Aber was ich eigentlich herausstellen kann an der Stelle ist, dass wir
zwar kein Start-up sind, sondern ein etabliertes Unternehmen. Aber wir haben
flache Hierarchien. Wir passen uns täglich eigentlich an die Bedürfnisse des
Marktes, aber vor allem auch unserer Kunden an. Es ruckelt immer mal, aber am
Ende des Tages glaube ich, so weit sind wir gar nicht entfernt. Und ich glaube,
auch viele Familienunternehmen sind ähnlich aufgestellt wie wir – nämlich flach
und schnell – und von daher passt das eigentlich ganz gut zusammen.

00:05:02

Jeannine Malcherek-Wirtz: Würden Sie auch sagen, dass so eine
Gemeinsamkeit zwischen Start-ups und Mittelständlern oder Familienunternehmen
dieser Unternehmergeist ist?

00:05:10

Chiara Aengevelt: Auf jeden Fall. Also ich sehe das auch bei vielen
Familienunternehmen und Mittelständlern, mit denen wir zu tun haben. Ein
Unternehmen, das am Markt besteht, hat ein gutes Produkt. Das muss schnell
sein, denn die Welt ändert sich. Und das haben wir gemeinsam mit Start-ups.
Auch wenn bei uns jetzt nicht der Kicker und das Bällebad unbedingt überall
rumsteht.

00:05:34

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das ist schön gesagt. Was haben Sie daraus
gelernt, also aus dieser Zusammenarbeit für Ihr Unternehmen daraus gelernt und für
sich mitgenommen?

00:05:41

Chiara Aengevelt: Ich glaube, man lernt einfach eine Offenheit. Und man
lernt, dass Produkte nicht abgeschlossen sein müssen, um sie einsetzen zu
können. Wir wollen immer hundert Prozent fertig sein und dann gehen wir zum
Kunden und der Kunde sagt: Damit kann ich gar nichts anfangen. Und das machen
Start-ups einfach anders. Die sagen: Okay, wir haben hier ein Produkt, guckt
euch das an, arbeitet mal damit. Das ist eigentlich das, was mir sehr imponiert
bei Start-ups.

00:06:06

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie haben ja die Marktkenntnis und sind die
Expertin. Können Sie Start-ups auch in der Zusammenarbeit etwas mitgeben? Ihnen
Tipps geben?

00:06:16

Chiara Aengevelt: Hauptsächlich, dass man einfach auch offen miteinander
umgeht. Offen damit umgeht, dass etablierte Unternehmen vielleicht doch ein
Ticken an mancher Stelle anders sind. Und wir haben vielleicht andere
Entscheidungsprozesse. Wir haben vielleicht auch andere Abhängigkeiten. Aber an
sich glaube ich auch, dass viele Startups sehr, sehr viel richtig machen und
einfach offen mit Mittelständlern umgehen und davon lernen können. Weil die
machen auch was richtig, sonst wären sie einfach nicht mehr existent. Das muss
man sagen.

00:06:44

Jeannine Malcherek-Wirtz: Noch mal abschließend eine letzte Frage mit
Blick auf das große Ganze – vielleicht eben auch für Ihre Branche, für die
Immobilienbranche. Was würden Sie sagen: Warum ist so eine Kooperation oder
Vernetzung zwischen Start-ups und, ich sage jetzt mal, Traditionsunternehmen so
wichtig geworden?

00:07:07

Chiara Aengevelt: Es gibt immer Sachen, die man lieber extern zukaufen
möchte oder extern integriert und da vielleicht auf diese Stärke der schnellen
Entwicklung von Start-ups baut. Diese Zusammenarbeit verstärkt wahrzunehmen. Vor
allem auch die Immobilienbranche steht vor großen Herausforderungen. Das fängt
an bei Klimawandel, den wir sicherlich mit Smarter Buildings begegnen müssen,
mit ganz vielen neuen Produkten, wo wir einfach unsere Kunden besser beraten
können. Und ich glaube, man kann nicht immer alles selber machen im
Unternehmen.

00:07:41

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, ich freue mich, dass wir heute bei unserem
Podcast #DigiDUS einen weiteren Gast haben zu unserem Thema, nämlich Christian
Knott. Ich hatte Christian in meiner Eingangs-Moderation schon erwähnt. Du bist
Managing Partner von Capnamic Venture Capital. Vielleicht könntest du unseren
Zuhörer*innen noch mal kurz erklären: was macht eigentlich ein Venture Capital
Fond?

00:08:06

Christian Knott: Also erst mal Hallo und danke für die Einladung. Wir
sind ein Frühphaseninvestor. Heißt wir sammeln alle vier bis fünf Jahre Geld
von Investoren ein, packen das in einen Fonds und investieren dann in den
darauffolgenden vier bis fünf Jahren in Start-ups. Wir haben einen klaren Fokus
auf digitale Technologien. Das heißt, wir wollen in alles investieren, was man
nicht anfassen kann. Und was für uns besonders spannend sind, sind B2B-Technologien.
Wir investieren in einer Phase, wo ich glaube, es ist eigentlich noch falsch,
von Firmen zu reden. Wir investieren vielmehr in Teams, die mal eine Firma
bauen wollen und dann eben ein Produkt bauen, um ein bestimmtes Problem zu
lösen. Wir haben dabei den Anspruch, dass wir investieren, um einen Teil der
Firma zu bekommen. Im Schnitt sind das nach Daumenregel ungefähr 15 bis 20
Prozent. Und unser Ziel ist es natürlich, dass wir am Ende des Tages das Geld
dann deutlich vermehrt zurückbekommen, weil unsere Investoren ja im
Umkehrschluss auch gerne mehr Geld wiederbekommen, als sie uns gegeben haben.

00:09:04

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn du das so berichtest, kannst du uns mal
ein bisschen mit hinter die Kulissen blicken lassen bei euch. Du sagst ja
selber, das sind teilweise noch „gar keine Firmen“. Nach welchen Kriterien
entscheidet ihr denn dann, in welcher Frühphase des Start-ups ihr überhaupt
investieren wollt?

00:09:22

Christian Knott: Am Ende des Tages ist es wichtig, dass du als Investor
eine gewisse Hypothese oder gewisse Thesen vertrittst. Das ist bei uns ein Triumvirat
von dreien. Das sind Team, Timing und Technologie. Also wir wollen in
ausgezeichnete Teams investieren, die sich dadurch auszeichnen, dass sie eben
klar wissen, welche Bereiche in einer Firma sie abdecken müssen. Die müssen das
Thema begreifbar machen können. Und da musst du ein Team haben, dem du zutraust,
eine 7 bis 10 Jahre lange Reise zu machen. Du musst dem Start-up zutrauen, dass
sie diese Entwicklung nehmen. Das zweite T ist Timing. Wir wollen ganz klar
sehen, dass jetzt der Moment gekommen ist. Ich mache das immer an einem
Beispiel fest: Ich habe 2016 bei einer Firma aus Chemnitz investiert, die heißt
Staffbase und bringt das Intranet auf das mobile Endgerät von Firmenkunden.
2016 hatten wir in der westlichen Hemisphäre irgendwas von 85 bis 90 Prozent
Smartphone-Abdeckung. Da wusste ich schon fünf Jahre vorher, das das Thema funktioniert.
Fünf Jahre vorher hätte ich das Thema versuchen können, hätte aber gar keinen
Kunden erreicht. Da müssen wir das Timing haben. Und das letzte T ist
Technologie. Technologie kannst du als Synonym sehen: Synonym für Login. Ich
muss hier eine Software haben, die irgendwie den Kunden bei mir einloggt, damit
er nicht für 2,50 Euro weniger im Monat dann zu einem anderen Anbieter geht.
Und wenn ich diese drei Dinge habe und hier mich in einem Markt bewege, wo ich
glaube, ich kann wirklich die Art und Weise, wie gearbeitet wird, grundlegend
verändern, dann ist das ein Thema, das wir sehr interessant finden und wo wir
uns vorstellen können, zu investieren.

00:10:53

Jeannine Malcherek-Wirtz: Gibt es eigentlich für fast alle Branchen
sogenannte – ich sag mal – Paradigmenwechsel, also ein komplett neues Denken,
neue Technologien, neue Geschäftsmodelle? Oder sagst du, es gibt doch schon
auch eher Branchenschwerpunkte.

00:11:08

Christian Knott: Das ist nicht schwarzweiß. Wenn man jetzt mal grob
anlegt: okay, die letzten 22 bis 23 Jahre sind wirklich das, was man bis
hierhin Digitalisierung nennen kann. Was ist intuitiv. Was mache ich als
erstes? Digitaler Handel! Und das ist ja auch das, was passiert ist. Wir haben
ganz viel E-Commerce gesehen, wahnsinnig viele tolle Erfolgsgeschichten,
wahnsinnig viele, die auch nicht so gut funktioniert haben. Aber das ist
normal. Das war logisch, dass du so eine erste Welle hast. Und jetzt sind wir
so langsam durch mit den offensichtlichen ersten Wellen. Und es kommen jetzt
die zweiten, dritten, zum Teil auch vierten Level an Komplexität. Wenn ich
jetzt zum Beispiel hingehe und sage, ich schaue mir mal den Logistikmarkt an. Da
geht es jetzt darum, wie die Prozesse zwischen einzelnen Spielern in der
Wertschöpfungskette optimiert werden können. Prozesse kann ich immer irgendwie
einfacher digital abhalten, und zwar in jeder Branche. Die Frage ist nur: ist
die Branche, ist das IT-Setup in dieser Branche bereit? Und ich glaube nicht,
dass es Bereiche gibt, die völlig ohne Digitalisierung auskommen.

00:12:08

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das glaube ich auch. Du hattest eben schon mal
das Beispiel Staffbase gebracht. Also ich finde es immer ganz schön, ein paar
Beispiele zu geben. Hast du noch ein paar andere Beispiele für uns von Start-ups,
in die ihr investiert habt und die dann ganz erfolgreich geworden sind?

00:12:29

Christian Knott: Absolut. Gott sei Dank. Wir haben vor sieben Jahren in
eine Firma investiert, die sitzen in Bonn, die heißen Lina X. Lina X ermöglicht
mir als CIO eine Übersicht darüber zu bekommen, welche Softwarekomponenten ich überhaupt
in der Firma habe. Was habe ich alles da? Wie wird es genutzt? Wie viele
Lizenzen habe ich? Wie viele benutze ich? Wie viele bezahle ich? Wann läuft
mein Vertrag aus und müsste verlängert werden? Wann muss ich da wieder eine
Rechnung bezahlen? Das Gründerteam kam damals zu uns. Sie haben vorher in Bonn
für die Post bzw. für einen Post-Ableger gearbeitet. Die hatten dieses Problem
einfach selbst erlebt, weil die im CIO-Departement unterwegs waren. Je mehr die
Digitalisierung voranschreitet, desto mehr solcher Dienstleistungen werde ich
bekommen. Und wie stelle ich dann als Konzern sicher, dass nicht in sieben
Departements irgendwo auf dem Globus dieselbe Software eingekauft wird? So, und
das ist die Möglichkeit, das zu lösen. Und das ist ein Problem, das sich immer
weiterentwickelt und wo wir sehr froh sind, dass wir dabei sind. Wir haben in
sie jetzt seit sieben Jahren investiert. Wir haben – glaube ich – immer noch
eine sehr gute Beziehung zu dem Gründerteam, sind da auch immer noch sehr
intensiv mit denen im Austausch und freuen uns an der Stelle auch immer, die
Entwicklung da weiter beobachten und begleiten zu dürfen.

00:13:39

Jeannine Malcherek-Wirtz: Also ich muss dir ein Kompliment machen, du hast es
so gut erklärt, dass ich es wirklich sehr gut nachzuvollziehen kann, und ich
muss dir total recht geben. Ich glaube über diese zunehmende Komplexität – und
ich glaube, das spürt ja selbst auch jeder persönlich in seinem Umfeld – wird
es umso wichtiger sein, irgendwie wieder eine Übersicht zu bekommen. Und es
klingt sehr, sehr logisch. Danke, dass du uns das so skizziert hast. Ich habe
ja vorhin auch mit der Chiara Aengevelt gesprochen. Es ist ja auch eine
erfolgreiche Unternehmerin, die unter anderem auch mit unterschiedlichen
Startups zusammenarbeitet. Und sie hat uns auch noch mal berichtet aus ihrer
Erfahrung, warum das so wichtig ist. Da würde mich deine Meinung noch mal zu
interessieren, deine Perspektive. Warum ist es auch so wichtig, dass Startups
sich mit Corporate Companies, aber auch vor allem mit Mittelständlern vernetzen?

00:14:27

Christian Knott: Wir haben den starken B2B-Fokus, das heißt, die Firmen,
in die wir investieren, die wollen an Firmen verkaufen. Wie mache ich das? Und
da machen viele Start-ups immer noch einen ziemlich argen Fehler. Die sind
nämlich sehr jung und glauben, sie können jetzt schon von der Stange Software
verkaufen. Und da hat doch jeder Konzern nur darauf gewartet. Und als Start-up
bin ich unglaublich gut beraten, gerade am Anfang mit den ersten Kunden, die
ich habe, nicht den Anspruch zu erheben, hier hoch standardisiert zu sein,
sondern genau zuzuhören. Was ist genau dein Problem? Wie kann ich das lösen?
Was kann ich optimieren? Weil nur so baue ich dann über ein, zwei, drei Jahre
eine Software, die dann wirklich Leute von der Stange kaufen. Weil dann ist sie
wirklich zugeschnitten auf den Markt. So, und jetzt im Umkehrschluss: Warum
sollte ich als Mittelständler oder Konzern mich mit Start-ups beschäftigen, mit
Partnern? Weil das ist ja total riskant. Das sind irgendwie fünf Leute. Sie
sind ja vielleicht übermorgen nicht mehr da habe ich ein Riesenproblem. Warum
sollte ich jetzt als Konzern oder als Mittelständler diese Brücke eingehen? Na
ja, das ist meine Möglichkeit zu verstehen: Wo entwickelt sich der Markt hin?
Und für mich zu entscheiden, wie stelle ich meine Firma langfristig richtig
auf. Das kann ich jetzt global als CEO machen. Das kann aber auch jeder in
seinem Department machen. Das kann ich machen, indem ich mir als
Marketingleiter ansehe: Welche verschiedenen Plattformen gibt es? Das kann ich,
wenn ich im HR-Bereich bin, indem ich hingehe und gucke: Was gibt es denn hier
für neue Sachen? Weil in anderen Ländern muss man ganz ehrlich sein und sagen: Da
sind die weiter! Also da ist die Zusammenarbeit zwischen Konzern und Start-up ist
deutlich entwickelter als hier. Und da würde ich mir wünschen, dass wir das
sogar noch mehr machen. Aber ich glaube, das ist ein Beispiel. Die machen das
ja super bei Aengevelt.

00:16:09

Jeannine Malcherek-Wirtz: Siehst du da auch noch andere Ansatzpunkte?
Also weil du gerade gesagt hast, du vergleichst es mit anderen Ländern, die
schon durchaus weiter sind? Was glaubst du, wo müsste man noch ansetzen, damit
diese Vernetzung, dieses Zusammenarbeiten, das, was du gerade so schön
beschrieben hast, was so wichtig ist für beide Seiten, damit das verbessert
wird?

00:16:27

Christian Knott: Am Ende des Tages müssen die Leute einfach nur in
meinen Augen den Kopf richtig ausrichten. Der große eingesessene Mittelständler
hält das Start-up für ein paar Hallodris. Und dann im Umkehrschluss das Start-up,
das sagt: So ein klassisches Geschäft ersetze ich jetzt sowieso. Man ist gut
beraten, wenn man nicht versucht, sich gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern wenn
man eher versucht, die Gemeinsamkeit zu finden. Wenn wir das einfach im Kopf
bei den Leuten hinkriegen. Jeder muss irgendwie für sich den Weg finden, wie er
sich dem nähern kann. Aber solange das im Kopf machbar ist, glaube ich, ist das
Potenzial da.

00:16:57

Jeannine Malcherek-Wirtz: Super, ich könnte dir stundenlang zuhören,
Christian. Jetzt sind wir schon wieder am Ende unserer Zeit, ich möchte mich
sehr herzlich bei dir bedanken und hoffe, dass wir noch ganz oft sprechen zu so
einem großartigen und sehr, sehr spannenden Thema wie Start-up meets
Mittelstand. Vielen Dank!

Ja herzlichen willkommen
auch an Robin, bei unserem Podcast heute. Robin, direkt die erste Frage an dich:
Christian hatte eben kurz beschrieben, was eigentlich ein Venture Capital Fond
macht. Kannst du uns mal erklären, warum auch die Stadtsparkasse Düsseldorf in
Venture Capital Fonds investiert, wie zum Beispiel Capnamic oder Neoteq?

00:17:37

Robin Nehring: Also sind eigentlich drei Ziele, die wir verfolgen. Zum
einen frühzeitig Start-ups zu entdecken, Technologien zu entdecken, Know-how
intern aufzubauen. Das heißt, durch die Beteiligung an den Venture Capital
Fonds haben wir die Möglichkeit, auf den sogenannten Dealflow zuzugreifen. Das
heißt, frühzeitig zu erkennen, welche interessanten Start-ups und welche
Technologien gibt es da draußen? Und können wir die entweder selber nutzen oder
ist das vielleicht sogar was für unsere Kunden? In dem Fall Firmenkunden oder
eben Privatkunden. Und genau das ist das zweite Ziel. Nämlich frühzeitig Start-ups
zu erkennen oder Technologien zu erkennen, die für unsere Firmenkunden
interessant sein könnten und einen Mehrwert in ihre Wertschöpfungskette
bringen. Noch mal festgehalten: Es ist einmal Mehrwert schaffen und das zweite
ist Know-how aufbauen und dann nachgelagert kommt irgendwann dann das
Finanzielle. Wir freuen uns natürlich auch, wenn sich das Portfolio gut
entwickelt.

00:18:32

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wir haben ja eben schon zwei Perspektiven
gehört. Einmal aus der Sicht von Chiara Aengevelt, aber auch von Christian
Knott. Warum aus ihrer Sicht diese Vernetzung zwischen Start-up und etablierten
Unternehmen, vor allem Mittelständlern, so wichtig ist? Dazu würde ich gerne
auch noch mal deine persönliche Meinung hören. Was denkst du aus deiner Sicht?
Warum ist das so wichtig, dass die beiden sich vernetzen?

00:18:57

Robin Nehring: Ja, also wenn wir an Entwicklung von Innovationen denken,
wenn wir darauf schauen, dann lässt sich schon auch sehen, dass gerade
Gründerinnen und Gründer häufig innovative Ideen entwickeln, die gerade auch
der Mittelstand für die Erweiterung oder vielleicht auch für die Prozesse
innerhalb seines Geschäftsmodells nutzen kann. Unser Ziel ist es, beide Gruppen
miteinander zu vernetzen und dafür arbeiten wir gemeinsam mit dem Team von Capnamic
Venture, aber auch mit Neoteq Ventures zusammen und begleiten aktiv deren Deal
Flow. Beide Fonds haben Fokus auf B2B-Tech-Start-ups, das heißt Start-ups, die
mit Technologie Probleme lösen oder Lösungen anbieten, die gerade für mittelständische
Unternehmen sehr interessant und relevant sind. Und wenn diese Vernetzung dann
stattfindet und das ist ja auch die Frage, die du stellst, glaube ich, dass
dann viel entstehen kann. Du verbindest Tradition mit Innovation und hast
etablierte Player. Hier jetzt der Mittelstand in dem Beispiel, der hat sein
Geschäftsmodell weiterentwickelt und seine bestehenden Kunden besser bedienen
kann oder auch besser verstehen kann oder seine Prozesse einfach deutlich
effizienter darstellen kann.

00:20:11

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn wir das noch mal genauer auf diese
Vernetzung blicken. Es geht ja nicht darum, irgendwen mit irgendwem zu
vernetzen, sondern es soll ja ein passendes Matchmaking im besten Fall dabei
rauskommen. Was tun wir als Stadtsparkasse Düsseldorf, um tatsächlich dieses
Vernetzen zwischen Mittelstand und Start-up möglich zu machen? Wie findet
dieses Matchmaking statt?

00:20:33

Robin Nehring: Nun, wie passiert das? Natürlich durch Austausch. Durch
Austausch auf Augenhöhe. Sicherlich auch durch den Digitalisierungscheck. Den
hatten wir ja hier auch schon mal in der einen oder anderen Episode. Und dass
man halt versteht: Wo steht eigentlich der Mittelständler? Das glaube ich. Das ist
Step 1 und Step 2 ist dann zu gucken: Was gibt es eigentlich da draußen? Das
ist so die Aufgabe meines Teams. Im Innovationsmanagement und der strategischen
Unternehmensentwicklung gemeinsam auch zu schauen, was gibt es eigentlich
draußen, welche Lösungen gibt es eigentlich? Und wenn man dann sagt: okay, ich
weiß, auf der einen Seite durch Gespräche auf Augenhöhe, welche Schmerzpunkte
bestehen, welche Dinge es zu lösen gilt innerhalb der Wertschöpfungskette. Um
dann zu sagen, wir haben jetzt hier erkannt bei dir, lieber Mittelständler XY,
ohne dass du dich gerade mit Thema Z beschäftigst oder hier eine offene Flanke
hast: Wir haben vielleicht auch eine Lösung, nämlich ein innovatives Start-up,
das das Thema angeht. Und man vernetzt halt diese beiden Gruppen miteinander.
Das kann halt entweder passieren, indem wir sagen, wir machen das tatsächlich
im 1:1. Das heißt, wir finden eine Lösung oder ein Start-up, dass zu einem
spezifischen Kunden passt. Oder wir machen das über  Zielgruppen. Wir sagen, wir haben ein Start-up,
was zum Beispiel für eine Baubranche eine coole Lösung darstellt. Dass wir dann
eben zu einem entsprechenden einladen und dann beide Gruppen miteinander
vernetzen. Oder das Thema ist so groß, dass wir beispielsweise mehr als 100
Kunden haben, die aus unterschiedlichen Branchen das Thema interessant finden
oder wo das Thema eine Relevanz hat. Dass man dann sagt, wir setzen uns quasi
als Tippgeber ein und streuen es sehr breit. Ja, das kommt dann immer darauf
an, wie groß ist denn der Kreis der möglichen Nutzer? Und das ist sehr, sehr
unterschiedlich und kommt immer darauf an, welche Lösung sich anbietet.

00:22:36

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wie reagieren Mittelständler darauf? Kannst du
uns mal ein paar Reaktionen schildern, wenn Firmenkunden auf Start-ups treffen?

00:22:44

Robin Nehring: Ende 2019 haben wir eine Digital Learning Journey
gemacht, gemeinsam mit Capnamic Ventures und es waren insgesamt 15
Mittelständler dabei. Also Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen und wir
sind mit ihnen nach Berlin gefahren und haben eine Safari gemacht. Christian
würde sagen, dass man bei einer Safari nicht sprechen darf, weil sonst laufen
die Tiere weg. Wir sind in aktiven Austausch gegangen mit den Start-ups vor Ort
und haben die auch vorher quasi ausgewählt, gemeinsam mit den Mittelständlern.
Was passt zu euch? Was wollt ihr sehen aus dem großen Portfolio? Und im Vorfeld
haben wir, als die Idee aufkam, dass wir das machen, den einzelnen Start-ups
vorgestellt. Und dann kam die Reaktion: Das hätte ich von einer Stadtsparkasse
Düsseldorf nicht gedacht. Und ich finde das total super, dass das jetzt
stattfindet, weil ich selber gar nicht diesen Zugang habe. Und genau das
erleben wir öfters. Also klar ist, dass man sich natürlich mit diesen
innovativen Themen beschäftigt. Aber man weiß meist gar nicht, wo fängt man
denn an? Wo hört es dann auf? Und wir schauen uns das sehr strukturiert an.
Natürlich auch gemeinsam mit Capnamic und können so frühzeitig eben diese
Impulse setzen. Und ich glaube, das kommt sehr gut an. Das zeigen ja auch
einige Umfragen, dass diese Zusammenarbeit von Start-up und Mittelstand
absoluten Wert schafft. Und die Frage ist halt, wie komme ich denn da zu einem
Start-up? Besuche ich selbst Messen oder begegnen wir den Mittelständlern als
Stadtsparkasse Düsseldorf quasi als Netzwerkpartner auf Augenhöhe?

00:24:17

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich glaube, das kann man auch als Fazit ganz
gut zusammenfassen. Wenn wir noch mal darauf blicken, was auch Chiara Aengevelt
und Christian Knott gesagt haben: Wie wichtig eben jetzt diese Vernetzung sein
wird zwischen Start-ups und Mittelständlern oder auch mit etablierten
Unternehmen. Wenn ich jetzt Kundin bin oder Kunde der Stadtsparkasse Düsseldorf
und ich interessiere mich für eine Kooperation, was muss ich tun? Oder an wen
muss ich mich wenden, wenn ich mich dafür interessiere bei der Stadtsparkasse
Düsseldorf?

00:24:49

Robin Nehring: Es gibt tatsächlich unterschiedliche Wege. In unserem
Kundenmagazin DialogImpuls stellen wir regelmäßig interessante Start-ups vor,
die mit ihren Lösungen insbesondere den Mittelstand adressieren. Immer mit der
Fragestellung: Welches Problem wird gelöst? Und vor allem, was muss ich als
Mittelständler eigentlich mitbringen, um mit dem Start-up zusammenzuarbeiten?
Des Weiteren stellen wir auf unserem Linkedin-Kanal der Stadtsparkasse
Düsseldorf regelmäßig Start-ups mit einer Kurz-Idee vor. An dieser Stelle
natürlich auch der Aufruf an Start-ups und Gründer: Meldet euch bei uns, wenn
ihr interessante und innovative Lösungen für den Mittelständler anbietet. Wir
vernetzen hier an der Stelle sehr gerne. Ansonsten gerne auch mal in unser
Firmenkundenportal nach den drei Start-ups schauen, die wir hier vorstellen. Circular,
die eine volldigitale Reisekosten-Abrechnungs-Lösung anbieten. Perseus, die
Cyber Security Prävention für Mittelständler anbieten oder getbaff die Flyer
mittels Augmented Reality zum Leben erwecken. Darüber hinaus können sich
interessierte Hörerinnen und Hörer, die gerade denken, ich habe ein Problem in
meinem Unternehmen aufgedeckt oder auch ein spezifisches Problem entdeckt: dann
einfach eine kurze Mail an digidus@sskduesseldorf.de und wir schauen dann, dass wir einen passenden Start-up finden, das wir
mit Ihnen, mit den Hörerinnen und Hörern vernetzen.

00:26:08

Jeannine Malcherek-Wirtz: Vielen Dank an meine tollen Gäste. Ein
ungleiches Paar? Auf keinen Fall. Ich finde, diese Folge zeigt beispielhaft,
wie gut Start-ups und Mittelständler zusammenarbeiten und voneinander
profitieren können. Ein paar Erfolgsgeschichten haben wir heute präsentiert.
Vielleicht haben Sie ja eine solche zu erzählen? Dann melden Sie sich gern
unter dialogimpuls@sskduesseldorf.de. In unserem Kundenmagazin DialogImpuls
stellen wir außerdem in jeder Ausgabe drei Start-ups vor. Auch hier gilt:
Vorschläge immer gern an dialogimpuls@sskduesseldorf.de!

Alle bisherigen Podcast
Folgen finden Sie übrigens online auf der Website der Stadtsparkasse Düsseldorf
zum nachhören – unter www.sskduesseldorf.de/fi/home/digitaler-mittelstand/Podcast-DigiDUS.

Und weitere Infos und
Tipps zum Thema Digitalisierung im Mittelstand finden Sie wie immer auf unserem
Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de/fi/.

Wir freuen uns, wenn Sie
auch bei der nächsten Folge wieder zuhören!

 

 

 

Transkript zur Folge #8

00:00:01

Speaker 1: #DigiDUS - Digitalisierungstrends und Herausforderungen im
Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Wie gern bin ich als Kind
in die Autowaschanlage gefahren? Sehr, sehr gerne. Ich habe es geliebt. Vor
allem liebe ich es heute noch, wenn man im Auto sitzt und sehen kann, was außen
um einen herum passiert. Und umso mehr freue ich mich auch darauf, dass wir bei
unserer heutigen Podcastfolge von #DigiDUS bei Mr. Wash sind. Mr. Wash, das ist
Richard Enning. Er ist Vorstand der gleichnamigen Autoservice AG, deren Anlagen
in ganz Deutschland schon durch ihre besondere Architektur ins Auge fallen. Und
den ersten von mittlerweile 36 Standorten eröffnete bereits sein Vater Joseph
1964 in Düsseldorf. Inspiriert und begeistert damals von den Waschstraßen, die
er in den USA entdeckt hatte. Heute ist das Familienunternehmen deutscher
Branchenführer und spielt ganz vorne mit in der internationalen Liga.
Waschanlagenbetreiber und -betreiberinnen in den USA und weltweit blicken voll
Respekt auf den technologischen Vorsprung, den Mr. Wash durch die
Digitalisierung nahezu sämtlicher Prozesse gewonnen hat. Darüber hinaus machte
die International Carwash Association Richard Enning 2019 zu ihrem ersten
europäischen Präsidenten. Heute hat er Zeit für uns und begrüßt uns an dem Ort,
an dem viele deutsche Autobesitzer und -besitzerinnen ihren Samstagnachmittag
am liebsten verbringen. Hier bei Mr. Wash in Essen bei der Waschanlage. Mein
Name ist Jeannine Malcherek-Wirtz und ich freue mich sehr, dass Sie uns heute
zuhören. Herzlich willkommen Richard Enning bei unserem Podcast #DigiDUS. Ich
freue mich sehr. Ja, bei meiner ersten Frage werde ich direkt ein bisschen
nostalgisch. Als ich gehört habe, dass wir heute hier sind, musste ich mich
wirklich direkt an meine Kindheit erinnern, wie mein Vater mich mitgenommen hat
in die Autowaschanlage, Bundesliga Konferenz im Auto, Samstagnachmittag. Und es
war immer wieder ein Highlight. Teilen Sie so eine Erinnerung mit mir, Herr
Enning?

00:02:08

Speaker 2: Ja, guten Tag erstmal. Natürlich teile ich die, weil im
Grunde genommen mein ganzer persönlicher Werdegang schon von der Kindheit an
von dem Thema Autowaschen geprägt wurde. Weil das war bei uns das Familien
Business. Unser Familienleben hatte eben auch in dem Sinne niemals das
klassische Wochenende. Weil der Samstag war eben immer ein voller Arbeitstag.
Also von daher ist meine Kindheit total von dem Thema Autowäsche geprägt. Ich
kann mich da an vieles sehr gut erinnern.

00:02:34

Speaker 1: Das klingt jetzt ein bisschen so, wenn Sie berichten, als
wären Sie tatsächlich direkt in das Familienunternehmen eingestiegen. Ist das
so gewesen?

00:02:41

Speaker 2: Also in meinem persönlichen Werdegang habe ich schon noch
dann was anderes gemacht. Aber es ist eben so: In so einem Familienunternehmen
dreht sich eigentlich alles immer darum, selbst wenn man dann was anderes
macht. Das steckt einem sehr in den Kleidern. Eine Zeit lang habe ich für eine
Unternehmensberatung gearbeitet, nach dem Studium. Dann für Flender gearbeitet.
Das hat mir auch alles sehr geholfen, um andere Perspektiven zu bekommen, einen
anderen Blick auch zu bekommen. Aber letzten Endes war auch mein eigener Wunsch
diesen Weg zu gehen und irgendwann auch in die Fußstapfen dann meines Vaters zu
treten.

00:03:14

Speaker 1: Wenn wir noch mal zurückblicken: Was hat sich verändert,
seitdem Sie das Unternehmen übernommen haben? Also wie war es früher? Wie ist
es heute?

00:03:23

Speaker 2: Ich denke mal, dass wir in den letzten Jahren uns sehr, sehr
massiv auf das Thema Servicequalität konzentriert haben. Für mich ist das immer
so, es gibt so bestimmte Grundstandards und bei einer Waschanlage - worüber man
eigentlich gar nicht sprechen müsste - ist, dass das Auto hinten sauber
rauskommt. Man muss sich darum kümmern: Was ist die Erfahrung, die der Kunde
macht? Abgesehen von der reinen, nackten Dienstleistung, die man durchführt.
Die muss hundertprozentig sein. Aber das ist kein Qualitätsmerkmal, dass man
sagt: "Ich tue das, was ich verspreche, nämlich ein sauberes Auto
abzuliefern." Sondern der gesamte Kontext drumherum, auf den kommt es an.
Und da haben wir in den letzten Jahren sehr stark den Fokus draufgelegt. Und
das ist keine Sache, die von heute auf morgen sofort zu Erfolgen führt. Aber
wenn man das konsequent durchhält, dann zahlt sich das eigentlich immer aus.
Und an dem Punkt sind wir jetzt bei Mr. Wash, dass es von Jahr zu Jahr besser wird,
und wir kriegen bessere Reviews bei Google. Wir haben eine bessere Reputation
insgesamt. Wir werden heute als ein sehr positiv besetztes Unternehmen
wahrgenommen, sowohl was den Umgang mit Personal angeht, mit Kunden. Wir
kriegen Preise für Nachhaltigkeit. Ich meine wir tun auch einiges in der
Richtung. Aber das ist dann immer der Unterschied zwischen dem, was man tut und
wie es wahrgenommen wird. Und das hat sich, glaube ich, in den letzten fünf,
sechs Jahren, haben wir da einiges dran verbessern können.

00:04:45

Speaker 1: Das klingt total spannend. Da würde ich gerne noch mal
ansetzen, weil Sie ja gesagt haben: Kundenerlebnis, Kundenservice, das ist für
uns das Entscheidende. Welche Rolle spielte dabei auch in den letzten fünf,
sechs Jahren die Digitalisierung oder auch die Digitalisierung von Prozessen?

00:05:00

Speaker 2: Also die Digitalisierung von Prozessen spielt für uns
betriebsintern eine sehr große Rolle. Da würde ich sagen, sind wir auch mit die
ersten gewesen, die wirklich auch mit einer komplett eigenen IT-Abteilung an
den Start gegangen sind. Das hat uns viele Möglichkeiten gegeben den internen
Workflow durch eine eigene Softwareentwicklung auch abzubilden. Und zwar
wirklich hundertprozentig so wie wir es brauchen. In der Außenwirkung zum Kunden
ist es so, dass es in Deutschland nach wie vor gerade in unserer Branche ein
echtes Bargeld Thema ist. Selbst jetzt in der Corona Zeit ist der weit
überwiegende Teil der Kunden im Waschgeschäft, bezahlt weiterhin bar. Also wenn
Sie so viel mit Bargeld zu tun haben, dann ist es mit der Digitalisierung,
natürlich können Sie da relativ wenig machen. Wenn Sie sagen, wir wollen jetzt
über Apps oder sonstige Dinge was tun. Wir versuchen auf der Höhe der Zeit zu
sein. Völlig klar, was die Akzeptanz der Karten angeht, was das Bezahlen mit
einem Telefon angeht und so weiter. Aber das setzt sich hier in Deutschland
nicht in dem Maße, zumindest in unserer Branche, nicht in dem Maße durch, dass
das jetzt für uns schon ein echtes Thema wäre.

00:06:10

Speaker 1: Spannend. Könnten Sie uns noch Beispiele geben, wie das mal
abgesehen von dem Thema Payment, also Bezahlen, was ist in diesem
Waschstraßenprozess? Gibt es da etwas, wo wir vielleicht jetzt auf den ersten
Blick gar nicht sagen würden: Wow, da steckt ein komplett digitaler Prozess
dahinter. Könnten Sie uns dafür noch ein Beispiel geben?

00:06:30

Speaker 2: Wir haben eine sehr enge Verzahnung zwischen technischen
Vorgängen und zwischen kaufmännischen Vorgängen bei uns. Das Hauptthema bei uns
ist, dass wir natürlich die Steuerung der Anlage so vornehmen müssen, dass wir
wirklich hundertprozentig sicherstellen, dass der Kunde das, was er draußen an
einem anderen Kassensystem gekauft hat, dass das auch wirklich eins zu eins in
der Anlage umgesetzt wird. Das Ganze machen wir im Moment noch über einen
Barcode, der beim Kunden auf einem Zettel auf dem Armaturenbrett liegt. Das
funktioniert auch gut. Wir sind aber an dem Punkt, wo wir jetzt eben versuchen,
also wir haben da schon einige Erfahrungen gesammelt mit der Erfassung von
Kennzeichen, um das Ganze noch, sagen wir mal, kundengerechter zu machen.
Unsere Erfahrungen bei den Kennzeichen, die beruhen darauf, dass wir vor zwei
Jahren angefangen haben, hier etwas anzubieten, was in Amerika inzwischen schon
komplett den Markt beherrscht, nämlich Waschen im Abo, sag ich mal, oder
Flatrate. Man bezahlt einmal einen Betrag, meistens in Amerika ist es
monatlich. Wir machen es etwas anders hier. Also man bezahlt einen Betrag und
kann dann so oft man möchte durch die Waschanlage fahren. Um das für den Kunden
so optimal wie möglich zu gestalten, haben wir das hier so gemacht: Man muss
keine persönlichen Daten angeben, aber man hat eben einen Code und zu diesem
Code hinterlegen wir auch das Nummernschild und haben dann eine separate Spur.
Und die Kunden, die eben diese Flatrate haben, können dank der
Nummernschilderkennung direkt durchfahren, an der Kasse vorbei und fahren
sofort in die Waschanlage rein. Und diese Nummernschilderkennung funktioniert
wirklich einwandfrei für uns. Ist auch datenschutzrechtlich unproblematisch,
weil wir eben keine sonstigen Daten dazu abspeichern. Keinen Namen, keine
Kontonummer, kein gar nichts. Das bezahlt man im Voraus. Das ist so ein Punkt,
wo wir versuchen in der Wahrnehmung des Kunden es für ihn noch
unproblematischer zu machen, weil wir dann an dem Punkt sind, dass wir dann
auch wirklich sagen können: Okay, wir haben eine App. Ich gebe das
Nummernschild ein, ich gebe ein, welche Wäsche ich haben will und ich fahr dann
durch und dann ist das Thema für ihn erledigt. Dann hat man überhaupt gar keine
Notwendigkeit mehr mit irgendjemandem ein Gespräch zu führen oder sonst was zu
tun.

00:08:41

Speaker 1: Das ist ja sehr spannend, dass Sie sagen, in Amerika ist das
eigentlich schon total üblich, dass man das so macht. Was glauben Sie, ist der
Grund dafür, dass man da in Deutschland eher noch zurückhaltender war, bislang?

00:08:51

Speaker 2: Viele Entwicklungen, die es in Amerika gegeben hat, die sind
später dann auch nach Deutschland gekommen. Aber es hat auch, also wenn ich
jetzt über diese Branche rede, Carwash Branche rede, hat es eben doch auch eine
ganze Menge Entwicklungen gegeben, die in umgekehrter Richtung gelaufen sind.
Früher war es in Amerika, wenn sie in eine Autowaschanlage fuhren, in den 70er,
80er, auch in den 90er Jahren, es war völlig normal, dass das Auto dann von
innen und von außen sauber gemacht wird. Das war hier in Deutschland nie ein
Thema. In Deutschland war es immer so: Ich fahr durch die Waschanlage und dann
mache ich mein Auto selber von innen sauber. In Amerika ist es inzwischen so,
dass der sogenannte Full Service Carwash in die Minderheit gekommen ist, weil
die Lohnkosten in Amerika dermaßen angestiegen sind, dass sie das nicht mehr
gemacht haben und machen konnten. Aber was jetzt eben hier in Deutschland für
uns auch ein wesentlicher Gamechanger ist, ist eben das Angebot der
Fahrzeuginnenreinigung als organisierter, arbeitsteiliger Prozess. Und da sehen
wir eben, dass es hier echt einen Markt gibt von Kunden, die das wirklich dann
auch gerne in Anspruch nehmen. Und wenn man das dann in Kombination macht mit
dem, was jetzt eben so der Trend in Amerika ist, die nennen es Unlimited. Wir
haben das für uns hier Flat Wash genannt, also die Flatrate für die Autowäsche,
wo man das dann auch noch zu einem vernünftigen Preis anbietet, sodass das Auto
auch von innen gereinigt wird. Das heißt, ich muss mir um dieses Thema
Fahrzeugreinigung überhaupt gar keine Gedanken mehr machen. Das, glaube ich,
wird schon ein entscheidender Markt in den nächsten Jahren sein.

00:10:25

Speaker 1: Das ist total spannend. Hat Corona eigentlich was daran
geändert?

00:10:28

Speaker 1: Corona hat eigentlich nichts daran geändert. Bei Corona war
es so, dass es in den Zeiten des Lockdowns im vergangenen Jahr, als am
Wochenende es zwei Möglichkeiten gab, entweder in den Baumarkt zu fahren oder
in die Autowaschanlage zu fahren, das teilweise sogar den Charakter der
Beschäftigungstherapie hatte, weil man, selbst bei schlechtem Wetter habe ich
mich gewundert, wie viel los war. Wir mussten, zu der Zeit hatten wir unsere
Innenreinigung allerdings geschlossen. Aber in den Waschanlagen war gut zu tun.
Ich meine, wir haben das gemerkt, das Jahr. Es hat eine Delle gegeben in 2020,
zumal die Waschanlagen ja auch eine Zeit lang geschlossen waren. Aber als es
danach wieder losging, haben wir da eigentlich keinen großen Unterschied
gemerkt. Und heute, jetzt, also wenn ich das Jahr 2021 mir anschaue, dann gibt
es da eigentlich kein Thema.

00:11:19

Speaker 2: Ja, total spannend, aber was Sie beschrieben haben kann ich
so gut nachvollziehen. Dieser psychologische Effekt, dass man entweder in den
Baumarkt oder in die Waschstraße geht, weil man einfach raus wollte, weil man
einfach was machen wollte. Sehr spannend. Jetzt noch eine Frage, weil so
Digitalisierung oder auch Digitalisierung von Prozessen, von Geschäftsmodellen,
ist ja auch so ein bisschen so, ist ja das Leitthema unseres Podcasts. Wenn Sie
das so beschreiben, was alles so machbar ist und was zukünftig es auch an
Entwicklung gibt, glauben Sie, dass auch sowas wie künstliche Intelligenz,
Robotik noch den Markt für Sie verändern kann oder sagen sie "Boah, das
ist schon ziemlich weit geholt."

00:11:55

Speaker 1: Das ist eigentlich ein interessanter Punkt, weil ich mich vor
drei Jahren mal etwas intensiver mit dem Thema Roboter auch beschäftigt habe.
Das Hauptthema, das wir in der Waschanlage haben, ist, dass das Auto
kontinuierlich nach vorne bewegt wird. Das heißt, vor dem Auto kann man relativ
gut waschen, aber hinter dem Auto schlecht, weil sich das Auto vom Gerät
wegbewegt. Man muss hinterher. Das kann man mit einer Kinetik, die in einem
Roboter steckt, kann man das viel besser lösen. Und der nächste Schritt wäre
natürlich, da wird auch dran gearbeitet, versuchen zu erkennen: Wie ist jetzt
eigentlich die Oberfläche auf dem Auto beschaffen? Von der Verschmutzung her,
um individuell ein Waschmittel aufzutragen oder auch weniger aufzutragen und
individuell auch mit dem Hochdruck, mit dem Wasserverbrauch und ähnlichen
Dingen zu operieren. Das ist letzten Endes einfach eine Frage von Sensorik.
Diese Sensorik in der Form, die gibt es sicherlich, aber ist nicht bezahlbar,
also für uns nicht machbar. Wir sind jetzt an dem Thema dran, indem wir jetzt
einfach sagen, wir unterscheiden drei Kategorien. Jetzt unabhängig von der
Frage, welches Programm der Kunde gewählt hat, haben wir die Kategorie einfach
was normal ist, das ist Standard. Wir haben eine Kategorie Intensiv und wir
haben eine Kategorie Light. Und versuchen dann durch unser Personal eine
Einordnung zu geben. Wenn also ein Auto was extrem verschmutzt ist, dann muss
man da mehr alkalisches Waschmittel draufgeben, das weicht es ein, das löst
organische Verschmutzungen. Man muss im Zweifelsfall auch hinten mit mehr
Hochdruck daran gehen, um das runterzubekommen. Und das versuchen wir eben
dadurch zu machen, dass wir dann sagen okay, dann hat man da den Intensiv Knopf
gedrückt. Das ist in dem Sinne natürlich keine Digitalisierung, weil das nicht
automatisch läuft. Aber das ist der Prozess, der eben hinterher in der SPS,
also in der speicherprogrammierbaren Steuerung und das ist der Rechner, der die
Waschanlage steuert, der unterscheidet es dann schon. Robotik ist aber mit
Sicherheit ein spannendes Thema und ich glaube, das wird auch in den nächsten
paar Jahren kommen. Perfekt wäre natürlich auch, wenn man die Arbeitsabläufe,
die wir in der Innenreinigung haben, dadurch unterstützen könnte. Da die Autos
aber sehr, sehr verschieden gebaut sind, sehe ich das ehrlich gesagt noch
nicht.

00:14:05

Speaker 2: Im Moment noch nicht vorstellbar, aber wer weiß, was uns da
alles noch erwartet. Ein Thema habe ich noch, weil Sie eben so schön skizziert
haben, was Kundenservice, Kundenerlebnis auch bei Mr. Wash bedeutet. Es gibt viele
mittelständische oder Mittelständler und auch mittelständische Kunden von uns,
die auch dieses Thema: Wie kann ich über digitale Prozesse Kundenerlebnis,
Kundenservice besser machen? Also digitale Tools einsetzen as a Service. Hätten
Sie Tipps aus Ihrer Erfahrung, was Sie mittelständischen oder unseren
mittelständischen Zuhörerinnen oder Zuhörern empfehlen würden, die auch so
einen Weg eingehen wollten?

00:14:45

Speaker 1: Also ich habe keinen Tipp, den ich Ihnen geben kann aus
eigener Erfahrung hier im Betrieb, weil wir erst noch gerade dabei sind das
umzusetzen. Das Einzige, was ich weiß, ist, sich wirklich immer darum zu
bemühen, alles wegzulassen, was überflüssig ist und einfach nur auf den Kern zu
gehen. Und wenn man dann sagt, man macht beispielsweise eine App, dann muss die
Funktion, dann muss der Mehrwert des Kunden, des Nutzers, der muss absolut im
Vordergrund stehen, und zwar eigentlich durch zwei oder drei Funktionen und
mehr nicht. Und das war es. Und ich glaube, das ist der entscheidende Punkt,
worauf es heute ankommt. Also ich finde oftmals weniger ist mehr. Das wäre so
mein Rat.

00:15:25

Speaker 2: Keep it short and simpel - so ein bisschen in die Richtung.
Ich komme schon zum Ende unseres Interviews. Deshalb vielleicht noch mal als
Abschlussfrage. Wenn ich so an die Themen denke, die uns jetzt auch gerade so
bewegen, vor allem auch unsere Kunden, dann sind es immer Digitalisierung und
Nachhaltigkeit, Mobilitätswende, Urbanisierung et cetera. Was denken Sie, was
werden so die ein, zwei Themen sein, die Sie in nächster Zeit besonders
beschäftigen werden?

00:15:48

Speaker 1: Na ja, wir sind im Moment sehr beschäftigt, klar, auch mit
dem Thema Energie. Also wir planen mit E.ON zusammen, wir nennen es unsere
Solar Offensive. Also wir versuchen möglichst viele Solarfelder auch noch zu
installieren, auch auf bestehenden Anlagen. Wir sind ja jetzt hier gerade in
Essen, da haben wir ein riesiges Tankstellendach, das haben wir schon bestückt.
Solarfelder haben für uns den Vorteil: Die sind ja nicht so schwer. Das heißt,
man kann statisch auf bestehende Dächer ganz gut drauf. Das ist einfacher, als
wenn man warmes Wasser auf den Dächern macht. Das haben wir ja auch in einigen
Betrieben. Das funktioniert ganz gut. Wir sind gerade dabei unseren Ölwechsel zu
relaunchen, auch in den grünen Ölwechsel, weil wir da auch CO2 kompensieren,
alle Frischöle. Das Thema Nachhaltigkeit wird schon zunehmend wichtig und
spielt für uns auch eine große Rolle. Wir haben aber auch schon, muss ich
sagen, vor drei, vier Jahren angefangen, 100 Prozent Ökostrom zu verwenden.
Haben es auch versucht zu verwerten in der Werbung. Hat die meisten Verbraucher
nicht besonders interessiert. Darüber muss man sich auch im Klaren sein.
Manches von dem, was medial eine große Rolle spielt, spielt dann eben doch im
Wettbewerb, Marketing, in der Verbraucherwahrnehmung dann doch nicht so eine
ganz große Rolle. Aber machen sollte man es trotzdem.

00:17:07

Speaker 2: Herr Enning, vielen, vielen Dank! Es war toll so spannende
Einblicke in das Unternehmen Mr. Wash zu gewinnen. Ich könnte stundenlang mit
Ihnen weitersprechen und man merkt gar nicht, wie schnell dann doch die Zeit
vergeht. Ja, Digitalisierung ist gekommen, um zu bleiben, selbst bei
Unternehmen, die auf den ersten Blick gar nicht danach aussehen. Sie wird
allerdings das Besondere eines Unternehmens nicht ersetzen können. Aber sie
kann eine zeitgemäße Übersetzung des Gründungsgedankens in die Jetztzeit sein.
Bei Mr. Wash war und ist es das Serviceerlebnis der Kundinnen und Kunden,
welches durch die Digitalisierung der Prozesse up to date gebracht wurde. Und
neben der Digitalisierung spielt natürlich auch der internationale Austausch
für Richard Enning weiterhin eine sehr große Rolle. Auch für den deutschen
Mittelstand zieht das Auslandsgeschäft wieder an. Trotz neuer Regularien und
Unsicherheiten führt langfristig kein Weg daran vorbei. Sind Sie darauf schon
vorbereitet? Bei unserer Fachtagung Check International Business im März
bringen Sie Expertinnen und Experten auf den neuesten Stand. Und ich bin mit
meinem Podcast Team ebenfalls dabei. Freuen Sie sich also jetzt schon auf
unsere nächste Podcastfolge zum Thema Lieferketten im internationalen Geschäft.
Alle bisherigen Podcastfolgen finden Sie übrigens wie immer online auf der
Website der Stadtsparkasse Düsseldorf zum Nachhören unter
www.sskdüsseldorf.de/podcast. Bis dahin, bleiben Sie gesund.

#DigiDUS
Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der
Stadtsparkasse Düsseldorf.

 

Transkript zur Folge #9

#DigiDUS
- Expertise für das Auslandsgeschäft

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Großartig! Um mich herum summt und brummt es, denn die Besucherinnen und
Besucher unserer Fachtagung Check International Business treffen gerade hier im
Forum der Stadtsparkasse Düsseldorf ein.

Und man sieht: Sie alle freuen sich, einmal
wieder persönlich miteinander zu reden. Was sie verbindet? Sie alle sind im
Auslandsgeschäft engagiert: Haben internationale Lieferketten, beziehen also
Produkte aus dem Ausland oder exportieren dorthin.

Mein Name ist Jeannine Malcherek-Wirtz und ich
berichte heute von der Veranstaltung, die jede Menge Expertise im
Auslandsgeschäft versammelt. Denn unsere Kundinnen und Kunden haben
insbesondere jetzt Fragen:

·        Wie gehe ich mit Logistik-Engpässen um?

·        Wersichert meine Exportfinanzierung ab?

·      Und eine aktuell besonders drängende Frage: Wie gehe ich damit um, wenn mein Businessbisher eng mit russischen Geschäftspartnern verbunden war?

Wir haben Expertinnen und Experten aus unserem Netzwerk eingeladen, die
weiterhelfen können. Und natürlich sind auch meine Kolleginnen und Kollegen aus
unserer Abteilung Internationales Geschäft hier, um Antworten zu geben.

Ich stürz mich jetzt mal für sie ins Getümmel.

Marcus Ruppert:
Das Thema ist es immer wieder, dass viele Kunden leider auch einer großen
Sparkasse wie Düsseldorf irgendwie dieses Auslandsthema nicht zutrauen. Und
dieses können wir einfach hier erlebbar machen, indem wir das Netzwerk einfach
vor Ort zum Kunden bringen. Deshalb sind unsere Netzwerk Partner auch aus dem
Ausland teilweise extra angereist.

Da bin ich ganz sicher, dass das genauso gut wird wie bei den anderen

Veranstaltungen. Dass Kunden rausgehen und sagen Mensch, hätte ich nie gedacht,
Sparkasse kann ja Ausland.

Duran Sarikaya:
Was soll man sagen, wir haben früher gepredigt zu sagen, lasst uns
Skaleneffekte generieren, Volumina auf bestimmte Partner bündeln, stärkere
Lieferketten aufbauen, das ganze Thema so global wie möglich denken. Heute
sagen wir O.K. die ganzen Black Swan Events, ich glaub, das waren nicht die
Letzten, insofern müssen wir da sehr beweglich sein.

Andrea Kühn:
Das ist ja so, dass der Inhalt des Lieferkettengesetzes uns gar nicht so fremd
und so neu ist.

Matthias Öffner:
Wir haben uns als Unternehmen und als Banken auch in den letzten Jahren
Gedanken darüber gemacht, dass aufwendige wird sein, dass jetzt dokumentieren
zu müssen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ja, schon die Panel Diskussion hat gezeigt das Auslandsgeschäft ist komplexer
geworden, aber es bietet den Unternehmen in Düsseldorf und Umgebung nach wie
vor auch aussichtsreiche Handlungsalternativen.

Im Anschluss an die Diskussion konnten unsere Kundinnen und Kunden ins persönliche
Gespräch mit den Expertinnen und Experten gehen und noch mal ganz konkret ihre
Fragen stellen. Ja, und auch wir treffen einen von ihnen Efe Duran Sarikaya; er
hat uns dafür in sein Büro in Düsseldorf eingeladen, um noch einmal ganz in
Ruhe einige Aspekte genauer zu beleuchten.

Ja, Herr, Sarikaya schön, dass wir heute hier sein können, ich freue mich sehr. Wir
haben ja schon über das Thema Lieferketten schon sehr viel auch berichtet bei
unserer Veranstaltung. Nochmal darüber hinaus über das Thema Lieferketten würde
mich interessieren, was sind eigentlich gerade die Herausforderung für kleine
und mittelständische Unternehmen im internationalen Geschäft?

Duran Sarikaya:
Zunächst einmal sind es insbesondere die Unberechenbarkeiten, die aktuell im
Markt existieren. Aktuell ist schon das falsche Wort. Ich meine, das Ganze geht
seit Corona. Die Achterbahnfahrt der Rohstoffmärkte, die nicht absehbare... das
nicht absehbare Ende dieser Preissteigerungen gerade durch die
Handelsrestriktionen. Die knappen Elektronik Komponenten, die mittlerweile
jeder kennt, das Ganze auch ausgeweitet auf die Kabelbäume Lieferengpässe,
Logistikwege Lieferbrüche, im Grunde genommen sehr viele Unwägbarkeiten, was
den Mittelstand und auch insbesondere kleineren Unternehmen, die im
Auslandsgeschäft tätig sind oder ihre Partner und Lieferanten im Ausland haben,
gerade gegenüber stehen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
So, wie sie es gerade noch mal erklärt haben, zeigt, wie komplex das ist, weil es
so viele unterschiedliche Faktoren sind. Was sind denn dann ganz konkret
Themen, mit denen ihre Kunden dann auf sie zukommen? Was brauchen Ihre
Kund:innen jetzt momentan?

Duran Sarikaya:
Zunächst einmal heißt das Oberwort Risikomanagement. Weil Sie eben einfach
nicht absehen können, welche Einflüsse es auf ihre Produkt Kalkulationen und
schlussendlich auf ihre gesamte Bilanz oder G und V hat, sprich Risiko im Sinne
von Liquidität und Cash genauer zu betrachten. Gerade wenn wir dann sagen: baut
Lager und Puffer auf, was heißt das letzten Endes, was heißt das für die
Belastung der Liquiditätsseite, mit wem muss ich das besprechen? Bis wann und
wohin reicht mir mein Cashflow aus. Kann ich diese Preise oder meine Margen
halten? Um das zu tun, kann ich die Preise an meine Kunden weitergeben. Kann
ich die anderweitig kompensieren? Das sind aktuell die ganz großen Schlagwörter
die uns begegnen, darüber hinaus natürlich das Erkennen, dass die eigene
Mannschaft schwach aufgestellt ist. Gerade weil sie auf so eine Situation nicht
vorbereitet war. Das eine Corona, Kurzarbeit oder Einstellung von
Produktionskapazitäten dann nach Corona, der plötzliche Aufschwung, der
Nachfrageschub. Also im Grunde, um schlussendlich die Einkaufsmannschaft
operativ zu unterstützen, aber so zielgerichtet, dass man eben ein
neubewertetes Risiko Management aufsetzt und um dann eben auch wirklich in
medias res zu gehen, in Verhandlungstrainings aber auch gleichzeitig mit Kunden
und Lieferanten die Verhandlungen durchzuführen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Um noch mal auf einen Punkt genauer einzugehen vielleicht könnten Sie uns noch
mal erklären, sind eigentlich die Waren oder sind es nur die Lieferwege, die
derzeit überlastet sind, oder ist es beides?

Duran Sarikaya:
Ich sag mal so, von der Priorisierung sind es logischerweise eher die
Lieferwege, die fehlenden Seefrachtkapazitäten oder die sehr teuren
Logistikkosten, die eben sehr viele Lieferketten-Brüche gebracht haben. Nach
Corona der plötzliche Wirtschaftsaufschwung, der natürlich Time Leaks, also
diese zeitliche Verzögerung mit sich gebracht hat, so dass Teile, Komponenten
fehlen, weil man eben die Produktionskapazitäten von der Auslastungsseite
runtergefahren hat; bis hin zum kompletten Stillstand, was dann eben das knappe
Gut mit verursacht hat. Das ist aber ein temporärer Zustand, der sich wieder
nivellieren wird. Da muss man natürlich jetzt wiederum unterscheiden: Es gibt
bestimmte Komponenten, wo das ein bisschen länger dauern wird; da sind wir jetzt
wieder bei den Elektronik-Bauteilen und so weiter. Da haben sich die Chinesen
viel stärker strategisch stärker aufgestellt als die westlichen Länder, haben
also quasi Rohstoffe, Elektronik-Komponenten für ihre eigenen Märkte quasi
sichergestellt und darüber hinaus hat, wenn man das dann auch noch mal
vergleicht USA / Europa, hat USA dafür gesorgt durch die hören Seefrachtraten
die ganzen Logistiker Richtung Pazifik anzulocken und damit ihre
Liefer-Versorgungsengpässe strategisch besser vorzunehmen, wodurch Europa, wenn
man das mal so betrachtet in einer Situation ist, wo Priorität 1 Lieferbrüche
durch Logistik und in zweiter Linie eben durch die knappen Güter, die aber in
der Regel sich wieder aufholen werden.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Sie haben das eben gesagt, dass es bestimmte Dinge gibt, die vielleicht eher eine
temporäre Sache sind. Was würden Sie so sagen? Was heißt temporär? Wie lange
kann das dauern, bis sich das wieder so ein bisschen nivelliert hat?

Duran Sarikaya:
Wenn man jetzt mal diese künstlichen oder bewussten Handelsrestriktionen außen
vorlässt, ist es eigentlich schon so, dass die Unternehmen auf der anderen
Seite also auch bestehende Lieferanten, alternative Lieferanten ein Interesse
haben, Geschäft zu machen. Insofern sprechen wir von 6 bis 18 Monaten, weil die
Kapazitäten hochgefahren werden. Warum? Letzten Endes kann man damit mehr
Umsatz machen und mehr Gewinn fahren? Also Insofern sollte es eher bei unter 12
Monaten liegen, als bei mehr als 12 Monaten.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
 Ich habe es auch in der
Eingangs-Moderation gesagt: Alternative Möglichkeiten oder
Handlungsalternativen - wie findet man denn alternative Lieferanten, wenn
aktuelle Lösung nicht mehr funktionieren?

Duran Sarikaya: Trotz dieser gestellten Frage wäre meine erste Bitte, der Wunsch und auch dieAntwort dazu, dass man noch mal auf die bestehenden Partner schauen sollte,also wirklich auch noch mal zu überlegen, habe ich den Lieferanten vielleichtals Lieferant und nicht als Partner behandelt, gerade in Themen, die meine Hauptschlagader in meiner Lieferkette bedeuten oder in meiner DNA? Und insofern da noch mal wirklich genau zu untersuchen, wie kann ich daraus mit meinem bestimmten Portfolio nochmal eine Stärkung erlangen. Das komplette Gegenteildavon ist: kann ich eventuell Themen in-sourcen, also kann ich das vielleicht in der Wertschöpfungskette wieder bei mir in meine eigene Kompetenz in meinen eigenen Kompetenzbereich reinholen, insofern es ist schon sehr fassettenreich und sollte aus meiner Sicht aus mehreren Perspektiven betrachtet werden, logischerweise kann man sich heute nicht mehr erlauben, irgendeinen der Wege,die möglich wären oder Alternativen außen vorzulassen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ist es das, was Sie als Resiliente Lieferketten-Wege bezeichnen würden?

Duran Sarikaya:
In der Tat also ich finde diesen Begriff sehr, sehr gut. Resistenz wäre der
andere Ansatz absolut, wir reden da absolut von Resilienz der Lieferkette. Die
Elastizität so hochzuhalten, wie nur möglich. Aber das erfordert natürlich
gerade bei der bestehenden Mannschaft, die jetzt tagtäglich ihr Bestes gibt,
einen Perspektivtausch, der nicht immer so einfach ist. Weshalb auch gerade
externe Partner Stakeholder mit involviert werden sollten, um vielleicht eine
andere Perspektive mit rein zu moderieren,

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Vor allem glaube ich sind auch so Tugenden wie Unternehmergeist,
Innovationsgeist dann mehr gefragt als denn je. Ich habe noch mal eine Frage
tatsächlich auch zu dem Lieferketten Gesetz. Ich mag es übrigens sehr gerne:
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz - wenn wir ganz genau sein wollen - so
müssen wir es beschreiben, auch kurz gesagt LKSG. Das ist ja vor allem auch
eine hohe Dokumentationspflicht. Inwiefern helfen digitale Lösungen dabei, den
Anforderungen des Lieferketten-Gesetzes gerecht zu werden?

Duran Sarikaya:
Ich glaube, man kommt da gar nicht drum herum, jedoch lebt alles Digitale auch
natürlich davon, was ich da rein kippe am Ende des Tages. Das heißt, ich muss
natürlich schon mit meiner Stammdaten Qualität und auch einmal mit der
Stammdaten Bereinigung beginnen, das ist ein nicht wertschöpfender
Prozesskosten, kostet Geld und Zeit, das haben wir lange vermieden Auch gerade
wenn es rein um das Thema Digitalisierung ging. Insofern gibt es einen hohen
Nachholbedarf, aber aus meiner Sicht ist der unumgänglich, weil es sonst nicht
bezahlbar wäre oder der Kunde am Ende des Tisches nicht bereit ist, dafür diese
Mehrkosten zu bezahlen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Jetzt noch mal eine abschließende Frage: es wird jetzt viel davon gesprochen, dass
es ein Ende der Globalisierung gibt, also ein Trend der De-Globalisierung. Ist
das nicht illusorisch?

Duran Sarikaya:
Definitiv. Deshalb nennen wir es Glokalisierung. (Auch ein schönes Wort) Ja,
man kommt nicht drumherum gewisse Rohstoffe, gewisse Materialien, gewisse
Wertschöpfungen finden nun mal im Ausland statt. Oder in anderen Regionen der
Welt. Das muss nicht immer Asien sein, aber genauso, um eben auch den Themen
nachzukommen: Umwelt, Soziales und auch den Menschenrechten, die man vielleicht
doch besser beurteilen kann, wenn es etwas näher gelegen ist oder man einen
besseren Überblick drüber hat, dass auch lokaler zu betrachten. Gerade mit
diesen disruptiven Technologien kommen wir natürlich auch in eine Situation,
die wiederum bedeutet: häufig ist es nicht der Personalkostensatz der, der die
Kosten überhaupt treibt, sondern eben der Automatisierungsgrad, insofern ist
man mit einem hochpreisigen Land wie Schweiz oder Deutschland wieder hoch
wettbewerbsfähig, wenn man das auch lokal betrachtet.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Dann habe ich wirklich noch eine abschließende Frage - Es geht ja immer so
schnell bei diesen Podcast Interviews, sehr schade, ich könnte mich jetzt noch
stundenlang mit Ihnen untererhalten.

Welche Chancen sehen Sie auch in dem Thema Nachhaltigkeit oder
Lieferketten-Sorgfaltspflichten-Gesetz; was für Chancen bringt das auch für
Unternehmen mit sich?

Duran Sarikaya:
Dieses radikale Umdenken, also wirklich mal alles, was man so kannte, kennt,
wusste oder dachte zu wissen, mal von Bord zu werfen und so eine Walt Disney
Session einzuleiten, um dem Geiste mal freien Lauf zu geben. Und dann von außen
diesen Würfel mal wegzuwerfen. Und was sich daraus dann erschließt,  logischerweise kommen auch viele Ideen
zustande, die überhaupt keinen Wert haben oder nicht weiter verfolgt werden
sollten, aber es gibt halt wirklich auch Effekte die dabei entstehen, die man
so vorher einfach nicht sehen konnte.; erkennen konnte; und wenn man das noch
schafft, mit einem crossfunktionalen Team durchzuführen, wo alles erlaubt ist
und jetzt nicht einer sich auf die Zunge beißen muss, weil er Angst hat, diesen
Gedanken auszusprechen und das gepaart mit diesen neuen möglichen Technologien
- Ich glaube das Ganze spitzt auf der Forschungs- und Entwicklungs-Seite noch
mal zu, das was eigentlich in uns steckt. Wir haben eine super Basis in
Deutschland; Wir haben tolle Ausbildungen und sollten eigentlich das zu unserem
Nutzen machen, um eben auch den Standort Deutschland oder aber eben auch Europa
so zu stärken, weil wir einfach die Grundbasis des Denkens der Methode bringen.
Und das gepaart mit diesem freien Gedanken, glaube ich, dass es sehr viele
Erfindungen, wie wir das eben vor einem Jahrhundert kennengelernt haben und uns
dann lange ausgeruht haben auf den Pfründen, wieder nochmal schaffen wird.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Was für ein schönes Abschlusswort! Herr Sarikaya, ich danke Ihnen sehr, es hat
sehr viel Spaß gemacht und ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Wir haben es gehört. Die Herausforderung im Auslandsgeschäft sind groß
Preiserhöhung, Nachwirkungen von Corona, der Nachholbedarf in der
Digitalisierung, die Lage in Osteuropa, Themen wie Dekarbonisierung oder
ESG-Anforderungen. Sie machen das Leben für die Unternehmen in Düsseldorf und
der Umgebung nicht leichter. Ja, dass Expertinnen- und Experten-Wissen unserer
Netzwerk Partnerinnen und Partner ist daher umso wertvoller, denn sie kennen
Alternativen und können zum Teil auch digitale Lösung anbieten, die zumindest
in gewissem Maße Erleichterungen geben. Wenn auch Sie Unterstützung im
internationalen Business suchen, sprechen Sie uns bitte an, wir vermitteln
Ihnen gerne kompetente Ansprechpartnerinnen oder Ansprechpartner. Alle bisherigen
Podcast Folgen finden Sie übrigens online auf der Website der Stadtsparkasse
Düsseldorf zum Nachhören unter www.sskdüsseldorf.de/podcast und weitere
Informationen und Tipps zum Thema "Digitalisierung im Mittelstand"
finden Sie wie immer auf unserem Firmenkunden Portal unter https://www.sskduesseldorf.de/fi/home/digitalermittelstand/digitalisierungspaket.html?n=true

Wir freuen uns, wenn Sie auch bei der nächsten Folge wieder zuhören, bis dahin:
Bitte bleiben Sie gesund.

Transkript zur Folge #10

#DigiDus – Folge 10

Digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen

 

00:00:00

Speaker 1: DIGIDUS, Digitalsierungstrends und Herausforderungen im
Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf

00:00:11

Jeannine: Ja. Dieses Wochenende habe ich mich mal wieder für einen
Ausflug über die Stadtgrenzen hinaus entschieden. Und zwar bin ich heute im
Königsforst bei Köln für einen ausgedehnten Spaziergang mit meiner Familie. Bei
diesen sehr warmen Temperaturen waren wir eigentlich mal auf der Suche wieder
nach guter Luft und vor allem auch kühleren Temperaturen. Und mir ist dabei
heute aufgefallen, dass man jede Menge kleiner Bäumchen sieht, die unsere Klima
Zukunft retten sollen. Man erkennt direkt, die sind noch sehr sehr klein, das
heißt wahrscheinlich im vergangenen Spätherbst dort gesetzt worden, treiben jetzt
ordentlich aus. Und ich muss schon sagen, es gibt mir ein gutes Gefühl, meinen
Kindern zeigen zu können: Schaut mal, hier tun wir was, hier passiert etwas, um
eure, ja, um unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Dieses Gefühl, das treibt auch
immer mehr Menschen an, denn am Thema Nachhaltigkeit kommen wir in keinem
Lebensbereich mehr vorbei. Laut einer Studie von Stepstone wünschen sich
beispielsweise auch 3 von 4 Beschäftigten einen nachhaltigen Arbeitgeber. Das
habe ich nämlich dann recherchiert, als ich zurückkam von unserem wunderschönen
Spaziergang. Denn ich wollte mal herausfinden: Wer steht eigentlich hinter
diesem Aufforstungsprogramm? Wer kümmert sich darum, dass diese vielen, vielen
kleinen Bäume gepflanzt werden? Und könnte es nicht auch sein, dass ja dieses
sehr handfeste Thema etwas mit Digitalisierung zu tun hat und damit eben auch
ein Thema für die #DIGIDUS ist? Die Antwort auf diese Frage lautet natürlich
"Ja". Und ich habe auch heute zwei wunderbare Gäste eingeladen Jan
Borcherdt und Markus Adler, die mit mir zusammen einmal diskutieren werden,
inwiefern diese beiden Themen nämlich auch ganz eng miteinander verknüpft sind.
Ja, Jan Borchert ist Klima Förster bei Planted. Und Planted, das ist ein
Startup, das für Unternehmen den persönlichen CO2 Verbrauch ihrer
Mitarbeitenden ausgleicht und pflanzt zusätzlich Bäume für sie. Und diese Bäume
sind die gewesen, die ich nämlich im Königsforst bei Köln gesehen habe. Ja, und
Markus Adler leistet mit seinem Startup Spenoki die Vorarbeit für Unternehmen,
die darüber hinaus eben auch den CO2 Fußabdruck ihrer gesamten
Geschäftstätigkeit ausgleichen wollen. Und mit seiner Software, von der wir
gleich noch mehr erfahren, können Sie eben genau diesen CO2 Abdruck berechnen.
Ja, ich freue mich sehr, dass meine beiden Gäste heute da sind. Herzlich
willkommen bei #DigiDus.

00:02:41

Speaker 1: SOUNDLOGO

00:02:51

Jeannine: Ich habe euch ja in meiner Anmoderation schon kurz vorgestellt
und starte auch direkt mit meiner ersten Frage. Wenn man sich so eure
Aktivitäten ansieht, dann fällt natürlich auf, dass die durch ein Stichwort
dominiert werden, nämlich durch das Thema Nachhaltigkeit, vor allem
Klimaschutz. Markus, direkt die Einstiegsfrage an dich: Was bedeutet
Nachhaltigkeit für dich?

00:03:13

Markus Adler: Das wirklich super interessante Frage und auch generell
vielen Dank für die Einladung, dass ich jetzt hier sein kann. Und ich habe mich
übers Wochenende viel mit dieser Frage beschäftigt, tatsächlich und auch ein
bisschen diskutiert. Und für mich ist eigentlich Nachhaltigkeit einfach der
respektvolle Umgang mit endlichen Ressourcen. Und da gilt es auch Klima, ein
Teil davon, aber auch humane Ressourcen, soziale Ressourcen kann man genauso
denken. Und ich mache mir halt in Bezug auf Nachhaltigkeit viele, viele Gedanken.
Auch wie ist es dann für kommende Generationen, wie geht es meinen Kindern,
meinen Enkelkindern? Und da ist der Klimawandel einfach ein Riesenthema.

00:03:48

Jeannine: Jetzt direkt meinen Blick an Jan, Jan würdest du das so
unterschreiben?

00:03:53

Jan Borchert: Also der Ansatz ist superklasse und ich glaube, da würden
wir von vielen, vielen Menschen da draußen eine Zustimmung kriegen. Ich
betrachte es halt viel, viel wissenschaftlicher. Ich bin ja
Forstwissenschaftler und wir Förster nennen uns ja die Erfinder der
Nachhaltigkeit. 1713 wurde das das erste Mal definiert. Wer mehr abgeholzt als
er nachwachsen lässt, zerstört den oder wird den Wald über lange Zeit nicht
mehr haben. Also wenn ich mehr rausnehme als natürlich kommen kann, ist das
irgendwann weg. Eine endliche, natürliche Ressource sozusagen. Und da wurde
gesagt, wir müssen den nachhalten, den Wald 1713 und das haben die damals
geschafft, die Menschen. Wir hatten damals noch 20 % Waldfläche, jetzt sind wir
in Deutschland schon wieder bei 30 %, weil danach gehandelt wurde im Wald. Und
ich würde mich freuen, wenn das dann auch appliziert wird auf sämtliche
Bereiche der Tätigkeiten heute im Geschäftlichen, dass wir einfach verstehen,
dass wir gewisse Dinge nur endlich nutzen können und dass wir doch dann damit
auch sehr gewissenhaft umgehen müssen.

00:04:51

Jeannine: Das hast du schön gesagt. Vielleicht kannst du uns direkt noch
mal ein bisschen skizzieren, wenn wir das jetzt hören. Du hast es selber
gesagt, du bist Förster, also das ist dein Leben, sozusagen. Ich formuliere das
mal so. Vielleicht kannst du uns mal ein bisschen skizzieren, wie es dann auch
zu der Gründung kam von Planted.

00:05:06

Jan Borchert: Also Planted verschreibt sich dem Klimaschutz und aber
auch dem Umweltschutz, was nicht immer das Gleiche ist. Im Endeffekt geht es
darum, dass wir den Klimaschutz weltweit betrachten. Das ist ein weltweites
globales Thema und dass wir aber Lösungen auch lokal anbieten. Und das machen
wir bei Planted, denn wir pflanzen, das ist ja auch der Name, in Deutschland,
auch Bäume. Und da bin ich dann auch dabei als Förster in dem Gründerteam von
vier Personen. Dabei ist Cindy, die macht den Marketing- und
Kommunikationsbereich. Dann gibt es Wilhelm. Der ist eher so der
betriebswirtschaftliche Part bei uns und CEO und dann auch Heinrich, der eher
in diesen Tech-Bereich geht, denn wir machen nicht alles analog.

00:05:48

Jeannine: Das klingt gut, das ist ja auch sehr spannend. Das hatte ich
auch in meiner Anmoderation gesagt. Ich möchte ja auch heute mit euch ein
bisschen darüber diskutieren, wie eben dieser Zusammenhang zwischen
Nachhaltigkeit und auch digitalen Lösungen besteht. Kommen wir aber gleich auch
noch mal genauer drauf. Jan, wir haben mal bei euren Kunden nachgefragt und
wollten wissen, was die eigentlich dazu gebracht hat, dass ihr miteinander
kooperiert und was auch der Mehrwert für oder aus der Kooperation ist. Und
haben Lucas van Laak einmal gefragt und wir hören jetzt einfach mal rein, was
der gesagt hat.

00:06:26

Lucas van Laak: Hallo, mein Name ist Lucas van Laak. Ich bin
Geschäftsführer der Fitness Co GmbH und wir arbeiten seit rund einem Jahr mit
Planted zusammen. Bei uns war die Ausgangsfrage: "Auf welcher Seite wollen
wir eigentlich stehen?" Wollen wir weiterhin Teil des Problems sein in
Bezug auf die Klimakrise? Oder wollen wir Teil der Lösung sein? Und als wir die
Frage für uns beantwortet hatten, die, glaube ich, jedes Unternehmen
beantworten muss, wenn, wenn es noch nicht geschehen ist, dann war für uns klar:
Wir brauchen den richtigen Partner. Als kleines mittelständisches Unternehmen
ist es nicht einfach, die richtigen Projekte zu finden und die richtigen
Aktionen zu starten. Und hier bietet Planted genau das, was wir brauchen, um
den CO2 Fußabdruck unserer Teams zu kompensieren und den CO2 Ausstoß
aufzufangen. Als wir das dann geschafft hatten, haben wir auch festgestellt,
dass auch die Arbeitgebermarke dadurch extrem gestärkt wurde. Wir haben gerade
im Recruiting eine besonders junge Zielgruppe und hier ist es besonders
wichtig, dass sich die Werte des Unternehmens mit den Werten dieser jungen
Zielgruppe trifft. Und da ist das Thema Klimaschutz eben ein sehr zentrales.

00:07:39

Jeannine: Ja, wir haben jetzt Lucas van Laak gehört, und das klingt nach
einem sehr, sehr zufriedenen Kunden. Jan, noch mal eine genauere Betrachtung.
Kannst du uns noch mal erklären, wie arbeitet Planted mit Unternehmen zusammen
und vielleicht auch noch mal ein bisschen genauer skizzieren, wie funktionieren
eigentlich eure Climate Action Teams?

00:07:58

Jan Borchert: Also wir sagen, der erste Schritt zur Klimaneutralität
ist: tue etwas, werde aktiv mit dem Climate Action Team. Und was machen wir da?
Wir ermöglichen den Ausgleich von einem durchschnittlichen CO2 Fußabdruck einer
in Deutschland lebenden Person und zusätzlich noch einen Puffer für gewisse
mehr Tätigkeiten, die man vielleicht doch noch tut und nicht ganz
durchschnittlich ist. Und je nachdem, wie ich als Geschäftsführer oder
Geschäftsführerin meine Mitarbeitenden einstufe, haben wir unterschiedliche Pakete.
Also bin ich eher unterdurchschnittlich. Bin ich eher im Durchschnitt oder bin
ich eher überdurchschnittlich? Und so kann dann ein Unternehmen ein Climate
Action Team bekommen, in dem eben für diese Teammitglieder CO2 Emissionen
ausgeglichen werden. Über Klimaschutzprojekte. Plus Bäume gepflanzt in
Deutschland, die man auch besuchen kann. Und das wird visualisiert. Also es
gibt eine wir nennen es die Impact Page und da sieht man all das, was dieses
Unternehmen für die Mitarbeitenden tut und auch für sich selbst und wie viel
Bäume für das Unternehmen gepflanzt werden hier in Deutschland. Da kannst du
sogar die Baumarten sehen, die GPS Locations. Also es ist sehr, sehr greifbar
und das ist glaube ich der wirkliche Mehrwert, dass dieses Engagement nicht
irgendwie intern versickert oder extern nicht kommuniziert werden kann. Sondern
mit Planted hast du sofort sichtbare, greifbare Dinge, die du kommunizieren
kannst. Aber wir sind in diesen durchschnittlichen Werten und deswegen
natürlich auch die Zusammenarbeit mit Spenoki, denn man kann dann ja auch noch
weitermachen.

00:09:33

Jeannine: Wo du jetzt gerade uns dieses Stichwort gibst. Vielleicht
kommen wir nämlich genau da jetzt auch gleich noch mal auf Markus zu sprechen.
Aber vorab noch mal eine Rückfrage: Warum ist es eigentlich so schwierig oder
komplex? Ich würde es vielleicht eher auch komplex bezeichnen, dass man eben
nicht nur den CO2 Verbrauch der Mitarbeitenden ausgleicht, sondern eben auch
die komplette Geschäftstätigkeit eines Unternehmens. Was macht das Ganze so
komplex oder vielleicht auch so intransparent auf den ersten Blick?

00:10:01

Jan Borchert: Also ich bin ja auch vom TÜV zertifiziert als CO2-Spezialist
und jetzt könnte ich das wirklich ganz weit ausführen, aber ich versuche es
runterzubrechen. Es kommt ganz darauf an Erstens, was bin ich für ein
Unternehmen? Bin ich reiner Dienstleister oder produziere ich vielleicht auch
wirklich Waren und Güter und dann kommt es wieder darauf an, beziehe ich meine
Vorprodukte aus dem Ausland oder habe ich das alles innerhalb von Deutschland?
Relativ einfach ist es natürlich, wenn ich sage, wie viel Stromverbrauch ich
habe. Ok, eine Rechnung kann ich mir angucken, das kann jeder verstehen, aber
es wird dann, je tiefer man reingeht, immer komplexer. Und da ist dann der
Punkt, wo manche Unternehmen sagen Jetzt wird mir das zu doll, jetzt müsste ich
hier jemanden einstellen, ich müsste vielleicht ganz, ganz tief bohren. Und
kann man das nicht vielleicht irgendwie automatisieren? An dem Punkt waren wir
ganz, ganz oft. Und das ist, glaube ich, dann das Thema, wo Markus sehr viel
sagen kann. Denn jetzt gibt es diese Lösung und da sind wir froh, dass wir da
zusammengekommen sind.

00:10:59

Jeannine: Das klingt super. Markus Jetzt gucke ich dich an, ich glaube,
Markus, bist du nicht eigentlich auch ursprünglich mal Banker gewesen?

00:11:04

Markus Adler: Ja, genau. Also, ich komme aus der Bank.

00:11:06

Jeannine: Super. Das heißt, du bist der Zahlenmensch? Du bist
prädestiniert dafür, dich mit Zahlen, Daten, Fakten auseinanderzusetzen.
Skizziere uns doch noch mal, bitte. Wie kommt ihr da jetzt ins Spiel?

00:11:16

Markus Adler: Unsere Kunden oder auch die, die Kunden vom Planted kommen
einfach zu uns mit der Herausforderung, sie wollen den CO2 Fußabdruck ihres
Unternehmens messen bzw visualisiert bekommen. Und das ist extrem komplex den
selbst zu berechnen, weil man muss auch erst mal die Wesentlichkeit erkennen.
Also Jan hat das gerade schon angeschnitten. Also was ist meine
Geschäftstätigkeit und wie kann ich entlang der Wertschöpfungskette meine CO2
Emissionen messen? Wir kommen da rein mit unserem Tool und können halt diese
Wesentlichkeit analysieren, aber dann auch die Auswertung des CO2-Fußabdruck
automatisieren und dem Kunden in einem Dashboard visualisieren, sodass es
relativ einfach zu verstehen ist. Wo sind auch meine Emissions-Hotspots? Wo
sollte ich dann auch ansetzen zum Optimieren? Also beispielsweise wenn ich ganz
viel Stromverbrauch habe, sollte ich schauen, wie kann ich auf Ökostrom
rübergehen und da quasi meine Emissionen zu reduzieren. Und dann spielen wir
dann auch wieder zu Planted wieder zurück. Weil dann geht es auch dann darum,
die nicht vermeidbaren Emissionen zu kompensieren, wo dann auch Planted unser
Partner ist, wo wir dann über lokale Projekte auch den restlichen CO2
Fußabdruck kompensieren können.

00:12:21

Jeannine: Kannst du uns noch mal sagen, wie ihr das macht? Ihr habt ja
eine Softwarelösung entwickelt. Kannst du die für uns noch mal ein bisschen
genauer skizzieren? Welche Stellschrauben fangt ihr quasi mit dieser
Softwarelösung ab?

00:12:33

Markus Adler: Als wir damals angefangen haben, haben wir uns gefragt Wie
misst man eigentlich dem Materialfluss durchs Unternehmen. Bzw. Wie können wir
die Wertschöpfungskette innerhalb eines Unternehmens analysieren? Und das
korreliert nahezu perfekt mit der Eingangs-Buchhaltung, weil dort ist alles,
was ich eingekauft habe drin und alle Materialien, die ich eingekauft habe,
sind da drin und alle Energie-Rechnungen sind da auch drin. Und was wir mit
unserer Software machen ist, dass wir uns beispielsweise auf diesen
unstrukturierten Datenpool draufsetzen und dann erst mal selektieren. Was ist
relevant, was ist nicht relevant? Und dann von relevanten Belegen die Datenpunkte
nehmen, die für den CO2 Fußabdruck relevant sind. Das heißt beispielsweise von
der Tankrechnung nehmen wir uns dann die Kraftstoffe E95 und die Liter Anzahl
und prozessieren das dann. Wir können das um 90 % aus diesem Datenpool ziehen
und dann gibt es aber immer noch so die die restlichen 10 % und da kommen dann
so Themen ins Spiel, wie die Mitarbeiter Mobilität. Also wie kommen die Leute
ins Office und nutzen sie die Bahn, das Auto und Co, aber auch Datenerfassung,
die gar nicht in den Abrechnungen zu finden ist. Ein klassisches Beispiel ist
da, wenn da jemand zur Untermiete in einem Büro ist, dann haben wir da keine
Stromrechnungen extra oder sonstiges, sondern es wird meistens in einer Miete
ausgerechnet. Und da unterstützen durch direkte Schnittstelle zu dritt
Systemen, um uns dort dann die restlichen Daten rauszuziehen. Keinerlei
Vorwissen ist da nötig, also es hat keine Fehlerquellen, sondern wir übernehmen
dementsprechend auch die Haftung, da wir DSGVO-konform arbeiten. Und das zweite
ist, man muss auch keine Kapazität dafür binden, sondern seine Mitarbeitenden
können sich dann einfach konzentrieren darauf, in die Optimierung zu gehen und
da die Zeit zu investieren.

00:14:12

Jeannine: Erzähl noch mal ganz kurz was zu diesem Thema
Rechtssicherheit. Wir wissen ja, Datensicherheit ist ja immer das Thema
schlechthin. Ihr habt da eine Schnittstelle zu DATEV. Wie funktioniert das?

00:14:22

Markus Adler: Wir haben generell Schnittstellen zu Drittsystemen. Also
wir haben da ganz viele verschiedene, also schauen uns das ganz individuell an,
welche Anbieter da sind. Es gibt aber auch die einfache Daten Upload Funktion,
wo man dann sagt okay, ich will nur ausgewählte Daten hochladen, die sie
wesentlich sind. Da schauen wir wirklich, dass da ein Lösung für jedes Modell
gefunden werden kann. Und generell bezüglich der Datensicherheit,   die ganzen Daten liegen auf europäischen
Servern unter DSGVO Richtlinie und wir achten sehr stark auf Datensicherheit.
Das ist natürlich absolut verständlich, aber man muss auch verstehen, wenn das
jetzt seit einem Monat händisch machen würde, dann müsste man auch diese Daten
irgendwo speichern.

00:15:12

Jeannine: Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen, die ja
unsere Hauptzielgruppe sind, ist das natürlich schön zu hören, dass wir dieses
ganze Thema Datensicherheit damit auch abgefrühstückt haben, weil das ja auch
immer schon eine große Komplexität bringt. Also ich versuche das noch mal mit
meinen Worten zusammenzufassen: Über euch, Markus, gewinnt man die Transparenz,
die Daten, Zahlen, Fakten als eine Grundlage oder Entscheidungsbasis, um erst
mal ein Bild zu haben, ein möglichst realitäts getreues Bild. Wie sieht
überhaupt mein Verbrauch aus? Und dann, wenn wir das haben, kommt wieder
Planted ins Spiel und ich schaue mir an, was kann ich jetzt eigentlich tun?
Also ganz im Sinne Reduce und Re-use? Was ist jetzt möglich, um tatsächlich
mein CO2 Fußabdruck da auch entsprechend ausgleichen zu können, wenn ich das so
höre, wie gut das zusammenpasst. Wie kam es eigentlich zu dieser Zusammenarbeit
zwischen euch?

00:16:13

Markus Adler: Wir waren Teil des X-Accelerator-Programms in Köln im letzten
Batch und ich glaube, Jan seid jetzt quasi gerade drin. Und so kam dann die
Connection, weil man sich natürlich dann auch austauscht untereinander bzw auch
untereinander dann kennenlernt. Und genau so kam der Kontakt und wir haben
einfach dann schnell gemerkt, dass wir auf vielen Ebenen einfach perfekt uns
ergänzen und dass es mega Sinn macht, dass wir da ganz eng zusammenarbeiten und
auch zusammen die Zukunft dementsprechend planen.

00:16:47

Jeannine: Das klingt so wie Topf und Deckel, wenn man das jetzt so hört.
Wenn ihr beide das so beschreibt, welche Rolle spielen eurer Meinung nach
darüber hinaus die Digitalisierung? Ich habe jetzt meine automatisierte
Datenerfassung, ich nenne das mal so, ich weiß jetzt, so und so sieht es aus
bei mir. Welche Rolle spielen denn darüber hinaus digitale Tools? Also womit wird
noch mal deutlich, auch für kleine Unternehmen, dass dieser Sprung ins Digitale
essenziell ist, um eben auch Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, CO2
entsprechend angehen zu können.

00:17:19

Jan Borchert: Die Nachhaltigkeit hat drei Säulen, das ist die
ökologische, die ist jetzt uns allen klar gewesen am Anfang. Und dann ist es
auch die ökonomische. Und die soziale Komponente. Soll bedeuten, wenn
Nachhaltigkeit so teuer ist, dass es keiner bezahlen kann, wird es nicht
passieren. Soll meinen, wenn das sich ökonomisch für mein Unternehmen nicht
lohnt. Wird es nicht passieren. Das heißt, wir müssen doch irgendwie jetzt
möglich machen, dass Nachhaltigkeit sich lohnt. Und dass ich dadurch besser nach
vorne komme. Und da setzen wir an, wir machen das, wie ich schon gesagt habe,
digital sichtbar für jeden und jede da draußen. Was die Unternehmen machen über
diese Impact Page und das kann ich eben nach innen teilen, in mein Unternehmen
hinein. Also Employer Branding nennen wir das. Also, dass du einfach die
Mitarbeiterinnen Zufriedenheit steigerst. Und nach außen einmal zur
Kommunikation mit Kundinnen und Kunden, aber auch mit allen anderen, die da
draußen schwirren, sich um mein Unternehmen interessieren. Dass ich einfach
zeigen kann, was ich tue mit einem Klick. Und ich glaube, das ist unheimlich
wertvoll.

00:18:23

Jeannine: Das sehe ich auch so, du hast das auch schön gesagt. Ich muss
halt auch eine gewisse Wirtschaftlichkeit verständlicherweise für mich als
Unternehmen auch dahinter sehen, damit ich diese Dinge auch umsetze. Wie siehst
du das, Markus?

00:18:33

Markus Adler: Generell ist auch, dass das Thema Digitalisierung ganz eng
verknüpft mit dem Thema Nachhaltigkeit. Also bei unseren Kunden auch. Weil
beispielsweise denkt man auch so an die Prozessoptimierung. Umso effizienter
mein Prozesse ist, umso weniger verbrauche ich dann auch Ressourcen, umso
weniger habe ich dann auch am Ende des Tages CO2 Emissionen. Im Beispiel ist da
auch das digitale Büro. Also wenn man keine Zettel mehr in die Gegend drum
schickt, dann muss ich auch weniger ausdrucken. Dementsprechend brauche ich
weniger Ressourcen und das hat einen unmittelbaren Impact auf meinen CO2
Fußabdruck. Insbesondere im Dienstleistungsbereich oder nur im Büro, wo keine
Produktion ist, kann es ein Hebel sein. Und da ist auf jeden Fall ganz, ganz
viel Potenzial. Und ich glaube, man muss das einfach auch in Zukunft gemeinsam
denken, damit wir auch unsere Nachhaltigkeitsziele global dann erreichen. Das
ganze zu machen ist nicht das Allheilmittel, aber eine Facette der
Lösungsmöglichkeiten.

00:19:26

Jeannine: Absolut. Was dich noch mal hier auch festhalten möchte, das
finde ich ganz wichtig, dass eben die Lösung, die ihr anbietet, eine
skalierbare ist. Also sprich, egal wie klein das Unternehmen auch sein mag,
wenn es Interesse hat, klimaneutral zu werden, dann schafft ihr diese
Möglichkeit, richtig?

00:19:43

Markus Adler: Genau richtig. Wir haben Kunden, die haben fünf
Mitarbeitenden. Aber wir haben Kunden, die um 5000 Mitarbeitenden, also da ist
Vorstellungen erstmal keine Grenze gesetzt.

00:19:52

Jeannine: Eine Frage ist noch, wir kommen jetzt schon langsam zum Ende.
Ich könnte natürlich noch wieder stundenlang mit euch weiterreden. Eine Frage
noch. Wir haben ja auch gesehen, dass dieses Thema Nachhaltigkeit sehr stark in
den Fokus des Gesetzgebers gerückt ist. Also ich sage jetzt nur mal Themen wie
Lieferketten Sorgfaltspflichtengesetz haben wir auch hier bei #DigiDUS schon
drüber gesprochen oder auch die CSR-Richtlinien. Bieten diese Unternehmungen
des Gesetzgebers euch Rückenwind für euer Geschäftsmodell, für das, was ihr
tut?

00:20:22

Markus Adler: Für uns absolut. Das merken wir jeden Tag, dass so eine
gewisse Angst fast schon im Markt herrscht. Da kommt auch was auf mich zu und
ich muss da irgendwas machen. Und Sie wissen aber, haben die gar nicht die Kompetenz
in den Unternehmen, das Ganze zu erfüllen. Also uns gibt es auf jeden Fall auch
Rückenwind und wir möchten einfach auch ein Anbieter werden, der genau diese
Regulatorik für KMU erfüllt und dementsprechend auch ein Tool gibt, um das
Ganze zu verwalten und zu begleiten.

00:20:47

Jeannine: Wie siehst du das, Jan?

00:20:48

Jan Borchert: Wir merken das auch. Ich merke es vor allem mit meinen
Gesprächspartnerinnen, denn häufig haben wir auch mit Marketing gesprochen.
Immer häufiger sprechen wir mit Nachhaltigkeitsbeauftragten. Man merkt, dass da
irgendwie dann auf einmal eine Nachhaltigkeitsbereich entsteht, den es vorher
vielleicht noch nicht gab. All diese Dinge, die dann eben jetzt über diese
regulatorik eben kommen und dann auch fragen, inwiefern zahlt das, was ich
jetzt mit euch tue, in irgendwelche Berichtspflichten und sonstiges mit ein?
Und da können wir wirklich intensiv Antworten geben, wo das alles mit rein
fließt, denn wir berühren auch dadurch, dass wir ja diese Baumpflanzung in
Deutschland haben. Und der Wald ist ja auch Wasserfilter, Grundwasserfilter,
Trinkwasserfilter, Luftfilter, Feinstaub Thematiken. All das leistet ja der
Wald. Und wenn ich da mich als Unternehmen engagiere, darüber brauchen wir
nicht sprechen. Das ist ganz, ganz wichtig. Aber darüber hinaus habe ich noch
auch soziale Komponenten, die ich einfach berühre. Mit diesem Engagement.

00:21:50

Jeannine: Finde ich noch mal wichtig, dass du das erklärt hast und dass
es auch leider schon meine letzte Frage an euch beide. Wenn man mal jetzt dann
diese regulatorische Ebene wieder verlässt und ihr beschreibt noch mal
vielleicht die Ebenen darüber hinaus, was mir das alles als Unternehmen bringt,
was der Impact ist, vielleicht auch so ein bisschen gespiegelt von dem Feedback
eurer Kunden. Dann glaube ich, wird noch mal ganz deutlich, wie wichtig dieses
Thema ist. Aber was es eben auch für das Unternehmen bringt, egal wie groß es
letztlich auch ist. Vielleicht könnt ihr da noch mal ein bisschen was zu sagen,
als Abschlussfrage.

00:22:26

Jan Bochert: Den Unternehmen bringt das auf so vielen Ebenen was, haben
wir auch gemerkt in Umfragen, wenn wir mit unseren Kundinnen und Kunden
telefonieren. Und was bringt dir das denn eigentlich? Und für dein Unternehmen?
Und es sind unterschiedliche Antworten, aber es fokussiert sich dann schon auf
gewisse Themengebiete und das ist einmal Mitarbeitenden-Zufriedenheit. Die
merken schon okay, hier passiert auch was für mich und nicht nur irgendwie für
das Unternehmen. Denn bis wir auf den Markt kamen, war die gängige Praxis.
Geschäftsführung stülpt Klimaneutralität über das Unternehmen und alles bleibt,
wie es ist. Und jetzt merken die Mitarbeitenden Hey, da passiert etwas für
mich, da wird wirklich auch was hier in Deutschland gemacht. Ich kann das
besuchen. Also wir hören dann schon auch, dass die Menschen dort hingehen, dass
sie das besuchen, denn wir pflanzen in ganz Deutschland Bäume und gucken dann,
wo ist der Geschäftssitz und ordnen automatisch die nächstgelegenen Pflanzungen
diesem Unternehmen zu. Das heißt, die sind meistens in relativ kurzer Zeit
erreichbar und die Mitarbeitenden nutzen das, denn sie gehen ja sowieso
spazieren. Und darüber hinaus habe ich eben schon einen gewissen Teil zur
Klimaneutralität meines Unternehmens beigetragen und kann jetzt optimal
kommunizieren, dass ich aktiv geworden bin, dass ich gestartet habe auf dieser
Reise und dass ich dann jetzt die nächsten Schritte mir bewusst mache und die
dann auch noch eingehen werde. Wir sind alle nicht perfekt und man muss auch
nicht von null auf 100 jetzt perfekt sein. Das ist ja das ganz Wichtige, was
hier mitkommen muss in dieser Botschaft einfach starten, loslegen, eine Vision
aufzeigen und dann sind alle zufrieden. Keiner wird das irgendwie kritisieren,
denn wir müssen nicht von jetzt auf gleich perfekt sein und das kann ich
optimal mit uns kommunizieren. Und das ist auch einer der Mehrwerte, der als
sehr oft genannt wird.

00:24:09

Jeannine: Das glaube ich. Was sagst du, Markus? Die letzten Worte sind
für dich.

00:24:14

Markus Adler: Also unterschreibe erstmal alles, was Jan gesagt hat. Ich
möchte aber nochmal einen draufsetzen und zwar so eine harte wirtschaftliche
Dimension. Und zwar: Wir haben wirklich Kunden, die aufgrund ihres Engagements
im Bereich Nachhaltigkeit Kunden für sich gewinnen konnten. Also wirklich hohe
siebenstellige Auftragsvolumen. Und das ist einer der Gründe, warum sie dann
diese Aufträge für sich gewonnen haben. Und ich bin der felsenfesten
Überzeugung, dass es neben der finanziellen Dimension künftig einfach eine
nicht finanzielle Dimension gibt, die jedes Unternehmen zu beachten hat, um
Mitarbeitende zu begeistern, Talente zu finden, Kunden zu gewinnen und auch die
Rhetorik zu erfüllen.

00:24:55

Jeannine: Was soll ich sagen, ihr habt das wunderbar zum Schluss noch
mal zusammengefasst. Ich danke euch wirklich sehr, dass ihr heute hier wart bei
#DigiDUS und dass ihr uns noch mal nicht nur erläutert habt, was ihr macht,
sondern auch die Dimension der Digitalisierung da noch mal ins Spiel gebracht
hat. Ich glaube, das macht noch mal das Bild rund und hoffe tatsächlich, dass
wir bei all unseren Spaziergängen noch ganz, ganz viele von euren Bäumen sehen,
lieber Jan, und dann immer an euch denken und wissen: Hier tun wir was für den
Klimaschutz und uns dieser Dinge wirklich erfreuen. Vielen Dank an euch beide.

00:25:28

Markus Adler: Ja, danke auch an euch.

00:25:29

Jan Borchert: Ja, danke.

00:25:33

Jeannine: Ja. Startups wie planted und spenoki erleichtern es
Unternehmen enorm, ihre Geschäftstätigkeit klimaneutral zustellen. Und dank
digitaler Lösungen funktioniert das eben auch für kleinere und mittlere
Unternehmen mit deutlich reduziertem Aufwand. Gleichzeitig stellen die beiden
Startups sicher, dass Ausgleichslösungen tatsächlich auch die wirtschaftliche
Realität widerspiegeln und eben rechtssicher sind. Das heißt Einwände wie „Das
ist zu aufwendig für uns oder Die betreiben doch nur Greenwashing“, werden
damit entkräftet und sie können in ihrer Kommunikation selbstbewusst auftreten.
Wer nachweislich klimaneutral wirtschaftet, kann damit bei Kundinnen und Kunden
genauso punkten wie bei potenziellen Mitarbeitenden. Was hält Sie also noch
auf? Legen wir los, damit Ihr Unternehmen weiterhin zukunftsfest aufgestellt
ist und damit auch unsere Kinder und Kindeskinder eine gute Lebensgrundlage
haben.

Wenn Sie Fragen zu
unseren Gästen oder Themen von #DigiDUS haben, dann schreiben Sie uns gerne an digidus@sskduesseldorf.de.
Alle bisherigen Podcastfolgen finden Sie wie immer online auf der Website der
Stadtsparkasse Düsseldorf zum Nachhören unter www.sskduesseldorf.de/podcast und
darüber hinaus finden Sie dort auch noch weitere Infos, Tipps und Best Practice
Beispiele zum Thema Digitalisierung im Mittelstand. Wir freuen uns, wenn Sie
auch bei der nächsten Folge wieder zuhören. Bis dahin alles Gute!

00:27:02

Speaker 1: #DigiDUS Digitalisierung Trends und Herausforderungen im
Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Transkript zur Folge #11

#DigiDus – Folge 11

Auswege aus der Energie - Preisspirale - Wie Unternehmen gegensteuern.

 

Intro: #DigiDus Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Ja, herzlich
willkommen zu einer neuen Folge von #Digidus, heute zu einem Thema, das für
Unternehmen in Düsseldorf nicht aktueller sein könnte. Auf welche Energiekosten
muss sich der Mittelstand in Düsseldorf jetzt eigentlich einstellen? Und was
können Unternehmerinnen und Unternehmer tun, um drastische Spitzen im
Kostenanstieg zu vermeiden? Keine Fragen für #DigiDus? Doch, auf jeden Fall.
Denn die Digitalisierung spielt auch hier eine wichtige Rolle. Zum Beispiel in
der Preisfindung an den Strom- und Gas-Börsen oder auch bei der intelligenten
Steuerung von Energieproduktion und -verbrauch. Deswegen habe ich mir einen
Eddy geschnappt und bin mit dem Elektroroller zu den Stadtwerken gefahren. Hier
erwartet mich heute Hans-Günther Meier zum Gespräch. Er verantwortet im
Vorstand der Stadtwerke Düsseldorf unter anderem die Bereiche Finanzen und
Controlling. Er ist seit über 26 Jahren in der Energiewirtschaft tätig und ich
freue mich wirklich sehr, dass er sich heute für ein Gespräch mit uns in der
aktuellen Situation Zeit genommen hat. Mein Name ist Jeannine Malcherek-Wirtz.
Herzlich willkommen zu #DigiDus.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Herzlich willkommen Herr Meier bei unserem
Podcast #DigiDus. Ich freue mich sehr, dass Sie sich für uns heute Zeit
genommen haben in tatsächlich, ja sehr herausfordernden Zeiten. Am 23.06. wurde
die Alarmstufe des "Notfallplan Gas" in Deutschland ausgerufen. Dann
kam die Gas-Umlage, die dann doch nicht kam. Jetzt gibt es Hilfspakete von 200
Milliarden €. Sie sind schon so lange in der Energiewirtschaft tätig. Hätten
Sie je gedacht, dass es mal zu so einer Situation kommt?

 

Hans-Günther Meier : Ehrlich gesagt nicht. Die Kombination aus
Mangel-Lagen und Preisanstieg und das Überschwappen auch in den Strommarkt – in
der Form hätte ich mir das nicht vorstellen können, muss ich sagen. Das ist
schon eine Entwicklung, die ist beispiellos. Umgekehrt muss man sagen: Dadurch,
dass ich schon so lange in der Energiewirtschaft bin, ist es vielleicht ganz
gut, wenn man verschiedene Entwicklungen der Vergangenheit zusammenbringen kann
und versuchen kann, dann mit der Situation besser umzugehen.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wo Sie das gerade sagen. Helfen Sie uns doch
noch mal ein bisschen, die Dinge, vor allem die aktuellen Entwicklungen,
einzuordnen. Vor allem aus Sicht auch von Unternehmen ist das teilweise gar
nicht so einfach. Was bedeuten denn die aktuellen Entwicklungen auf dem Strom-
und Gasmarkt für Düsseldorfer Unternehmen?

 

Hans-Günther Meier : Also ich würde es mal ein bisschen
auseinandernehmen, damit wir verstehen, über was wir hier reden. Wir reden auf
der einen Seite über das Thema Versorgungssicherheit, also wir reden über die
ganz einfache physische Frage: Haben wir noch genug Gas und haben wir noch
genug Strom zur Verfügung, um unsere Haushalte zu beheizen? Dass das Licht
angeht in den Wohnungen und natürlich auch, um die Prozesswärme und die
Industrie zu betreiben. Das ist die eine Seite: Versorgungssicherheit. Und die
andere Seite, die damit kombiniert ist, ist das Thema Preise. Ich glaube, wir
sehen im Moment einen historischen Preisanstieg, den wir so noch nicht gesehen
haben. Wir haben nicht nur eine Verdoppelung, sondern wir haben eine zigfache
Erhöhung der Preise und das nicht nur der unmittelbaren Rohstoffe wie Gas oder
Öl, genauso wie wir erleben, sondern eben auch der daraus produzierten
Rohstoffe wie Strom. Das sind die zwei Elemente, die auf die Haushaltskunden
und die Privatpersonen, aber auch die Industrie einwirken. Wenn wir uns die die
Versorgungssicherheit vielleicht zuerst mal anschauen, dann müssen wir in der
Tat sagen, dass es knapp werden kann im Winter. Und wir haben auch schon
Maßnahmen ergriffen, wir, die Unternehmen und die öffentlichen Haushalte. Wenn
Sie zum Beispiel durch die Stadt gehen, werden sie sehen, dass vieles nicht
mehr beleuchtet ist. Viele öffentliche Gebäude sind nachts nicht mehr
beleuchtet und viele Haushalte, glaube ich, sind auch dabei mit dem Sparen. Und
das ist auch ein ganz wichtiges Element. Wir müssen Energie sparen, damit wir
gut durch den Winter kommen. Die 20 % sind gesetzt und dazu sind alle
aufgerufen, die Industrie wie natürlich auch die Haushalte. Also das ist die
eine Seite, und wie gesagt, die andere Seite, die uns große Sorgen macht, ist
eben die finanzielle Belastung. Das ist in den Haushaltsbereichen eine
Belastung, wo wir einfach sagen müssen, da fragen wir uns wirklich, ob das
Menschen noch bezahlen können, den Preis für Energie. Und bei der Industrie ist
es so, dass gerade energieintensive Branchen unglaubliche Kosten haben für die
Produktion ihrer Güter und sich dann auch die Frage stellt, ob sie dann
überhaupt ihre Produktion noch weiterführen können.

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Was sind die
relevanten Faktoren für diese Preisfindung? Wovon hängt das ab?

 

Hans-Günther Meier : Also zunächst mal muss man sagen, wir sind ja kein
Land, was originär die ganzen Rohstoffe produziert und hat. Das heißt, die
Dinge werden importiert, also Gas und Öl werden importiert und das sind knappe
Güter. So, das heißt, die werden an Weltmärkten gehandelt und die Preise werden
eben entsprechend der Menge gebildet. Und natürlich ist da viel Politik mit
dabei. Natürlich ist da viel Spekulation und Sorge mit dabei. Aber im Kern muss
man sagen, wenn eben keine Lieferungen des Erdgases aus Russland mehr kommen,
was komplett an unser Pipeline-System angeschlossen ist, was komplett über 50 %
der deutschen Lieferungen ausmacht, dann liefern nur noch andere. Wir haben
eine Verknappung von Leitungen, von Gas und dann geht der Preis natürlich durch
die Decke und auch der Preis für die zukünftige Energie. Das ist ja auch immer
ein bisschen die Zukunftserwartung. Wird es besser werden? Aus welchen Gründen
wird es besser werden? Und wenn man da keine Effekte sieht, dann bleibt der
Preis hoch. Das ist, glaube ich, der Gasmarkt beschrieben und der Ölmarkt
genauso, weil auch große Teile des Öls aus Russland kommen, aus Raffinerien,
die zum Teil auch im russischen Besitz sind und waren. Wenn wir den Strommarkt
anschauen, haben wir eine etwas andere Situation. Zunächst mal ist es so, dass
wir sehr knapp sind in der Stromproduktion. Die Erneuerbaren sind im Ausbau
noch nicht da, wo sie sein sollten. Und wir haben einen europäischen
Strommarkt. Das heißt, Verknappungen in anderen Ländern führen unmittelbar
dazu, dass Exporte erfolgen und dass der Strom dorthin verkauft wird, wo er
gebraucht wird, wo die Preise hoch sind. Und da muss man einfach sagen, dass im
Moment die Situation so ist, dass auf Monate noch ungefähr die Hälfte der
französischen Kernenergieflotte nicht am Netz ist und der Strom deshalb
großteils nach Frankreich fließt. Der eine oder andere wird es vielleicht in
den Nachrichten gesehen und gehört haben, dass der französische Staatspräsident
ja auch mit unserem Kanzler ein Abkommen geschlossen hat, dass wir eben Strom
liefern und die Franzosen dann in sicherlich deutlich geringerem Umfang auch
Gas liefern. Das ist ein wesentlicher preisbildender Effekt. Und natürlich ist
es dann auch so, dass, wenn Strom knapp ist, es nur durch Kraftwerke in
Deutschland produziert werden kann, die sehr kurzfristig verfügbar sind, wie
zum Beispiel Gaskraftwerke und deren Produktion dann natürlich durch den hohen
Gaspreis auch wieder entsprechend teuer ist.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Was würden Sie sagen? Worauf müssen sich denn
dann Düsseldorfer Unternehmen so mittel- und langfristig einstellen? Also ich
weiß, Prognosen sind immer schwierig, aber was würden Sie dazu sagen?

 

Hans-Günther Meier : Preisprognosen sind in der Tat schwierig. Für den
mittelfristigen Bereich sind sie relativ einfach, weil wir ja Terminmärkte
haben in Strom und in Gas, die aber aus meiner Sicht natürlich auch ein Stück
weit von der Unsicherheit getrieben sind. Das heißt, eine langfristige
Strategie würde ich im Moment auf Basis der Preissignale, die Sie an den Börsen
sehen, nicht aufbauen. Um langfristig was sagen zu können, muss man sich
überlegen, bis wann Frankreich wieder normale Zustände im Strom hat und bis
wann wir unser Importproblem aus Erdgas gelöst haben. Das sind so die Punkte,
aber ich denke die nächsten 2 bis 3 Jahre werden wir mit dieser Knappheit leben
müssen, werden mit hohen Preisen leben müssen. Ich glaube nicht, dass sie ganz
so hoch bleiben, aber im Kern ist das natürlich ein Stück weit Spekulation. Man
muss dazu auch wissen, dass die Preise, die man sieht, natürlich nur für einen
geringen Teil der Menge wirksam sind, weil ein Großteil der Preise sind ja auf
Dauer eingekauft, auf Termin eingekauft und wirken auch in anderer Form. Also
unsere Haushaltskunden zahlen natürlich noch lange nicht den Preis, der an den
Börsen zu sehen ist, sondern sie profitieren von unserer langfristigen
Einkaufspolitik.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, ich weiß, dass ich Ihnen jetzt eine Frage
stelle, die sicherlich sehr, sehr schwierig ist zu beantworten, aber ich stelle
Sie trotzdem. Was, und wenn wir jetzt noch mal den Blick auch auf Unternehmen
und die Düsseldorfer Unternehmen richten, was empfehlen Sie Düsseldorfer
Unternehmen derzeit, was sie tun können gegen diese rasant steigenden Preise?
Also was können Sie jetzt tun? Was können Sie perspektivisch tun und was sagen
Sie auch, welche Rolle spielt für Unternehmen die Digitalisierung dabei?

 

Hans-Günther Meier : Ich glaube, die Unternehmen sind schon hier sehr,
sehr gut, was ihre Prozesseffizienz anbelangt. Trotzdem ist das immer ein
Thema. Sie müssen sich ihre Prozesse anschauen, Sie müssen sich anschauen, wie
Sie Ihre Energie in den Prozessen verwenden und wie sie das optimieren können.
Schweren Herzens, muss ich sagen, muss man natürlich auch prüfen, ob es im
Moment andere Energieträger gibt, mit denen man auch produzieren kann. Also das
Stichwort Umstieg auf Öl. So schlimm das auch CO2-mäßig ist, muss man sich
anschauen im Moment. Das ist zumindest ein Backup. Und dann kann man sicherlich
auch noch mal das Thema Energieeinsparungen diskutieren. Gerade im
Verwaltungsgebäude ist da vieles zu tun und wir stehen da als Stadtwerke sehr
gern zur Verfügung, da zu helfen. Die Firmen wissen sehr gut, wie ihre Prozesse
sind, aber Thema "Energie", glaube ich, da sind wir Experten und
können dann auch helfen, können was zu den Marktpreisen und Börsenpreisen
sagen. Und da wo feste Mengen eingekauft sind, können wir auch helfen, die rück
zu verkaufen. Dann kann vielleicht auch die Firma die eine oder andere
finanzielle Entlastung mit uns zusammen realisieren. Ist übrigens etwas, was
der Gesetzgeber jetzt auch aufgesetzt hat, dass wir die Unternehmen in die
Richtung beraten. Und das tun wir auch sehr gerne.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das hat ja auch mit der Resilienz der
Unternehmen zu tun. Wir haben es gesehen, erst war Corona. Da ging es schon
darum, Welche Unternehmen sind resilient aufgestellt? Das ist jetzt sicherlich
bei der Energiefrage auch so, Was sagen Sie denn? Was kann es denn vielleicht
auch zukünftig für andere Quellen geben, um das Thema Energie, Gas und Strom zu
beziehen?

 

Hans-Günther Meier : Also wir sind ja insgesamt in Deutschland auf dem
richtigen Weg. Wir müssen weg von den fossilen Brennstoffen, wir müssen hin zu
den Erneuerbaren und das ist für Strom, aber auch für Gas, was sie natürlich
auf Dauer nicht 100 % ersetzen können. Aber das ist eine wesentliche Aufgabe.
Das heißt, wir dürfen, auch wenn wir jetzt eine Krise zu bewältigen haben, auch
wenn wir jetzt Kohlekraftwerke anschalten, auch wenn wir jetzt
Braunkohlekraftwerke aus der Reserve holen, dürfen wir den langfristigen Weg
nicht verlassen. Wir müssen parallel auch investieren in Erneuerbare.
Unternehmen müssen investieren, Privatleute müssen investieren. Wir müssen da
weitergehen an der Stelle, denn sonst haben wir eine Dauerkrise. Also der
grundsätzliche Weg - Ich kann mich noch gut erinnern, wie Herr Habeck das auch
verkündet hat, unmittelbar nach Übernahme der Funktion - den dürfen wir nicht
verlassen. Wir dürfen das nicht aus dem Blick verlieren, auch wenn im Moment
natürlich für die nächsten zwei Winter die Krisenbewältigung im Vordergrund
steht. Das heißt, wir müssen eben schauen, dass wir mit Erneuerbaren im
Strommarkt sehr stark aktiv sind. Wir müssen schauen, dass wir im Wärmemarkt
natürlich Energieeinsparung, Wärmedämmung, wir werben hier sehr für die
Fernwärme, weil wir natürlich die Fernwärme sehr ökologisch produzieren können.
Und das ist natürlich dann auch eine wunderbare Art der Wärme ist. Also das
müssen wir auf jeden Fall weiter tun.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie haben ja gerade eben ein Stichwort
gegeben, dass wir den langfristigen Pfad, den dürfen wir nicht aus den Augen
verlieren. Ich habe jetzt kürzlich gelesen, dass ja das Düsseldorfer
Unternehmen Henkel mit Ihnen zusammen kooperiert, dass ja die industrielle
Abwärme in das Fernwärmenetz der Stadtwerke gespeist werden soll. Mit dem Blick
auf diese Kooperation in Sachen auch Klimaschutz und erneuerbarer Energien und
alternativer Energiequellen. Was würden Sie sagen aus Ihrer Sicht? Wie wichtig
sind genau solche Kooperation, solche Partnerschaften auf Stadtebene zwischen
den Unternehmen? Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass es ja heißt,
Düsseldorf soll 2035 auch klimaneutral sein.

 

Hans-Günther Meier : Also das ist, glaube ich, genau der Punkt. Wir
brauchen da kluge Ideen. Wir brauchen ein kluges Zusammenwirken von allen
Akteuren, damit wir das schaffen. Das Beispiel "Henkel" ist ja ein
ganz tolles Beispiel, weil wir einerseits ein renommiertes Industrieunternehmen
haben, was hier ein Produktionsstandort hat, was auch eigene Erzeugungsanlagen
hat für Energie und das im Wesentlichen für Prozesse Wärme einsetzt. Und diese
Prozesswärme, die ist für das Unternehmen wichtig. Die hat aber eine Abwärme,
die nicht genutzt wird. Und wir haben als erste in dem großen Stil gesagt, wir
können die doch ins Fernwärmenetz speisen. Und damit haben wir unsere Fernwärme
eben erwärmt, weil dort niedrige Temperaturen notwendig sind. Aber es ist immer
noch nutzbar, die sogenannte Abwärme, und das ist die Idee hinter dem Projekt
mit Henkel. Das hat relativ lang gedauert, weil es auch technisch nicht
anspruchslos ist. Und da bin ich auch sehr dankbar, dass Henkel das mit uns
macht. Da sind einige Umbauten nötig. Auch wir müssen im erheblichen
zweistelligen Millionenbereich investieren, damit das funktioniert. Aber es ist
eine geniale Möglichkeit, die Fernwärme grün zu bekommen, denn diese Abwärme
fällt ja quasi CO2-neutral an, weil die Wärme ja schon genutzt wird oder die
die Prozessenergie bei Henkel. Also insofern ist das ein tolles Beispiel, wie
man mehrere Dinge miteinander verbinden kann. Erstens kann man die regionale
Wirtschaft zusammenbringen, finde ich sehr spannend. Zweitens kriegen wir
Ökologie und Ökonomie zusammen. Natürlich muss investiert werden, aber dann
fällt die Energie quasi kostenlos an ja, es ist ein Abfallprodukt. Und wir
erreichen gemeinsam in Kooperation unsere Klimaziele. Und ich kann nur sagen,
die CO2 Emissionen werden dafür im Jahr mit 6500 Tonnen reduziert. Das ist ein
gewaltiger Betrag und da freuen wir uns sehr drüber. Wir freuen uns auch sehr
darüber, will ich sagen, dass der Staat das mit subventioniert. Also wir haben
Fördermittel erhalten, das ist auch gut so, das braucht man auch bei der
Investitionshöhe. Aber ich glaube, das wird sich langfristig auf jeden Fall
auszahlen. Und je mehr solche Modellfälle wir haben, umso eher, umso schneller
kriegen wir unsere Fernwärme auch grün und Ökologie CO2 frei oder sehr CO2
gemindert produziert. Also wie gesagt ein tolles Beispiel und es ist natürlich
auch ein wichtiger Schritt, weiterhin eine lebenswerte Stadt, in der noch ein
Industriestandort ist, in der Menschen aber auch sehr gut leben können unter
guten ökologischen Bedingungen.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Da möchte ich trotzdem noch einmal ganz kurz
einhaken, weil ich das so wichtig finde, dass Sie gesagt haben, dass es eben
hier auch darum geht, die regionale Wirtschaft zusammenzubringen. Was braucht
es denn aus Ihrer Sicht, dass diese Kooperationen, diese Partnerschaften
erfolgreich sind?

 

Hans-Günther Meier : Also einmal braucht es einen langen Atem, weil ja
jeder so sein eigenes Segment hat, sein eigenes Business hat. Und da braucht
man viel Geduld und man muss viel miteinander reden, man muss sich viel
treffen. Und da ist Düsseldorf eine wunderbare Stadt, weil sie auch viele
Möglichkeiten anbietet, in denen man sich treffen kann. Denn da müssen
Vorurteile abgebaut werden, da müssen Ideen getauscht werden, da muss
Kreativität dazukommen, da müssen technische Voraussetzungen geschaffen werden.
Also ich glaube, dieser Austausch ist unerlässlich. Zu dem Austausch gehört
aber auch eine gewisse Organisation, eine fruchtbare Umgebung. Ich glaube, die
Stadtverwaltung und alle Behörden, die wir hier haben, die bieten das an, die
fördern das. Die stehen mit Hilfe zur Verfügung, die stehen dem nicht im Weg.
Das ist, glaube ich, ein guter Standort dafür. Und dann braucht es natürlich am
Ende auch Kapital und Geld. Und da muss ich sagen, sind wir natürlich auch in
einer privilegierten Situation, weil wir hier mit der Stadtsparkasse ein sehr
erfolgreiches großes Bankunternehmen haben, was solche Projekte auch immer gern
mit unterstützt, weil die haben ja eine gewisse Größe, dass die ganz großen
Banken sagen, das interessiert uns noch nicht und so mittelständische wie die
Sparkasse können das eigentlich wunderbar machen. Also das muss auch
zusammenkommen.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, sehr, sehr spannend. Wir sind jetzt schon
wieder fast am Ende des Podcasts. Das geht immer sehr, sehr schnell. Zum
Abschluss stelle ich meinen Gästen immer ganz gerne noch eine persönliche
Frage, vor allem, wenn es auch um das Thema Digitalisierung geht. Sie haben das
eben auch schon gesagt. Was auch Energiemanagement angeht, spielt die
Digitalisierung noch mal eine ganz wesentliche Rolle. Daher meine Frage jetzt
an Sie, Herr Meier, gibt es so dieses eine, ich sage mal digitale Tool, diese
eine App, ohne die Sie in Ihrem persönlichen Leben nicht mehr auskommen
möchten?

 

Hans-Günther Meier : Also es gibt ganz viele Apps, die einem das Leben
leichter machen. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal eine Reise gebucht
habe, ohne auf eine bestimmte App eines Anbieters zu drücken, den ich jetzt
nicht nenne, den wir alle kennen. Aber mir ist wichtig die
Nachrichtenversorgung und die Informationsversorgung und da gibt es, da mache
ich gern Werbung dafür, weil es öffentlich-rechtlich ist, zwei tolle Apps,
Einmal die Tagesschau-App, die ich nutze, inklusive der Nachrichten und
Wirtschaftsnachrichten. Da hat man eine gewisse Qualität der Informationen und
auch eine gute Geschwindigkeit. Und zum Entspannen kann ich sehr die ARD
Audiothek empfehlen. Da gibt es tolle Podcasts drin.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wunderbar. Da waren wir schon beim
Podcast-Thema. Ja, Herr Meier, vielen, vielen Dank an dieser Stelle. Das war
wirklich sehr spannend, dass Sie uns geholfen haben, die Dinge noch mal neu
einzuordnen, was auf Düsseldorfer Unternehmen und für die nächsten ein, zwei
sicherlich noch sehr herausfordernden Jahre bedeuten wird. An dieser Stelle
vielen, vielen Dank, dass Sie uns Rede und Antwort gestanden haben.

 

Hans-Günther Meier : Vielen Dank für die Einladung und lassen Sie uns im
Gespräch bleiben.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das tun wir. Die kommenden Monate bleiben auf
jeden Fall spannend. Wir können heute noch nicht sagen, auf welchem Niveau die
Energiepreise in zwei, drei oder sechs Monaten liegen werden, aus welchen
Ländern wir zukünftig unser Gas beziehen werden und ob sich neue Energiequellen
erschließen lassen, um mittel- und langfristig unabhängiger zu sein. Die
Stadtwerke Düsseldorf zum Beispiel arbeiten an Lösungen, die uns gemeinsam auf
diesem Weg voranbringen werden, obwohl wir in Deutschland nur über wenige der
klassischen Ressourcen verfügen. Wichtig ist, wir können mitmachen. Denn eins
wissen wir, das Energiesparen gehört zu den wichtigsten Ressourcen, die wir
derzeit haben. Durch ein intelligentes, digitales Energiemanagement können
Unternehmen einen wichtigen Stellhebel in ihrer Kostenstruktur bewegen. Und
parallel dazu arbeiten unsere Energieversorger und andere große Player am
Wirtschaftsstandort Düsseldorf daran, extreme Preisspitzen zu vermeiden. Zum
Beispiel, indem sie Energie durch Kooperation miteinander effizient für uns
alle nutzbar machen und dadurch die Versorgungssicherheit stärken. Auch in der
nächsten Podcastfolge von #Digidus geht es um Sicherheit. Seien Sie gespannt
auf unseren Gast, der sich für unsere digitale Sicherheit stark macht. Und
nicht vergessen, alle unsere Podcast Folgen können Sie noch mal nachhören bei
uns auf der Website der Stadtsparkasse Düsseldorf unter www.sskduesseldorf.de/podcast
und Sie finden dort auch viele weitere Infos und Tipps zum Thema
Digitalisierung im Mittelstand. Wir freuen uns, wenn Sie auch bei der nächsten
Folge wieder zuhören.

 

Outro: # Digidus - Digitalisierungstrends und Herausforderungen im
Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Transkript zur Folge #12



Transkript DigiDUS #12 (Cybercrime - Schutzstrategien für den Mittelstand

00:00:00

 #DigiDUS Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

00:00:10

Jeannine Malcherek-Wirtz: "Hallo Mama, hallo Papa, ratet mal,
wessen Handy kaputt gegangen ist. Ihr könnt diese neue Nummer abspeichern und
die alte löschen." Diese SMS hat mich letztens erreicht und sofort stutzen
lassen. Denn abgesehen davon, dass meine Kinder noch etwas zu klein sind, um
sich eigenständig ein neues Handy zu organisieren, war die Nachricht vollkommen
korrekt formuliert und geschrieben. So gar nicht kindgerecht. Lange vorbei sind
jedoch auch die Zeiten, in denen Betrugsmaschen schon durch formale Fehler
auffielen. Und so häufen sich die Fälle, in denen cyberkriminelle Menschen mit
ihren Tricks einwickeln. Die Folge Betrüger ergaunern massenhaft hohe
Geldbeträge und sogar den Zugang zu sensiblen Firmendaten. Daher freue ich mich
sehr, dass ich heute mit einem Mann spreche, der sie wahrscheinlich alle kennt
die Trickbetrüger und Ransomware Erpresser, die Firmenhacker und Identitätsdiebe.
Leitender Oberstaatsanwalt Markus Hartmann. Er führt in der Zentral- und
Ansprechstelle Cybercrime NRW Strafverfahren von herausgehobener Bedeutung. Und
er steht uns heute Rede und Antwort zum Thema Cybercrime. Mein Name ist Janinne
Malcherek-Wirtz. Herzlich willkommen zu #DigiDUS.

00:01:21

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich freue mich wirklich, wirklich sehr, dass
Sie heute da sind. Und ich muss unseren Zuhörerinnen und Zuhörern verraten,
dass wir als Stadtsparkasse Düsseldorf schon mal mit Ihnen Kontakt hatten und
dass Sie auch schon mal Gast bei uns waren in einer Veranstaltungsreihe auch
zum Thema Cybersecurity oder Cyberkriminalität. Und ich habe mir damals schon
gesagt, wenn ich dieses Thema noch mal bespreche und wenn ich vielleicht einen
Podcast dazu mache, dann wünsche ich mir Markus Hartmann als Experten und mein
Wunsch wurde erfüllt. Ich finde, das ist eine gute Sache.

00:01:51

Markus Hartmann: Vielen Dank für die Einladung.

00:01:54

Jeannine Malcherek-Wirtz: Cybercrime, ein spannendes, emotionales,
facettenreiches Thema. Ich würde ganz gerne mit einer Frage starten, die uns
vielleicht noch mal hilft, es insgesamt noch mal ein bisschen besser
einzuordnen. Wie schätzen Sie momentan die Gefährdungslage für den Mittelstand
in Deutschland ein?

00:02:10

Markus Hartmann: Man muss vorsichtig sein mit absoluten
Gefährdungseinschätzungen. Wir als Strafverfolger haben natürlich immer eine
ganz spezifische Perspektive auch auf die Thematik. Wir sehen natürlich in den
Strafanzeigen die Fälle, in denen etwas schiefgegangen ist. Insofern sind wir
da vielleicht nicht ganz objektiv, aber ich denke, man kann aus unseren
Ermittlungsverfahren eine Reihe von Tendenzen ableiten. Und die Tendenzen, die
wir sehen, sind ganz klar, dass auf Seiten der Angreifer wir es mit einem sehr,
sehr hohen Maß an Professionalität mittlerweile zu tun haben. Es stehen
eindeutig kommerzielle Interessen, also Geldverdienen mit Cyberstraftaten, im
Vordergrund. Und diese Professionalität führt einfach zu einem sehr
gesteigerten Bedrohungsszenario, dem jedenfalls nicht in der Fläche alle
Infrastrukturen in Deutschland und auch im Mittelstand jederzeit gewachsen
sind. Wir nehmen schon wahr, dass es eine gewisse Balance gibt zwischen der
Professionalisierung der Angreifer, dem gesteigerten Maß an hoch qualitativ
entwickelten Angriffstools, wenn man das so nennen möchte, und dem Maß der
Verteidigungsmöglichkeiten, die auf Unternehmerseite bestehen. Das ist auch
sicher einer der Treiber dafür, dass wir mittlerweile im Bereich Cyberkriminalität
mehrere Milliarden Euro pro Jahr umfassendes Geschäftsfeld sehen. Auch da, das
sind Zahlen, die stammen weitestgehend aus Branchenerhebungen und aus
Befragungen von betroffenen Unternehmen und sind sicher mit einem gewissen Maß
an Vorsicht zu genießen. Aber sie sind schon in der Dimension sehr deutlich.
Und wenn wir von mehreren Milliarden Euro pro Jahr sprechen, dann ist deutlich,
dass es für die Cyberkriminellen ein Bereich ist, der höchst attraktiv ist. Und
ich wünsche mir sehr oft, dass wir das gleiche Maß an Professionalisierung auch
auf Seiten der Verteidiger sehen. Von daher ist die Bedrohungslage sicher so
ernst, wie sie sein kann. Und sie hat sich in den letzten Monaten in den
letzten Jahren auch noch mal deutlich gesteigert.

00:03:57

Jeannine Malcherek-Wirtz: Gibt es eigentlich Branchen, die mehr
gefährdet sind als andere? Oder kann man sagen: heute sind ja alle digital
unterwegs, da gibt es kaum noch Unterschiede.

00:04:06

Markus Hartmann: Ach, ich glaube, dass mittlerweile den Tätern sozusagen
jeder Angegriffene recht ist, um Geld damit zu verdienen. Wir sehen, dass wir
teils an das Unternehmen, an dessen wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
angepasste Forderungen der Täter sehen, die also zunächst sozusagen sich einen
Überblick verschaffen. Wo ist denn eigentlich der Punkt? Wie viel Geld kann ich
fordern, damit es noch gezahlt wird, dass ich nicht überreize, dass ich
möglichst effektiv Geld damit verdiene? Deswegen kann man, glaube ich, keine
einzelne Branche mehr in den Vordergrund rücken. Aber man kann sicher
festhalten, dass es ein flächendeckendes Szenario ist und dass es einzelne
Branchen gibt, die vielleicht noch ein höheres Maß an Gefährdung haben,
insoweit, als sie in besonderem Maße von der von ihren digitalen
Geschäftsgeheimnissen abhängen. Besonders innovationsgetriebene Branchen,
Branchen, die auch im Mittelstand als Hidden Champions sehr viel von ihrem
intellektuellen Vermögen, von den Betriebsgeheimnissen leben, sind natürlich in
besonderem Maße gefährdet, wenn diese Betriebsgeheimnisse durch einen
erfolgreichen Cyberangriff öffentlich werden. Und vor dem Hintergrund ist
vielleicht sozusagen der Impact eines erfolgreichen Angriffs in den Branchen
unterschiedlich. Aber ich könnte Ihnen keine Branche benennen, die sich sicher
fühlen kann.

00:05:18

Jeannine Malcherek-Wirtz: Können Sie uns noch mal ein bisschen
skizzieren, was so die häufigsten Auswirkungen von Angriffen auf Unternehmen
sind?

00:05:25

Markus Hartmann: Wenn Sie gestatten, würde ich einmal kurz die
häufigsten Angriffsmodalitäten vorweg stellen, weil davon tatsächlich abhängt, was
sind die Auswirkungen? Wir sehen eine Deliktform, die extrem prägend für das
derzeitige Cybercrime geschehen ist. Und das ist der Angriff mit sogenannter
Ransomware. Ransomware ist eine Schadsoftware, die in die Netze der
angegriffenen Unternehmen eindringt, dort alle Nutzdaten verschlüsselt, sie
damit dem Berechtigten entzieht und für die Freigabe der Daten, also des
Entschlüsselung-Keys, ein Lösegeld erpresst. Die Auswirkungen auf Unternehmen,
die können verheerend sein. Denn wenn man sich vorstellt, dass der gesamte
digitale Betrieb ruht, weil ich keinen Zugriff mehr auf meine Nutzdaten habe;
ich kann kein Word-Dokument mehr öffnen, meine Konstruktionszeichnungen sind
zwar nicht weg, aber ich kann eben nicht mehr darauf zugreifen. Das kann dann
bis zur Existenzvernichtung gehen. Und wir haben auch gesehen, das muss man
vielleicht mal positiv hervorheben: Unternehmen haben durchaus darauf reagiert.
Sie haben in der Vergangenheit ihre Backup-Strategien massiv verbessert. Es gab
sehr hohe Anstrengungen, Daten dadurch zu schützen, dass man Sicherheitskopien
hat und im Falle eines erfolgreichen Angriffs die dann einfach einspielen kann,
um gar nicht in die Verlegenheit zu kommen, Lösegeld zahlen zu müssen. Aber die
Täter haben auch darauf reagiert. Im Regelfall erpressen Täter heute nicht mehr
nur mit der Verschlüsselung der Daten, sondern sie erpressen auf der anderen
Seite auch mit der Veröffentlichung von Daten, die sie vorher gestohlen haben.
Und dagegen hilft ein Backup dann nicht mehr. Insofern ist es ein ständiges Hin
und Her zwischen Angreifern und Verteidigern. Die Auswirkungen auf die
Unternehmen sind wegen dieser multidimensionalen Angriffsszenarien verheerend,
weil im Grunde das komplette Unternehmen in seiner Arbeitsfähigkeit
eingeschränkt ist.

00:07:10

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ist das auch der Grund, warum diese Angriffe
auf Unternehmen immer professioneller und auch immer häufiger werden?

00:07:18

Markus Hartmann: Ja, ich glaube, der Grund dahinter ist ein schlicht
monetärer. Da ist so viel Geld was man verdient, dass es sich auf Seiten der
Angreifer einfach schlicht lohnt. Es macht nicht mehr jeder alles, sondern
jeder spezialisiert sich, weil der Markt so groß ist wie in der arbeitsteiligen
Legalwirtschaft, auch auf das, was er gut kann. Der eine ist gut im Finden von
Sicherheitslücken. Er macht das und verkauft die gefundenen Sicherheitslücken
weiter. Der nächste Angreifer ist möglicherweise besonders gut im Infiltrieren
der Netze, macht das und bietet diesen Service an. Und so wird aus dem
Ineinanderwirken unterschiedlicher Täter-Infrastrukturen dann ein wirklich
umfassendes Bedrohungsszenario.

00:07:54

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie haben das gerade eben gesagt Ransomware,
also Lösegeldforderungen ist eine der größten Gefahren. Können Sie noch mal
sagen, was gibt es daneben noch und welche Kanäle nutzen eigentlich
Cyberkriminelle? Ist es fast immer über die E-Mail, dass diese Form der
Schadstoffsoftware ins Unternehmen kommt oder gibt es da auch andere Wege?

00:08:13

Markus Hartmann: Da gibt es mittlerweile sehr, sehr viele
Infiltrationswege. Im Bereich der Ransomware verzeichnen wir sogar einen
starken Anstieg der rein technischen Kompromittierung. Also dass
Sicherheitslücken in eingesetzter Software, Standardsoftware, Serversoftware
und ähnlichem ausgenutzt werden, ganz ohne Zutun. Ohne dass ein Mitarbeiter
einen Link klicken müsste oder ähnliches. Das ist die technische
Kompromittierung. Wir haben aber auch noch einen starken Anteil von menschen-bezogener
Angriffsaktivität. Also etwa Social Engineering: In dem beschriebenen Fall,
dass Emails geschickt werden mit der Bitte, einen Anhang zu öffnen oder
ähnliches. Auch das ist immer noch durchaus relevant, aber der Teil der
technischen Kompromittierung nimmt zu, und die Schwierigkeit ist, dass wir in
der Vergangenheit sehr stark daran gearbeitet haben, mit Awareness-Maßnahmen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schulen. Aus unseren Ermittlungsverfahren
kann man mittlerweile eine Tendenz ableiten, dass nur mit Awareness-Maßnahmen
wir die Angriffstrends nicht erfolgreich abdecken werden, sondern wir müssen
auch im höheren Maße technische Vorkehrungen treffen. Zum einen für den Fall,
dass die Awareness-Maßnahme nicht gereicht hat, der Mitarbeiter trotzdem auf
einen E-Mail Anhang klickt. Und zum anderen für die Fälle der technischen
Kompromittierung. Und ganz am Rande angemerkt: der alte Ratschlag auch von
Ermittlungsbehörden, man möge mal aufmerksam die E-Mail lesen, dann würde man
ja erkennen, dass die nicht von einem legitimen Absender stammen kann. Der ist
so veraltet, wie er nur sein kann. Die heutigen Angriffs-E-Mails sind so gut
gemacht, dass auch Profis davor sitzen und sagen: könnte echt sein. Also
insofern ist da dann auch die Grenze dessen, was man mit Schulung und Awareness
tatsächlich erreichen kann.

00:09:51

Jeannine Malcherek-Wirtz: Da möchte ich gerne das Beispiel anbringen,
dass wir tatsächlich auch immer wieder solche "Friendly Hacking"
Penetrations-Tests durchführen. Und Sie glauben gar nicht, da sind Mails, wo
Sie denken: das hätte ich nie erkennen können. Da muss ich Ihnen wirklich recht
geben. Weil Sie das gerade erklärt haben, das fand ich auch sehr spannend in
meiner Vorbereitung, als ich gelesen habe, Stichwort "Cybercrime as a Service".
Also ich kenne "Software as a Service". Können Sie uns das nochmal
kurz erklären, wie geht man da vor?

00:10:19

Markus Hartmann: Ja, das heißt, dass auf Angreiferseite, auf Täterseite
nicht mehr jeder alles macht, also nicht der einheitliche Angreifer von der
Entwicklung der Schadsoftware bis zu ihrem Einsatz und dem Erpressen des
Lösegeldes quasi die gesamte Verwertungskette in seiner Hand hält, sondern
unterschiedliche Gruppierungen arbeiten miteinander, um ihre jeweils eigene
Professionalität einzubringen. Das gibt es in dem Modell, das auf Marktplätzen
etwa erfolgreiche Kompromittierung von Unternehmen verkauft werden. Der nächste
Angreifer also gegen den Entgelt den Zugang zu einem bereits gehackten
Unternehmen erwirbt. Und es ist auch ganz stark im Kommen: auf Provisionsbasis.
Dass man als Endnutzer eines Angriffszenarios an alle Beteiligten, die da
vorher mitgewirkt haben, eine Provision an dem Lösegeld, einen Anteil an dem
Lösegeld auszahlt. Wie auch immer die Abrechnung unter den Kriminellen ist –
Fakt ist: aus Sicht des Bedrohungs- und des Risikoszenarios sind damit noch mal
exponentiell die Qualität der Angreifer-Infrastrukturen gestiegen. Im Grunde
vergeht kein Tag, keine Woche, an der wir nicht eine Anzeige bekommen von
wirklich hochwertiger, auch sehr bedrohlicher Kompromittierung von
Infrastrukturen und Unternehmen. Und das zeigt schon, dass dieses Problem sehr,
sehr groß ist mittlerweile.

00:11:36

Jeannine Malcherek-Wirtz: Bevor wir jetzt gleich noch auf die spannende
Frage kommen, wie kann ich mich schützen, die Frage aller Fragen noch mal
vorab. Inwiefern spielt dieses Thema Internationalität auch noch eine große
Rolle? Also wenn man sich die Organisation auch der Strafverfolgungsbehörden
ansieht, sind die ja eher auf Länderebene organisiert. Wie funktioniert das
bzw. ist das eine große Herausforderung und welche Rolle spielt dabei in diesem
Zusammenhang die ZAC?

00:12:05

Markus Hartmann: Ja, Internationalität ist tatsächlich das Topthema für
die Strafverfolger in diesem Bereich, weil die Täter im Regelfall international
agieren. Die Arbeitsteiligkeit, die ich beschrieben habe, bezieht sich auch auf
einen internationalen Markt, in dem unterschiedliche Gruppierungen
zusammenarbeiten. Ich glaube, man muss zunächst mal attestieren, dass die
Justiz und die Strafverfolgungsbehörden in der letzten Zeit sehr, sehr viel
getan haben, um die eigenen Strukturen aufzubauen. Wir haben mittlerweile eben
mit Blick auf den Föderalismus in Deutschland in vielen Ländern eine
Zentralstelle. Nordrhein-Westfalen hat sich dafür entschieden, eine
einheitliche Zentralstelle, die ZAC NRW aufzubauen, die bei der
Generalstaatsanwaltschaft in Köln und der Staatsanwaltschaft in Köln
angesiedelt ist, aber für das ganze Land Nordrhein-Westfalen bei herausragenden
Fällen von Cyberkriminalität einheitlich zuständig ist. Das heißt, egal wo in
Nordrhein-Westfalen eine hochprofitige Kompromittierung stattfindet, muss man
keine Zuständigkeiten klären, sondern es gibt eine einheitlich zuständige
justizielle Dienststelle. Und es freut mich auch sagen zu können, dass wir in
der Ausstattung in einer guten Situation sind. Wir sind mittlerweile knapp 50,
Staatsanwältinnen und Staatsanwälte im Team. Wer sich ungefähr mit
Behördenstrukturen auskennt, der sieht, dass hier Nordrhein-Westfalen
tatsächlich die Hausaufgaben gemacht hat. Wir sind also durchaus als Justiz in
der Lage, diese Herausforderung anzugehen. Im deutschen Konzept aller Bundesländer,
gibt es einige Länder, die ein ähnliches Modell fahren, etwa die hessischen
Kollegen, die bayerischen Kollegen, die auch große Zentralstellen eingerichtet
haben. Irgendeine Organisationsform in dieser Hinsicht gibt es in jedem
Bundesland, und das ist mittlerweile auch überhaupt keine Schwierigkeit mehr.
Wenn ich in dem Ermittlungsverfahren feststelle, der Sachverhalt gehört einfach
nach Bayern, dann brauche ich kein umfangreiches, komplexes Abgabeprozedere
mehr, sondern ein einfacher Anruf bei meinem Amtskollegen reicht und der
Sachverhalt kann nahtlos weiter bearbeitet werden. Also da bin ich einigermaßen
optimistisch, dass es klappt. Wo es schwierig wird, ist Internationalität. Im
Sinne von europäischer Kooperation, klappt das noch ganz gut. Wir haben große
Anstrengungen unternommen, als Cybercrime Zentralstellen auch über den EU
Kontext hinaus weiter mit unseren britischen Kollegen trotz Brexit intensiv
Kontakt zu halten. Wir haben gute Arbeitskontakte mit unseren amerikanischen
Kollegen. Aber schwierig ist – und das ist auch oft was Ermittlungsverfahren an
ihre Grenze führt – dass wir auch zahlreiche Konstellationen haben, in denen
Länder, Staaten, in denen wir Tatverdächtige vermuten, in der Rechtshilfe nicht
mit der Bundesrepublik Deutschland zusammenarbeiten oder nicht in der Form, wie
wir es uns das gerne wünschen würden. Und dann kommen Ermittlungsverfahren
international auch an Grenzen.

00:14:39

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja verständlich, wo Sie das jetzt gerade so
beschreiben. Wie ist das denn, dieser Kampf gegen Cyberkriminelle? Ist das so
ein bisschen Hase und Igel? Also die Kriminellen sind immer eine Runde voraus.
Oder ist das anders?

00:14:54

Markus Hartmann: Ja, das ist schwer zu bewerten. Im Begriff des
Strafverfolgers liegt leider schon mal drin, dass wir immer zu spät kommen. Wir
kommen natürlich immer erst, wenn eine Tat schon eingetroffen ist. Prävention
ist nicht die Aufgabe der Staatsanwaltschaft. Aber trotzdem: weil wir wissen,
dass wir um handlungsfähig sein zu können, im Bereich der Aufklärung von
Straftaten und der Ermittlungen uns frühzeitig mit Unternehmen vernetzen
müssen. Das ist auch zum Beispiel der Grund, warum ich heute sehr gerne Ihre
Einladung angenommen habe, hier im Podcast zu sprechen. Weil es für uns wichtig
ist, dass die Unternehmen wissen, sie haben starke Partner in den
Strafverfolgungsbehörden. Und auch transparent zu machen, wie wir agieren. Dann
haben wir eine Chance, im Bereich von auch internationaler Cyberkriminalität
tätig zu werden. Und letztendlich, selbst wenn es schwierig ist, Ermittlungen
international in der Bandbreite zu führen. Die Alternative kann ja nicht sein,
einfach hinzunehmen, dass Unternehmen in großer Anzahl Opfer von solchen
Cyberangriffen werden. Und dann ist Strafverfolgung aus meiner Sicht ein
wichtiger Bestandteil. Aber es ist nicht der Einzige. Das muss man auch ganz
klar sagen. Wir brauchen stärkere Anstrengungen der Unternehmen, sich besser zu
schützen. Wir brauchen möglicherweise auch einiges an Regulatorik, damit
Unternehmen wissen, auf welche Infrastrukturen sie sich verlassen können.
Zertifizierungen und Ähnliches spielt da durchaus rein. Strafverfolgung sollte
nie den Anspruch haben, das alleinige Mittel zu sein. Und den haben wir auch
nicht, sondern wir sehen uns als Partner in einem Gesamtkonzert von Akteuren,
die je mit ihrer spezifischen Aufgabe dann hoffentlich irgendwann zur
Gesamtlösung des Problems Cyberkriminalität Wichtiges beitragen können.

00:16:28

Jeannine Malcherek-Wirtz: Absolut. Ich denke, natürlich ist der Wunsch
groß, wenn es zu einem Ermittlungsverfahren kommt, dass man einen Täter
dingfest macht. Das wünscht sich jeder. Aber es gibt ja auch etwas wie einen
Tathergang. Und auch das ist wichtig: die Dinge zu klären und aufzudecken.

00:16:42

Markus Hartmann: Ganz genau. Wir haben natürlich im Rahmen des
Ermittlungsverfahrens auch Möglichkeiten, die nur Strafverfolgungsbehörden
haben: Beschlagnahme von Server, von Mitschnitten entsprechender Angriffsdaten.
Das sind alles auch Informationen, die die Unternehmen oder die Angegriffenen
insgesamt auch verwenden können, ihre eigene Infrastruktur zu stärken. Nach der
Tat sich besser aufzustellen, damit man in der Zukunft nicht wieder Opfer wird.
Solche Punkte spielen auch eine Rolle. Aber ich gebe Ihnen völlig recht, wir
sind alle angetreten, um im Idealfall vor dem Landgericht in Köln Anklage gegen
Herrn X oder Frau Y erheben zu können und zu sagen das sind die
Tatverdächtigen. Das gelingt vielleicht noch nicht in der Zahl der Fälle, wie
ich es mir wünschen würde mit den bestehenden Schwierigkeiten,
Internationalität vor allen Dingen. Aber es ist auch keine aussichtslose
Aufgabe.

00:17:26

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie haben das eben auch schon mal gesagt.
Neben den natürlich technischen und auch organisatorischen Maßnahmen, die auf
Unternehmensseite ganz essenziell sind. Warum ist das Thema Transparenz so
wichtig und warum scheuen sich nach wie vor viele Unternehmen, von ihren
Erfahrungen zu berichten?

00:17:42

Markus Hartmann: Hinter der Frage Transparenz, die natürlich eine
unternehmerische, eine Führungsentscheidung in einem Unternehmen ist, steht ja
ganz oft die Angst, mit einer offenen Herangehensweise an einen erfolgreichen
Angriff auf die eigenen Infrastrukturen, erst recht in den Fokus kritischer
öffentlicher Betrachtung zu kommen. Nach dem Motto: die haben ihre eigene
Infrastruktur nicht im Griff. Das ist aus mehrerlei Hinsicht nicht richtig in
dem Sinne oder entspricht nicht dem, was wir in den Ermittlungsverfahren
erleben. Erstens: Es ist mittlerweile ein so großes Problem, dass es gar nicht
mehr ein diskriminierender Faktor im Bezug auf ein einzelnes Unternehmen ist,
zum Opfer geworden zu sein, sondern es ist ein flächendeckendes Phänomen, und
ich kenne keine Branche, die nicht in irgendeiner Form davon betroffen wäre.
Insofern ist auch der Gedanke, der immer noch viel nachhängt: Wenn ich mich
jetzt in der Hinsicht offenbare, dann komme ich in eine angreifbare Position.
Das ist schon etwas schwierig. Der zweite Punkt ist: Ich bezweifle, dass man
tatsächlich noch geheim halten kann, wenn man Opfer eines qualifizierten
Cyberangriffs geworden ist. Denn irgendein Kunde wird merken, dass ihr Laden
nicht mehr richtig funktioniert. Ein Mitarbeiter wird das möglicherweise
kommunizieren. Sie unterliegen gesetzlichen Pflichten wie Meldepflichten bei
abgeflossenen personenbezogenen Daten und ähnlichem. Also die Idee, man könnte
durch Geheimhaltung den Vorfall eingrenzen, die erweist sich in der Praxis als
nicht richtig tauglich. Und vor dem Hintergrund, meine ich, ist es besser, sich
aufzustellen mit einer vernünftigen, transparenten Herangehensweise. Denn nur
wenn über Sicherheitsprobleme auch gesprochen wird, können wir sie auch
beheben. Im Idealfall vermeidet ja ein Unternehmen, das einen erfolgreichen
Angriff auf sich selbst transparent gemacht hat, bei zahlreichen anderen
Unternehmen, die die Lücken dann schließen können, dass die auch noch zum Opfer
werden. Und insofern ist ein gewisses Maß an Austausch gut, egal in welcher
Form. Ob das jetzt in einem Unternehmerzirkel ist, ob das moderiert ist über
Verbände oder ähnliches. Ein höheres Maß an Transparenz und auch Akzeptanz,
dass man sein Wissen und seine Erfahrung mit anderen teilen muss, führt sicher
dazu, dass insgesamt die Strukturen gestärkt werden. Also man profitiert glaube
ich auch selber von einer gewissen Offenheit. Vielleicht nur zur Ergänzung: Ich
habe da durchaus Verständnis für, dass es schwierig ist. Gerade im
Cyber-Krisenfall hat man auch viele andere Fragen zu klären: Die technischen
Baustellen, die logistischen, die organisatorischen, die Existenzbedrohung und
Ähnliches. Da ist Transparenz sicher einer der Faktoren, die nicht an der
ersten Entscheidungsebene stehen. Aber wenn man den Sachverhalt wirklich
beherrschen will und auch die öffentliche Wahrnehmung eines solchen
Sachverhaltes den Tatsachen angepasst präsentieren möchte, hilft es sicher,
eine aus unserer Sicht offensive aufgestellte Kommunikationskultur an den Tag
zu legen.

00:20:27

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das finde ich ganz wichtig, dass Sie das sagen.
Ich habe mich das übrigens auch in meiner Vorbereitung gefragt: Gibt es
eigentlich bereits Netzwerke? Sie haben eben gesagt, auch vielleicht auf
Verbandsebene, in denen sich Unternehmen genau zu diesen Themen austauschen und
von ihren Erfahrungen berichten?

00:20:41

Markus Hartmann: Ja, meiner Wahrnehmung nach sehr wohl. Wir sind
durchaus auf zahlreichen Veranstaltungen von Verbänden, insbesondere
Branchenverbänden, eingeladen, wo es tatsächlich um Faktoren wie den Austausch
geht. Wo wir unsere Erfahrungen aus den Ermittlungsverfahren auch berichten.
Und ich nehme auch wahr, dass die Bereitschaft, offensiv darüber zu
diskutieren, eigene Erfahrungen zu kommunizieren, deutlich angestiegen ist in
der letzten Zeit. Vielleicht auch aus dieser Erkenntnis heraus, dass man
letztlich einen Beitrag zum Schutz aller damit leistet. Es gibt sicher noch
Luft nach oben, gar keine Frage. Und auch wenn ich mal dagegenlege, in wie
vielen Fällen bekommen wir eine Anzeige? In wie vielen Fällen sehen wir, dass
es einen erfolgreichen Angriff gab? Und wie viele Fälle bleiben für die
Strafverfolgungsbehörden unentdeckt? Da ist da auch noch eine gewisse Lücke,
die wir auch noch füllen müssen. Vor dem Hintergrund: Luft nach oben ist immer.
Aber die vor einigen Jahren vielleicht noch deutlicher zutage tretende
Blockadehaltung ist vielleicht zu hart, aber die Tendenz, sich eher
abzuschotten und zu versuchen, alles im eigenen Laden hinter der geschlossenen
Tür zu regeln, die hat sich deutlich aufgeweicht.

00:21:45

Jeannine Malcherek-Wirtz: Jetzt muss man natürlich noch zu der Frage
kommen, zu der Frage aller Fragen: Wie kann ich mich schützen? Was kann man
tun? Was raten Sie Unternehmen in diesem Fall? Und dazu habe ich auch noch eine
zweite Frage. Gibt es eigentlich so was wie eine Art Grundschutz oder
Mindeststandards, die jedes Unternehmen haben sollte?

00:22:02

Markus Hartmann: Ja, zu letzterem glaube ich, kann ich, kann ich sehr
vertrauensvoll an die vielen Publikationen des BSI verweisen, die ja doch einen
sehr hohen Aufwand betreiben, um den Grundschutz zu definieren, Best Practices
zu definieren. Ich kenne auch eine ganze Reihe von verbandsinternen
Empfehlungen in unterschiedlichen Branchen. Das BSI hat seit Jahren einen
relativ hohen Maßstab, der dann spezifisch auf die Branche und das
runtergebrochen wird: was heißt das denn für meine Unternehmen? Und das ist
glaube ich, ein guter erster Punkt. Wir haben aber die Situation, dass wir doch
sehr, sehr heterogene Infrastrukturen in vielen Industrie- und
Wirtschaftsbereichen haben. Und deswegen ist es immer erforderlich, dass man
das, was technisch möglich ist, an die Gegebenheiten vor Ort anpasst. Der
entscheidende Punkt ist da tatsächlich, dass die Führungs- und Leitungskultur
im Unternehmen Cybersicherheit nicht zu einer Aufgabe unter vielen macht,
sondern anerkennt, dass ein erfolgreicher Cyberangriff existenzbedrohend sein
kann. Und erst wenn ich diese Einschätzung meinen Betrachtungen zugrunde lege,
dann wird auch klar, dass das Geschäftsführungsaufgabe ist, für die
Cybersicherheit einzutreten und die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen.
Das ist eben nicht nur die Aufgabe der IT Abteilung, sondern letztlich eine
übergreifende Aufgabe des gesamten Unternehmens. In ganz praktischer Hinsicht
gibt es natürlich ein paar allgemeine Regeln die immer gelten. Die Systeme
aktuell halten, nie davon ausgehen, dass man einmal einen sicheren Zustand
erreicht hat. Ganz wichtig ist aus meiner Sicht auch, dass man von alten
Sicherheits-Paradigmen wie: "Wir haben eine Firewall, wir schützen uns
nach außen und das interne Netz ist eine gesicherte Zone", verabschiedet.
Wir haben heute so viele Angreifer mit hohem Professionalisierungsgrad und so
viele Sicherheitslücken in Standardsoftware, dass das Risiko, kompromittiert zu
werden, egal wie sehr ich mich anstrenge, relativ hoch ist. Dann kann ich im
Grunde mich nur darauf konzentrieren, so weit wie möglich die Kompromittierung
zu vermeiden. Aber für den Fall des nicht unwahrscheinlichen erfolgreichen
Angriffs, meine Infrastrukturen so aufzubauen, dass nicht gleich alles kaputt
ist. Dinge wie Zero-Trust Strategie. Als eines der Hypewörter der letzten Zeit.
Unterteilung der Netzwerkinfrastruktur in unterschiedliche Segmente,
Abschottung der Services auch in der inneren Infrastruktur sind ganz wichtige
Elemente für eine sichere Infrastruktur. Aber entscheidend ist tatsächlich,
dass man sich ein Netzwerk aufbaut, auch an starken Partnern, wenn man nicht
alles inhouse machen kann, was im Mittelstand ja doch eine sehr weit
verbreitete Situation ist, um am Ende des Tages dann auf eine Krisensituation
richtig reagieren zu können und im Vorhinein auch eine vernünftige
Risikobewertung treffen zu können. Sie hatten gerade in einer Ihrer Fragen
schon gesagt interne Tests. So Sachen wie Pentests sind viel, viel weiter
verbreitet, als sie das noch vor einigen Jahren waren. Aber auch da ist noch
Luft nach oben. Sich selber mal in die Rolle des Angegriffenen zu bewegen von
einem wohlmeinenden Angreifer, der einem dann sagt, was alles schiefgeht, ist
eine extrem heilsame Erfahrung bis hin zu den internen Abläufen. Wenn ich
angegriffen werde und die IT geht nicht mehr, wie sorge ich denn dafür, dass
meine IT Menschen die ganze Zeit vor Ort bleiben? Wer kümmert sich darum, dass
deren Kinder vom Kindergarten abgeholt werden? Und wo kriege ich die Pizza her,
damit die Leute alle versorgt sind? Das sind banale Fragen, die aber im
Krisenfall mir einen Vorsprung an Ruhe und Entscheidungsfreiheit geben können.
Deswegen Krisenszenario planen, Krisenreaktionspläne aufmachen und nicht
zuletzt Strafanzeige erstatten. Den Ausflug in einen Werbeblock für die
Strafverfolgungsbehörden müssen Sie mir an dieser Stelle gestatten. Denn nur in
dem Gesamtpaket von Verteidigungsmaßnahmen, Recovery-Maßnahmen,
Beratungsleistungen, die für den Wiederaufbau nach meinem Angriff nötig sind,
aber eben auch Strafverfolgung, werden wir mittelfristig in der Lage sein, die
Cyber-Sicherheitslage deutlich zu verbessern.

00:26:07

Jeannine Malcherek-Wirtz: So wie Sie das jetzt gerade geschildert haben,
da mag doch wirklich manches Unternehmen sagen: "Ach du liebe Güte, diese
Komplexität und vor allem auch immer diese wachsenden, professioneller
werdenden kriminellen Strukturen". Was mache ich denn, wenn ich als
Unternehmen sagt: "Das geht nicht, das kriege ich nicht alleine hin"?

00:26:23

Markus Hartmann: Ich
habe eigentlich großes Vertrauen in die Innovationskraft der Wirtschaft. Was
macht man in solchen Fällen? Das macht man in anderen Wirtschafts- und
Businessentscheidungen ja auch. Man greift auf Dienstleister zurück, man greift
auf Berater zurück. Ich bitte um Verständnis, wir sind als Staatsanwaltschaft
in einer von Gesetzes wegen neutralen Rolle. Ich kann also nicht sagen
Unternehmen X oder Firma Y, ist jetzt der primäre Ansprechpartner. Aber da kann
man, glaube ich, vor allen Dingen sich darauf verlassen, dass man sich in einem
gesamten Ökosystem an Sicherheitsdienstleister befindet. Ich will da auch gerne
noch mal an die Verbände verweisen, die sich da in dem Bereich ja sehr stark
auch engagieren. Dass man darauf zurückgreift und dann externe Expertise
hineinhört. Und zwar nicht erst, wenn es zu spät ist im Krisenfall, sondern im
Idealfall schon zu Beginn der Auseinandersetzung, wie sichere ich meine
eigentlichen Infrastrukturen besser ab?

00:27:18

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich komme jetzt schon zu wieder zu meiner
vorletzten Frage. Es ist immer so schade, dass die Zeit so schnell vergeht. Ich
erinnere mich an ein Zitat das Sie mal gesagt haben: "Was gehackt werden
kann, wird auch gehackt.", dass Cyberangriffe nahezu unvermeidbar sind.
Bedeutet das auch, das Unternehmen sich in Zukunft auch noch anders absichern
müssen? Also kommen dann so Themen wie Versicherung für Ausfallkosten dazu, die
auch relevant werden könnten?

00:27:45

Markus Hartmann: Ja, das ist ein relativ komplexes Thema. Also ich bitte
um Verständnis. Ich bin jetzt in der Versicherungswelt sicher nicht hinreichend
bewandert, um das tatsächlich bewerten zu können. Das, was ich von Unternehmen
zurückgespiegelt kriege ist, dass es mittlerweile recht schwierig geworden ist,
überhaupt Versicherungen abschließen zu können, weil die Risiken im
Cyberbereich A) sehr hoch und eben auch existenzbedrohend sind und B) sehr
schwierig sind. Was aus meiner Sicht durchaus Sinn machen kann: Es gibt ja eine
Reihe von Service Agreements, wie man Beratungsleistungen für den Krisenfall
absichert. Ob das unter Versicherungen zu zählen ist, ist sicher schwierig.
Also in der Summe, ich kann keine Einschätzung verbindlich dazu abgeben, ob
eine Versicherung Sinn macht oder nicht. Das ist, glaube ich, eine
Entscheidung, die ein Unternehmen treffen muss. Aber Ausfallkosten im Sinne von
– bleiben wir kurz bei der Thematik Ransomware, Lösegeldzahlungen. Das ist ja so
eine der Debatten, die auch geführt werden. Da muss ich Ihnen aus
Strafverfolger-Sicht auch ganz deutlich sagen, da bin ich sehr, sehr
zurückhaltend. Mir ist klar, dass wenn ein Unternehmen vor der Alternative
steht, ein teilweise ja im sechs-/siebenstelligen Bereich befindliches Lösegeld
zu zahlen oder in die Existenzvernichtung zu gehen, in die Insolvenz zu gehen,
dass das eine sehr schwierige Entscheidung ist. Wir müssen aber auch
berücksichtigen, dass auch die Zahlung von Lösegeld, also die Idee – lassen Sie
es mich anders formulieren – die Idee, "Ich nehme mir eine Versicherung,
und wenn der Schadensfall eintritt, dann verlasse ich mich darauf, dass die
Versicherung mein Lösegeld zahlt. Und dann habe ich sozusagen die die Risiken
abgewandt". Wenn das die Konzeption eines Versicherungsszenarios aus Sicht
eines Unternehmens ist, dann kann ich nur sagen: vergessen Sie diesen Gedanken!
Denn Sie kommen in massive Compliance-Probleme hinsichtlich der Zahlung von
Lösegeld, wenn Sie US-Geschäft haben. Da ist in weiten Teilen das Zahlen von
Lösegeld verboten, da macht man sich schon angreifbar. Es wird auch nach
deutschem Strafrecht intensiv gerade in der Fachöffentlichkeit diskutiert,
inwieweit, wenn sie an solche Gruppierungen Lösegeld zahlen, dass ein "Unterstützen
einer kriminellen Vereinigung" sein kann. Da ist vieles juristisch noch
ungeklärt. Aber es ist nicht so einfach zu sagen: "Ich sichere mich ab.
Ich habe eine Versicherung, die zahlt mir die Million die ich an Lösegeld
zahlen muss und dann ist alles wieder gut". Der Gedanke wird nicht tragen.
Das kann ich, glaube ich, mit relativer Deutlichkeit sagen.

00:29:59

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das kann ich gut nachvollziehen.
Wahrscheinlich ist es ein ergänzender Faktor, den man mit berücksichtigen kann
….

00:30:05

Markus Hartmann: Ich würde es in jedem Fall im Rahmen einer
Gesamtstrategie prüfen. Das ist sicher sinnvoll. Aber wie ich auch bei den
technischen Dingen sagte, man muss sich in Bezug auf das eigene Unternehmen,
die jeweiligen Risiken, die Bedrohungsszenarien, auch die Folgen des Ausfalls
bestimmter Bereiche so vergewissern und dann im Einzelfall prüfen, was kann ich
als Schutzmaßnahme tun? Da will ich einer Versicherung – da bin ich wie gesagt
überhaupt kein Experte – gar nicht dafür oder dagegen reden, das muss jedes
Unternehmen selber beurteilen. Nur für diese spezifische Konstellation, eine
Versicherung zu zahlen wegen des Lösegelds; Das habe ich gelegentlich in
Gesprächen mit Unternehmen gehört, dass so der Gedanke mal aufgekommen ist:
"Naja, dann versichere ich mich halt für diese Zahlung und habe das Risiko
damit abgewendet". Da bin ich aus Strafverfolger-Sicht einigermaßen
skeptisch.

00:30:50

Jeannine Malcherek-Wirtz: Es ist so spannend! Ich könnte mit Ihnen noch
mindestens zwei Stunden weiter sprechen, Herr Hartmann. Ich beende immer gerne
meinen Podcast mit einer persönlichen Frage an meine Gäste. Und zwar: Markus
Hartmann als Privatperson, gibt es dieses eine digitale Tool, dieser eine App, bei
der auch Markus Hartmann, obwohl er alle Gefährdungspotenziale kennt, sagt, da
drauf würde er in seinem Privatleben nicht mehr verzichten?

00:31:17

Markus Hartmann: Ach, es gibt ganz vieles, auf das ich nicht verzichten
würde. Da gibt es nicht nur eine App, sondern ganz viele Services. Ich wäre ja
auch einigermaßen fehl am Platze, wenn ich jetzt nicht im Digitalen auch leben
würde. Nein, es ist alles angreifbar, auch das, was ich privat nutze. Aber die
Risiken kennen und sie richtig einschätzen, das ist das Entscheidende. Ich bin
weit davon entfernt, jemandem zu sagen verzichten Sie auf digitale Apps oder
verzichten Sie auf digitale Services. Im Gegenteil, wir kommen ohne
Digitalisierung überhaupt nicht voran. Aber Digitalisierung richtig zu
verstehen heißt eben auch, alles zu nutzen. Deswegen, ich kann Ihnen keine
einzelne App sagen, die jetzt mir so ans Herz gewachsen ist. Das wäre
vielleicht auch ein bisschen vermessen, da eine hervorheben zu wollen. Aber
ohne Digitalisierung werden Sie, glaube ich, weder bei mir noch bei irgendeinem
Kollegen in der hiesigen Dienststelle viel Freude haben. Deswegen, wir machen
unseren Beruf ja auch gerade deswegen als Zentralstelle, weil wir uns
eigentlich im Digitalen ganz wohlfühlen.

00:32:08

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wunderbar. Ein wunderbares Abschlusswort.
Vielen Dank, Markus Hartmann, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben.
Ein sehr spannendes Thema und ein Thema, das uns immer wieder beschäftigen wird
und für uns auch so wichtig ist, dass wir sagen, dass wir auch immer wieder
unsere Kanäle nutzen wollen, um über dieses Thema zu sprechen. Vielen Dank!

00:32:24

Markus Hartmann: Herzlichen Dank!

00:32:29

Jeannine Malcherek-Wirtz: Es ist nicht die Frage, ob Unternehmen von Cybercrime betroffen werden,
sondern wann. Sprich: Hier ist falsche Scham nicht angebracht. Im Gegenteil.
Sie erleichtert das Geschäft der Kriminellen. Der wirtschaftliche Schaden, den
sie anrichten, ist immens. Und darüber gilt es offen zu sprechen. Gegen die
Aktivitäten der Betrüger hat die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen
(ZAC) eine schlagkräftige Gegenwehr aufgebaut. Doch damit der Schaden erst gar
nicht entsteht, sollten sich Unternehmen angesichts der massiven und sehr
professionellen Angriffe gut schützen. Dabei helfen Ihnen Profis - unsere
Netzwerkpartner vermitteln hier gerne weiter. Und auch die IHK, Ihr
Internet-Provider und die Stadt Düsseldorf sind gute Anlaufstellen für
Information und Hilfe. Gleichzeitig ist jede und jeder im Unternehmen gefragt:
Schulen Sie dieses Bewusstsein intensiv und machen Sie Ihre Mitarbeitenden zu
Verbündeten in der Sache. Es gilt, äußert aufmerksam zu sein und immer am Ball
zu bleiben.

Alle
bisherigen Podcast Folgen finden Sie übrigens online auf der Website der
Stadtsparkasse Düsseldorf zum Nachhören – unter www.sskduesseldorf.de/fi/home/digitaler-mittelstand/Podcast-DigiDUS

Und weitere
Infos und Tipps zum Thema Digitalisierung im Mittelstand finden Sie wie immer
auf unserem Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de/fi/.

Wir freuen
uns, wenn Sie auch bei der nächsten Folge wieder zuhören.

 

00:33:59

StationVoice: #Digitus, Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand.
Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Transkript zur Folge #13

SSKD DigiDus – Jahresrückblick (Folge 13)

Transkript

#DigiDUS: Digitalisierungstrends und Herausforderungen im
Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: So, das letzte Geschenk ist
eingepackt, ich bin fertig! Ich liebe das, so kurz vor Weihnachten zur Ruhe zu
kommen und Päckchen zu packen. Sie auch? Und dabei das Jahr Revue passieren zu
lassen - Einfach schön! Und dabei habe ich mir gedacht: Eigentlich gab es das
ganze Jahr über bereits einige Pakete, die geschnürt wurden; Steuerpakete und
Hilfspakete. Und auch viele unserer Kundinnen und Kunden hatten mehr als nur
ein Päckchen zu tragen. Das hat sich bis in die Themenwahl und in die Riege
unserer Gesprächsgäste bei #DigiDUS ausgewirkt. Unsere Playlist ist quasi ein
Gang durch das Jahr 2022 und deswegen möchte ich gemeinsam mit Ihnen noch
einmal reinhören.Was hat uns in den letzten zwölf Monaten bewegt? Ich bin
Jeannine Malcherek-Wirtz und ich begrüße Sie herzlich bei #DigiDUS.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ins Jahr gestartet sind wir mit
einer Podcast-Folge, die sich wirklich gewaschen hatte. Ich war nämlich zu Gast
bei Mr. Wash, genauer gesagt bei Richard Enning, der uns von den
Digitalisierungsfortschritten in seinen Autowaschanlagen berichtete.

 

Richard Enning: Also die Digitalisierung von Prozessen
spielt für uns betriebsintern eine sehr große Rolle. Da würde ich sagen, sind
wir mit die Ersten gewesen, die wirklich mit einer komplett eigenen
IT-Abteilung an den Start gegangen sind. Das hat uns viele Möglichkeiten
gegeben, den internen Workflow durch eine eigene Softwareentwicklung
abzubilden, und zwar wirklich hundertprozentig so, wie wir es brauchen. In der
Außenwirkung zum Kunden ist es so, dass es in Deutschland nach wie vor gerade
in unserer Branche ein echtes Bargeldthema ist. Selbst jetzt in der Corona-Zeit
ist der weit überwiegende Teil der Kunden im Waschgeschäft und bezahlt
weiterhin bar. Also, wenn Sie so viel mit Bargeld zu tun haben, dann können Sie
da relativ wenig machen, wenn Sie sagen: Wir wollen jetzt über Apps oder
sonstige Dinge was tun. Wir versuchen auf der Höhe der Zeit zu sein, völlig
klar, was die Akzeptanz der Karten, das Bezahlen mit dem Telefon usw. angeht.
Aber das setzt sich hier in Deutschland (zumindest in unserer Branche) nicht in
dem Maße durch, sodass es für uns jetzt schon ein echtes Thema wäre.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, Richard Ennings Erfolgsrezept
in Sachen Digitalisierung ist so einfach wie gut -und das hat mich auch im
Gespräch mit ihm besonders beeindruckt, denn er geht sehr pragmatisch an das
Thema heran.

 

Richard Enning: Das Einzige, was ich weiß, ist sich wirklich
immer darum zu bemühen, alles wegzulassen, was überflüssig ist und nur auf den
Kern zu gehen. Und wenn man sagt, man macht beispielsweise eine App, dann muss die
Funktion, der Mehrwert des Kunden/des Nutzers absolut im Vordergrund stehen.
Und zwar durch zwei oder drei Funktionen und mehr nicht. das war es! Und ich
glaube, das ist der entscheidende Punkt, worauf es heute ankommt.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Und während ich mit Herrn Henning
noch über die Bewältigung von Corona sprach, marschierten bereits russische
Truppen in der Ukraine ein und brachen großes Leid über die Menschen, die dort
leben. Und für die Wirtschaft hier in der Region bedeutete, dass zunächst auch
ihre Lieferketten zum Teil komplett neu aufzustellen. Und wir von der
Stadtsparkasse Düsseldorf hatten in einem anderen Zusammenhang bereits eine
Veranstaltung zum Thema Lieferkettengesetz geplant und nutzten nun die
Gelegenheit, um unseren Kundinnen und Kunden ganz konkret Tipps für ihr
Auslandsgeschäft zu geben, unser Netzwerk zu nutzen und angepasste Strategien
zu skizzieren. Und natürlich waren wir mit #DigiDUS auch dabei und wir hatten
wirklich interessante Gesprächsgäste, zum Beispiel Efe Duran Sarikaya, den ich
fragte, ob eine Deglobalisierung als Folge der zahlreichen Lieferkettenbrüche
überhaupt realistisch ist.

 

Efe Duran Sarikaya: Definitiv, deshalb nennen wir es
Glokalisierung.

 

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Auch ein schönes Wort.

 

Efe Duran Sarikaya: Ja, also man kommt nicht drum herum.
Gewisse Rohstoffe, Materialien, Wertschöpfungen finden nun mal im Ausland statt
oder in anderen Regionen der Welt. Das muss nicht immer Asien sein. Aber um
auch den Themen nachzukommen; Umwelt, Soziales und auch den Menschenrechten,
die man vielleicht doch besser beurteilen kann, wenn es etwas näher gelegen ist
oder man sogar einen besseren Überblick hat, das auch lokaler zu betrachten.
Gerade mit diesen disruptiven Technologien kommen wir natürlich auch in eine
Situation, die wiederum bedeutet: Häufig ist es nicht der Personalkostensatz,
der die Kosten überhaupt treibt, sondern eben der Automatisierungsgrad.
Insofern ist man dann mit einem hochpreisigen Land wie die Schweiz oder
Deutschland wieder hoch wettbewerbsfähig, wenn man das auch lokal betrachtet.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Herr Sarikaya sprach damit auch
etwas an, das eigentlich gerade jetzt unsere volle Aufmerksamkeit bräuchte. Das
Thema: Nachhaltigkeit. Und in #DigiDUS machten wir uns auf die Suche nach
digitalen Lösungen, die uns alle in dieser Menschheitsaufgabe voranbringen. Und
wir fanden Jan Borchert von Planted und Marcus Adler von Spenoki, die mit ihren
digitalen Lösungen für mehr Nachhaltigkeit sorgen.

 

Markus Adler: Generell ist auch das das Thema
Digitalisierung ganz eng verknüpft mit dem Thema Nachhaltigkeit, also bei
unseren Kunden auch. Denkt man beispielsweise an die Prozessoptimierung. Umso
effizienter mein Prozess ist, umso weniger verbrauche ich dann auch Ressourcen,
umso weniger habe ich dann am Ende des Tages CO2 Emissionen. Ein Beispiel ist
da auch das digitale Büro. Also wenn man keine Zettel mehr in der Gegend rum
schickt, dann muss ich auch weniger ausdrucken. Dementsprechend brauche ich
weniger Ressourcen und es hat einen unmittelbaren Impact auf meinen
CO2-Fußabdruck. Insbesondere im Dienstleistungsbereich oder nur im Büro, wo
keine Produktion stattfindet, kann es ein Hebel sein.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Und dieses Potenzial liegt unter
anderem in der Transparenz, die durch digitale Lösungen entsteht. Und damit
arbeitet Klimaförster Jan Borchert.

 

Jan Borchert: Und so kann dann ein Unternehmen ein Climate
Action Team bekommen, in dem eben für diese Teammitglieder CO2 Emissionen
ausgeglichen werden. Über Klimaschutzprojekte plus Bäume gepflanzt in
Deutschland, die man auch besuchen kann. Und das wird visualisiert. Es gibt
eine, wir nennen die Impact-Page, und da sieht man all das, was dieses
Unternehmen für die Mitarbeitenden tut und auch für sich selbst und wie viel
Bäume für das Unternehmen gepflanzt werden hier in Deutschland. Da kannst du
sogar die Baumarten sehen, die GPS-Locations. Also das ist sehr, sehr greifbar.
Und das ist, glaube ich, der wirkliche Mehrwert, dass dieses Engagement nicht
irgendwie intern versickert oder extern nicht kommuniziert werden kann. Sondern
mit Planted hast du sofort sichtbare, greifbare Dinge, die du kommunizieren
kannst.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ressourcenverbrauch sichtbar
machen und einschränken. Das gewann durch den Angriffskrieg Russlands auf die
Ukraine im Laufe des Jahres noch einmal eine ganz neue Bedeutung. Und ich hatte
Glück, mich über dieses Thema mit dem Stadtwerkevorstand Hans Günter Meyer zu
unterhalten. Und ich fragte ihn nach seinen Einschätzungen für die kommende
Preisentwicklung für Strom und Gas.

 

Hans Günter Meyer: Preisprognosen sind in der Tat schwierig.
Für den mittelfristigen Bereich sind sie relativ einfach, weil wir ja
Terminmärkte haben in Strom und in Gas, die aber aus meiner Sicht natürlich
auch ein Stück weit von der Unsicherheit getrieben sind. Das heißt, eine
langfristige Strategie würde ich im Moment auf Basis der Preissignale, die Sie
an den Börsen sehen, nicht aufbauen. Um langfristig was sagen zu können, muss
man sich überlegen, bis wann Frankreich wieder normale Zustände im Strom hat
und bis wann wir unser Importproblem aus aus Erdgas gelöst haben. Das sind so
die Punkte, aber ich denke, die nächsten 2 bis 3 Jahre werden wir mit dieser
Knappheit leben müssen, werden mit hohen Preisen leben müssen. Ich glaube
nicht, dass sie ganz so hoch bleiben, aber im Kern ist das natürlich ein Stück
weit Spekulation.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Herr Meyer zeigt aber auch ganz
klar Initiativen auf, mit denen wir uns stark machen. In der Stadt Düsseldorf,
im Netzwerk, in dem Unternehmen gemeinsam Lösungen finden und sich dadurch
besser für die Zukunft aufstellen. Und in dieser Zukunft wird Digitalisierung
ein wichtiges Thema bleiben, wenn nicht das Thema. Und auch da gilt es, sich im
Schulterschluss resilient aufzustellen. Und einer, der unsere Widerstandskraft
sprichwörtlich verkörpert, war in diesem Jahr mein letzter Gesprächsgast
#DigiDUS: Der leitende Oberstaatsanwalt bei der Zentral- und Ansprechstelle
Cybercrime. Markus Hartmann. Sämtliche Vorfälle von herausgehobener Bedeutung
werden hier in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Strafverfolgungsbehörden
deutschland- und europaweit analysiert, dokumentiert und vor Gericht gebracht.
Und sein Rat für Unternehmen, die einem Cyberangriff zum Opfer gefallen sind:

 

 

Markus Hartmann: Hinter der Frage Transparenz, die natürlich
eine unternehmerische, eine Führungsentscheidung in einem Unternehmen ist,
steht ja ganz oft die Angst, mit einer offenen Herangehensweise an einen
erfolgreichen Angriff auf die eigenen Infrastrukturen erst recht in den Fokus
kritischer öffentlicher Betrachtung zu kommen. Nach dem Motto: Die haben ihre
eigene Infrastruktur nicht in den Griff. Das ist aus mehrerlei Hinsicht nicht
richtig in dem Sinne oder entspricht nicht dem, was wir in den
Ermittlungsverfahren eigentlich erleben. Erstens: Es ist mittlerweile ein so
großes Problem, dass es gar nicht mehr in dem Sinne ein diskriminierender
Faktor in Bezug auf ein einzelnes Unternehmen ist, zum Opfer geworden zu sein,
sondern es ist ein flächendeckendes Phänomen. Und ich kenne keine Branche, die
nicht in irgendeiner Form davon betroffen wäre. Insofern ist, glaube ich, auch
der Gedanke, der immer noch viel nachhängt: Wenn ich mich jetzt in der Hinsicht
offenbare, dann komme ich in eine angreifbare Position. Schon etwas schwierig.
Der zweite Punkt ist, ich bezweifle, dass man tatsächlich noch geheim halten
kann, wenn man Opfer eines qualifizierten Cyber Angriffs geworden ist. Denn
irgendein Kunde wird merken, dass ihr Laden nicht mehr richtig funktioniert.
Ein Mitarbeiter wird das möglicherweise kommunizieren, Sie unterliegen
gesetzlichen Pflichten wie Meldepflichten bei abgeflossenen personenbezogenen
Daten und ähnlichem. Also die Idee, man könnte sozusagen durch Geheimhaltung
den Vorfall eingrenzen, die erweist sich in der Praxis als nicht richtig
tauglich.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, als durchaus praxistauglich
erweisen sich die Tipps, die unsere Expertinnen und Experten bei #DigiDUS zu
aktuellen Themen geben. Das melden Sie uns netterweise immer wieder zurück. Ganz
herzlichen Dank an dieser Stelle dafür und für die inspirierenden Kommentare zu
unserem Digitalisierungspodcast. Wenn auch Sie Gedanken, Fragen, Impulse für
die #DigiDUS haben, freue ich mich sehr über Ihre Mail an
digidus@sskduesseldorf.de. Und alle bisherigen Podcastfolgen finden Sie
übrigens auch online bei uns auf der Website der Stadtsparkasse Düsseldorf zum
Nachhören unter www. sskduesseldorf.de/podcast.

 

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, das war's für 2022. Obwohl,
natürlich nicht ganz, denn natürlich haben wir für neue Gesprächsgäste und ein
super spannendes Thema für einen Start ins neue Jahr gesorgt. Wir beginnen 2023
mit einem Ausflug ins Metaverse. Ich würde mich sehr freuen. Doch jetzt wünsche
ich Ihnen erst mal einen friedlichen und fröhlichen Jahresausklang im Kreise
Ihrer Lieben und ich freue mich sehr, wenn Sie bei der nächsten Folge von
#DigiDUS wieder dabei sind. Bis dahin, bleiben Sie gesund.

 

#DigiDUS: Digitalisierungstrends und Herausforderungen im
Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Transkript zur Folge #14

#DigiDUS Folge 14 – Düsseldorf Digital

Transkript

00:00:10

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, im Januar, Februar flattern einem ja immer ganz
gerne die Jahresstudien auf den Schreibtisch. Sie kennen das wahrscheinlich.
Man versucht, sich so ein bisschen Überblick zu verschaffen. Was ist wirklich
spannend, was bietet einen Mehrwert? Und ich fand in diesem Jahr eine Studie
besonders spannend, denn sie untersucht den Digitalisierungsgrad in der
öffentlichen Verwaltung. Laut Onlinezugangsgesetz sollten ja Kommunen ihre
Digitalisierung bis zum Jahreswechsel 2022 / 2023 mit großen Schritten vorangetrieben
haben. Der E-Government Monitor der Initiative D 21 spricht hat tatsächlich
eine andere Sprache. Er zeigt, es gibt bei den Kommunen in Deutschland nach wie
vor eine riesige Digitalisierungslücke. Rund 50 Prozent der Prozesse, die
zwischen Bürgerinnen und der Kommune digital erledigt werden könnten, laufen
nach wie vor analog ab. Trifft das eigentlich auch auf Düsseldorf zu, und was
bedeutet das für den Mittelstand in Düsseldorf? Kann er sich auf eine
leistungsfähige Infrastruktur und ein belastbares Netzwerk verlassen? Was
brauchen kleine Unternehmen und das Handwerk? Und was unternimmt die Stadt, um
möglichst gute Bedingungen für Digitalisierung in diesen Unternehmen zu
schaffen? Antworten auf meine Fragen hat der Chief Digital Officer der Stadt,
Alexander Smolianitski. Mit ihm starte ich in eine neue Podcast Runde. Mein
Name ist Jeannine Malcherek-Wirtz und ich freue mich sehr, dass Sie uns heute
zuhören.

00:01:34

Jeannine Malcherek-Wirtz: Herzlich willkommen, bei #DigiDus Alex, ich freue
mich sehr, dass du heute dabei bist. Ich glaube, ich darf unseren Zuhörerinnen
und Zuhörern von #DigiDus verraten, dass wir uns schon ein Weilchen kennen,
daher duzen wir uns auch. Das hält mich aber natürlich nicht davon ab, dir
kräftig auf den Zahn zu fühlen, wenn es um das Thema Digitalisierung in
Düsseldorf geht. Ich starte mal direkt mit deinem Titel: CDO - Chief Digital
Officer. Das klingt super, kannst du uns bitte einmal sagen, was machst du
eigentlich ganz genau und ist das eine Funktion, die es auch in anderen
größeren Städten oder Kommunen gibt?

00:02:10

Alex Smolianitski: Erst mal danke dir für die Einladung, und ich freue
mich immer, mit dir ein Gespräch zu Düsseldorfer Themen zu führen. Genau, CDOs
gibt's aktuell schon seit ein paar Jahren, vor allem erst mal im Ausland. Das
war so ein Trend, der natürlich erst nach Deutschland rüber geschwappt ist. In
deutschen Städten gibt es in fast jeder Stadt, inzwischen auch in kleinen
Städten, eine Funktion, die man zumindest so bezeichnet. Das Interessante ist
eigentlich eher, wie die ausgelebt wird. Da ist es so, wenn man sich trifft
haben zwar alle irgendwie den gleichen Titel, aber jeder irgendwie einen ganz
anderen Fokus. Und bei uns ist es so, dass wir in Düsseldorf eine Art Think- und
Do-Tank innerhalb der Verwaltung sind. Das bedeutet, dass wir strategische
Fragen rund um Digitalisierung für die Stadtverwaltung, aber auch für den
Konzern Stadt im größeren beobachten und auch gewisse Impulse setzen, aber auch
konkret in den Bereichen städtische Services für die Stadtgesellschaft und auch
für Unternehmen sowie auch das ganze Infrastruktur-Thema bei uns bündeln und
von dort aus weiter bearbeiten.

00:03:15

Jeannine Malcherek-Wirtz: Also ein großes Thema, oder?

00:03:17

Alex Smolianitski: Absolut, absolut! Jeder Tag ist anders und keinen
Termin oder keine Aufgabe ist jeweils langweilig.

00:03:24

Jeannine Malcherek-Wirtz: Versuchen wir uns trotzdem mal, so ein paar
digitalen Themen zu nähern, um die auch vielleicht ein Stückchen besser einordnen
zu können. Wenn du mit anderen, ich sage mal, Kolleginnen und Kollegen die auch
CDOs sind im Austausch bist, kannst du mal zusammenfassen für uns, was so die
größten Herausforderungen für Städte und Kommunen in Sachen Digitalisierung
momentan ist.

00:03:47

Alex Smolianitski: Ich glaube, das sind tatsächlich die beiden, mit
denen wir uns auch wirklich auseinandersetzen. Das eine ist, wie kriegen wir es
hin? Wir wollen alle digital leben, und die beste App oder die coolste Websites
ist nur so gut wie die Möglichkeit, sie abzurufen. Das bedeutet Infrastruktur
ist ein großes Thema. Wie kriegen wir es hin, eine vernünftige Abdeckung mit
Mobilfunk zu haben in der Stadt? Wie kriegen wir es hin, eine vernünftige
Glasfaser-Infrastruktur zu haben in der Stadt? Das sind zwei Themen, mit denen
wir uns auseinandersetzen. Und da haben wir natürlich so einen kleinen
Heimvorteil dadurch, dass sehr viele. Unternehmen aus dem
Telekommunikationsgeschäft in Düsseldorf und der Region beheimatet sind. Wir
haben mehrere Dutzend 1000 Beschäftigte allein in dem Bereich. Und
dementsprechend haben wir natürlich auch einen gewissen Vorteil gegenüber
anderen Städten. Man ist natürlich immer kritisch in der eigenen Stadt und
läuft rum und merkt, da habe ich auf einmal irgendein Funkloch gehabt, eins von
den wenigen. Aber wenn man mal irgendwie in andere Städte in Deutschland dann
unterwegs ist, dann merkt man irgendwie okay, die Ortung bei meiner Karte auf
dem Smartphone, die ist dann doch irgendwie ein bisschen unpräziser.

00:04:55

Alex Smolianitski: Und da merkt man, dass das ein Thema ist. Und
natürlich auch: wir sind ja alle – das vergisst man ab und zu vielleicht, wenn
man in einer Stadtverwaltung agiert – auch Bürgerinnen und Bürger. Und wir
leben ja auch außerhalb von der Arbeitszeit durchaus einfach als normale
Menschen, konsumieren genauso wie jeder andere, kaufen irgendwo digital ein,
bestellen irgendwo was und wollen irgendwo was buchen. Und diese Erwartung, die
wir haben, an die freie Wirtschaft, das ist gleichzeitig die Erwartung, die man
auch rüber spiegelt an die Verwaltung. Und ich glaube, mit dieser Erwartung und
gleichzeitig der Infrastruktur und der Denkweise, die Verwaltung hat, da
sozusagen so eine Rückkopplung zu haben und da einen Fortschritt zu erzielen,
das ist, eine Erwartung, die eine große Herausforderung gleichzeitig in sich
birgt.

00:05:44

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das kann ich mir vorstellen. Die Erwartung, die ich
an eine Stadtverwaltung habe, und an die freie Wirtschaft, das wird schon eine
Schere sein, wenn es um die Frage Digitalisierung geht. Was erwarte ich, was
kann eine Stadtverwaltung und was erwarte ich vielleicht auch von der freien
Wirtschaft?

00:06:02

Alex Smolianitski: Ich glaube, die Erwartung ist relativ identisch,
aber die Realität ist die Schere, an der wir halt arbeiten. Und man merkt auch,
darüber werden wir gleich bestimmt noch reden, wenn wir über
Service-Dienstleistungen sprechen. Ich verstehe manchmal nicht, warum muss ich
denn irgendwo was noch nochmal unterschreiben, oder warum dauert es? Warum
kriege ich etwas nicht sofort? Oder warum können die mir das nicht einfach
zuschicken? Und das sind alles Punkte, bei denen man eine Erwartung hat von dem
normalen Leben her sozusagen, die man hat, und dann den Verwaltungsgängen. Und
das Spannende ist wiederum zu gucken, wo kann man denn Sachen möglich machen
und wo gibt es durchaus Grenzen, bei denen wir wiederum als eine staatliche
Organisation ja auch darauf schauen müssen, okay, wie geht man denn mit Daten
um. Und da Fortschritt aufzusetzen, das ist eine spannende Thematik.

00:06:56

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das kann ich mir vorstellen. Ich hatte eingangs in
meiner Anmoderation schon gesagt, es gibt ja immer zu Beginn des Jahres viele
spannende Studien. Und eine Studie, die gerade veröffentlicht worden ist, ist
unter anderem der Initiative D 21. Die haben auch noch mal eine Bilanz gezogen,
was den Digitalisierungsstand auch der öffentlichen Verwaltung in ganz
Deutschland angeht. Und da war das Bild tatsächlich noch, ich würde mal sagen,
recht trübe. Vor allem im Vergleich auch zu anderen Ländern, zum Beispiel wenn
man nach Österreich blickt oder auch in die Schweiz, weil tatsächlich viele
Angebote Bürgerinnen und Bürgern noch nicht bekannt sind oder ihnen nicht
bewusst ist, dass die da sind und entsprechend auch nicht genutzt werden. Wie
ist das in Düsseldorf?

00:07:38

Alex Smolianitski: Es ist ja immer die Frage, was man fragt und welche
Antworten man quasi bekommt bei so einer Studie. Ende letzten Jahres gab es den
Bitcom Smart City Index, bei dem Düsseldorf in dem Ranking auf Platz drei, was
Verwaltung angeht, in ganz Deutschland abgeschnitten hat. Es ist vielleicht so
ein kleiner Schulterklopf Moment gewesen, aber eigentlich nur ein Ansporn
weiterzumachen. Ich glaube, es gab kein anderes Gesetz jemals in der früheren
oder in der neuesten Geschichte Deutschlands, was so vermarktet wurde wie das
Online Zugangsgesetz, welches am Ende eigentlich nur beschreibt, dass
Dienstleistungen der Verwaltung online zur Verfügung gestellt werden sollen. In
welcher Form? Darüber wurde nie diskutiert. Das ist auch sozusagen das Mankerl,
an dem in der Online-Zugangsgesetz 2.0 Variante gearbeitet wird. Was wir merken
ist, dass, wenn man ein Anliegen hat und jeder sucht irgendwie online irgendwo
bei einer Suchmaschine, dann kriegt man die Dienstleistung. Und das sehen wir
einfach, dass, wenn wir Angebote digital anbieten, die auch tatsächlich digital
genutzt werden. Wir haben aktuell online Quoten, so messen wir, wie eine
Dienstleistung im Vergleich ist, ob jemand in Präsenz zum Beispiel ins
Bürgerbüro reingeht, oder die jeweilige Dienstleistung dann auch online abruft,
haben wir von 75 bis 80 Prozent.

00:09:10

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das klingt mal viel.

00:09:11

Alex Smolianitski: Genau, und das ist durchaus eine Entlastung. Und
das ist das, worüber ich gerade gesprochen habe, mit den Erwartungen: Das ist
halt, sobald man so ein Angebot anbietet, wird es genutzt. Weil man es einfach
findet und weil es einfacher ist. Die Frage ist jetzt eigentlich viel
interessanter, wenn man online Angebote aufbaut. Jeder kennt das von uns. Wenn
irgendwie eine Seite zu lange geladen hat oder so, dann einmal gehe ich noch
drauf.

00:09:32

Jeannine Malcherek-Wirtz: Aber dann nicht mehr.

00:09:32

Alex Smolianitski: Und dann nie wieder. Oder wenn ein Angebot sieht
einfach blöd aus. Oder es fühlt sich für mich irgendwie, wenn ich damit mit
meinem Finger rumscrolle, nicht gut an. Und das ist ein Punkt, der halt extrem
wichtig ist, dass man da schaut, wenn man Angebote aufbaut, dass die auch
tatsächlich attraktiv sind. Und auch also keiner mag es irgendwie Formulare
auszufüllen. Das ist absolut nicht das Thema. Aber wir haben uns so ein
bisschen bei meinem Team, ich weiß nicht, das kein Mantra oder so, aber wir
haben Gesetze, genauso wie vorher irgendwie jeder so einen Stempel machen
wollte, müssen wir halt gucken, dass alles was stempelbar war und aus
Verwaltungsperspektive mega cool war, jetzt halt irgendwie ein vernünftiger
Dienst sein muss.

00:10:12

Jeannine Malcherek-Wirtz: Kannst du da vielleicht nochmal darauf eingehen,
welche Faktoren das sind, die Attraktivität eines Angebotes ausmachen? Also,
dass eine ist, eine Dienstleistung ist da. Ich weiß, dass die digital ist, ich
kann sie nutzen. Es hat auch alles seine Grenzen. Ich finde immer das Beispiel
mit einem Pass gut: Ich muss halt vorstellig werden. Ich verstehe auch warum.
Oder Kinderpässe, dann denkt man sich immer, warum muss ich denn jetzt mit
meinen Kindern noch vorstellig werden? Das hat halt seine Gründe und oft mal
eben auch seine rechtlichen Gründe. Aber sagt noch mal, wovon hängt es ab, dass
ein Service wirklich genutzt wird? Du hast es eben schon so ein bisschen
erwähnt. Das ist so euer Mantra. Es muss auch attraktiv sein. Was macht denn
die Attraktivität aus?

00:10:52

Alex Smolianitski: Das eine ist natürlich durchaus die Tatsache, wie
du gerade gesagt hast, wir müssen irgendwie gucken, was ist im rechtlichen
Rahmen möglich ist. Und da ist durchaus einiges möglich. Weil selbst irgendwie
dein Personalausweis, den du gerade meintest, da kann man ja rund um die eigene
Dienstleistung irgendwie attraktiv machen. Und da sind wir jetzt gerade auch
dran. Wir haben jetzt eine neue Beigeordnete für Bürgerservice und da sind wir
jetzt auch gerade dran zu gucken, wie kriegen wir es hin, dass selbst der
Termin, wenn du schon vor Ort bist, dass der möglichst effizient sozusagen für
dich, aber auch für die Verwaltung genutzt werden kann. Und dass da auch
wiederum digitale Werkzeuge vor Ort unterstützen können. Ich glaube, was ein
attraktiver Service ist, ist, dass der Halt, der muss funktionieren, egal wo du
unterwegs bist, er muss für eine breite Masse auch funktionabel sein. Wir
vergessen sehr häufig: es muss leicht übersetzbar sein, es muss aber auch
selbst in der deutschen Sprache verständlich sein. Es gibt manchmal, ich weiß
nicht, selbst ich, ich kam ja aus der freien Wirtschaft in die Verwaltung und
lerne quasi immer noch irgendwie Verwaltungsdeutsch.

00:11:55

Alex Smolianitski: Selbst da müssen wir halt irgendwie lernen, wie
kriegen wir es hin, verständlich so eine Dienstleistung aufzubauen. Und wie
kriegen wir es hin, die Hürden möglichst gering aufzubauen. Dass man sagt
irgendwie: jeder kriegt jetzt seinen Personalausweis, der seit, ich glaube in
den letzten zwei Jahren wird das so gemacht, dass nicht du gezielt sagen musst,
ich möchte, dass er die E-ID drin hat, sondern dass du eigentlich ein Opt-Out
statt nem Opt-In sozusagen drin hast. Und die Personalausweise sind jetzt auf
einmal digital nutzbar. Das bedeutet einfach, dass wir eine Verifikation zum
Beispiel einfach auch von Zuhause erledigen können, weil du deinen
Personalausweis in der Regel ja selber hast und nicht irgendwie mit dem anderen
gibst. Und das sind alles so Spielregeln, mit denen man halt so ein bisschen
austarieren muss, wie so ein Service aussehen kann. Und das merken wir und das
ist etwas, was wir jetzt auch... Jetzt gibt es so ein paar neue Themen, an
denen wir gerade sitzen, die auch irgendwie teilweise durch die Presse gehen,
wo wir schauen, dass wir einfach mal wirklich auch so Bürgertests machen. Dass
wir einfach mal so eine Alpha-Testgruppe sozusagen einladen und sagen, zum
Beispiel werdende Eltern, voll spannend, was man alles als Stadt anbietet, über
die einzelnen Ämter hinweg. Lass uns doch mit denen, eine Gruppe, die in der
Regel für Digitalthemen durchaus offen ist, lass uns doch mal gucken, wie
können wir für die was Cooles gestalten. Und das ist so ein User Testing auf
einmal in der Bürokratie, das ist was ganz Neues!

00:13:17

Jeannine Malcherek-Wirtz: Spannend, das stelle ich mir sehr spannend vor.
Lass uns nochmal ein bisschen nochmal einen Blick von oben auf die Stadt
Düsseldorf werfen. Es ist ja auch immer wieder gern genutztes Wort Smart City.
Kannst du uns vielleicht mal so ein bisschen sagen, aus deiner Sicht, was macht
für dich eine Smart City aus? Und ist Düsseldorf eine Smart City?

00:13:38

Alex Smolianitski: Keiner möchte in einer nicht smarten Stadt wohnen.
Smart City ist so ein Begriff, das ist auch so ein Buzzword. Das Spannende ist
woher das gekommen ist? Weil Smart City war ein Begriff, der von IBM irgendwann
mal gekommen ist und quasi gar nicht mal, ein aus der Grasroot-Bewegung, von
der Stadtgesellschaft oder der Verwaltung gekommen ist, sondern einen
kommerziellen Aspekt immer hatte. Und die ersten 2000er Jahre war es dann so,
dass irgendwie jede Smarte-City bedeutet, dass es irgendwie, es gibt 70 Tausend
Dashboards und alle zeigen irgendwelche Zahlen an und es ist bunt und es
blinkt. Inzwischen hat sich dieser Begriff, der wächst auch und wird auch
sozusagen erwachsen, und unter Smart versteht man heutzutage in so
Stadtentwicklungsbereichen eigentlich so ein Gesamt-Stadt-Entwicklungskonzept.
Gar nicht mal so sehr nur digital, sondern tatsächlich: Wie sieht es aus, was Klimaschutz
angeht? Wie sieht es aus, was Mobilität angeht? Wie sieht es aus, was Bildung
angeht? Und sozusagen dieses Konglomerat von all diesen Themen, das ist das,
was heutzutage unter der Smart City verstanden wird. Und wir versuchen aus dem
digitalen Reich auch quasi ein bisschen aus diesem Begriff auch einen Schritt
zurückzumachen und den nicht nur für uns zu sichern, weil wir sagen, dass halt
so viele unterschiedliche Bereiche eigentlich aus der Stadt zu diesem Smart
City Thema beitragen. Weil eine Stadt wird lebenswert, nicht erst dadurch, dass
man irgendwie eine App hat oder dass die Website irgendwie ein schönes Feature
hat, sondern ich lebe ja im realen Leben. Ich lebe auf den Plätzen, ich lebe in
Kultureinrichtungen, in Freizeiteinrichtungen. Ich will einfach irgendwie
attraktiv von meinem Wohnort zur Uni oder zur Ausbildungsstätte oder zu meinem
Arbeitsraum kommen. Und das sind alles Punkte, die halt wirklich das Smarte
berücksichtigen. Und wir versuchen, aus dem Digitalen zu sagen, welche Werkzeuge
können wir bieten, um in all diesen unterschiedlichen Fachthemen zu
unterstützen?

00:15:42

Jeannine Malcherek-Wirtz: Digitalisierung spielt immer eine Rolle, aber ich
gebe dir Recht, das sind viele Aspekte, die zu diesem Thema Smart City
dazugehören.

00:15:48

Alex Smolianitski: Es ist ja auch viel mehr ein Werkzeugkasten, so
sehen wir das. Weil wir sagen halt, irgendwie es ist immer, auch in der
Kommunikation dann eine Frage, warum machen wir etwas? Und es ist immer
schwierig zu sagen, dass wir irgendwie ein Tool einführen, weil wir das Tool
einführen wollen, sondern wir wollen es ja einführen, um irgendwie anders zu
arbeiten, um irgendwie anders ein Angebot anzubieten, um irgendwie anders
einfach im Alltag sich zu bewegen als Menschen, die in der Stadt unterwegs
sind.

00:16:15

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, lass uns noch mal jetzt zu einem Bereich
kommen, den ich auch also der ja auch in unserem Podcast eine große Rolle
spielt. Wir schauen ja immer, was bedeutet Digitalisierung und auch künstliche Intelligenz
für Unternehmen. Kannst du uns da nochmal einen Einblick geben? Wie sieht die
Zusammenarbeit der Stadtverwaltung und der Unternehmen in Düsseldorf aus? Auch
wenn es um digitale Struktur geht? Gibt es da so eine Art Masterplan? Wie holt
man unterschiedliche Branchen ab, oder wie holt man den Mittelstand ab? Wie
holt man das Gewerbe ab, das Handwerk? Kannst du uns da was zu sagen?

00:16:53

Alex Smolianitski: Ich glaube, es ist voll spannend zu sehen, wie wir
auch mit diesen Digitalthemen, genau was du meinst gerade, in unterschiedliche
Sphären einsteigen. Wir haben in Düsseldorf als Netzwerk eigentlich die
Digitale Stadt Düsseldorf. Das ist ein Verein, der getragen wird von der
Stadtverwaltung sowie auch sehr vielen Unternehmen, die in Düsseldorf ansässig
sind. Das sind mehrere 100 Mitglieder. Das sind immer Unternehmen, nicht
Einzelpersonen. Und das ist so ein Branchennetzwerk, das ist eigentlich auch
ganz spannend. Es gibt jeden Monat Veranstaltungen, ab und zu mal mehrere
Veranstaltungen, die zu einem Thema sind. Aber eigentlich ist das Adressbuch
und das miteinander was sehr Spannendes, was das Thema angeht, wo man einfach
auch wirklich Informationen, aber auch eine Verbindung aufbauen kann. Und das
ist auch etwas, wo wir versuchen als Stadt Themen zu platzieren und mit diesem
Netzwerk zu agieren. Das ist etwas, was wir zum Beispiel jetzt vor kurzem
gemacht haben: Wir haben innerhalb der letzten 18 Monate ungefähr alte Litfaßsäulen-Standorte
in 5G-Masten umgebaut. Weil wir gesagt haben, eine Litfaßsäule ist im Stadtbild
immer noch präsent, wir haben mehrere 100 in Düsseldorf und eine Litfaßsäule
wurde immer dahin gestellt, wo viele Leute unterwegs waren, weil man ja für
Sichtbarkeit sorgen wollte in der Offline Welt. Und das ist das gleiche was ja eigentlich
heutzutage Mobilfunk braucht, weil Mobilfunk muss da funktionieren, wo viele
Leute unterwegs sind. Und dann haben wir gesagt, probieren wir es doch mal aus
und haben unterschiedliche Partner auch aus diesem Netzwerk genommen, die alle
dazu beitragen konnten, dass so ein Produkt entsteht. Was am Ende vielleicht
sogar ein kommerzielles Interesse von anderen nachverfolgt, aber für uns, aus
unserer Perspektive, einfach für Bürgerinnen und Bürger ein Beispiel ist, wo
einfach Service besser wird, sozusagen indirekt. Und wir haben jetzt vor
kurzem, Anfang des Jahres, wurde zum Beispiel der "Masterplan
Handwerk" verabschiedet. Das war ein langer Prozess, bei dem alle
möglichen Akteure in der Stadtverwaltung, aber auch unterschiedliche Bereiche
im Handwerk zusammensaßen und gesagt haben: welche Themen sind denn tatsächlich
relevant, bei denen wir miteinander arbeiten müssen? Wo wir auch vielleicht
unsere Angebote nochmal erweitern müssen, spezifisch fürs Handwerk. Und daraus
ist ein großes Papier entstanden, nachdem man jetzt zusammenarbeitet. Wo
natürlich auch Digitalisierung wieder, genauso wie du meintest, halt so ein
Querschnitt ist, der allerdings einige Themen möglich machen kann.

00:19:17

Jeannine Malcherek-Wirtz: Können wir hier an der Stelle noch ein bisschen die
Werbetrommel rühren für Initiativen oder auch für Netzwerke, für Akteure, für
Player, die aus Sicht eines Unternehmens – jetzt mal ganz unabhängig auch von
der Größe – wichtig sind, wenn man hier am Standort Düsseldorf ansässig ist?

00:19:33

Alex Smolianitski: Ich glaube vor allem, dass das Thema für den
Mittestand und vielleicht ein Ansprechpartner für den Mittelstand ist die Regionalagentur
Düsseldorf-Mettmann. Das ist auch mal was, was über die Stadtgrenzen
hinweggekommen ist. Es ist eine Organisation, die in gemeinsame Trägerschaft
ist zwischen den Städten, aber auch dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und
Soziales von NRW. Das ist ein Ort, wo man Beratung, Veranstaltungen, aber auch
das Netzwerk nochmal bekommen kann. Und was ich ganz spannend finde ist, dass
die halt auch Angebote machen für Unternehmen, auch zum Beispiel für kleinere
Unternehmen unter 500 Beschäftigten, um selbst zum Beispiel Auszubildende für
das Thema Digitales zu akquirieren. Und da sozusagen so eine Kompetenz aufzubauen
in den einzelnen Unternehmen. Weil nicht jedes Unternehmen heutzutage, welches
ein Produkt nur im digitalen macht ist, ein Digital-Unternehmen. Im Gegenteil,
sehr viel Handwerk, sehr viel Mittelstand, die tatsächlich Produkte machen,
sind eigentlich heutzutage auch einfach Digital-Unternehmen und teilweise auch
einfach Hidden Champions in unserer Region. Und dementsprechend muss man
gucken, wie kriegt man da die Kompetenzen hin, um deren eigene Produkte zu
entwickeln? Es geht ja nicht darum, dass man auf einmal alle nur wegen
Digitalisierung jetzt in die Digitalbranche bringt, sondern guckt, genauso wie
wir als Stadt gucken, was ist das Werkzeug mit dem man optimieren kann und wie
kriegt dann sozusagen auch ein Unternehmen da einen neuen Anknüpfungspunkt und
ein neues Potenzial, was man ausbauen kann.

00:21:04

Jeannine Malcherek-Wirtz: Absolut. Ich glaube, dass hast du schön erklärt,
das passt an der Stelle sehr gut.

00:21:09

Alex Smolianitski: Ich glaube was man auch nicht vergessen darf, ist
auch da sozusagen zurückkommend; Wir reden ja die ganze Zeit über Services,
aber was auch zum Beispiel etwas ist, was wir machen, ist, wir haben eine
Servicestelle für digitale Infrastruktur. Weil das eine sind die
Telekommunikationsunternehmen, die gerade Glasfaser und Mobilfunk ausbauen.
Aber die kommen zu uns, weil die Anträge haben, um irgendwo eine Straße
aufzubohren oder so. Aber vor allem im Mittelstand und vor allem auch
Groß-Unternehmen, wenn die sich hier ansiedeln, brauchen natürlich schnelles
Netz. Selbst das kleine Architekturbüro, weil es einfach heutzutage mit großen
Dateien arbeitet, braucht eine vernünftige Anbindung. Und deshalb haben wir in
der Stadt eine Stelle geschaffen, an die man sich wenden kann, wenn man gerade
irgendwie ein neues Büro, eine neue Lagerhalle, was auch immer angemietet hat,
um festzustellen, wie kriegen wir es hin, dass dort auch vernünftiges Netz ist.
Und das ist etwas, was sehr häufig genutzt wird von Bürgern und Bürgern, aber
auch von Unternehmen. Weil es gibt noch so viele Hinterhöfe in Düsseldorf und
noch so viele Ecken, die das Potenzial haben, eine spannende, kreative
Wirkungsstätte – egal für welche Branche – zu werden.

00:22:18

Jeannine Malcherek-Wirtz: Spannend, also gerade das ist dieses Bottleneck,
die erste wichtige Frage: wie kriege ich meine digitale Infrastruktur gut hin?

00:22:26

Alex Smolianitski: Und ein Standortfaktor.

00:22:26

Jeannine Malcherek-Wirtz: Und ein Standortfaktor absolut, sehr spannend. Was
man natürlich auch immer hinzufügen kann, dass auch gerade in Düsseldorf die
Startup-Szene sehr stark unterstützt wird. Wenn es darum geht, eine
Zusammenarbeit, eine Kooperation auch zwischen Mittelständlern und Startups
hinzubekommen. Da passiert ja auch sehr viel, kannst du da noch was zu sagen?

00:22:48

Alex Smolianitski: Da haben wir ja eigentlich ein sehr buntes Angebot
zwischen wie man fördert, dass man eine Idee hat, auch wenn ein Unternehmen,
irgendwie so ein kleines Unternehmen einfach sich einem neuen Thema widmet. Es
gibt den DigiHub, es gibt den Tech-Hub, das sind zwei unterschiedliche
Institutionen, die gemeinsam von der Stadt entweder gefördert oder getragen
werden, gemeinsam mit anderen Partnern. Das eine ist so eine Art Accelerator-Programm
für neue Ideen, die halt, da braucht man noch mal einen Businessplan, der
vernünftig aufgebaut wird oder man braucht eine Vernetzung zwischen bestehenden
Akteuren, die es gibt in der Stadt; einfach Unternehmen, die hier ansässig
sind. Der B2B-Bereich ist ja etwas, wovon die Düsseldorfer Wirtschaft sehr
stark lebt. Und auf der anderen Seite, der Tech-Hub ist quasi ein
Mentoring-Ort. Tatsächlich sozusagen ein physischer Ort, aber auch einfach ein
Coworking Space für neue Unternehmen, die schon diese Business Plan, Business
Case Phase sozusagen hinter sich haben und gerade eine Produktentwicklung sind.
Und das sind einfach Angebote, die wir als Stadt bereitstellen, um mit denen
gemeinsam sich zu vernetzen und neue Ideen aufzubauen. Und das ist etwas, was
dann zum Beispiel, es gibt die Startup Woche. Ein Moment wo alle möglichen,
auch auch etablierten Düsseldorfer Unternehmen sich anbieten, ihre Türen
aufmachen. Und das ist etwas, was in Zeiten von Linkedin und allen anderen
Netzwerken nicht zu unterschätzen ist: Der menschliche Austausch, Rheinländer
untereinander sind immer sehr gesellig und auch immer noch offen für alle die,
die irgendwie dazu ziehen und neu Rheinländer werden. Und das ist einfach etwas
sehr Wichtiges und das ist etwas, was auch diese Szene hier ausmacht. Dass wir
halt nicht nur große Unternehmen haben, sondern durchaus auch ein Auge dafür
haben, was passiert oder was ist die Entwicklung in den neuen Branchen, die es
gibt und wie kann man die alle miteinander vernetzen?

00:24:42

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, wunderbar, das kann man sagen, dass gerade
auch dieses Matchmaking, was dann auch zwischen Startup-Szene und Unternehmen
stattfindet, ganz wichtig ist. Ich komme schon zu meinen zwei letzten Fragen.
Das geht immer sehr schnell in diesem in unserem Podcast Gespräch. Du hattest
das eben schon mal ganz kurz erwähnt. Vielleicht noch mal eine Frage ganz kurz
zum Thema Digitalisierung der Schulen am Wirtschaftsstandort Düsseldorf. Weil
du hast es gerade eben gesagt, unsere Digital Natives, die jetzt die Schule
verlassen, sind natürlich die zukünftigen Mitarbeitenden. Und digitale
Kompetenz ist ein ganz entscheidender Wettbewerbsvorteil für Unternehmen.
Kannst du uns da noch mal abholen? Was versucht die Stadt gerade, um so dieses
Thema Digitalisierung an Schulen noch voranzubringen? Weil, sind wir ehrlich,
das ist natürlich oftmals noch in einem eher, ja mageren Zustand, wenn man sich
auch die Ausstattung von Schulen beispielsweise anguckt.

00:25:38

Alex Smolianitski: Es gibt ja ein Programm, was wir vor einigen Jahren
gestartet haben, was Schulmodernisierungen angeht. Das sind mehrere 100
Millionen die, die Stadt investiert in den Ausbau der Schulen. Das eine ist,
wir haben einfach immer mehr Schülerinnen und Schüler. ein positives Zeichen
dafür, dass eine Stadt wächst. Auf der anderen Seite: Schulen sehen heutzutage
ein bisschen anders aus, als die die in den 60er, 70er, 80er Jahren gebaut
wurden. Es gibt ganz andere Kompetenzen die beigebracht werden. Wir sind gerade
dabei Schülerinnen und Schüler auszustatten. Wir haben quasi einen digitalen –
genauso wie ein Masterplan Handwerk gibt's auch sowas ähnliches für den
Schulbereich – den Medienentwicklungsplan. Wir sind gerade dabei, alle
möglichen Schülerinnen und Schüler mit Hardware auszustatten, auch die
Schulräume dementsprechend umzubauen. Was allerdings halt viel spannender ist,
und da ist sozusagen Deutschland ab und zu mal hinterher. Aber dafür haben wir
ganz gut einfach ein Netzwerk, Coding-Kompetenzen für Schülerinnen und Schüler
anzubieten. Und in Düsseldorf gibt es ja viele Angebote in der Ferienfreizeit,
aber auch einfach während der Woche, sozusagen als Vereine, in die man
reingehen kann. Man sollte immer irgendwie einen Sportvereinen aufsuchen. Aber
es gibt auch durchaus einfach Coding Schulen, die man aufsuchen kann nach der
Schule, die halt genau sowas beibringen und wo wir auch sehen, dass wir einen
Beitrag dazu leisten, dass das ein attraktiver Standort ist für Schülerinnen
und Schüler. Aber auch vor allem für deren Eltern. Weil das ist vielleicht
nicht unbedingt ein Thema, was den Mittelstand angeht. Aber Schulen sind
international gesehen, wenn ein Unternehmen hier sich ansiedeln möchte, ein
extremer Standortfaktor. Man schaut erstens, wie sind die Schulen an sich, wie
ist die Reputation? Was für ein breites Angebot bietet man? Und dementsprechend,
weil die die Belegschaften natürlich irgendwo ihre Kinder unterbringen wollen.
Und gleichzeitig auch, das sind vielleicht nicht Schulen, aber dann weitere
Ausbildungs- und Weiterbildungsstätten. Das Universitätsnetzwerk, das
Hochschulnetzwerk, was es einfach in Düsseldorf und Region gibt. Das sind alles
Punkte, die extrem wichtig sind und auch durchaus einen digitalen Beitrag
leisten. Wir haben jetzt, die Hochschule Düsseldorf hat jetzt ein Zentrum für
Digitalität und Digitalisierung aufgebaut. Die sind gerade dabei, das Ganze in
Beton nochmal zu setzen und physisch auch einen Ort dafür zu haben. Und das
sind alles Punkte, die dann wirklich tatsächlich auch dann für die nächsten
Generationen, dann Kompetenz für egal welches Unternehmen einfach sorgen
können.

00:28:09

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sehr spannend! Ich könnte jetzt eigentlich noch
mindestens zwei Stunden weiter mit dir sprechen, Alex. Trotzdem noch eine ganz
kurze Frage zum Abschluss, so ein bisschen der Blick in die Glaskugel. Wenn du
magst, was müsste aus deiner Sicht noch geschehen, damit man noch weitere
Entwicklungsperspektiven auch vor allem den Hidden Champions, dem wohl besagten
Mittelstand, eröffnen kann?

00:28:31

Alex Smolianitski: Ich glaube, was spannend ist, tatsächlich zu gucken,
wie stärkt man die eigenen bestehenden Produkte durch das digitale. Und wie
kriegt man es gleichzeitig hin, in dieser teilweise unsicheren Welt, die das Digitale
bietet, weiterhin produzieren zu können? Wir haben jetzt im letzten Jahr
angefangen, das ist noch ein Thema, wo wir selber noch ein bisschen gucken, was
bedeutet das für uns? Cyber Sicherheit ist ein Thema. Wir kriegen ja immer
wieder mit, dass Unternehmen auch in Düsseldorf oder auch öffentliche
Einrichtungen gehackt werden. In der Presse kriegt man das eigentlich nur mit,
wenn es ein großer ist. Aber sowas passiert halt sehr häufig auch bei
mittelständischen Unternehmen. Und da so eine Art Kompetenz auch aufzubauen,
auch ein Angebot anzubieten. Das ist auch die Frage, wer ist der richtige, der
sowas anbietet. Und wo gibt es auch Kompetenzen? Wir als Stadtverwaltung auch
gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung, die wir haben, sind irgendwie sehr
umtriebig bei dem Thema. Hatten auch schon die ersten Geh-Schritte, um so ein
Angebot anzubieten. Aber das sind zum Beispiel Punkte, die man nicht
unterschätzen darf, weil wenn irgendjemand einfach nur auf die falsche E-Mail
heutzutage klickt, dann stehen Maschinen sehr häufig still, oder dann sind
Daten weg.

00:29:40

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja.

00:29:41

Alex Smolianitski: Ja, und und das ist etwas, wo man halt gucken muss,
wie kriegt man es hin, halt Werkzeuge richtig einzusetzen. Ich glaube auch, wir
haben so ein Generationenwechsel der einfach auch natürlich vorkommen wird. In
dem das Verständnis für Digital ist ein anderes ist. Wir haben auch jetzt
gerade, das ist voll spannend zu sehen, wir haben die Tüftler-Generation was
Computer angeht und so weiter. Das sind ja nicht die unter Dreißigjährigen,
sondern das sind ja im Gegenteil die Älteren.

00:30:04

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, die älteren.

00:30:05

Alex Smolianitski: Und das bedeutet auch zum Beispiel, dass das
Verständnis und auch das Verhalten zu Digitalem sich komplett verändern wird.
Einfach auch in der Nutzung und auch in der Entwicklung. Wir müssen gucken,
dass wir auch weiterhin, glaube ich, das ist ein ganz wichtiger Punkt, auch
anlehnend an deine vorherige Frage. Wir müssen gucken, dass wir es hinbekommen,
dass weiterhin innovative Ideen entstehen können, obwohl es jetzt diese Tools
gibt. Aber, dass man da nicht aufhört, sondern weiterdenkt. Und ich glaube
dafür braucht man einen Raum, und das ist das, vielleicht so als Abschluss, was
wir ja versuchen in der Stadt zu machen. Dass wir einfach einen Ort haben, an
dem man nicht nur arbeitet, sondern auch sich einfach wohlfühlt und mit
Digitalem ein wenig stressfreier durch die Stadt kommt.

00:30:47

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ein sehr schönes Abschlusswort. Vielleicht können
wir an der Stelle auch noch sagen, weil du eben Cyber Security sagtest. Wir
hatten auch schon einen tollen Gast zu dem Thema. Hier bei #DigiDus, vielleicht
können wir euch ja noch ein paar spannende Tipps dazu geben, was ist die
Security angeht.

00:31:02

Alex Smolianitski: Vernetzung durch Podcast.

00:31:03

Jeannine Malcherek-Wirtz: Genau, das ist doch toll, oder?

00:31:05

Alex Smolianitski: Absolut.

00:31:06

Jeannine Malcherek-Wirtz: Alex an der Stelle vielen, vielen Dank. Es war
total spannend mit dir zu sprechen. Ich könnte jetzt eigentlich noch weitermachen.
Vielleicht dürfen wir dich ja im nächsten Jahr noch mal einladen und du
berichtest uns was ich bis dahin alles so getan hat. Eine tatsächlich nochmal
persönliche Abschlussfrage, hat nichts mit Digitalisierung zu tun. Aber was
macht, vielleicht in zwei, drei Worten, was macht für dich die Stadt Düsseldorf
aus; was liebst du; was ist so das Besondere für dich?

00:31:31

Alex Smolianitski: Was ich an Düsseldorf mag, und das ist etwas was
jetzt wieder kommt, was extrem gefehlt hatte während des Lockdowns, den wir
alle erlebt haben. Das ist, dass Düsseldorf wirklich ein Netzwerk ist, als
Stadt. Es ist ein sehr diverser Ort; es ist ein sehr internationaler Ort und
das trägt extrem dazu bei, dass die Stadt selber wächst, aber auch, dass hier
neue Ideen entstehen. Und das ist etwas, was ich glaube, was ein Potenzial ist,
was für uns alle einfach sehr gut ist.

00:32:01

Jeannine Malcherek-Wirtz: Je digitaler die Services einer Stadt, je besser
ihre Infrastruktur, desto positiver wirkt sich das auch auf den Wirtschaftsstandort
aus. Es stärkt die Attraktivität für Unternehmen, die hier ein ganzes Ökosystem
von institutionellen und wirtschaftlichen Partnern vorfinden, und es sorgt
nicht zuletzt dafür, dass Unternehmen auf digital kompetente Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen zurückgreifen können. Düsseldorf hat sich auf den Weg gemacht
und damit schon einige wegweisende Meilensteine erreicht. Aber die Reise hört
nicht auf, und die nächsten Herausforderungen erwarten uns schon. In der
nächsten Podcastfolge von #DigiDus spreche ich mit einem der Akteure, der
gemeinsam mit unserem CDO Düsseldorf NRWs digitale Zukunft gestaltet. Ich freue
mich auf Peter Hornik vom DigiHub und ich bin gespannt auf seine Perspektive in
der Frage. Alle bisherigen Podcast Folgen finden Sie übrigens online auf der
Website der Stadtsparkasse Düsseldorf zum Nachhören unter
www.sskduesseldorf.de/podcast. Weitere Infos und Tipps zum Thema
Digitalisierung im Mittelstand finden Sie wie immer auf unserem Firmen
Kundenportal, unter www.sskduesseldorf.de. Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu
unseren Podcast-Folgen haben, schreiben Sie uns immer gerne unter
digidus@sskduesseldorf.de . Wir freuen uns, wenn Sie auch bei der nächsten
Folge wiederzuhören.

 

 

Transkript zur Folge #15

00:00:01

Intro: #DigiDUS:
Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand - Ein Podcast der
Stadtsparkasse Düsseldorf

00:00:10

Jeannine-Malcherek Wirtz: Ja, der Mai, der Mai, der steckt immer voller Highlights. Für mich
persönlich ist ein Höhepunkt die Startup-Woche und wir von der Stadtsparkasse
sind wie immer auch dabei - diesmal mit Ideen für den Mittelstand und die Gen
Z. Und zwar am 23. Mai um 11 Uhr im Smoney Hub in der Berliner Allee 33, mit
zwei spannenden Gästen, nämlich Lisa Rosa Bräutigam von Nuwo und Steffen
Kirilmaz von PAGOPACE. Ja und der Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland
spielt bei der Startup-Woche auch immer eine zentrale Rolle. Darüber hinaus ist
er das ganze Jahr über ein Anlaufpunkt für Unternehmen, die Digitalisierung und
Innovation, großschreiben. Und einer der beiden Geschäftsführer des digihub,
Peter Hornik ist heute zu Gast bei #DigiDUS und berichtet uns von aktuellen
Entwicklungen und Trends.

00:01:01

Jeannine-Malcherek Wirtz: Herzlich willkommen bei #DigiDUS, Peter Hornik! Ich freue mich sehr, Peter,
dass du heute bei uns bist. Beziehungsweise wir dürfen sagen, wir sind live und
in Farbe im digihub. Das ist umso schöner, dass man sich wieder mal trifft und
Face-To-Face-Interviews und Gespräche führen kann. Und ich finde, man darf doch
sagen, es wurde jetzt auch wirklich mal Zeit, dass wir miteinander sprechen,
oder?

00:01:20

Peter Hornik: Liebe Jeannine,
ich freue mich außerordentlich, dass ich heute in deinem Podcast zu Gast sein
darf und ja, du hast völlig Recht, es kommt quasi zusammen, was natürlich
zusammengehört. Wir arbeiten schon seit Jahren an unterschiedlichen Stellen
zusammen, der digihub und die Stadtsparkasse Düsseldorf und deswegen freue ich
mich außerordentlich, heute mit dabei sein zu dürfen.

00:01:40

Jeannine-Malcherek Wirtz: Dann lass uns direkt starten! Ich habe nämlich einen Punkt, beziehungsweise
etwas gelesen kürzlich, das fand ich sehr, sehr spannend. Und zwar gab es oder
berichtete die Wirtschaftswoche über die besten Startbedingungen in
Deutschland. Und in diesem Ranking war tatsächlich Düsseldorf auf Platz zwei
hinter Stuttgart, aber weit vor Berlin. Also Berlin war, glaube ich, auf Platz
zehn in diesem Ranking. Heißt das, was Gründungen angeht, dass sich Düsseldorf
mit Berlin sehr wohl vergleichen kann?

00:02:08

Peter Hornik: Ich habe
dieses Ranking auch gelesen. Ich bin dazu auch befragt worden und ich glaube,
man muss immer gucken, welche einzelnen Punkte dort gewichtet werden und wie
die betrachtet werden. Und man kann einzelne Punkte einfach auch skeptisch
sehen. Was man natürlich sagen kann, dass Düsseldorf, aber das gilt auch für
andere Städte des Rheinlandes und auch des Ruhrgebietes, mittlerweile
prosperierende Startup- und Innovations-Standorte geworden sind. Das kann man
ganz klar bejahen. Und ich betrachte es auch nicht ein "gegen Berlin"
oder auch "gegen München", das sind für mich die überragenden Startup-Hotspots
in Deutschland aus vielerlei Gründen. Es hängt natürlich auch mit den Städten
selbst zusammen. Aber beide Standorte haben im Startup-Bereich auch über 20
Jahre Vorsprung, das muss man ehrlicherweise auch sagen. Es gab schon früh in
den Nullerjahren an diesen beiden Standorten Bestrebungen und Gründer/innen,
die einfach durch ihre Erfolge die jeweiligen Ökosysteme massiv geprägt haben.
Was man aber sagen kann, ist und das zeigt sich im deutschen Startup-Monitor
immer deutlicher, dass das Bundesland Nordrhein-Westfalen rein quantitativ, was
Gründungen und auch später in den späteren Phasen Erfolgsgeschichten angeht,
sehr wohl mit anderen Standorten, auch mit Berlin, schon mal standhalten kann.
Und das ist in meinen Augen eine ganz tolle Entwicklung. Und es gibt natürlich
eine Besonderheit in Nordrhein-Westfalen. Es gibt nicht die eine Metropolstadt
und meine Freunde in Köln mögen es mir verzeihen, auch Köln ist das nicht. Und
das Zauberwort hier ist immer polyzentrisch und für mich beinhaltet das einfach
die Region Rhein-Ruhr, alles zwischen Aachen und Dortmund. Und dann haben wir
natürlich die zahlreichen, nicht nur hidden Champions in Ostwestfalen, in
Südwestfalen oder im bergischen Land. Das muss man, glaube ich, immer im
Hinterkopf bei der Betrachtung haben und Düsseldorf ist quasi das Epizentrum
dieser prosperierenden Startup-Region, Rhein-Ruhr.

00:04:20

Jeannine-Malcherek Wirtz: Sehr spannend! Wo du es jetzt gerade sagst: Epizentrum. Kannst du noch mal
so ein bisschen konkretisieren? Was bietet denn Düsseldorf, wenn wir jetzt
wirklich nochmal einen Blick auch auf die Stadt Düsseldorf werfen -
Gründer/Gründerinnen besonders?

00:04:34

Peter Hornik: Ich
glaube, das absolute Salz in der Suppe, die absolute Magic Portion, die
wichtigste Zutat sind immer ehemalige Gründer, die erfolgreich verkauft haben
und dann dem Ökosystem, Geld, Netzwerk und natürlich auch ihr eigenes Mentoring
zur Verfügung stellen. Da waren wir in der Vergangenheit noch nicht sehr gut.
Ich sag mal, in den Nullerjahren, auch Anfang der Zehnerjahre, da hatten wir
noch nicht so viele Erfolgsgeschichten. Das hat sich aber mittlerweile
geändert. Früher hat man immer die Trivago-Gründer, Rolf Schrömgens, Peter
Vinnemeier genannt. Natürlich auch die immer noch aktiven Auxmoney-Gründer
rundum Philip Kamp oder Raffael Johnen, die jetzt tatsächlich auch in der
Kasernenstraße 67 ein offenes Ökosystem gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung
und dem TechHub.K67 entwickeln. Aber da braucht es einfach noch mehr und das
passiert gerade. Ein sehr gutes Beispiel sind natürlich Marcus Stahl, Patric
Faßbender von den Tonies. Auch beide noch aktiv, aber beide auch sehr aktive
Business-Angels, Florian Falk, als einer der Gründer von Just Spices. Was man
hier einfach immer wieder sieht, dass diese Gründe dann dem Ökosystem, ihrem
Zuhause, ihrer Heimat etwas zurückgeben möchten. Und das ist, glaube ich, das
allerwichtigste und das bietet auch der Standort Düsseldorf mittlerweile.
Darüber hinaus ist es einfach eine sehr lebenswerte Stadt, das muss man auch
sagen. Das heißt Talente, die man haben möchte, die muss man ja auch davon
überzeugen, dass sie sich in Düsseldorf sehr wohlfühlen können. Immer auch im
Wettbewerb mit anderen Städten wie Berlin, München oder auch Amsterdam oder
Paris. Und ehrlicherweise: Düsseldorf ist immer die Stadt, die man auf den
zweiten Blick sehr schätzen lernt - das gilt auch für mich. Niemand denkt im
ersten Schritt üblicherweise drüber nach: So mein nächster Karriereschritt, der
sollte mich nach Düsseldorf führen. Sondern man orientiert sich dann immer in
Richtung eines Unternehmens und dann stellt man fest, was für ein fantastischer
Standort das hier ist.

00:06:47

Jeannine-Malcherek Wirtz: Kann ich gut verstehen. Weil du's jetzt auch grade sagst, kann ich dir nur
zustimmen. Wenn man einmal hier ist, will man nicht mehr weg - so ungefähr ist
das dann. Vielleicht nochmal den anderen Blick: Was hat denn der
Wirtschaftsstandort Düsseldorf von den regionalen Startups? Warum ist diese
Startup-Szene, diese Gründerszene so wichtig?

00:07:04

Peter Hornik: Am Ende
des Tages reden wir davon, dass wir alle gemeinsam hier am Standort den
digitalen Mittelstand von morgen entwickeln und prägen. Am Ende geht es darum,
neue Innovationen, neue Produkte zu entwickeln, in den Markt zu bringen und
erfolgreich zu machen. Das bedeutet, wir reden hier über die Gewerbe- und
Körperschaftssteuer-Zahler von morgen. Und was wir uns natürlich auch alle
erhoffen, darüber hinaus, das sind noch mehr der ganz großen
Erfolgsgeschichten, wie die Tonies oder Trivago oder Just Spices, das bedeutet
die nächsten Unicorns. Am Ende des Tages reden wir darüber, dass das sehr stark
exportorientierte, über Jahrzehnte so erfolgreiche deutsche Geschäftsmodell
gefährdet ist. Wir reden darüber und das ist dann auch wieder eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Wohlstand innerhalb Deutschlands zu
sichern und für die nächste Generation fortzuentwickeln. Und da spielen neue
Innovationen und auch deren Gründer/innen eine ganz zentrale Rolle.

00:08:11

Jeannine-Malcherek Wirtz: Kannst du uns nochmal ein bisschen mehr zu dir und zum digihub erzählen?
Also was macht ihr und wie unterstützt ihr vor allem Startups?

00:08:21

Peter Hornik: Als
einer von fünf Digital Hubs in Nordrhein-Westfalen ist es unsere zentrale
Aufgabe, Startups mit mittelständischen Unternehmen, mit Großunternehmen, mit
Investoren und auch mit Universitäten zu vernetzen. Und das bedeutet am Ende
des Tages, wir öffnen Türen. Und darüber hinaus haben wir eine ganz zentrale
Aufgabe, wir entwickeln Startups und die Gründer/innen selbst weiter. Das
bedeutet, wir haben drei Förderprogramme für Startups, die ganz am Anfang sind.
Hier geht es in der Regel um Prototypen-Entwicklung und das ist wirklich eine
Besonderheit. Sie bekommen von uns ein bisschen Budget, wir nennen es spaßhaft
immer "Pizza Money" und damit können sie einen Prototypen in fünf
Monaten entwickeln. Das Ziel ist immer, dass dann erste Kundenbeziehungen
eingegangen werden können und dass diese Startups fertig sind für ein erstes
Investment. Darauf aufbauend haben wir ein zweites Programm, "Ignition
Plus" heißt dieses, wieder ein Fünf-Monats-Programm. Und hier geht es dann
darum, dass die Teams den sogenannten Product-Market-Fit finden. Das heißt, ich
habe schon erste zahlende Kunden. Das reicht aber noch nicht, um tatsächlich
schnell wachsen zu können. Und das heißt, in diesen fünf Monaten unterstützen
wir dabei, dass sie an genau diese Schwelle kommen. Und dann haben wir das
große Vergnügen, in diesem Fall für ganz Nordrhein-Westfalen, die am
schnellsten wachsenden Unternehmen in einem 18-Monatsprogramm zu unterstützen.
Das ist Scale-up.NRW und das machen wir seit anderthalb Jahren. Das sind
üblicherweise Startups, die bereits 15 bis 35 Mitarbeiter haben, die eine sehr
solide Finanzierung haben, üblicherweise 2 bis 4 Millionen Euro. Und wir
unterstützen dann gemeinsam mit einem starken Partner, das ist German
Entrepreneurship, diese Gründer/innen bei Wachstum, Internationalisierung und
natürlich auch bei der Mitarbeitergewinnung. Denn diese Unternehmen wachsen
dann sehr schnell von 15 auf 100, auf 200 Mitarbeiter/innen.

00:10:29

Jeannine-Malcherek Wirtz: Ich weiß gar nicht, ob du es darfst, aber könntest du uns da sogar
Beispiele, Erfolgsbeispiele schon an der Stelle nennen?

00:10:35

Peter Hornik: Sicherlich!
Und ich möchte gerne auch ein Düsseldorfer-Beispiel geben, an erster Stelle,
das ist Dermanostic. Dermanostic ist aus meiner Sicht ein hervorragendes
Beispiel für tatsächlich auch Diversität im Gründerteam und das ist eine
Besonderheit. Es sind vier Ärzte und es sind gleichzeitig auch zwei Ehepaare
und das ist sicherlich eine Konstellation.

00:10:59

Jeannine-Malcherek Wirtz: Das funktioniert?

00:10:59

Peter Hornik: Absolut!
Und das ist sicherlich in dieser Konstellation einmalig. Und allgemein ist nach
wie vor die Herausforderung, dass wir bei technologischen und innovativen
Produkten zu wenig Gründer/innen haben. Und, dass wir hier wirklich in einem
Gründerteam von vier Personen gleich zwei Gründer/innen dabei haben, ist
erstmal schon mal ganz fantastisch. Aber alle vier sind natürlich auch absolute
Expert/innen auf ihren Feldern und das ist tatsächlich die der Dermatologie.
Und sie haben den "Hautarzt as a Service" entwickelt und dieses
Startup entwickelt sich ganz hervorragend. Ich bin mir wirklich zu 100 Prozent
sicher, da werden wir in den nächsten Jahren noch viel Freude alle gemeinsam
mit haben und da bin ich ganz gespannt, wie die Entwicklung weitergeht. Das
erfolgreichste Unternehmen, was wir in NRW betreut haben in den letzten 15
Monaten, dass es als so save in unser Programm gekommen ist, da hatten sie 80
Mitarbeiter/innen, mittlerweile sind sie bei 450 und das ist natürlich ein
Paradebeispiel für die Region. Wenn man ein innovatives Produkt hat, wenn man
ein diverses, top ausgebildetes Gründerteam hat, dann kann es auch steil nach
oben gehen.

00:12:15

Jeannine-Malcherek Wirtz: Ich möchte nochmal ganz gerne mit dir auf das Thema "Mittelstand"
zu sprechen kommen. Du hast es eben schon erwähnt, wie wichtig eben diese
Kooperation, die Zusammenarbeit ist. Auch zwischen Startups und Mittelstand,
für den digitalen Mittelstand, wie wichtig auch für die Prosperität eines
Wirtschaftsstandortes ist. Weil, wo kommen eigentlich die, ich nenne es mal,
belastbaren, neuen Innovationen, Technologien her? Und hinzukommt, dass ja auch
immer wieder attestiert wird, dass gerade im Mittelstand ein hoher
Transformationsbedarf ist, ein hoher Innovationsbedarf ist. Kannst du nochmal
vielleicht in ein, zwei Sätzen sagen, warum es so wichtig ist, dass es diese
Verbindung zwischen Startups und Mittelstand gibt? Und ich würde dann auch ganz
gerne vielleicht schon mal darauf auch zu sprechen kommen. Was können
eigentlich beide voneinander lernen, oder wir können auch beide voneinander
profitieren?

00:13:04

Peter Hornik: Startups
sind wichtig für den Mittelstand, weil sie in vielen Fällen eine andere
Perspektive in das Unternehmen bringen. Es ist einfach so, dass viele
mittelständische Unternehmen aus sich heraus gewachsen sind, auch oft eine sehr
starke Forschungs- und Entwicklungsabteilung haben, aber gleichzeitig, gerade
wenn man vielleicht nur ein Kernprodukt hat, hat man nicht die Möglichkeit,
einmal die Perspektive zu wechseln und tatsächlich neue Produkte zu entwickeln.
Wir sind in Deutschland einfach sehr stark darin, bestehende Prozesse und
Produkte inkrementell zu verbessern. Wir waren in der Vergangenheit aber nicht
gut darin, tatsächlich neue Produkte zu entwickeln, auch einmal groß zu denken
und uns darauf einzustellen, dass mein Kerngeschäft vielleicht in fünf oder
sechs Jahren gar nicht mehr existent sein wird. Und da sind Startups natürlich
sehr wichtig. Darüber hinaus ist viel Mittelstand in der gesamten Region und in
der Fläche zu Hause. Und es bedeutet also auch, wenn ich Talente von morgen
erreichen möchte, dann muss ich erst mal rausgehen, mich zeigen, weil halt
viele Talente, die ich benötige, nicht den Blick zum Beispiel nach Velbert oder
tatsächlich auch nach Südwestfalen richten. Das bedeutet, über die
Zusammenarbeit mit Startups kann ich neue Produkte entwickeln, ich kann
gleichzeitig meine eigenen Prozesse optimieren, Verbräuche mindern beispielhaft
oder Elektrizität einsparen. Und auf der anderen Seite kann ich natürlich auch
den Blick für Talente öffnen, dass ich mich sehr gut auch in einem bestehenden
mittelständischen Unternehmen sehr wohlfühlen kann.

00:15:03

Jeannine-Malcherek Wirtz: Eine kurze Unterbrechung in eigener Sache. Ich möchte wissen, welche
Digitalisierungsthemen brennen Ihnen auf den Nägeln? Welchen Gast wollen Sie
einmal bei #DigiDUS hören? Schreiben Sie es uns! Ich freue mich auf Ihre
Anregungen und Wünsche unter digidus@sskduesseldorf.de. und jetzt geht es
weiter mit Peter Hornik.

00:15:28

Jeannine-Malcherek Wirtz: Hast du zufällig Beispiele oder kennst du Beispiele von erfolgreichen
Kooperationen zwischen Startups und Mittelständlern?

00:15:35

Peter Hornik: Ich
glaube, es gibt mittlerweile sehr zahlreiche Erfolgsbeispiele, wie Startups und
mittelständische Unternehmen zusammenarbeiten können. Wichtig ist immer an
erster Stelle, Erwartungsmanagement, sowohl von Startup-Seite, als auch von
mittelständischer Seite. Und in den vergangenen Jahren haben vor allen Dingen
sehr frühphasige Startups versucht, Fuß zu fassen bei etablierten Unternehmen.
Die Erfahrung zeigt, das funktioniert nicht und das bedeutet auch, wir müssen
tatsächlich den Blick bei den Startups dafür schärfen. Ihr müsst in vielen
Fällen einen Schritt weiter sein, ihr müsst wirklich schon stabile
Kundenbeziehungen aufbauen können und dann kann das funktionieren. Gleichzeitig
muss man bei einem mittelständischen Unternehmen auch dafür sorgen, dass es
echte Andockpunkte im Unternehmen gibt. Das bedeutet, es muss in einer
Geschäftseinheit oder in einer Innovationseinheit klare Zuständigkeiten geben.
Wer arbeitet mit einem in Frage kommenden Startup ganz konkret zusammen und was
soll gemacht werden? Denn der Startup wünscht sich natürlich eine stabile
Kundenlieferantenbeziehung. Das muss man, glaube ich, voranschieben, damit das
funktionieren kann. Das war in der Vergangenheit sicherlich eher schwierig und
der Fisch stinkt ja immer vom Kopf her. Es beginnt bei den  Eigentümer/innen und tatsächlich auch bei der
Führungsebene. Wenn die eine klare, vorgegebene Linie, eine echte Strategie für
die Zusammenarbeit mit Startups haben, dann kann das funktionieren. Ein gutes
Beispiel ist im Fall Henkel, natürlich ein großes Familienunternehmen. Die
haben sich neben eigenen Venture-Capital-Aktivitäten ganz aktiv über eine
Veranstaltung von uns mit einem Startup verbunden - Fero Labs. Da geht es
darum, Maschinenprozesse zu optimieren und große Potenziale bei einem solchen
einem Unternehmen zu bergen. Und man hat nicht nur dann die Zusammenarbeit, die
bis heute andauert, ausgebaut, nein, man hat sich auch direkt an diesem Startup
beteiligt. Und das ist, glaube ich, eine ganz wunderbare Erfolgsgeschichte, wie
so etwas funktionieren kann. Und dann gibt es natürlich die echten Perlen, wie
zum Beispiel Viessmann oder auch Kienbaum. Die haben große Innovation Units,
die haben auch sehr stark eigene Innovationen zu Einheiten und sie haben dann
entsprechend auch eigene Venture-Capital-Aktivitäten. Das ist natürlich
perfekt, wenn Unternehmen so groß denken, um das Unternehmen für die Zukunft
neu auszurichten. Das sehe ich aber tatsächlich noch viel zu selten.

00:18:16

Jeannine-Malcherek Wirtz: Wie ist es denn dann möglich, dass man also dieser Kontakt, der eigentlich
der erste Kontakt, der Türöffner? Du hast es selber gesagt, das seht ihr auch
eher als eure Rolle. Was würdest du empfehlen, wenn ein Mittelständler
Interesse daran hat? Was muss er tun? Wie kommt man zu diesem Kontakt, zu
diesem Matchmaking?

00:18:36

Peter Hornik: Zum
Matchmaking kommt man in einem solchen Fall als mittelständischer Unternehmer,
indem man vor allen Dingen rausgeht, indem man rausgeht aus dem eigenen Büro,
aus dem eigenen Ort, aus der eigenen Stadt, aus dem eigenen Industriegebiet.
Ich glaube, das ist immer das allerwichtigste und es gibt mittlerweile
zahlreiche Intermediäre, die mir dabei helfen können. Und ich möchte an dieser
Stelle ganz klar Wirtschaftsförderer nennen. Wirtschaftsförderungen sind in der
Regel sehr, sehr nah dran an ihren Unternehmen und Gleiches gilt natürlich auch
für die klassischen Finanzierer dieser mittelständischen Unternehmen. Das seid
ihr als Stadtsparkasse, der Sparkassenverbund, aber sicherlich auch die
Kolleginnen von den Volksbanken. Ihr kennt eure Schäfchen am besten. Und was
wir ja beispielhaft auch schon gemeinsam gemacht haben in der Vergangenheit.
Wir haben bei unserer größten Veranstaltung, das ist mittlerweile Deutschlands
größte B2B-Tech Expo und Konferenz, dass wir gemeinsam, ihr habt die
mittelständischen Unternehmen angesprochen, wir haben die Startups organisiert,
dass wir diese beiden Parteien ganz gezielt bei der Veranstaltung gematcht
haben. Und ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, dass Intermediäre, wie
Wirtschaft, Wirtschaftsförderungen, wie ihr, wie wir zusammenarbeiten und die
Parteien dann zusammenbringen und dann kann das funktionieren. Und natürlich
müssen die Unternehmer/innen auch eine gewisse Offenheit dafür mitbringen, in
den Austausch zu gehen und dann darauf aufbauend mit den Startups
zusammenarbeiten.

00:20:08

Jeannine-Malcherek Wirtz: Also, wie du schon gesagt hast, zusammenfassend: Diese Brückenbauer, die
sind, was dieses Matchmaken betrifft, schon sehr, sehr wichtig, damit überhaupt
der Erstkontakt zustande kommt. Ich sage mal, abseits von den vielleicht
natürlich auch ganz entscheidenden Finanzierungsfragen, aber erst mal muss der
Kontakt geschaffen werden. Das ist spannend! Du hast das gerade eben gesagt,
wenn es um dieses Matchmaking geht, Startup und Mittelstand, sprechen wir ja
sehr oft über B2B-Geschäftsmodelle. Wie bewertest du das oder hast du da
Erfahrungswerte? Wie sieht das denn mittlerweile auch in diesen Startup-Batches
aus mit B2C-Geschäftsmodellen oder Konzepten, auch wenn man mal einen Blick
wirft auf jüngere Zielgruppen? Oder wie spricht man junge Zielgruppen an? Ich
denke zum Beispiel auch an smoney oder an unseren smoney Hub. Kannst du da auch
schon, habt ihr da schon Erfahrungswerte oder kannst du uns da so ein bisschen
helfen, einschätzen, wie da so die Entwicklung aussieht?

00:21:00

Peter Hornik: Es sind
immer noch sehr große Potenziale im direkten Kundengeschäft.

00:21:05

Jeannine-Malcherek Wirtz: Das hören wir gerne!

00:21:05

Peter Hornik: Man
unterschätzt das. Also, Just Spices ist nur ein sehr prominentes Beispiel. Aber
im Prinzip sieht man auch hier in der Region, dass im B2C-Geschäft quasi alles
vertikalisiert wird und da gibt es dann halt wirklich große Erfolgsgeschichten.
Und viele dieser neuen Produkte und Unternehmen verkaufen direkt an den
Endkunden. Es gibt natürlich Produkte, auch wieder hier Just Spices oder
Ankerkraut als Beispiel, natürlich möchten die gelistet werden im Lebensmitteleinzelhandel
und Regalmeter zu bekommen - das ist ein wirklich, wirklich hartes Geschäft.
Aber richtig erfolgreich werden die meisten dieser Produkte im
Direct-to-Customer-Geschäft und das hängt viel auch wieder mit den jeweiligen
Gründer/innen zusammen und deren Fähigkeiten sich selbst, um das Unternehmen
positiv zu vermarkten. Und das bedeutet, bestehende Produkte werden entweder
neu entwickelt, manchmal neu zusammengesteckt, aber am Ende des Tages hat es
dann auch mit sehr viel Brand-Entwicklung zu tun. Habe ich ein positives Image
und wie wirken die Gründer/innen? Können die das nach außen transportieren? Die
meisten dieser Erfolgsgeschichten haben auch sehr charismatische Gründer/innen
und das ist sicherlich ein ganz, ganz zentraler Punkt, dass man heutzutage auf
sehr einfache Art und Weise direkt an den Endkunden verkaufen kann, unter
Umgehung tatsächlich eines Zwischenhändlers, wie das früher der Fall war, ein
echter Gatekeeper. Das ist heute nicht mehr möglich, nicht mehr notwendig in
dem Maße. Und da gibt es auch hier in der Region und in Düsseldorf selbst
weiterhin richtig gute Erfolgsgeschichten. Und am Ende des Tages ist zum
Beispiel auch Dermanostic aktuell ein echtes Endkundengeschäft. Das heißt, der
Endkunde kommt auf die Plattform und bekommt ein Problem gelöst für eine
entsprechende Zahlung. Ich glaube, es sind 25,00 € und da werden wir, glaube
ich, noch sehr viel Veränderung sehen in den nächsten Jahren.

00:23:20

Jeannine-Malcherek Wirtz: Sehr, sehr spannend! Wir sind schon gleich wieder am Ende Peter, das geht
immer sehr schnell. Aber trotzdem, weil wir hatten eben, als wir uns hier
getroffen, wir sind ja im Hafen in Düsseldorf, das dürfen wir den Zuhörer sagen
und haben mal einen Blick rausgeworfen und so ein bisschen auch über den Hafen
gesprochen. Es gibt ja in Düsseldorf recht viele Anlaufstellen, Coworking
Spaces. Du hattest selber anfangs auch gesagt TechHub.67, dann gibt es den
EUREF-Campus, der gerade auch gebaut wird. Wie wichtig sind diese
Anlaufstellen, profitiert ihr auch davon als Digi Hub?

00:23:52

Peter Hornik: Wir
profitieren grundsätzlich als Digi Hub davon, dass es mittlerweile zahlreiche
Anlaufstellen gibt. Ich glaube, das ist gut für das gesamte Ökosystem. Es ist
gut, wenn Unternehmen tatsächlich auch Innovationsabteilungen haben, die auch
mal rausgehen. Wir profitieren davon, dass es ein wachsendes Fundament von
unten gibt, eine Innovations-und Technologiegründungen. Wir profitieren sehr
von der prosperierenden Hochschullandschaft am Standort Düsseldorf, aber auch
in der Region. Man darf nicht vergessen, die RWTH in Aachen ist für mich eine
der Top drei Universitäten technischer Natur in Deutschland, dass sie nur eine
Stunde entfernt ist, das ist für den Standort Düsseldorf ganz zentral, dass wir
so nahe dran sind. Und ich stehe den meisten Initiativen sehr, sehr positiv
gegenüber. Die Herausforderung an der Stelle ist sicher, dass man immer den
richtigen Mix an Mietern innerhalb eines solchen Ökosystems hat. Die Sache ist
relativ einfach. Unternehmen, die am Anfang stehen, können einfach keine
Premium-Mieten bezahlen. Das heißt, es bedarf immer besondere Anstrengungen und
auch Menschen, die Dinge vorantreiben, um einen richtigen Mix hinzubekommen.
Ich habe den TechHub.K67 deshalb eben schon genannt, weil das genau der Fall
ist. Auxmoney ist halt eine der unternehmerischen Erfolgsgeschichten im
Startup-Bereich der letzten 15 Jahre. Und die sitzen halt im ehemaligen
Handelsblatt-Gebäude auf der Kasernenstraße und dort stellt man freie Fläche
zur Verfügung, um tatsächlich junge Unternehmen ein neues Zuhause zu geben. Und
das macht unter anderem der TechHub.K67 und der Clou ist, dass in den ersten
Monaten die Startups kostenfrei, mietfrei wohnen können. Und wenn sie sich
entsprechend weiterentwickelt, dann können sie sich dort ausbreiten. Und das
ist für mich tatsächlich der richtige Weg, um ein echtes Ökosystem innerhalb
eines Gebäudes und auch darum rum schaffen zu können. Wenn du ein großes Areal
hast, in dem tatsächlich nur Premium-Mieter mit großen Innovationsabteilungen sitzen,
dann ist es tatsächlich schwierig, den richtigen Austausch hinzubekommen, dass
die Leute auch dort tatsächlich dann miteinander etwas machen und das einfach
auch mal frischer Wind in die jeweiligen Organisationen kommt. Deswegen, ich
persönlich schätze solche Orte, wie sie gerade bei Auxmoney entstehen, mehr,
weil ich glaube, dass das größeres Potenzial bietet, dass neue Innovation, eine
neue Generation von Gründer/innen davon profitieren kann. Und das möchte ich an
der Stelle auch noch nachschieben. Ich glaube, das größte Potenzial, was wir
hier gemeinsam haben und das ist tatsächlich ein Schatz, den wir gemeinsam
heben müssen: Wir brauchen mehr Gründerinnen, auch im Technologiebereich. Und
ich glaube, wir haben noch nie so viele top ausgebildete junge Frauen gehabt
und dennoch ist es einfach ein sehr schwieriges Unterfangen, diese Innovations-
und Technologiegründungen entsprechend repräsentiert zu sehen. Das ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe, aber wenn wir das gemeinsam angehen, bin ich
ganz sicher, dass auch wir hier am Standort davon profitieren werden.

00:27:11

Jeannine-Malcherek Wirtz: Sehr spannend, dass du das sagst. Da dürfen wir vielleicht noch eine kleine
Erinnerung anbringen. Wir hatten schon mal Zerrin Börcek bei uns im Podcast,
kennst du sicherlich auch sehr gut. Und die hat es auch gesagt, wie wichtig das
ist, dass man frühzeitig eben junge Frauen in diese Technologiebereiche
hineinbringt. Und sie ist da ja auch sehr, sehr engagiert. Also an dieser
Stelle liebe Grüße nochmal! Und das unterstützt eigentlich das, was du gerade
gesagt hast, dass das auch ein ganz entscheidender Punkt ist. Du hast ja schon
einen Blick in die Zukunft, eigentlich jetzt gestartet, Potenziale. Vielleicht
hast du Lust, mit mir nochmal ein bisschen, "Wünsch dir was" zu
machen. Manchmal ist das ja ganz schön, dass man das darf. Was müsste noch aus
deiner Sicht sich in Düsseldorf entwickeln, dass sich quasi in Düsseldorf noch
mehr Perspektiven entwickeln können oder eröffnen können für Startups und für
Gründer?

00:28:05

Peter Hornik: Was ich
mir für die Zukunft, für den Gründer-Standort Düsseldorf wünsche, ist, dass wir
noch mehr erfolgreiche Gründer haben, die ihr Unternehmen irgendwann verkaufen.
Das ist für mich die zentrale Zutat, um ein Startup-Ökosystem zu bauen. Das war
schon im Silicon Valley so, das ist in Berlin heute noch so, wir sehen das auch
in München, wir sehen das in London. Je mehr erfolgreiche Gründer/innen du
hast, die ihre Unternehmen verkaufen, desto besser ist das für das
Startup-Ökosystem. Das wünsche ich mir tatsächlich von Herzen, dass das
passiert. Dass wir noch mehr Marcus Stahls einfach haben, denn dass diese dem
Netzwerk erhalten bleiben und dass sie dem Netzwerk etwas zurückgeben möchten,
das ist einfach ganz, ganz zentral. Und darüber hinaus, ich habe es gerade
schon gesagt, ich wünsche mir deutlich mehr viel Female Founder. Das ist
einfach eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir brauchen vor allen Dingen
Role Models an der Stelle, wir brauchen die Mareike Awe von Intumind, wir
brauchen die Alice Martin von Dermanostic. Je mehr es davon gibt, desto mehr
erfolgreiche Gründerinnen werden wir sehen. Ich wünsche mir noch mehr Venture
Capital and Private Equity am Standort. Ich wünsche mir, dass mehr ausländische
Scale-Ups tatsächlich auch den Standort Düsseldorf in Betracht ziehen, neben
Berlin und München. Wenn ihre Kunden sowieso schon hier sitzen, gerade bei
B2B-Startups und das ist so, dann würde ich mir wirklich wünschen, dass das
noch zahlreicher geschieht. Und am Ende des Tages, da gibt es ein ganz
wunderbares Beispiel, wie wichtig eine starke Hochschullandschaft ist. Die RWTH
Aachen hat mit Professor Malte Brettel das große Glück gehabt, eine Connection
über 20 Jahre aufzubauen, mit der WHU in Vallendar, der deutschen
Gründerschmiede und gemeinsam mit großen Strategieberatungen den bekannten
Namen. Quasi den gesamten Gründungsprozess aus technischen Hochschulen heraus
zu industrialisieren. Das ist also eine echte Karriereoption geworden. Also,
wer vor 15 Jahren gegründet hat und ich kann das aus eigener Erfahrung sagen,
der war ein Misfit, der passte nicht in das normale Schema. Die haben es aber
als Paradebeispiel geschafft, tatsächlich, wie man so etwas zu einem Standard
machen kann. Das würde ich mir hier auch noch mehr wünschen. Und letzter Punkt,
ich wünsche mir mehr Zeit. Alle Startup-Ökosysteme sind nicht in zwei bis fünf
Jahren entstanden, sondern Wien, Berlin oder München über 25 Jahre. Es gab
immer zentrale Treiber an diesen Orten, Susanne Klatten in München. Man muss
sie nicht mögen, aber man muss die Samwer-Brüder hier für Berlin einfach auch
mal nennen und im Silicon Valley, war das natürlich vor 70 Jahren ganz genauso.

00:31:07

Jeannine-Malcherek Wirtz: Peter, vielen, vielen Dank an der Stelle! Das war so spannend, so viele
Einblicke, so viele Eindrücke, auch Bewertungen, Einschätzungen. Vielleicht zum
Abschluss noch eine ganz persönliche Frage, weil wir ja gerade hier im Digi Hub
in Düsseldorf sind und du hast es ja auch schon eingangs bisschen erwähnt. Wer
einmal in Düsseldorf ist, der will auch nicht mehr weg, weil er festgestellt
hat, wie schön sie ist. Aber vielleicht trotzdem nochmal in drei Worten, was
macht für dich die Stadt Düsseldorf aus, was magst du besonders?

00:31:32

Peter Hornik: Die Stadt
Düsseldorf und das besondere in nur drei Worten zu beschreiben, ist nicht so
einfach, aber aus beruflicher Sicht, aber auch privat. Sie ist die Stadt und
auch das gilt auch für die Religion, der kurzen Wege. Ich kann alles in 15
Minuten quasi erreichen, das finde ich fantastisch und insgesamt eine sehr hohe
Lebensqualität, sehr viel Kultur, sehr viele Cafes, sehr viele Konzerte, die
Fortuna, das alles kommt zusammen. Wasser! Ich finde Nähe zum Wasser
unglaublich wichtig. Und du hast das gesehen, ich habe eine Australian Shepherd
Hündin, Ida. Es ist natürlich immer super mit ihr am Rhein entlang zu gehen
oder durch den Grafenberger Wald. Also die gesamte Lebensqualität ist einfach
unglaublich hoch und was ich unglaublich schätze, ist die Internationalität der
Stadt. Es ist kein Zufall, dass wir die größte japanische Business Community in
Kontinentaleuropa haben, dass wir eine wachsende chinesische Community haben,
dass wir so viele andere Communitys haben und das finde ich einfach großartig.
Das in einer Stadt mit 640.000 Einwohnern, damit zählst du nicht automatisch zu
einer Metropole. Dass du so viele internationale Menschen hier hast, davon
profitiere ich privat, davon profitiere ich beruflich. Und ich bin Westfale von
Hause aus, ich bin gebürtiger Dortmunder, in Hamm groß geworden. Ich bin quasi der
Bindestrich in Nordrhein-Westfalen. Ich schätze natürlich die Mentalität der
Rheinländer. Wer einmal hier ist, wer das einmal lieben gelernt hat, der will
hier in der Regel nicht mehr weg und gleichzeitig bin ich nah an meiner Heimat.

00:33:10

Jeannine-Malcherek Wirtz: Wunderbar! Und jetzt dürfen wir den Zuhörern sagen, wir hören sogar die
Ida, wie sie an der Tür kratzt und versucht zu uns reinzukommen. Peter an
dieser Stelle, ich fasse es zusammen: Großartig! Vielen Dank, dass du da warst
und dass du uns hier hast Gast sein lassen.

00:33:24

Peter Hornik: Jeannine,
es war mir ein großes Vergnügen und Danke, dass ich heute dabei sein durfte. Es
hat riesig Spaß gemacht.

00:33:34

Jeannine-Malcherek Wirtz: Ja, das Gespräch mit Peter Hornik hat es nochmal deutlich gemacht. Die
Startups-Szene in Düsseldorf und im Rheinland ist äußerst lebendig. Und auch im
Zusammenspiel mit etablierten Unternehmen des Mittelstands können junge
Unternehmerinnen jede Menge PS auf die Straße bringen. Das Netzwerk dafür
bietet unter anderem die Digi Hub. Hier entstehen Kontakte und Synergien für
beide Seiten und hier finden sie ihre Digitalisierungspartner. Wir gehören mit
unserem digitalen Ökosystem dazu und stellen gerne den Kontakt her. Sprechen
sie uns also einfach an! Alle bisherigen Podcast-Folgen finden sie übrigens
online auf der Website der Stadtsparkasse Düsseldorf zum Nachhören unter
www.sskduesseldorf.de/podcast und weitere Infos und Tipps zum Thema
Digitalisierung im Mittelstand finden sie wie immer in unserem
Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de/firmenkunden. Wir freuen uns,
wenn sie auch bei der nächsten Folge wieder zuhören.

00:34:28

Intro: #DigiDUS:
Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand - Ein Podcast der
Stadtsparkasse Düsseldorf

 

 

Transkript zur Folge #16

#DigiDUS: Folge 16:
Recruiting der Arbeiterlosigkeit

Intro: #DigiDUS:
Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der
Stadtsparkasse Düsseldorf.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ja es sind Ferien und vielleicht sitzen auch Sie schon auf gepackten Koffern
und haben auch die Hälfte Ihres ersten Sommerferientags für den Check-In am
Flughafen eingeplant. Mindestens zwei bis drei Stunden werden empfohlen. Und
dass es danach noch nicht einmal so einfach ist, sich mit einem Kaffee oder
einem Snack für den Flug zu stärken, liegt auch am gleichen Phänomen: Auf der
Rollbahn, an den Schaltern und hinter den Theken herrscht gähnende Leere:
Arbeiterlosigkeit macht sich dort breit. Es fehlt nicht nur an qualifizierten
Fachkräften - helfende Hände sind überall Mangelware! Doch woran liegt das? Und
wie können gerade mittelständische Unternehmen digitale Lösungen nutzen, um die
richtigen Mitarbeitenden für sich zu gewinnen? Ich habe mit Dr. Tobias
Zimmermann heute einen Experten zu Gast bei #DigiDUS, der als
Arbeitsmarktforscher genau diese Tools kennt. Und mehr noch: Er ist Group
Evangelist bei Stepstone - und ich bin sehr gespannt, was das ist!

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Hallo Tobias, ich freue mich wirklich sehr, dass muss ich an dieser Stelle
sagen, dass du heute unser Gast bei #DigiDUS bist. Als Arbeitsmarktexperte, der
uns ein bisschen hilft, die aktuellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt besser
einzuschätzen und mit uns über so ein wichtiges Thema, wie Recruiting zu
sprechen. Schön, dass du da bist!

Tobias: Ja, vielen Dank
Jeannine für die Einladung. Ich freue mich auch sehr, hier zu sein. Und wir als
StepStone sind ja ein Düsseldorfer-Unternehmen, haben hier unseren Hauptsitz,
also eines der wenigen großen, deutschen Digitalunternehmen. Und da freue ich
mich natürlich besonders, hier für den Standort Düsseldorf ein bisschen zu
unterstützen, wenn ich das denn kann, mit meinen Meinungen, Expertisen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das freut uns auch, als Stadtsparkasse Düsseldorf, dass wir mit einem
Düsseldorfer-Unternehmen sprechen. Das ist immer sehr schön, wenn wir diese
Regionalität auch tatsächlich bei uns im Podcast haben. Zu Beginn würde ich dir
gerne eine Frage stellen, bevor wir jetzt wirklich gleich in medias res gehen
und auf das Thema Recruiting zu sprechen kommen. Das interessiert mich ja
schon. Kannst du uns ein bisschen mal erzählen, was in Anführungsstrichen
predigt denn ein Group-StepStone-Arbeitsmarkt-Evangelist?

Tobias: Ja, du hast das
vollkommen richtig gesagt, ein Evangelist, der predigt. Bei uns tun wir das,
aber nicht auf Basis von Glaubenssätzen, sondern auf Basis von Zahlen, Daten,
Fakten. Ich darf in meiner Rolle parallel auch noch die Arbeitsmarktforschung
von Stepstone verantworten und Stepstone ist ja, das wissen viele gar nicht,
ein globales Unternehmen. Wir haben 4000 Mitarbeitende weltweit. Das heißt, wir
schauen uns an: Wie entwickeln sich die globalen Arbeitsmärkte? Wo sind all die
Fachkräfte hin? Was man sich gerade so fragt seit letztem Jahr hier in
Deutschland. Das versuche ich ein bisschen zu erklären. Und meine Aufgabe als -
es ist ein bisschen schön neudeutsch - Evangelist ist es dann eben, hier in
solche Podcasts zu gehen und das auch zu vermitteln und das verständlich zu
erklären.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das ist übrigens ganz wichtig, dass du das tust, weil und da kommen wir gleich
zu meiner ersten Frage. Du hast das gerade eben erwähnt: Fachkräftemangel. Ihr,
auch vor allem von StepStone, prägt ja gerade, ich würde mal sagen, eine Art
neues Narrativ, indem ihr sagt: Die Herausforderung ist gar nicht der
Fachkräftemangel. Sondern ihr nennt das eigentlich die Ära der
Arbeiterlosigkeit. Kannst du das uns noch mal erklären und ein bisschen
einordnen? Was heißt das?

Tobias: Das mache ich sehr
gerne. Das ist mir nämlich sehr, sehr wichtig, dass wir hier auch mit neuen
Begrifflichkeiten arbeiten. Der Begriff geht zurück auf ein Buch, das unser CEO
Sebastian Dettmers im letzten Jahr geschrieben hat: Die große
Arbeiterlosigkeit. Warum der neue Begriff? Ich sag immer: Fachkräftemangel, das
war so von 2010 bis vielleicht 2020 und es meint einen Mangel in bestimmten
Berufsgruppen, vor allem sehr qualifizierte Berufsgruppen. Man kennt das aus
dem IT-Bereich, Gesundheitsbereich, da ist uns der Mangel in einzelnen
Bereichen schon sehr gut bekannt. Was uns nicht so bekannt ist, ist das, was
wir schon in ersten Zügen im letzten Jahr oder auch jetzt erlebt haben,
nämlich, dass in jedem Schaufenster hängt: Wir suchen! Wir suchen Personal! Wir
stellen ein! Und wir sind geschlossen, wegen Personalmangel! - Kannten wir
nicht. Das ist aber etwas, was uns in Zukunft immer wieder begleiten wird, denn
Arbeiterlosigkeit meint das Fehlen von Arbeitskräften einfach überall. Und
aufgrund der demografischen Entwicklung werden wir uns darauf einstellen
müssen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Kannst du uns noch eins zwei prägnante Zahlen nennen, die das Phänomen der
Arbeiterlosigkeit, auch weltweit, deutlich macht?

Tobias: China ist ja uns
immer als -bin ich auch mit aufgewachsen- bevölkerungsreichstes Land der Erde.
Also, wenn man an ein großes Land denkt, denkt man an China. Ja, China ist
nicht mehr bevölkerungsreiches Land der Erde, das ist jetzt Indien. Das hat
sich dieses Jahr schon getan. Und die chinesische Regierung hat dieses Jahr zum
ersten Mal öffentlich verlautbaren lassen, dass die chinesische Bevölkerung
sinkt. Das tun die natürlich auch nicht ohne Grund. Und, wenn wir das mit
verschiedenen Prognosen uns anschauen, wie sich das in der Zukunft entwickeln
wird, dann wird... Schauen wir jetzt mal gar nicht auf die Gesamtbevölkerung,
sondern auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, dann wird sich die bis
2100 mehr als halbieren. Und ja, nach verschiedenen Prognosen zufolge wird zum
Beispiel ein Land, wie Nigeria mehr Menschen im arbeitsfähigen Alter haben in
2100, als China. Das ist ein Shift, den können wir uns gerade noch gar nicht
vorstellen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Tatsächlich! Wenn du das so beschreibst, diese Zahlen, man weiß noch so gar
nicht, wie man das einordnen soll. Wenn du das so beschreibst, dann muss man
sich berechtigterweise die Frage stellen, vor allem als Unternehmen: Was mache
ich denn jetzt? Also, was bedeutet das denn für mich? Ich brauche Menschen und
wie komme ich an diese Menschen im erwerbsfähigen Alter, aber auch die, die
zukünftig erwerbsfähig sein werden? Kannst du uns mal so ein bisschen erklären,
was bedeutet das dann für ein Recruiting heute? Also nennen wir es mal
zeitgemäß: Digitales Recruiting. Was heißt das und was gibt es auch schon da
auf dem Markt?

Tobias: Oh, jetzt machst du
aber ein ganz großes Fass auf.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ja, ich mache ein großes Fass für dich auf, dass du viele, viele Antworten
geben kannst.

Tobias: Ich gebe mir mal
Mühe, es trotzdem irgendwie zusammenzubinden. Also, wir müssen uns eins
vergegenwärtigen. Wir haben jetzt ganz viel über die großen Zahlen gesprochen.
In Deutschland haben nie mehr Menschen gearbeitet, als Ende 2022, Anfang 2023
und trotzdem haben wir so viele offene Stellen, wie noch nie. Das sind
Nachholeffekte der Pandemie, das ist auch ein gutes Zeichen, weil die
Wirtschaft stark ist. Das zeigt uns aber, was uns bevorsteht, wenn uns jetzt
noch weniger Menschen zur Verfügung stehen. Und die erste Antwort auf deine
Frage ist deshalb, sich das zu vergegenwärtigen. Auch, wenn die Lage vielleicht
aktuell herausfordernd ist, auch wenn die wirtschaftliche Lage schwer
vorhersehbar ist, es wird in der Rückschau vermutlich nie wieder so einfach
gewesen sein, an Personal zu kommen, wie heute. Das ist irre! Wir haben die
ganzen Schilder beschrieben und wir sehen das "Geschlossen wegen
Personalmangel”, trotzdem ist das so. Was muss ich nun als Recruiting tun? Also
erst mal muss ich den Sinn oder das Verständnis dafür in meinem Unternehmen
schaffen. Ich brauche die Unterstützung wirklich in People zu investieren, in
Strategien zu investieren. Das ist das eine und jetzt hast du noch nach Tools
gefragt oder nach Wegen. Ja, ich muss natürlich zeitgemäß rekrutieren. Das
heißt vor allem, ich muss schnell sein, auf die digitalen Lösungen
zurückgreifen, die da draußen am Markt verfügbar sind und da gibt es eine ganze
Menge. Und das Wichtigste worauf ich es erst mal runterbrechen würde, ist: Da
gibt es vielleicht auch andere Player da draußen, aber natürlich gibt es
StepStone. Wir haben so einen "Jetzt bewerben-Button". Das klingt so
einfach, aber, wenn ich den entsprechend nutze, sodass es den Menschen da
draußen reicht, einmal einen Lebenslauf bei uns hochgeladen zu haben und dann
am Handy darauf zu klicken und dann ist die Bewerbung da. Das ist schon mal der
allererste und wichtigste Schritt, dass es schnell geht.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Kannst
du uns so einen kleinen Überblick geben, was es da so für Tools gibt? Ich frage
das jetzt auch nochmal vor dem Hintergrund, gehen wir mal auf eher kleinere
oder kommen wir auf kleinere Unternehmen zu sprechen. Die haben weder Zeit, die
haben weder Kappas, die haben nicht die HR-Abteilung im Hintergrund, die sich
um diese Dinge kümmern kann. Gibt es vor allem für kleinere Unternehmen, lass
es KMU's sein, Tools, von denen du sagen würdest, die sind echt gut? Die sind
auch gerade an der Stelle gut geeignet, wenn ich weder Zeit, Kappas habe, so
intensiv mich diesem Thema "Recruiting" zu widmen, wie das vielleicht
eben größere Konzerne tun können?

Tobias: Ja, das ist
natürlich die gute Frage. Wenn ich kein eigenes großes System aufbauen kann, da
rein investieren kann - völlig klar. Und KMU's, das ist ja die Mehrheit der
Unternehmen in Deutschland, von daher ist das eine durchaus gängige
Herausforderung. Dementsprechend würde ich aber sagen, nutzt das, was am Markt
verfügbar ist. Nutzt die ganze Bandbreite der Angebote, die zum Beispiel wir
als StepStone anbieten, versucht, das soweit wie möglich outzusourcen. Also
sprich, mach den Prozess einfach und schlank, mach den Prozess damit zeitgemäß,
mach ihn mobil optimiert. Und das Gute ist, da muss ich ja gar nichts tun als
Unternehmen, das machen ja wir. Es gibt, wie gesagt, auch noch andere Player am
Markt, aber da kenne ich uns natürlich für am besten. Also sprich, macht es
einfach! Wir haben den Assistenten, der dabei hilft, eine Stellenanzeige
möglichst schnell und zeitnah zu erstellen. Wir haben in etwas investiert. Das
klingt jetzt sehr zukunftsorientiert, das nennt sich "Conversational
AI". Und was sich dahinter verbirgt, das verstehen wir alle seit ChatGPT
bisschen besser, nämlich dass Menschen nativ anfangen, im Austausch mit der
künstlichen Intelligenz herauszufinden, welchen Job sie denn eigentlich haben
wollen. So, damit muss ich mich aber gar nicht wirklich beschäftigen, wenn ich
nämlich die Angebote nutze und wenn ich aber auch aktiv kommuniziere, was ich
eigentlich dringend brauche, damit das Angebot auf mich zugeschnitten werden
kann.

Mod: Eine kurze
Unterbrechung in eigener Sache. Ich möchte wissen: Welche
Digitalisierungsthemen brennen Ihnen auf den Nägeln? Welchen Gast möchten Sie
einmal bei #DigiDUS hören? Schreiben Sie es uns! Ich freue mich auf Ihre
Anregungen und Wünsche unter digidus@sskduesseldorf.de. Und jetzt geht es
weiter mit Dr. Tobias Zimmermann!

Jeannine Malcherek-Wirtz: Kommen
wir nochmal auf dieses Thema "zeitgemäßes Recruiting". Worauf kommt
es an? Und auf dieses Thema "digitale Tools". Also was gibt es da?
Was hilft mir da? Wie kann ich die eigentlich nutzen? Vor allem mit dem Blick,
das hatten wir ja gesagt, auf kleinere Unternehmen. KMU's, die weder Zeit,
Kappas, noch Ressourcen haben, sich so um das Thema zu kümmern, wie
beispielsweise die HR-Abteilung in einem Großkonzern?

Tobias: Ja, das ist
natürlich eine gute und wichtige Frage, weil das Rückgrat der deutschen
Wirtschaft, das sind die KMU's. Und, wie du richtig sagst, da gibt es nicht die
Mittel, um sich ein eigenes System zu entwickeln. Die gute Nachricht an der
Stelle ist, aber, das braucht man auch nicht, denn die Systeme sind ja da
draußen. Erstmal ist es elementar wichtig, up to date zu bleiben und halt eine
zeitgemäße -wie wir das so schön sagen- Candidate Journey zu bieten, also
entsprechende Nutzererfahrung. Und das heißt, ich muss natürlich mobil
optimiert sein. Ist es jetzt die riesen Herausforderung für mich? Nein! Denn,
wenn ich mit großen Partnern wie zum Beispiel StepStone zusammenarbeite, dann
kümmern wir uns dann natürlich darum. Du hast es angesprochen, schnell sein,
nicht zu viele Dinge fordern. Brauche ich heutzutage ein Anschreiben? Um Gottes
Willen, bitte nicht! Dementsprechend, darauf kann ich doch verzichten. Brauche
ich ein eigenes System? Nein, das bieten wir doch den Leuten an. Also sprich,
nutzt die Tools, die da sind. Technik, macht Prozesse schneller und besser und
sorgt am Ende dafür, dass Menschen schneller zueinanderfinden. Was ich mir aber
auch überlegen kann, ich kann auch kreativ werden. Ich habe doch ein Handy in
der Hosentasche und darauf habe ich WhatsApp. Ich kenne mittlerweile
Personalverantwortliche von auch durchaus größeren Unternehmen oder Playern zum
Beispiel vom Krankenhaus in Mülheim. Da hatte ich nämlich den Personalleiter
bei mir im Podcast. Und naja, wir wissen ja alle Pflegekräfte sehr schwer zu
finden.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Schwieriges Thema!

Tobias: Genau! Der schickt
den Leuten sofort eine WhatsApp und interagiert mit denen da sehr schnell,
ohne, dass der einen Lebenslauf gesehen hat. Das ist jetzt nicht unbedingt das,
was ich empfehlen würde, weil wir bei StepStone haben zum Beispiel auch eine
Millionen Datensätze große Lebenslauf-Datenbank, auf die man Zugriff bekommen
kann und dann selber mal schauen kann. Also einfach die Tools nutzen, die da
draußen sind und sich gar nicht den großen Kopf machen. Muss ich jetzt eine
riesen Strategie entwickeln? Nein, muss ich nicht. Macht es einfach schnell,
denn darauf kommt es am Ende an, dass die Menschen zu euch finden.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Weil du das gerade gesagt hast, ihr seid da ja super aufgestellt, wenn es um
diese digitalen Tools geht. Ich fasse das nochmal zusammen. Schnelligkeit ist
sicherlich ein wichtiger Aspekt, dann das Mobile, das einfach handzuhaben. Und
wie ist das denn mit, weil gerade das ja Digitalisierung möglich macht. Wie
zielgruppenspezifisch könnt ihr denn auch sein, wenn ich sage, ich suche
wirklich? Also ich glaube heutzutage die eierlegende Wollmilchsau -wir dürfen
das glaube ich an der Stelle sagen- wird nicht mehr so oft gesucht. Also
zumindest hoffe ich das nicht, weil das auch Profile sind, wo man sich fragt:
Wer kann das eigentlich alles noch bieten? Aber wie spezifisch könnt ihr dann
sein, auch in der Art des Recruitings, wenn ihr digitale Tools nutzt?

Tobias: Die Frage ist sehr
gut, weil du zwei komplett richtige Grundannahmen dahinter hast. Die Erste ist
ja, ich muss zielgruppenspezifisch recruiten und suchen, aber das ist kein
Hexenwerk. Ich kann nochmal nach rechts und nach links schauen. Wer arbeitet
denn bereits bei mir? Was für Stärken, Schwächen, was für Wünsche haben die? Wo
kommen die her? Wo treiben die sich rum? Wie können wir da helfen? Relativ gut,
weil wir sind ja keine Jobplattform mehr in dem Sinne, dass es einfach nur das
StepStone.de gibt und da ist alles. Das sieht so aus und da laufen die Fäden
zusammen. In Wirklichkeit sind wir aber im ganzen Internet, das nennen die
Kollegen "Programmatic Advertising ".

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das
klingt toll!

Tobias: Klingt toll! Was
heißt es? Das heißt, aber im Wesentlichen, dass wir die Leute genau dort
finden, wo sie sind. Interessieren die Leute sich für Fußball, verfolgen sie
die Stellen genau dort und dann auf der entsprechenden Seite, wenn ich mir die
Fußballergebnisse anschaue. Interessiere ich mich für Haus und Garten, finde
ich es da, also überall im Endeffekt. Das ist auch die neue Entwicklung und
genauso wird es in Zukunft im Übrigen weitergehen. Wir gucken ja gerne immer in
die Zukunft. Irgendwann wird es und das wird, glaube ich, gar nicht so weit weg
sein, Augmented Reality geben. Dann laufe ich mit meinem Handy oder mit meinen
Lenses durch die Gegend und dann schaue ich mir verschiedene Firmenlogos an
oder ähnliches. Und dann ploppt es direkt auf und dann sehe ich aber auch die,
die zu mir passen. So, und der zweite Aspekt, auf den du eingegangen warst, das
war, du hast es so schön genannt: Die eierlegende Wollmilchsau. Den Begriff
benutze ich auch sehr gern und den findet man noch viel zu häufig, wenn ich die
Anforderungen in Stellenanzeigen mir anschaue. Da gibt's so eine Urban Legend.
Ich weiß nicht, ob sie wirklich zutrifft, aber sie könnte zutreffen, nämlich
dass ein Progammierer, der eine Programmiersprache erfunden hat, nicht eingestellt
wurde, weil ihm die Berufserfahrung mit seiner eigenen Programmiersprache
gefehlt hat. Da war nämlich so viel gefordert, solange gab es die Sprache noch
gar. Ich weiß nicht, ob das wirklich passiert ist. Ich kann es mir aber wie
gesagt, gut vorstellen und das ist nun wirklich nicht schwer. Welche
Anforderungen habe ich denn wirklich an die Person, die ich brauche und was
kann ich selber gut on the Job nachschulen? Selbst die großen Unternehmen und
Marken, die die großen Budgets haben, gehen mittlerweile dazu über, nach
Motivation, nach dem berühmten Softskills. Ist jemand lernfähig, ist jemand
kreativ, löst der Probleme? Oder die danach einzustellen, darauf zu schauen,
stärker als jetzt so konkrete Fähigkeit mit einer spezifischen, sag ich mal, Maschine,
das kann ich doch innerhalb von kurzer Zeit lernen. Ich weiß, jetzt werden ganz
viele sagen, aber das ist komplex und dies und das. Wir werden uns aber mit den
Realitäten auseinandersetzen müssen. Dann muss ich mir überlegen, wie kann ich
diese Fähigkeiten gut vermitteln? Und das, ich weiß, ich mache zu lange
Antworten.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Nein!

Tobias: Das ist dann auch
noch ein Attraktivitätsfaktor, mit dem ich Leute anziehe. Wenn ich denen sage,
ich vermittle dir konkrete Fähigkeiten, die dich und dein Marktwert nochmal
steigern. Dann ist das etwas, was Leute sehr, sehr gerne sehen, weil es wird in
mich investiert, ich nehme nochmal was mit. Also: Win, win, win, wenn ich nicht
so viele Anforderungen draufpacke.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Absolut!
Also, ich werde da gleich nochmal darauf zurückkommen. Das darf ich an dieser
Stelle unseren Hörerinnen und Hörern nochmal sagen. Weil ich glaube, das ist
super wichtig, auch diesen Shift zu machen, zu gucken, was wollen eigentlich
die Bewerber/Bewerberinnen, wenn wir von einem Bewerber/innen-Markt hier auch
sprechen? Aber nochmal ganz kurz darauf zurückzukommen, du hattest ja, also wir
haben über digitale Tools gesprochen, was es da gibt und was sie einem auch
nutzen. Siehst du da auch Grenzen oder Gefahren, oder sagst du also, da an der
Stelle nutzen wir digitale Tools gar nicht mehr oder wo du vielleicht sagen
würdest, es ist auch nicht für jeden was? Habt ihr da so Erfahrungswerte?

Tobias: Ich darf nicht „for
it‘s own sake“ digitalisieren, so zum Selbstzweck. Nichtsdestotrotz müssen wir
uns überlegen, wir sind immer noch wahnsinnig unterdigitalisiert. Wenn ich
schaue, wie funktioniert Bewerben heutzutage und wie funktioniert
Online-Shopping, Aktien kaufen, Arzttermin buchen? Gut, Gesundheitssystem ist
vielleicht ein schlechtes Beispiel. Du weißt, worauf ich hinaus will. Und da
müssen wir mit Bewerben auch hin, dass das sich genauso natürlich in unseren
Alltag einpflegt und von den Leuten unterwegs machen und nutzen lässt, wie
andere Dinge auch. Wo sind Grenzen? Ich denke eine Grenze und das passt ganz
gut zu unserem -Gott, ich nutze viel zu viele englische Begriffe hier- zu
unserem Purpose, also zu dem Sinn, den wir für uns als Unternehmen bei
StepStone definiert haben, nämlich wir entwickeln Technologie, um Menschen zu
helfen. Und darauf kommt es letztlich an. Ich werde von ganz vielen
Recruiterinnen und Recruitern immer gefragt: Naja, aber wenn ihr immer besser
werdet, irgendwann ersetzt ihr uns doch? Nein, das können wir nicht und das
wollen wir nicht. Was wir hingegen tun, wir schaffen euch die Möglichkeit, euch
wirklich auf euren Job und eure Stärken zu konzentrieren. Und wie machen wir
das? Indem wir Schnelligkeit, darüber haben wir schon ganz viel gesprochen. Wir
investieren natürlich ganz viel in Matching, sodass auch wirklich die richtigen
Personen, die wirklich gut zu den Anforderungen und zum Angebot passen und die
Unternehmen zueinander finden. Wir müssen dieses alles so schnell und so
qualifiziert machen, dass da am Ende auf beiden Seiten sowohl das Unternehmen
mit drei, vier Bewerber/innen zusammenkommt als auch der Bewerber, die
Bewerberin drei, vier Angebote hat, die alle schon sehr, sehr gut passen. Und
das ist schon alles sehr schnell gegangen, sodass ich dann so schnell wie
möglich ins persönliche Gespräch gehe und dass dann das hier, das Bauchgefühl
den Ausschlag gibt.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Aber weil du es gerade sagst: Matching. Ist Matching heute anders? Also
natürlich wird es anders sein, weil ich gucke mir nicht mehr diese klassische
Bewerbungsunterlage an und überleg mir: Mhh, könnte der passen? Also ist es
anders und wenn, wie ist es anders? Ich weiß, ich stelle auch immer viele
Fragen, aber wird da schon KI oder KI-gestützte Systeme genutzt, die dieses
Matching erleichtern, auf der einen Seite? Oder...? Also, ich stelle mir immer
vor, dass wahrscheinlich bei diesem Matching auch vielleicht mal Kandidatinnen
oder Kandidaten in die Auswahl kommen, die vielleicht vorher durchs Raster
gefallen sind, im klassischen Auswahl-Systemen. Ist das so?

Tobias: Das ist natürlich
etwas, wo wir ständig weiter dran optimieren. Also diese Technologie, die
richtigen oder das passende Match zu finden, darein investieren wir seit Jahren
massiv. Daran arbeitet unsere Produktorganisation, ich meine 800 bis 1000
Personen bei StepStone arbeiten da dran, diese Technologie zu verbessern. Das
ist so das Kernprodukt, das wir anbieten und was uns, glaube ich, dann übrigens
auch ja einzigartig macht am Markt und weshalb ich keine Sorge habe, dass es
uns noch lange geben wird. Weil da haben wir die Expertise. Wie arbeitet man
mit diesen sehr, sehr Jobmarkt, jobspezifischen Daten und wie bringt man die am
besten zusammen? Und das entwickelt sich natürlich weiter, deshalb entwickeln
wir uns auch am besten weiter. Und deshalb gibt es im übrigen auch etwas, wo
wir natürlich geguckt haben: Passt das zum Markt? Wir motivieren die Leute ja,
sich zu registrieren bei uns auf der Plattform. Warum tun wir das? Eine
Registrierung ist ein zusätzlicher Schritt. Wir versuchen es ja, so einfach wie
möglich zu halten, aber damit die Plattform natürlich lernen kann. Je mehr ich
mit der Plattform interagiere, wer ChatGPT ausprobiert hat, sieht's, da ist es
genauso. Deswegen bin ich so Fan von dem Tool, weil das macht das auch noch mal
greifbarer und jetzt weiß jeder, worüber ich spreche. Aber jeder, der unsere
Plattform genutzt hat, weiß: Ja, die ersten Jobangebote, die ich kriege, sind
vielleicht schon ganz okay.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Aber sie werden immer besser.

Tobias: Genau! Aber, wenn
ich ein bisschen interagiert habe und vor allem, wenn ich ein Profil habe,
sodass das System das lernen kann, mich kennenlernen kann, dann wird das
natürlich immer besser. Und genauso geht es dann auch mit den schönen
Softskills, über die wir sprechen. Jetzt in Zukunft wird sich das natürlich
verändern, worauf dieses Match basiert und was da am wichtigsten ist.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Super! Und da können wir nämlich, glaube ich, dann direkt anschließen, weil du
es gesagt hast: Softskills. Wir sind ja, trotz aller Menschmaschine,
Schnittstelle bleibt es ja People-Business. Und diese eierlegende Wollmichsau,
das ist auch so etwas, was es in der Form ja auch nie geben wird. Das heißt,
die Frage: Wenn ich jemanden einstelle, wir reden über Schnelligkeit, über
Flexibilität, über einen Markt, der sehr viele Opportunitäten bringt, wird es
wahrscheinlich auch so sein, dass öfter eben diese Fluktuation des Wechsels auf
der Seite der Kandidaten, für die ich mal ausgewählt habe, hoch sein wird?
Vielleicht ist es doch nicht der richtige, aber vielleicht lernt der auch? Also
ich glaube, das wird sich ja auch sehr stark ändern.

Tobias: Absolut!

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Oder hat sich schon sehr stark geändert. Lass uns trotzdem noch mal auf diese
Menschen gucken, die in diesem Markt sind. Ja, also die Frage: Was wollen die
eigentlich? Was will heute ein Bewerber? Ich weiß, das ist eine große Frage,
weil da kann man auch wieder sehr zielgruppenspezifisch sein, aber
nichtsdestotrotz. Wir wollen auch kein Buzzword-Bingo machen. Ich will jetzt
nicht, wir sprechen über Purpose, wir sprechen über Softskills, wir sprechen
über Work-Life-Balance. Aber gib uns doch nochmal ein Gefühl dafür, was ist da
dieser, kann man es Paradigmenwechsel nennen? Wollen Bewerber/Bewerberinnen
heute was anderes? Also auch mit Blick so ein bisschen auf was zukünftig Arbeit
sein wird oder wie ich Arbeit bewerte. Großes Feld wieder, aber kannst du uns
da so ein bisschen ein Gefühl für geben, eine Orientierung? Und wie wichtig das
ist, dahin zu gucken, weil man hat das Gefühl, dass oftmals Unternehmen, dieser
Mind-Shift vielleicht noch gar nicht immer so klar ist, wie wichtig das ist,
dahin zu gucken.

Tobias: Ja, deswegen müssen
wir das immer wieder wiederholen. Du hast es in einer deiner vorherigen Fragen,
glaube ich, aufgegriffen: Wir sind in einem Bewerber/innen-Markt. Der
Arbeitsmarkt oder die Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt haben sich grundlegend
verschoben und es ist wichtig, dass wir uns das vergegenwärtigen. Das heißt,
was wollen Bewerber/innen? Die wollen ganz viele verschiedene Dinge. Es gibt
natürlich ein paar grundlegende Dinge, auf die die Wert legen. Jetzt haben wir
es eben schon gesagt: Ein guter, schneller Bewerbungsprozess auf Augenhöhe. Das
heißt, ich melde mich auch schnell zurück. Ich gebe Transparenz darüber, wann
Entscheidungen fallen, wann welche Prozessschritte sind. Geht im übrigen auch
automatisiert, kann man auch Tools nutzen. Denn so ein Bewerbungsprozess ist ja
auch die erste Probe auf's Example, wie es denn wirklich so halt in meinem
Unternehmen, ob ich wirklich ein People-Business bin, ob ich wirklich auf
Augenhöhe bin, ob ich wirklich innovativ bin. Wenn ich das da nicht zeige, dann
glaubt mir das natürlich ein Bewerber nicht. So jetzt wir wieder ganz stark beim
Bewerbungsprozess. Was wollen die sonst noch? Du hast die ganzen wichtigen
Begrifflichkeiten eigentlich schon angesprochen, von Work-Life-Balance bis hin
zur Sinnhaftigkeit. Das kann man so im Detail nicht beantworten. Wir müssen uns
nur vergegenwärtigen, dadurch, dass wir als Unternehmen jetzt in der Position
sind, für unsere Jobs zu werben und zu konkurrieren, müssen wir natürlich ein
breiteres Angebot schaffen. Das heißt, ich muss für mich definieren, was macht
mich einzigartig, auf der einen Seite und auf der anderen Seite muss ich
gucken, was will denn meine Zielgruppe. Und das sind natürlich hoch
unterschiedliche Dinge. Und deswegen, um noch einen konkreten Tipp zu geben,
rate ich gerade kleineren Unternehmen häufig: Schaut euch doch mal die Zielgruppe
der etwas erfahreneren Fachkräfte an. Die fühlen sich, und das ist ein großes
Problem am deutschen Arbeitsmarkt, nämlich nach wie vor nicht richtig
gewertschätzt. Häufig fühlt man sich schon mit 50, mehr oder weniger auf dem
Abstellgleis, kriegen wir häufig zurückgemeldet. Es gibt
Frühverrentungsprogramm. Total irre, wenn ich an die aktuelle
Arbeitsmarktsituation denke. Und das ist die Zielgruppe. Witzigerweise
verbindet man das immer mit den Jüngsten, die am meisten Wert auf
Sinnhaftigkeit legt, dass sie am Ende des Tages wissen, was habe ich eigentlich
geleistet. Und wenn ich da nochmal ein halbes Jahr ins Training investiere, die
onzuborden, dann kriege ich einen wahnsinnig loyalen Mitarbeiter zurück, der
riesen Interesse daran hat, das Unternehmen nach vorne zu bringen. Und selbst
wenn jemand 60 ist, arbeitet er doch noch fünf, sieben Jahre. Das Investment
zahlt sich mehr als aus, also das wäre nochmal ein Tipp.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Vor allem, man fängt nicht bei Null an. Es sind ja Menschen, die schon sehr,
sehr viel Erfahrung auch mitbringen und man vielleicht eben den Lernprozess
dann komprimiert in einem Quereinsteiger-Programm oder was es gibt.

Tobias: Absolut!

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Wenn wir nochmal blicken auf die, wir haben es ja versucht, immer wieder auf
die kleineren mittelständischen Unternehmen zu fokussieren. Gerade mit dem
Blick, was du jetzt eben skizziert hast, worauf Menschen heute Wert legen,
worauf es ankommt. Denkst du, dass da vielleicht nicht gerade auch
mittelständische Unternehmen, vielleicht auch im Vergleich zu größeren
Konzernen -das ist ja immer, wo gehe ich hin, wo gibt's die besseren Gehälter -
vielleicht sogar auch gerade hier Vorteile haben, weil sie etwas mitbringen an
Flexibilität etc., die ein Großkonzern allein durch den Konzern so nicht bieten
kann? Wie siehst du das?

Tobias: Absolut! Ganz viele
Mittelständler, ganz viele KMU's unterschätzen ihre eigene Attraktivität. Wir
haben vor zwei, drei Jahren mal eine Studie gemacht, aber ich bin fest davon
überzeugt, dass es nach wie vor valide ist. Und da haben wir gefragt, welche
Unternehmensgröße wünscht ihr euch denn eigentlich für euren Traumarbeitgeber?
Und die mit Abstand größte Kategorie waren die kleinen Unternehmen. Also, ganz
viele Menschen möchten diese familiäre Atmosphäre, möchten ja diese direkte
Verbindung zum Unternehmenserfolg, zum Endprodukt, das nur kleine Unternehmen
so gut gewährleisten können. Ich kann ja auch in ganz viele Felder noch
zusätzlich reinschnuppern. Flexibilität ist ein ganz, ganz wichtiger Begriff in
diesem Kontext. Du hast es gesagt, kleine Unternehmen haben die Möglichkeit,
individuelle Lösungen mal viel schneller zu testen und umzusetzen, als
Großkonzerne, wo das dann erst mal entsprechende Prozesse durchgehen muss. Und
diese Flexibilität ist ein riesen Vorteil aktuell.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Und warum denkst du, sehen das mittelständische Unternehmen nicht? Ist das eine
Mindset-Frage? Also wo hapert es denn da?

Tobias: Ja, vielleicht ist
das eine falsche Bescheidenheit, vielleicht ist das eine Frage des Mindsets.
Aber ich rufe immer dazu aus, sich vor Augen zu führen, der deutsche
Mittelstand ist ja nicht umsonst so erfolgreich auch im weltweiten
Konkurrenzkampf gewesen. Die mittelständischen Unternehmen sind doch kreativ.
Und jetzt habe ich Training angesprochen, Weiterbildung. Vielleicht ist auch
das eine oder andere, wo es andere kleinere Unternehmen gibt, die einen
ähnlichen Bedarf haben. Warum schließe ich mich nicht vor Ort mal zusammen,
spreche die IHK's an, ob die dabei helfen können. Kreativ sein! Und eigentlich
mit kreativen Lösungsfindungen ist der deutsche Mittelstand ja auch so
erfolgreich geworden.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Absolut! Wir sehen, was für ein unglaublich großes und wichtiges Feld das ist.
Ich glaube, wir könnten bestimmt zehn Podcast-Folgen zu einzelnen Themen
machen. Wir sprechen jetzt über Recruiting, man könnte auch über Retention und
Mitarbeiterbindung. Themen, Themen, Themen, die so wichtig sind. Das heißt auf
jeden Fall, Tobias, dass ich dich nochmal einladen muss.

Tobias: Ja, gerne!

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Du kommst aus der Nummer hier nicht raus. Ich würde dir aber gerne zum
Abschluss noch eine Frage stellen. Was würdest du, sehen wir es ein bisschen
als kleinen Appell, wenn du möchtest, du bist ja, du darfst ja predigen in
deiner Funktion. Was würdest du aufgrund der Herausforderungen, die es gerade
gibt, jetzt mittelständischen Unternehmen raten? Und was glaubst du so ein
bisschen, wo arbeiten denn zukünftig die Talente, die wir so sehr brauchen?

Tobias: Die Talente werden
dort arbeiten, hoffentlich, wo sie ihre beste Leistung bringen können und wo
sie am zufriedensten sind. Wir haben kürzlich eine Befragung gemacht, wobei
herausgekommen ist, dass die große Mehrheit den Job mit dem perfekten Fit noch
nicht gefunden hat. Und da müssen wir hinkommen. Wenn wir immer weniger Leute
haben müssen, die da sind, doch da sein, wo sie am Ende glücklich sind und wo
sie darauf basierend auch die beste Leistung bringen. Das heißt, was rate ich
den Unternehmen: Sich die Situation vergegenwärtigen, jetzt aktiv werden, sich
zu überlegen, wie kann ich ein attraktives Angebot bieten und sich flexibel
aufstellen. Menschen werden in Zukunft die Jobs häufiger wechseln, aber das ist
gar nichts schlechtes. Das klingt erst mal sehr herausfordernd, das heißt aber
auch andersrum, dass ich natürlich schneller Leute gewinnen kann. Das wird
einfach sukzessive so passieren. Und jetzt mal, wir sind ja auch alle in einer
Doppelfunktion, wir sind ja auch alle Arbeitnehmende am Markt oder
Selbstständige. Wie cool ist das denn, wenn ich in die Zukunft schaue, ich
mache nicht mehr nur einen Job und den dann 40, 50 Jahre. Ich kann drei, vier,
fünf verschiedene Jobs machen, einfach weil ich neu lerne, weil sich der Markt
so schnell weiterentwickelt und das ist doch eigentlich eine ganz schöne
Zukunft.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das finde ich auch und ich finde, das ist ein wunderschönes Schlusswort. Das
ist dieses lebenslange Lernen und was kann eigentlich schöner sein? Von daher,
Tobias an dieser Stelle vielen, vielen Dank für deine Einschätzung und für
deine Tipps, deine Empfehlung. Ich freue mich schon auf unsere nächsten Folgen,
wenn wir dich auf jeden Fall wieder brauchen als Experten, wenn es um so
wichtige Themen geht. Vielen Dank!

Tobias: Ja, vielen Dank
Jeannine für die Einladung. Hat Spaß gemacht!

Jeannine Malcherek-Wirtz:
"Probieren geht über studieren" bekommt hier einen ganz neuen Klang.
Soll heißen: Viele Qualifikationen werden sich Mitarbeitende zukünftig "on
the job" oder im Zuge der Weiterbildung aneignen können und müssen. Für
den Bewerbungsprozess gilt daher: Im Matching wird morgen vielleicht nach ganz
anderen Kriterien gesucht als heute noch. Statt Expert:innenwissen kommt es
dann auf Kreativität und Lernbereitschaft an und was schon jetzt gilt: Einfach
und schnell muss es gehen, damit sich die richtigen Kandidat:innen überhaupt
bei Ihnen melden. Dafür können gerade Unternehmen, die keine große Personalabteilung
haben, auf eine ganz Bandbreite von Tools zugreifen. Alle bisherigen Podcast
Folgen finden Sie übrigens online auf der Website der Stadtsparkasse Düsseldorf
zum Nachhören – unter
www.sskduesseldorf.de/fi/home/digitaler-mittelstand/Podcast-DigiDUS. Und
weitere Infos und Tipps zum Thema Digitalisierung im Mittelstand finden Sie wie
immer auf unserem Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de/fi/. Ja, wir
freuen uns schon, wenn Sie auch bei der nächsten Folge wieder zuhören. Dann
erwarten uns unter anderem spannende Themen wie das Thema „Mittelstand und
Innovation“ und darauf freue ich mich auch ganz besonders, besuchen wir einmal
den Düsseldorfer Flughafen. Bis dahin, bleiben Sie gesund!

Outro: #DigiDUS:
Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein
Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

 

Transkript zur Folge #17

Transpript

INTRO: #DigiDUS
Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der
Stadtsparkasse Düsseldorf.

JMW: Ja, geht es Ihnen auch
so? Ich brauche nur am Flughafen zu stehen, um meine Gedanken, um die Welt
kreisen zu lassen. Flughäfen sind Sehnsuchtsorte und haben eine ganz besondere
Faszination. Das Abenteuer ist dort nur einen Check-In entfernt, und damit sich
Reisende schon beim Abflug ganz auf ihre Pläne für den Urlaub oder den Business
Trip konzentrieren können, soll dort durch Digitalisierung und KI alles noch
etwas einfacher werden. Sind Sie ready for Take-Off?

JMW: Ja, wir sind heute mit
#DigiDUS mit unserem Podcast am Düsseldorfer Flughafen bei der FDG, also der
Flughafen Düsseldorf Gmbh zu Gast, und ich freue mich wirklich sehr, dass sich
Pradeep Pinakatt als Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Zeit für uns genommen
hat, um mit uns über die wichtigen Themen Digitalisierung und künstliche
Intelligenz im Unternehmen zu sprechen. Ja, Herr Pinakatt schön, dass Sie da sind,
und schön, dass wir hier sein dürfen

PP: Vielen Dank.

JMW: Das freut uns. Ja, ich
hatte mir etwas überlegt. Ich hatte mir gedacht für unser Podcastinterview, ob
ich Sie nicht einlade, Sie einlade, mit mir zusammen eine kleine Reise durch
den Düsseldorfer Flughafen zu machen, um einfach mal zu schauen, wo und an
welchen Stellen ja Digitalisierung und auch vielleicht künstliche Intelligenz
schon eine Rolle spielen, und finde auch, dass gerade ja der Flughafen perfekt
dafür ist, weil er ist wie so ein Nucleus, also er besteht aus so vielen
Bereichen. Es finden sich hier so viele Tätigkeiten. Das ist eigentlich best
practice par excellence. Von daher meine Frage an Sie. Nehmen Sie meine
Einladung an? Kommen Sie mit?

PP: Sehr gerne.

JMW: Das freut mich. Ja, dann
starten wir mal mit unserer kleinen Reise. In der Regel ist es ja so,
bestenfalls, dass wir erst eine Anreise haben, eine Ankunft am Flughafen. Wie
schaffen Sie es, dass es für einen Passagier oder für uns Reisende ein
durchgängiges Reiseerlebnis gibt?

PP: Aus unserer Sicht sind
da zwei Dinge entscheidend. Zum einen die Zusammenarbeit der verschiedenen
Player hier auf unserem Campus. Wir sprechen immer vom Campus Gedanken, das
heißt, wir wollen mit allen Partnern und Kunden im kooperativen Stil zusammenarbeiten,
dabei dann auch Daten austauschen und ja, ich sage mal, für den Passagier im
Sinne eines guten Teams zusammenarbeiten. Das ist das eine. Zum anderen wollen
wir Daten, auch künstliche Intelligenz, zum Wohl der Passagiere einsetzen. Ich
habe da zwei Beispiele im Kopf. Zum einen haben wir ein Projekt gehabt im
Zusammenhang mit unserem Skytrain. Das ist der, People Mover, der jährlich
mehrere Millionen Menschen fahrerlos zwischen dem Fernbahnhof, den Parkhäusern
und dem Terminal befördert. Da haben wir über die Vernetzung verschiedener
Verkehrsträger und Datenströme einen Data Space kreiert, KI gestützte
Lernarchitektur, das dient dazu, oder hat im Ergebnis die Einsatzplanung
optimiert, es optimiert das Energiemanagement und die Kommunikation zu den Fahrgästen
ist dann auch noch mal eine andere. Beispiel ist, wenn Sie am Terminal ankommen
oder mit dem Flieger ankommen und Sie vielleicht dann auch schon direkt eine
Idee haben, wann denn am Fernbahnhof ihr Zug kommt, umgekehrt, wenn Sie am
Fernbahnhof ankommen, und Sie wissen, wie sind Wartezeiten an der
Sicherheitskontrolle, dass da also ein Austausch entsprechender Daten
stattfindet. Dieses Projekt haben wir in Kooperation mit der Deutschen Bahn,
Siemens und dem Ferdinand-Steinbeis-Institut durchgeführt, aber auch der VRR,
Xovis und National Express waren dabei. Ziel ist es, über die verschiedenen
Verkehrsträger ein durchgängiges Reiseerlebnis für die Passagiere zu
ermöglichen.

JMW: Wenn wir unsere Reise
jetzt fortsetzen, unsere kleine, die wir zu zweit hier durch den Düsseldorfer
Flughafen machen, kommen wir jetzt an die nächste Station und ich habe mir ein
bisschen erlaubt, zumindest aus Sicht eines Reisenden, glaube ich macht das
Sinn, dass ich ein paar Sachen zusammengefasst habe. Ich weiß, prozessual wird
das nicht so sein, aber zumindest aus Sicht des Reisenden. Also, wir kommen an,
das heißt, wir müssen einchecken, wir müssen unser Gepäck aufgeben, und wir
müssen ja auch durch die Sicherheitskontrolle. An welchen Stellen erlebe ich
denn jetzt mit Bezug auf diese, auf diese Punkte schon digitale Touchpoints,
die mir auch entsprechend helfen, dass mein Reiseerlebnis ja so einfach und so
komfortabel wie möglich ist?

PP: Da haben wir zum
Beispiel unser DUS Gateway, was wir im Laufe des Jahres eingeführt haben. Das
ist ein online buchbares Zeitfenster, sozusagen, um durch die
Sicherheitskontrolle zu gehen. Das Ganze ist kostenlos. Man kann es 72 Stunden
vor Abflug buchen und bis 60 Minuten vorher. Das Schöne an dem System ist, dass
man keinen separaten QR-Code benötigt, wird also gematcht mit der Bordkarte,
und man hat dann quasi über das Mobile Device, was man hat, und einer Karte die
Möglichkeit, das dann zu nutzen. Hinzukommt, dass bis zu fünf Personen bei
einem so 'nem Code sozusagen oder bei einer Anmeldung das nutzen können. Das
heißt, Familien mit drei Kindern zum Beispiel können das problemlos nutzen.

JMW: Perfekt, gerade, wenn
man an Kinder denkt. Sehr schön! Sie haben das jetzt gerade gesagt, dass es
hier auch darum geht, möglichst auch Wartezeiten zu verringern, alles ein
bisschen schneller und auch durchlässiger zu machen, zumindest in der jüngeren
Vergangenheit oder auch im letzten Jahr hatten Sie wirklich, gerade wenn es
auch um Themen geht wie Wartezeiten, Flugausfälle, Personalmangel, schwierige
Zeiten hier auch, das muss man einfach sagen. Was mich interessieren würde:
Einerseits, wie sind Sie mit, oder wie gehen Sie mit so herausfordernden Themen
auch um, und dann aber auch, hilft Ihnen bei der Lösung dieser Themen
vielleicht auch schon so etwas wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz,
oder ist das vielleicht eher etwas, was man perspektivisch sieht?

PP: Die Zeit, die Sie
angesprochen haben, die hinter uns liegt, die war sicherlich eine sehr
herausfordernde Zeit in vielerlei Hinsicht. Zunächst galt's natürlich, das
Unternehmen wirtschaftlich auf Kurs zu halten, aber auch die Menschen und die
Belegschaft mitzunehmen in der Zeit mit Kurzarbeit. Die Belegschaft sowohl vom
Flughafen als auch von den vielen Partnern ist mit viel Leidenschaft und
Herzblut weiterhin bei der Arbeit gewesen, zumindest die, die nicht in
Kurzarbeit waren, und war natürlich enttäuscht darüber, dass man den
Passagieren nicht den Service bieten konnte, den wir uns selber vorstellen und
uns jeden Tag vornehmen. Wir werden an verschiedenen Stellen durch den Einsatz
von Technik da Verbesserungen erzielen. Wir haben gerade das DUS Gateway
genannt. Was man an der Stelle sicherlich auch nennen kann, ist zum Beispiel
der Einsatz von CT Scannern, worüber man dann zukünftig an den
Sicherheitskontrollen nicht mehr Flüssigkeiten und ähnliches nochmal auspacken
und beiseitelegen muss, erhöht den Durchsatz, ist aber nicht zulasten der
Sicherheit. Wir haben die Sensorik im Terminal ausgebaut, worüber man dann
nochmal genauer Wartezeiten erschließen kann, und auch eine verbesserte
Personaleinsatzplanung. Wir haben für uns aus den Zuständen im letzten Jahr, so
möchte ich es mal beschreiben, natürlich aber auch Lernen gezogen und in dem
Zusammenhang das Programm Off-Block auf den Weg gebracht. Das sind über 40
Einzelmaßnahmen und fast 10 Millionen Euro, die wir da in die Hand genommen
haben, mit den Schwerpunkten Sicherheitskontrolle, Gepäck und Sauberkeit im
Terminal. Beim Gepäck ist zu nennen, dass wir zum Sommer Flugplan hin einen Start
der Operations um drei Uhr hatten, sodass wir für die erste Welle einen kleinen
Puffer hatten, dass also sich nicht erst lange Schlangen bilden konnten. Wir
haben eine Taskforce hier am Flughafen, die auch nochmal zusätzlich mit
aushelfen kann. Beim Thema Hygiene haben wir mit dem Dienstleister uns relativ
früh im Jahr zusammengesetzt und geschaut, was wir da besser machen können. Da
kommt zum Beispiel KI zum Einsatz, denn man muss nicht zwingend jeden
Müllbehälter ablaufen, wenn er nicht wirklich voll mit Müll ist. Genauso trifft
das sicherlich zu auf die Sanitäranlagen. Da ist sicherlich auch mit Blick auf
die Zukunft deutlich mehr möglich, was Effizienzen steigert und auch, ich sag'
mal, den Einsatz von Ressourcen im Sinne der Nachhaltigkeit verbessert.

JMW: Sehr spannend! Wenn
wir jetzt weitergehen mit unserer kleinen Reise, sind wir jetzt quasi ja wir
haben eingecheckt und unser Gepäck aufgegeben, sind durch die
Sicherheitskontrolle und kommen jetzt ja in diesen, ich nenne es immer
Wartebereich. Also, wir warten quasi auf unseren Abflug, und ich persönlich
finde immer, das ist wie eine Welt für sich. Ja, man hat so viele Möglichkeiten
zu shoppen, zu essen, es gibt Duty-Free. Meine Frage an Sie, das würde mich
wirklich interessieren. Wie lassen sich eigentlich diese logistischen
Herausforderungen eines so großen Standortes meistern, und inwiefern spielen
auch hier schon digitale Lösungen eine Rolle?

PP: Grundlage dafür ist
sicherlich auch die sehr gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen
Parteien, also dem Flughafen und den verschiedenen Unternehmen, die hier
ansässig sind und entsprechende Dienstleistungen erbringen oder auch Waren, an
den Passagier bringen, sozusagen, und von daher untersuchen wir als Unternehmen
natürlich auch, inwiefern wir effiziente Bestell- und Lieferprozesse
digitalisieren können und entsprechend die Standort Logistik an der Stelle
verbessern können, weil das schlichtweg Potenzial bietet für mehr
Nachhaltigkeit, aber auch im Sinne der Wirtschaftlichkeit sicherlich sinnvoll.
An der Stelle denke ich zum Beispiel an eine gleichmäßige Auslastung des
Fachzentrums, optimale Versorgung im Terminal, die damit einhergeht. Eine
punkt- und zeit genaue Belieferung, und durch intelligenten Einsatz von
digitalen Unterstützungssystemen ist es sicherlich möglich, auch dass man
weniger Fläche nutzt im Sinne der Lagerhaltung für Waren. Auf der anderen Seite
gibt's auch Themen, wo wir die analoge und digitale Welt verknüpfen können. Wir
haben ein System, das nennt sich Click & Collect. Da geht es darum, dass
ein Passagier, der abfliegt, bevor er durch die Sicherheitskontrolle gegangen
ist, zum Beispiel schon Essen bestellt und das dann hinterher noch einsammeln
muss, oder umgekehrt. Er kommt an, und wenn er am Gepäckband steht, bestellt er
dann Essen oder ein Getränk, und das spart Wartezeiten, und im Sinne der
Customer Convenience sicherlich etwas, was ansprechend ist für den Passagier.

JMW: Absolut ja, wir müssen
so langsam mal unsere Reise fortsetzen, Herr Pinakatt. Wir sollten mal so
Richtung Flug denken, und ich würde mal sagen, wir sitzen jetzt schon im
Flugzeug und warten eigentlich darauf, dass es losgeht. Das ist immer eine gute
Zeit zum Nachdenken. Wenn man über das Thema Flug spricht, glaube ich, kann man
sagen, dass gerade auch bei vielen Menschen so das Thema Reiseziel und aber
auch Verkehrsmittel immer mehr auch durch das Thema Nachhaltigkeit geprägt
wird, verständlicherweise. Vielleicht können Sie uns da mal ein bisschen
Einblick geben. Was erwarten eigentlich Passagiere heute, wenn Sie fliegen? Und
auf der anderen Seite haben sich eigentlich Reisegewohnheiten auch verändert?

PP: Gerne, also die
Weiterentwicklung zu einem nachhaltigen Mobilitätshub ist aus unserer Sicht ein
sehr wichtiges Thema, und wir können zugleich zwei wesentliche Standortfaktoren
von unserem Einzugsgebiet an der Stelle vorantreiben. Wir haben nämlich in
Europa nach London mit 18 Millionen Einwohnern das zweitgrößte Einzugsgebiet,
und dabei geht es um Intermodalität und hervorragende Erreichbarkeit aus
unserer Sicht. Nachhaltigkeit und Klimaschutz hat natürlich enorm an Bedeutung
gewonnen. Das sehen wir nicht zuletzt an dem Wegfall vieler innerdeutscher
Verbindungen und in dem Zusammenhang natürlich auch eine Verlagerung in
Richtung der Bahn. Das ist für uns aber, um ehrlich zu sein, nichts, was uns
Sorge bereitet. Im Gegenteil, wir sind heute schon der am vielfältigsten
angebundene Flughafen Deutschlands über Straße und Schiene, und jetzt kommen
nochmal ein paar Punkte hinzu. Es gibt den Ausbau des RRX, es entsteht eine
neue U-Bahnlinie, die U81. Wir haben ja einen Fernbahnhof, und wir sind der
Überzeugung, dass man diesen Fernbahnhof auch nochmal besser nutzen kann, mit
mehr Stopps könnte dann auch zu einer Entlastung des Hauptbahnhofs in
Düsseldorf führen. Letztendlich geht es natürlich darum, dass wir die
Bedürfnisse der Passagiere entsprechend befriedigen und die Anreise mit dem
Verkehrsmittel der Wahl des Passagiers ermöglichen. In dem Zusammenhang stellen
wir natürlich fest, dass es eine zunehmende Nachfrage nach Ladesäulen gibt, und
ja, an der Stelle sind wir natürlich dabei, dass wir ein entsprechendes Angebot
schaffen über Stromtankstellen, aber auch Sharing Dienste. Wir haben hier
deutschlandweit einmalig den DUS sharing hub, wo die verschiedenen Verkehrsträger,
ob das ein Elektroscooter ist oder ein Roller oder auch KFZs sind, genutzt
werden können, und das an einem Standort. Ja zusätzlich auch noch ein Thema,
der Ausbau von Park & Rides, und da arbeiten wir mit der Rheinbahn eng
zusammen, haben da ein Park & Ride Kombi Ticket, um günstige
Parkmöglichkeiten bei uns am Flughafen dann für Pendler zu schaffen.

JMW: Also, man sieht, es
geht nicht alleine. Es ist ein großes Netz. Trotzdem nochmal ganz kurz auf die
das Thema Nachhaltigkeit oder Klimaneutralität. Ich glaube, wir dürfen an
dieser Stelle sagen, dass ja auch der Düsseldorfer Flughafen den Düsseldorfer
Klimapakt unterschrieben hat und eben auch bis zu 2035 klimaneutral sein
möchte. Können Sie uns trotzdem vielleicht ein paar Beispiele noch geben, was Sie
gerade Unternehmen an konkreten Maßnahmen, um klimaneutraler zu werden, oder
was es auch für Überlegungen da noch für die Zukunft gibt?

PP: Ja, sehr gerne. Wir
haben den Klimaschutz natürlich fest im Blick und wollen gemeinsam mit der
regionalen Wirtschaft noch intensiver der Generationenaufgabe nachkommen, um
Klimaneutralität herzustellen, und unser erklärtes Ziel ist es, dass der
Flughafenbetrieb die Auswirkung auf die Umwelt so gering wie möglich hält. Wir
werden bis 2030 unsere CO2-Emissionen um 65 Prozent gesenkt haben. Gegenüber
dem Jahr 2010 bis 2021 hatten wir sie schon um 50 Prozent reduziert, und wir
sind auch sehr zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen werden. Bis
spätestens 2035 wollen wir CO2-neutral sein, das Thema Nachhaltigkeit hat für
uns eine große Bedeutung. Mein Kollege Lars Redeligx und ich sind dabei, die
Strategie des Unternehmens gerade zu schärfen, und das Thema Nachhaltigkeit
oder vorbildlich nachhaltig wird eine der strategischen, drei strategischen
Säulen sein, die wir zukünftig als Flughafen angehen. Wie erreichen wir das?
Wir erreichen das durch Minimierung von Emissionen und den Einsatz von
Rohstoffen, fossilen Rohstoffen. Dabei geht es natürlich darum, auch unnötige
Abfälle zu vermeiden, Nutzung von erneuerbaren Ressourcen. Wir investieren,
dabei in Zukunftstechnologien. Da geht's zum Beispiel um
Wasserstofftechnologie. Wir sind dabei, eine Wasserstofftankstelle hier am
Flughafen anzusiedeln, auch in Kooperation mit Partnern. Eine
Wasserstofftankstelle, die Luft und landseitig genutzt werden kann, hat den
Vorteil, dass dann, ich sag’ mal, ein Gerät, was Vorfeldseitig genutzt wird,
diese Tankstelle nutzen kann. Aber auch landseitig können diese dann genutzt
werden, ob das Lkws sind von Frachtunternehmen oder zum Beispiel
Wasserstoffbusse der Rheinbahn, nenne ich mal als Beispiel, die ja einige in
Bestellung haben. Zusätzlich ist es so, dass auf dem Vorfeld heute schon viel
an Elektromobilität da ist. Das wird über die nächsten Jahre weiter zunehmen.
Wir haben im Rahmen der Ausschreibung der Boden Verkehrs Lizenzen als Flughafen
auch Vorgaben gemacht, bis wann, wie viel Prozent des Equipments sozusagen
elektrisch betrieben sein muss oder nachhaltig betrieben sein muss. Da passiert
an der Stelle eine ganze Menge. Zusätzlich haben wir als Flughafen Anfang 2022
umgestellt, wie wir Strom beziehen. Wir beziehen seit Anfang 2022 von den
Stadtwerken Grünstrom und decken da den Strombedarf zu 100 Prozent aus
erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind oder Wasserkraft. Zusätzlich ist es so,
dass wir selbst erzeugten Strom auch von einer Fotovoltaikanlage hier bei uns
auf dem Vorfeld nutzen.

JMW: Ja, man sieht, wie
facettenreich das Thema ist und wie Sie tatsächlich Transformation auch hier
schon Leben von außen betrachtet oder für Außenstehende sehr, sehr spannend.
Ich möchte trotzdem unsere kleine Reise noch fortsetzen. Wir starten und gerade
der Start. Man guckt aus seinem kleinen Fensterchen und hat nochmal einen
wunderbaren Blick aus der Vogelperspektive auf die ja die Größe auch des
Düsseldorfer Flughafens. Und man muss ja auch sagen, dass sich auch gerade hier
immer mehr innovative Ökosysteme, auch an den Düsseldorfer Flughafen andocken.
Also nur um mal ein Beispiel zu nennen, unter anderem auch der EUREF-Campus.
Wie wichtig sind aus Ihrer Sicht jetzt diese Vernetzung und auch Kooperation,
einmal für den Düsseldorfer Flughafen, aber auch für den Standort als
Wirtschaftsstandort, und was macht auch den Erfolg dieser Kooperation aus?

PP: Ja, aus unserer Sicht
sind derartige Kooperationen oder strategische Partnerschaften unheimlich
wichtig, um noch zielgerichteter zu agieren und den Auftrag zu erfüllen,
nachhaltiger zu werden. Wir sind mit dem EUREF Campus eine
Innovationspartnerschaft eingegangen. Uns freut es natürlich sehr, dass wir in
unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Flughafen mit dem EUREF Campus
Düsseldorf ein Leuchtturm Projekt haben für Energie, Mobilität und
Nachhaltigkeit, und zwar nicht nur von regionaler Bedeutung, sondern von
nationaler Bedeutung. Aus unserer Sicht mit Blick auf den Standort in
Düsseldorf vorteilhaft, dass wir sozusagen Infrastruktur und
Nachhaltigkeitskonzepte unmittelbar miteinander verknüpfen, und wir sind da im
regen Austausch zu verschiedenen Themenfeldern mit dem EUREF-Campus, ein
Beispiel ist: das Thema nachhaltige Flugkraftstoffe in dem Zusammenhang also
sustainable aviation fuel. Wir gehen davon aus, dass bis 2035 da eine enorme
Nachfrage sein wird. Wir als Flughafen Düsseldorf wollen natürlich
sicherstellen, dass wir an der Stelle eine ausreichende Versorgung hier am
Standort sicherstellen können.

JMW: Wir in unserem
Podcast, wir werfen auch immer gerne so einen Blick auf die ja den so wichtigen
regionalen Mittelstand, der für Düsseldorf, für die Region ganz entscheidend
ist. Gibt es auch Beispiele für Kooperationen des Flughafens mit
mittelständischen Unternehmen?

PP: Also, als Beispiel ist
da zu nennen, wie eingangs schon erwähnt, beim Skytrain Data space Projekt die
Zusammenarbeit mit der Rheinbahn, aber auch die Stadtwerke, mit Blick auf den
grünen Strom und gegebenenfalls auch noch zusätzliches Potenzial, wenn ich an
Photovoltaik bei uns auf dem Vorfeld denke. Insgesamt sehen wir bei dem Thema
als Flughafen Düsseldorf, als Teil der Kompetenzregion Wasserstoff
düssel.rhein.wupper gemeinsam mit 100 Unternehmen, Kommunen und
Forschungseinrichtung zusätzliches Potenzial. Das ist dann die sogenannte High
Performer Region, Rhein-Ruhr. In diesem Verbund wollen wir wegweisende Projekte
für die Einführung von klimafreundlichem Wasserstoff im Bereich Mobilität
realisieren. Die High Performer Region Rhein-Ruhr ist auch eine von drei
Gewinnerinnen des Wettbewerbs, der HyLand Regionenförderung des
Bundesverkehrsministeriums, insgesamt Investitionen von 82 Millionen Euro, die
da geplant sind. Der Bund stellt Fördermittel zur Verfügung in der
Größenordnung von 15 Millionen Euro, und das Land Nordrhein-Westfalen
bezuschusst diese Projekte der Region Rhein-Ruhr ebenfalls in gleicher Höhe.

JMW: Wenn man bedenkt, wie
groß der Flughafen ist und was hier alles geschieht, so gibt es eben auch so
viele Dienstleister und Unternehmen, die hier eben auch entsprechend mit dem
Flughafen zusammenarbeiten, also ein ganz entscheidender Standort. Wir haben
uns noch gar nicht darauf geeinigt, wohin wir eigentlich reisen, aber ich würde
jetzt einfach mal sagen, das müssen wir vielleicht auch gar nicht. Wir können
aber vielleicht festlegen, dass wir in ein Land reisen, indem man ja
prinzipiell als Gesellschaft, ich sage es jetzt wirklich auch noch mal, als
Gesellschaft, technologischen Fortschritt, Innovation und Digitalisierung als
Chance sieht und aktiv mitgestaltet. Und mit diesen Reiseerfahrungen und
Erlebnissen, die wir beide quasi in diesem Land gemacht haben, kommen wir jetzt
zurück, wir fliegen zurück und kommen nach „good old Germany“, mit Blick über
all das, was wir jetzt gesprochen haben und wie innovativ Sie sind in so vielen
Bereichen, wie Transformation hier vorangebracht wird. Glauben Sie, oder denken
Sie, dass wir in Deutschland ein Innovationsproblem haben?

PP: Gute Frage! Ich bin
jemand, der denkt, dass man immer besser sein kann und was besser machen kann.
Aus meiner Sicht ist es da sinnvoll, in verschiedenen Bereichen von den besten
zu lernen. Ich habe indische Wurzeln und sehe, dass Indien beim Thema Digitalisierung,
Innovation in bestimmten Bereichen führend ist. Ich habe mal eine Zeit lang in
Australien gelebt. Auch da herrscht gefühlt in bestimmten Bereich ein anderer
Spirit. Aber letztendlich braucht es genau das, was Sie, was gerade angeklungen
ist in Ihrer Frage, nämlich Menschen, Unternehmen, die technologischen
Fortschritt und Innovation und digitale Transformation als Chance sehen und
nicht als Bürde und es auch als Auftrag verstehen, das aktiv anzugehen. Wichtig
an der Stelle, dass entsprechende politische Rahmenbedingungen geschaffen
werden und dann diese Parteien in ihrem Handeln und Tun unterstützt werden. Da
bin ich aber guter Dinge. Das ist noch eine Wegstrecke, die wir zurücklegen
müssen. Es ist vermutlich auch ein Marathon, aber die Auswirkungen sind so
enorm, wenn man das nicht entsprechend angeht, und ich bin jemand, dessen Glas
halb voll ist, und ich glaube, es braucht auch ein positives Mindset an der
Stelle.

JMW: Absolut, das, glaube
ich auch, haben wir gar nicht drüber gesprochen. Sie sind ja auch
Arbeitsdirektor. Wir hätten jetzt noch über Kultur und Mindset sprechen können.
Aber ich finde gerade das mit dem, was Sie beschreiben, und dass der Standort
Düsseldorf Airport hier so bildlich macht, dass es eben auch ganz viel mit
Vernetzung, Partnerschaft, Kooperation zu tun hat, wenn man wirklich in Sachen
Transformation weiterdenkt, und natürlich auch innovativ, Innovation und
technologischer Entwicklung. Ja, Herr Pinakatt, ich bin schon bei meiner
letzten Frage, die Zeit vergeht immer so schnell, jetzt sind wir
zurückgekommen, wir sind wieder zurück in der Heimat, in Düsseldorf, und nach
all den vielen Einblicken, die Sie uns schon gegeben haben, trotzdem vielleicht
zum Ende eine kleine Prognose. Wie sieht für Sie der Flughafen der Zukunft aus?


PP: Ich gehe davon aus,
dass das Reiseerlebnis nochmal deutlich individueller auf den einzelnen
Passagier zugeschnitten ist. Digitaler, automatisierter. Jeder Passagier wird
vermutlich ein Mobile Device bei sich haben. Darüber hinaus wird Biometrie zum Einsatz
kommen, sodass das Gesicht der Zugang zur Sicherheitskontrolle ist, zur
Bordkartenkontrolle ist. Das heißt, letztendlich ist das Gesicht die Bordkarte.
Ich denke, dass Herausforderungen, die es heute auch bei internationalen Flügen
mit unterschiedlichen Visa Regularien gibt. Es gibt bis heute noch Länder, die
Sticker in den Reisepass bringen, das wird zukünftig aus meiner Sicht auch
anders sein, sodass auch das internationale Reisen deutlich einfacher sein
wird. Wir werden in verschiedenen Prozessen Dinge einfacher gestalten müssen
und Geschwindigkeit erhöhen, Terminals der Zukunft werden vermutlich anders
aussehen, einfach, wie gerade schon angedeutet digitaler. Auch auf dem Vorfeld
wird es Veränderungen geben. Einsatz von autonomen Fahrzeugen, die zum Beispiel
Gepäck von einer Gepäckförderung zum Flugzeug befördern, werden vermutlich zum
Einsatz kommen. Die Art und Weise, wie Flugzeuge, die auf Außenpositionen
parken, angesteuert werden, wird vermutlich auch noch mal anders sein.
Letztendlich ist es aber natürlich bei einem Flughafen, den es heute schon
gibt, ja anspruchsvoller, gewisse Veränderungen vorzunehmen, weil das natürlich
mit einem gewissen Invest einhergeht. Aber bei sogenannten Greenfield Flughäfen
kann man sicherlich noch mal anders, größer denken und auch nochmal Technik
anders zum Einsatz bringen, weil man dann sozusagen auf der grünen Wiese plant.


JMW: Das ist immer schön,
Herr Pinakatt, vielen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und
für die Einblicke, die Sie uns gewährt haben, vor allem auch für Ihre
Offenheit, und ich würde sagen, wir werden mit Spannung weiter verfolgen, was
hier am Düsseldorfer Flughafen passiert, und das auch entsprechend mit
Begeisterung mit erleben. Vielen Dank.

PP: Vielen Dank für das
nette Gespräch.

JMW: Ja, ich merke gerade,
dass Flughäfen eine ganze Welt für sich sind. Sie dienen nicht nur dem
wunderbaren Urlaubsvergnügen, auch wenn Düsseldorf, als größter Flughafen in
NRW hier natürlich einen Schwerpunkt hat. Unser Flughafen in Düsseldorf ist
auch ein Wirtschaftssektor, und die digitale Transformation dort wirkt sich
auch auf den Erfolg und die Leistungsfähigkeit vieler Unternehmen in der Region
aus. Das macht es umso spannender, die kommenden Entwicklungen weiter zu
beobachten. Wir bleiben dran.

JMW: Und auch in unserer
nächsten Podcastfolge dreht sich wieder alles um die digitale Transformation in
Unternehmen und um den Einsatz von künstlicher Intelligenz, und zwar diesmal
ganz speziell mit Blick auf den Mittelstand. Ich spreche nämlich mit
Jan-Frederik Kremer vom AiF InnovatorsNet darüber, wie er Unternehmen und
Forschung miteinander verbindet, um industrienah Innovationen voranzubringen.
Alle bisherigen Podcast Folgen finden Sie übrigens online auf der Website der
Stadtparkasse Düsseldorf zum Nachhören unter www.sskduesseldorf.de/podcast, und
weitere Infos und Tipps zum Thema Digitalisierung im Mittelstand finden Sie wie
immer in unserem Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de und ja, wir
freuen uns, wenn Sie auch bei der nächsten Folge wieder zuhören.

OUTRO: #DigiDUS
Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der
Stadtsparkasse Düsseldorf.

 

Transkript zur Folge #18

Transpript

DigiDUS #18 Von wegen
abgehängt: Innovationsmotor Mittelstand mit Jan-Frederik Kremer

O-Ton Sprecher: #(Hashtag)
DigiDUS. Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein
Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ja, seitdem Midjourney, ChatGPT und Co. in unserem täglichen Leben angekommen
sind, habe ich das Gefühl, jemand hat die fast forward Taste gedrückt. Keine
Woche vergeht, in der ich keine Liste mit hilfreichen Tools in meiner LinkedIn
Timeline lese, und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Es scheint, als
würden derzeit auf nahezu jede Herausforderung im Unternehmensalltag zig, neue
digitale Lösungen mit KI entwickelt, und das ist natürlich großartig. Aber wie
behält man da den Überblick, und welche Anwendung könnte für sie genau die
richtige sein? Ich habe heute jemand zu mir eingeladen, der uns weiterhelfen
kann, Jan-Frederik Kremer vom Forschungsnetzwerk Mittelstand AiF. Ja, Jan ist
Geschäftsführer der AiF Forschung, Technik und Kommunikations GmbH und
Co-Founder des AiF Innovaters Net, und ich bin sehr gespannt, wovon er uns
berichten wird.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Jan-Frederik Kremer, zu Gast bei #(Hashtag) DigiDUS. Ich freue mich sehr Jan,
dass du heute bei uns bist. Ich hatte mir überlegt, in der Vorbereitung dieses
Podcasts, wenn wir dieser Folge eigentlich ein Label geben müssten, müsste es
doch lauten: 100 % Mittelstand, oder was sagst du?

Jan-Frederik Kremer: Das
passt sehr gut. Also erstmal vielen Dank, danke euch für die Einladung und
danke auch dir. Das trifft es genau auf den Kopf, weil das Thema Mittelstand
ist unser Thema.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das ist euer Thema genau, und das ist ganz wunderbar. Dann lass uns doch direkt
auch hier einsteigen und über den deutschen Mittelstand sprechen. So und jetzt
darfst du direkt intervenieren. Es gibt ihn nicht, den deutschen Mittelstand.
Der ist so breit und so bunt wie das Leben. Da darf ich dich einmal zitieren.
Aber nichtsdestotrotz lass uns trotzdem mal tiefer einsteigen und schauen zum
Thema Mittelstand und Innovation, wie da momentan aus eurer Sicht auch der
Status quo ist. Wenn man sich aktuelle Studien ansieht, unter anderem auch vom
BDI, dann sieht ja das Bild auf das Thema Innovation und Mittelstand immer so
ein bisschen, ja ein bisschen mau aus. Ich glaube, so darf man das sagen,
zumindest was die Innovationsfähigkeit betrifft. Da landet Deutschland sehr oft
nur auf dem zehnten Platz, weit hinter Ländern wie Dänemark, Irland und
Belgien, und beim Hervorbringen von neuen Schlüsseltechnologien wie künstliche
Intelligenz sei Deutschland gar zurückgefallen. Daher jetzt mal deine
Einordnung, haben wir hierzulande ein Innovationsproblem?

Jan-Frederik Kremer: Ja
super Frage, die natürlich hoch relevant ist. Ja, Komma, aber würde ich sagen.
Absolut, du hast das richtig dargestellt, in bestimmten Bereichen, das ist ja
mittlerweile auch sozusagen common knowledge, haben wir in Deutschland gewisse
Weise den Anschluss verpasst, was allerdings zum Teil auch ein bisschen zum
Schmunzeln ist, weil viele sozusagen der grundlegenden Entwicklung ursprünglich
mal aus Deutschland kam und wir sozusagen sie nicht hier umgesetzt haben,
Stichwort Transfer. Allerdings muss man auch sagen: Das gehört ja auch zur
entsprechenden Fairness dazu, dass wir unglaublich viele Innovationen haben und
unglaublich viele auch Weiterentwicklungen, die konkret weiterhin aus
Deutschland kommen, gerade auch aus dem Mittelstand. Das heißt so ganz das
Bild, dass der Mittelstand nicht innovativ ist, kann und will ich jetzt hier nicht
unterschreiben, denn erstmal sehen viele Mittelständler sich selber gar nicht
als innovativ an, sind aber hochinnovativ. Ich war letzte Woche bei einem
Unternehmen in der Nähe von Büren, Heggemann. Die machen Luft- und
Raumfahrttechnik sowas von innovativ, sag’ ich dir. Also wie gesagt, von
Triebwerkstechnik für Rolls-Royce bis hin zu Energieeffizienz, und selber sind
die sich zwar bewusst, dass sie innovativ sind, aber nicht, dass sie global
Speerspitze sind. Und da gibt es enorm viele von, noch, in Deutschland, von
diesen Mittelständlern, die wirklich was können, was nur zwei, drei andere auf
der Welt können, und das können sie halt wahnsinnig gut. Gesamtgesellschaftlich
allerdings muss ich tatsächlich, da dem BDI wirklich zustimmen, haben wir eine riesengroße
Herausforderung. Aktuell, weil wir auf der einen Seite den Anschluss an
wesentliche Schlüsseltechnologien, das betrifft nicht nur KI, sondern auch die
anderen Technologien, die immer durch die Presse gejagt werden, schon verpasst
haben und uns ein sehr komplexes, bürokratisches und ineffizientes
Innovationssystem leisten, was so manchen Mittelständler auch offen gesagt
abschreckt, weil er einfach davor zurückschreckt und sozusagen zu Recht sagt,
ich hab auch noch was anderes zu tun, als Formulare auszufüllen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Total verständlich, aber vielleicht kannst du das, das fand ich jetzt total
spannend, auch mit dem Beispiel. Sag doch bitte auch noch mal oder mach doch
mal deutlich, wie wichtig ist denn der Mittelstand? Also wenn es auch darum
geht, um ein, du hast es angedeutet, aber wenn es um ein leistungsfähiges,
wettbewerbsfähiges Innovationsökosystem geht, wie systemrelevant ist denn der
Mittelstand?

Jan-Frederik Kremer: Ja,
das ist eine super Frage. Man sagt ja immer, der Mittelstand ist
systemrelevant. Wenn man sich allerdings mal anschaut, dass 99,5 Prozent der
Unternehmen sind sogenannte kleine, mittlere oder mittelständische Unternehmen.
Der Mittelstand, wenn ich auch die Familienunternehmen, die größeren mit
reinbeziehe, hat den allergrößten Anteil an der Wertschöpfung an den
Arbeitsplätzen, ist quasi fester Teil der innovativen Wertschöpfung. Also ohne
den Mittelstand, um das mal ganz deutlich zu sagen, fliegt hier kein Airbus,
fährt kein Auto, läuft kein Windrad, da muss man sagen: Der Mittelstand ist
nicht um nur systemrelevant, sondern in unserem Fall ist der Mittelstand das
System, Punkt. Und wenn es dem Mittelstand schlecht geht, geht es dem System
schlecht, und dann haben wir langfristig nicht nur wirtschaftlich ein Problem,
sondern auch, ich sag mal, in Bezug auf unsere Demokratie und Gesellschaft,
weil der Mittelstand oftmals der Kit ist oder Treiber, der auch vieles
zusammenhält und vieles nach vorne treibt, also von da an nicht nur
systemrelevant, er ist das System und aus dem Innovationssystem nicht nur
wegzudenken, sondern er ist ganz wichtiger integraler Bestandteil dessen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Umso wichtiger, dass wir heute darüber sprechen. Ich finde es toll, dass du das
nochmal so herausgestellt hast. Hilf uns nochmal bei dem Thema, du hast ja
gesagt, es gibt also einen Teil, der ist hochgradig innovativ, und es gibt eben
einen Teil, der weiß es vielleicht nicht, beziehungsweise hat er eben noch
Nachholbedarf. Kannst du uns mal ein bisschen was über diese, ich nenne es
jetzt mal Lücken oder Digitalisierungslücken berichten? Also wie ist da denn
der Status quo, und wo sind denn die Herausforderungen bei der digitalen
Transformation?

Jan-Frederik Kremer: Ja,
auch eine super Frage, und du hast es richtig gesagt: da ist natürlich auch das
Bild durchaus divers und bunt. Das heißt, ich habe einen Teil der
mittelständischen Unternehmen, wie gesagt, die sind im Thema Digitalisierung
auch durchgängig, sei es Produktion, Logistik, et cetera sind die vorne mit
dabei. Ich habe aber auch einen nicht kleinen Teil. Ich sage immer so flapsig,
dass es fifty-fifty, ohne dass ich das jetzt wirklich in Zahlen belegen kann.

Jan-Frederik Kremer: Aber
es ist sozusagen mein subjektives Bauchgefühl aus hunderten
Unternehmenseindrücken. Die haben ein bisschen den Anschluss verloren, um das
ganz offen zu sagen, und zwar entweder, weil sie nicht die Kraft, nicht die
Ressourcen haben, oder auch nicht das Bewusstsein, das Mindset, dass es wichtig
ist, und das betrifft produzierende Unternehmen, Dienstleistungsunternehmen,
Unternehmen im B2C-Geschäft genauso wie im B2B-Geschäft, und um die 50 Prozent,
die sozusagen oben schwimmen, müssen wir uns keine Sorgen machen. Die, die mir
Sorgen machen, das sind die Unternehmen, die sozusagen zu den anderen 50
Prozent gehören, die aus den verschiedensten Gründen, wie gesagt entweder, weil
sie es sich nicht erlauben können, nicht die Ressourcen haben, nicht die, das
Bewusstsein haben, oder schlichtweg auch ja nicht mehr die Kraft haben, das
Thema anzugehen. Um die müssen wir uns sorgen, denn das sind natürlich auch
Unternehmen, wo wahnsinnig viele Arbeitsplätze dranhängen und Wertschöpfung
dran hängt, und von da an ist das Bild ja durchaus ambivalent und es hilft auch
wenig, das darf ich mal so offen sagen, wenn man immer mit so Wohlfallen
Initiativen und Buzzword-Sachen kommt, von ihr, ihr müsst jetzt mal euch
digitalisieren, ihr müsst mal KI einsetzen, weil natürlich im unternehmerischen
Kontext auch immer die Frage ist, was bringt mir das? Wo ist der use case, wo
liegt der Return, wie ist die Investition sozusagen auch zu begründen? Das ist
dann doch ein bisschen komplexer, als man sich das manchmal vorstellt. Aber auf
der anderen Seite müssen wir auch diesen Unternehmen den Mut machen, das Thema
anzugehen, weil vielfach ist, das muss man ganz klar sagen, bei uns einfach der
Faktor, der über einen Wettbewerbsvorteil mit entscheidet, denn wir wissen
alle, dass wir in anderen Faktoren jetzt nicht so ganz gut dastehen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Finde ich total wichtig, und dann lass uns bitte nicht hier Buzzword-Bingo
machen. Das wollen wir heute nicht tun. Aber weil du es gesagt hast, dann lass
uns doch mal über die Schwachstellen sprechen, ist ja ganz spannend, du hast es
ja jetzt auch angedeutet. Wo sind denn dann die Schwachstellen? Also im
deutschen Innovationsökosystem. Also ist es mangelnde Vernetzung, mangelnder
Transfer? Wie würdest du das einordnen, und wie wollt ihr auch von Seiten der
AiF da weiterhelfen?

Jan-Frederik Kremer: Ja,
das ist eine ganz super Frage. Ehrlich gesagt, da könnten wir ein eigenen
Podcast zu machen. Ich versuche das mal in drei Punkten kurz zu machen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ich lade dich wieder ein.

Jan-Frederik Kremer: Ja,
auf jeden Fall. Also Punkt eins: Ich möchte mal aufhören mit der Mär, dass wir
grundsätzlich zu wenig Geld ins Innovationssystem stecken, das kann ich so
nicht unterschreiben. Wir stecken das Geld an die falschen Stellen und für
falsche Initiativen, um das ganz deutlich mal jetzt zu sagen. Wir haben in Deutschland
eine unfassbare Inbalance zwischen der, ich sag mal, unglaublich üppigen
Ausstattung finanziell der Grundlagenforschung, und eine wahnsinnig schwache
Ausstattung der sogenannten anwendungsorientierten Forschung. Das erlebt man
jetzt über diese ganze Debatte DATI, die Deutsche Agentur für Transfer und
Innovation. Aber Tatsache ist, dass wir uns da ein Verhältnis von eins zu zehn
erlauben, und nichts gegen Grundlagenforschung, nicht dass das die ganzen
Max-Planck-Institute jetzt die Schnappatmung kriegen, den will man nichts
wegnehmen, aber Tatsache ist auch, ein Land, was sozusagen davon lebt, dass
industrielle Wertschöpfung, Wertschöpfung über innovative Dienstleistungen
passiert, muss einen starken Anwendungsfokus haben. Das heißt, wir können uns dauerhaft
nicht erlauben, forschen um des forschen Willens. Das nächste Thema, du hast es
ganz deutlich angetan, ist das Thema Transfer. Das ist auch so ein Thema, das
begleitet mich jetzt beruflich seit 15 Jahren. Seit 15 Jahren höre ich in den
verschiedensten Buzzword-Konstellationen, das muss besser werden. Meistens ist
dann die Antwort einfach, mehr Geld in System zu kippen, was aber nichts
bringt, wenn das das System an der Stelle nicht effizient ist. Also, Transfer
hat so viele Facetten. Tatsache ist aber auch, ich bin immer mehr etwas
desillusioniert. Transfer funktioniert seltenst gut auf Kommando, seltenst gut,
indem ich zum Beispiel Hochschulen und Universitäten einfach mit Geld
zuschütte, sondern Transfer funktioniert ja nicht in der Einbahnstraße,
Transfer funktioniert multilateral, funktioniert in einem Austausch, und viele
Unternehmen, auch Mittelständler, sind zum Teil fünf oder zehn Jahre weiter als
Hochschulen und Universitäten, technologisch, in der Entwicklung et cetera. Das
heißt: ein Ökosystem, wie die AiF es bietet, als Vertrauensökosystem, wo sich
also Unternehmen, zum Teil Wettbewerber, auch treffen können, gemeinsam
Innovationen besprechen können, Projekte besprechen können, dann mit
Hochschulen zusammenarbeiten können, die aber auch herausfordern, die
challengen, die grillen, so ein bisschen wie in der Höhle der Löwen: Sag mal,
bringt das was? Und sozusagen nicht nur im Elfenbeinturm, sondern auf der
Straße am Ende des Tages, also auf dem Markt, ist deshalb wahnsinnig wichtig,
weil es so eine Art Dauer-Realitätscheck ist, und so eine Art Dauer, sag ich
mal, Checks and Balance und korrektiv, dass Innovation nachher nicht nur
sozusagen in Ideen existieren, sondern auch auf die Straße kommen, zum Beispiel
in verwertbare Produkte. Das heißt, das ist genau unsere Aufgabe durch Arbeit,
die sehr mittelständig Hands-On ist, und deshalb haben wir auch so ein bisschen
manchmal ein Imageproblem, weil wir nicht so bekannt sind wie Frauenhofer,
Max-Planck. Tatsache ist aber, jedes Jahr beteiligen sich an diesem System,
beispielsweise der industriellen Gemeinschaftsforschung, 25000 Unternehmen,
25000 so viel, wie in keinem anderen Programm, und die beteiligen sich ja nicht
daran, weil sie Langeweile haben oder weil sie sozusagen jetzt auf Kaffee und Plätzchen
hoffen, sondern weil sie offensichtlich einen wirtschaftlichen Vorteil dadurch
haben wollen. Und das haben wir jetzt auch als, ich sag mal, unsere Aufgabe
gesehen. Wir müssen da auch aktiver werden. Deshalb haben wir zum Beispiel das
InnovatorsNet gegründet, um mehr Sichtbarkeit zu haben, um niederschwelliger,
digitaler, einfacher, intuitiver auch die Vernetzung zu ermöglichen, Zugänge zu
ermöglichen in diesem neutralen Vertrauensökosystem, also frei von
irgendwelchen Vertriebsinteressen, orientiert an den Bedürfnissen und Bedarfe
der Unternehmen, an konkreten reellen Problemen, um zum Beispiel auch den
Branchen übergreifenden und Transfer zu ermöglichen. Denn vielfach, und das ist
auch in Deutschland, wird viel zu wenig noch praktiziert, gibt es schon sehr
gute Lösungen in einer anderen Branche, in einem anderen Technologiefeld und
man forscht doppelt und dreifach, weil man einfach davon nichts weiß. Und das
ist dann die große Aufgabe von uns, mit solchen Initiativen, wie dem
InnovatorsNet, wie dem Scouting, was wir machen, entsprechend den Unternehmen
dabei auch zu helfen, in einem neutralen Rahmen nicht doppelt und dreifach zu
forschen und überhaupt Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das passt jetzt total gut. Dann lass uns doch auch mal einfach einen
Netzwerkpartner von euch zu Wort kommen. Wir haben nämlich mit Simon Graupe
gesprochen, der ist ja Co-Founder und CEO von PatentPlus, und mit seiner
Plattform will er genau das schaffen, wovon du auch gerade gesprochen hast, ja
also Technologien, Vernetzungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Wir hören
mal, was er gesagt hat.

Simon Graupe:
Forschungseinrichtungen investieren jährlich Milliarden in die Erforschung und
Entwicklung neue Technologien. Aber nur ein Bruchteil dieser Technologien wird
tatsächlich genutzt und gelangt, wenn überhaupt, nur sehr langsam zur Anwendung
in der Industrie vor allem bei KMUs. Da es keine One-Stop-Shop-Lösung gibt, die
alle verfügbaren Technologien und relevanten FoD-Partner auflistet, haben Unternehmen
nämlich oft Schwierigkeiten, die relevantesten Transfermöglichkeiten für ihre
konkreten und F und E Bedürfnisse zu ermitteln und zu qualifizieren. Und um
genau dieses Problem zu lösen, bauen wir in PatentPlus eine globale
Technologietransferplattform, über die wir KI-gestützt jede Forschungs- und
Entwicklungsherausforderung, beispielsweise die Herausforderung einen
effizienteren Batteriespeicher zu entwickeln. Diese Herausforderung matchen wir
mit allen verfügbaren Technologien, Forschenden und Spin-Offs von über 1000
Universitäten und Forschungsinstitute weltweit, und hierdurch helfen wir
Unternehmen, ohne hohe Suchkosten ihre eigene Produktentwicklung zu
beschleunigen und schneller zu innovieren, und gemeinsam mit der AiF wollen wir
die Vorteile erfolgreicher Technologietransfers mittelständischen Unternehmen
zugänglich machen und zu einer nachhaltigen Stärkung der Innovationskraft und
Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands beitragen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Wenn wir das jetzt nochmal aufnehmen, was Simon gesagt hat, bitte stell noch
mal heraus, wie wichtig es ist, dass mittelständische Unternehmen voneinander
lernen, und wie kann dieser Austausch gefördert werden. Gib uns doch da auch
einfach nochmal ein paar Beispiele.

Jan-Frederik Kremer: Ja,
gerne, also erst mal, das, was der Simon mit seiner Truppe der Macht, mit
PatentPlus, ist wirklich genial. Deshalb kooperieren wir auch mit denen. Das
ist auch genau so ein gutes Beispiel für Kooperationen. Man muss nicht immer
alles selber erfinden, man muss auch nicht immer alles neu erfinden, sondern
wenn es gute Sachen gibt, die gut funktionieren, sich inspirieren lassen,
Formate zu schaffen, wo man sich austauschen kann und dann zu schauen: wo kann
ich auch gemeinsam synergetisch in der Wertschöpfung gehen? Das ist ja genau
dieses Beispiel. Deshalb werden wir gemeinsam auch mit den Jungs quasi dazu
auch für den Mittelstand eine Lösung anbieten. Aber jetzt noch mal konkreter zu
werden, wir müssen, die Kunst meines Erachtens liegt daran - es bringt auch
nicht nur, einfach Austausch zu machen. Konkretes Beispiel, ich nenne jetzt
hier keinen Namen. Ich habe mal von so einem Mittelstandszentrum mitbekommen
des BMW Cars, dann laden die Unternehmer Mittelständische ein zum Leonardischen
Eid im Maschinenbau. Also Sorry, dann wundern die sich, dass da kein Mensch
kommt, weil, sag ich mal, jeder Mittelständler, jede Mittelständlerin sich
fragt, was hat das jetzt mit meinem Business zu tun? Dieser Austausch muss
konkret sein, muss lösungsorientiert sein und muss sich insbesondere an den
Bedarfen orientieren. Da haben wir zum Beispiel ein Format, das nennt sich
Plattform of New Technologies and Services. Da stellen wir neue Technologien,
neue Lösungen vor, und zwar konkret in Use-Cases, konkret sozusagen auch in,
wie man so schön sagt, buzzwordig Business-Cases, also was hat es gebracht? Und
nicht von irgendwelchen Beratern oder Beraterinnen, sondern von den echten
Unternehmerinnen und Unternehmern, auch offen und authentisch. Wo waren die
Probleme? Was hat nicht funktioniert, was sind auch sozusagen versunkene Kosten
und diese ganzen Sachen? Zweitens ist das Thema Transparenz: vielfach stellt
man auch fest, gibt es diverse Studien, sind Innovationsökosysteme sehr, sehr
regional verwurzelt, was nicht schlecht ist. Aber überregional gibt es auch
enorm gute Lösungen, und jetzt meine ich nicht nur europaweit, sondern allein
schon innerhalb von Deutschland, und auch da bieten wir verschiedene Formate
an, um zu unterstützen. Das ein weiterer ganz wichtiger Punkt. Ja, und last but
not least ist es so ein bisschen, ist man wie in der Aufgabe eines
Dauerübersetzers, sag ich jetzt mal, diese Welten auch zwischen Wissenschaft
und Forschung mit der Mittelständischen zusammenzubringen. Das fängt an beim
Wording, das fängt dabei an, dass für manche Forscherinnen und Forscher es
wahnsinnig schockierend ist, dass ein Mittelständler oder eine Mittelständlerin
keine Lust und Zeit hat, 120-seitigen Projektbericht zu lesen und sich
irgendwelche, ich sag mal, Ergebnisse raus zuklauben. Und auch da arbeiten wir
mit KI-Lösungen, mit Partnern zusammen, wie wir das Runter kochen, wie man das
sich quasi ausgeben lassen kann als kurze Snippets als Podcasts oder einfach
als kurzen One-Pager zu den wirtschaftlichen Vorteilen, damit ich als
Mittelständlerin und Mittelständler überhaupt mal die Chance habe, das wirklich
auch bewerten zu können und eine Bewertung abgeben zu können für mein Geschäft
und für meine Geschäftsentwicklung. Also kurzum, dass es sozusagen
Vertrauensökosysteme neu definiert. Wir werden deshalb jetzt auch im Oktober
mit diesem Scouting- Modul an den Start gehen. Aber ich kann nur sagen, die
besten Ergebnisse kommen immer, wenn diese, ich sage mal Peer Gruppe sich
untereinander austauscht und das Vertrauen zueinander findet, offen miteinander
über Probleme und Herausforderung zu reden. Das ist manchmal offen gesagt,
zehnmal effizienter, als langfristige Forschungsprojekte, weil da eine
unfassbare kreative Energie entsteht und man feststellt, auch selbst zwischen
kleinen und großen Unternehmen. Das ist ja auch wichtig, dass man oftmals
dieselben Herausforderungen hat und vielleicht schon der eine oder andere aus
einer anderen Branche in einem anderen Technologiefeld eine gute Lösung hat,
die es verdient, 40-Mal anzuschauen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Absolut! Man merkt gerade erstmal, wie was das für ein Herzensthema für dich
ist, aber auch, wie niederschwellig ihr unterwegs seid, um wirklich diesen
Zugang zu Technologien, neuen Technologien oder den Einsatz zu schaffen. Dann
lass uns doch gerade da nochmal drauf eingehen, wenn es um dieses Thema KI,
Integration in Geschäftsmodelle etc. Da ist ja so oft immer diese Frage, wo
starte ich eigentlich, wie starte ich eigentlich? Was ist das denn für eine
Frage? Ist das eine strategische? Ist es eine technische Frage? Was aus deiner
Sicht, wie können Mittelständler neue Technologien wie KI am besten in ihr
Geschäftsmodell integrieren?

Jan-Frederik Kremer: Also,
es ist natürlich primär eine strategische Frage, weil es eine Frage ist der ich
sage mal, Geschäftsfeldentwicklung, und weniger sozusagen, ob jetzt bestimmte
Parameter erfüllt sind. Auch da ist ja viel sozusagen Buzzword-Bingo unterwegs,
aber ganz konkret zu machen. Es muss natürlich erst mal auch ein Bezug haben zu
dem, was ich aktuell mache. Das heißt, bei allem disruptiven Potenzial baut es
ja auf das Fundament gerade bei Mittelständlern, was dafür sorgt, dass erst mal
Geld verdient wird, also das Umsätze entstehen. Und da muss man auch dazu
fairerweise sagen, viele Mittelständer setzen auch schon KI in
Anführungszeichen ein, also clevere Algorithmen, Mustererkennung im Kontext von
Sensorik, der Produktionsplanung, Logistik auch in Vertriebsprozessen, ohne
dass sie es an die große Glocke hängen. Und auch da hilft wieder, es einfach
mal konkret zu zeigen, konkret zu machen, was sind die Effekte, was ist dabei
rausgekommen, was sind Anwendungsfälle? Konkretes Beispiel: wenn ich einen
sozusagen oder zwei große OEMs als Referenzkunden habe, dann wird mir KI im Salesprozess,
in diesem Geschäft nicht weiterhelfen, aber KI wird mir weiterhelfen in meinem
Warehousing, bei meine Logistik, im Produktionsprozess, in der
Qualitätssicherung, in der beispielsweise Mustererkennung von Ausschuss, also
sind Teile beispielsweise fehlerhaft, was ich als Mensch gar nicht erkennen
kann, wo einfach durch eine gute Muster- und Bilderkennung gearbeitet wird, und
das sind so Beispiele, wo man sieht, dass KI erstens schon im Einsatz ist und
zweitens auch wirklich weiterhilft. Der dritte Mythos ist, durch diese Überhöhung
im deutschen, den wir mit dem Begriff künstliche Intelligenz haben, haben viele
Mittelständler auch eine Schwelle, weil sie wen wunders was denken. Vieles von
dem, was wir als KI bezeichnen, ich spreche jetzt mal nicht von ChatGPT und co.
als generative KI, sondern wirklich, sage ich mal, Algorithmen getriebene
Anwendung und Applikationen sind ja weit von neuronalen Netzen und generativer
KI entfernt, aber trotzdem hilfreich und ich glaube es hilft manchmal auch, bei
dem Thema etwas abzurüsten und sozusagen es wieder auf die Lebenswirklichkeit
runterzukochen und zu zeigen. Es kann auch der kleine Anwendungsfall sein, des
Plug and Play Sensors , den ich in meinem alten Maschinenpark mache, der über
einen guten Algorithmus, also in Anführungszeichen KI in der Lage ist,
Abweichungen im Produktionsprozess, in den Schwingungen zu erkennen und damit
sozusagen das Thema Predictive Maintenance anzugehen, also dass ich die
Maschinen länger laufen lassen kann und gezielter sozusagen in den
Reparaturzyklus kommen kann. Ja klar, und dann gibt es natürlich
Anwendungsfälle, wie du ja auch schon bisschen skizziert hast, sozusagen wo ich
wirklich im Deep-Learning Bereich bin, wo man wirklich auch merkt, auch da
passiert viel, und nicht nur, und das macht mir wieder Mut im Bereich jetzt zum
Beispiel ChatGPT, sondern erst gestern war ein Startup bei mir. Das kam auch
aus der Kölner Gegend. Die beschäftigen sich mit der Vorhersage durch ein
neuronales Netzwerk von Flutereignissen, und zwar in Echtzeit, Stichwort
Überschwemmung vor zwei Jahren im Ahrtal, weil wir das Problem hatten, dass
Einsatzkräfte und wir nicht in der Lage sind, das quasi wirklich in Echtzeit
vorherzusagen, sondern immer eine große Zeitverzögerung von mehreren Stunden
haben, und das zeigt, wie tief KI sozusagen auch in die Geschäftsmodelle
integriert ist. Aber konkret verbunden ist mit einer konkreten
Lösungskompetenz, die sehr typisch im positivem Sinne wieder deutsch ist, ist
eine Ausgründung oder ein Projekt, aus der RWTH Aachen. Das wird keine 17
Milliarden Umsatz machen, aber es wird die werden Hunderte Arbeitsplätze
vielleicht schaffen, haben ihre Marktnische gefunden und werden sozusagen KI
nutzen, um ein konkretes Problem, in dem Fall Zivilschutz, zu beheben, was
vielleicht auch Menschenleben retten kann.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Total Spannend! Gerade die vielen Beispiele, die du jetzt skizziert hast. Es
zeigt auch noch mal diese Range ja, über die wir sprechen, von künstlicher
Intelligenz. Von daher, wir haben auch da nochmal nachgefragt bei einem, einem
Netzwerkpartner von euch, und zwar bei Doktor. Jetzt gebe ich mir ganz viel
Mühe, auch mit dem Namen. Ich hoffe, er verzeiht es mir, wenn ich es nicht ganz
so richtig ausspreche, Doktor Narendiran Sivanesan er ist nämlich
Geschäftsführer von tulanã und auch dieses Unternehmen, integriert KI in die
Produktionsplanung und ist auch Teil eures Netzwerkes. Und wir haben mal
gefragt, wie er das macht.

Dr. Narendiran Sivanesan:
In kaum einem Bereich werden täglich so viele Fortschritte gemacht, wie in der
künstlichen Intelligenz. Trotz dessen ist der Weg von der Forschung in die
industrielle Anwendung dieser Technologien sehr lang, und im Besonderen gilt
das für die Anwendung von KI im Mittelstand. Durch seine vielen
Informationsangebote, wie zum Beispiel durch die Reihe KI-Insights und diversen
Webinaren und Austauschformaten zu Fördermöglichkeiten rund um das Thema KI
versucht der AiF diese Lücke zu schließen und leistet damit einen großen
Beitrag zur Digitalisierung des Mittelstandes.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Wir haben jetzt gerade ganz viele Beispiele auch über künstliche Intelligenz
gehört in der Anwendung. Lass uns nochmal kurzen einen Blick darauf werfen, das
ist auch immer wieder die Frage: Ja, was brauche ich denn für Kompetenzen, was
brauche ich denn für Ressourcen, vor allem bei mittelständischen Unternehmen,
die gerne künstliche Intelligenz implementieren wollen? Kannst du das nochmal
zusammenfassen für uns?

Jan-Frederik Kremer: Ja,
gerne. Also, was brauche ich für Ressourcen? Klar, ich brauche erst mal
natürlich die operativen oder auch strategischen Ressourcen, um das Thema
angehen zu können. Das heißt, blöd gesagt: Ich brauche auch auf Managementebene
und auch auf Ebene des Business Development ein Bewusstsein dafür und dann
natürlich entsprechende personelle Ressourcen, um es auch einplanen und
bewerten zu können, und je nachdem, welche Lösung ich einsetzte, brauche ich
natürlich am Ende des Tages auch Geld, das ist klar, das ist aber
unterschiedlich und lässt sich jetzt auch pauschal nicht sagen, also KI muss
nicht immer teuer sein, weil ich habe gerade Beispiele gebracht, diese
Plug-and-Play Sensorik das ist ein Service, ist ein Service Modell, das, da
redet man über wenige Euro im Monat. Also das ist jetzt, da entstehen ja auch
neue Geschäftsmodelle, die meistens sozusagen Service-as-a-Service anbieten,
also von da an zumindestens die finanzielle Hürde kann man nur ein bisschen
heute nehmen, weil es unglaublich viele gute, auch gerade für Mittelständische
Anwendungen gibt im KI. Sei es wie gesagt in der Produktionsplanung, sei es im
Bereich Logistik, aber sei es auch im Bereich Vertrieb, Kommunikation, die
sozusagen as-a-Service Modelle funktionieren und auch die Innovation, die erste
Innovation, relativ geringhalten. Also, da möchte ich ein bisschen Mut machen,
und dann wie gesagt kann ich auch nur dazu raten, wenn man sich damit
beschäftigt, geht nicht davon aus, das macht ja auch kein Vernünftiger, es geht
also nicht um KI um der KI willen, also sozusagen wir führen jetzt KI ein, weil
wir jetzt irgendwas mit künstlicher Intelligenz in Anführungsstrichen machen
wollen, sondern was ist euer konkreter Problemfall, was ist die
Herausforderung, die ihr lösen wollt? Wo sind auch Effizienzvorteile? Und dass
sich natürlich vorher auch ganz genau anzuschauen, weil da ist ja nachher die
Musik drin und auch die Akzeptanz. Stichwort Akzeptanz: auch das lässt sich
immer schwer sagen. Es gibt immer jemanden, der sagt, ja, man muss natürlich,
natürlich muss man die Belegschaft mitnehmen, klare Kiste, die Kolleginnen und
Kollegen. Aber es gibt auch ganz viele KI Anwendung, die im Hintergrund laufen,
die sozusagen, wenn ich Kontakt haben, wenn ich Touchpoints sozusagen mit den
Mitarbeitenden und auch da muss man immer ein bisschen abschichten, worüber
spreche ich jetzt. Habe ich ein Vertriebsprojekt? Ja, das hat natürlich massive
Einflüsse. Bin ich im Bereich Predictive Maintainance dann oder Sensorik mitten
in einer Maschine, dann wird sich der Arbeitsalltag für die Kolleginnen und
Kollegen kaum wesentlich ändern, außer dass die Intervall Zyklen vielleicht
anders werden oder die Reparatur Zyklen anders werden. Also auch da möchte ich
noch mal eine Lanze für brechen, zu differenzieren KI ist nicht gleich KI, die
Anwendung ist nicht gleich KI, und viele der Lösungen sind heute so
Schnittstellen offen, dass sie mit den entsprechenden ERP System kommunizieren,
dass sie angeben können, sei es SAP oder was es auch immer gibt, dass man sich
auch weniger Gedanken darüber machen können, ob sie überhaupt noch
interoperabel sind. Klar, wir haben Branchen wie dem Automobil oder Luftfahrt
Bereich, wo es sehr enge Rahmenbedingungen gibt, zum Einsatz, die natürlich
durch die, ich sag mal, OEMs vorgegeben sind. Aber auch da gibt es ja
mittlerweile vielfältige Lösungen, weil die guten Anbieter das ja mitdenken.
Also, wer eine KI-Lösung anbietet für den Produktionsplanungsprozess
beispielsweise oder Logistikprozess, denkt natürlich diese Rahmenbedingung auch
konsequenterweise mit.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das, was ich ganz wichtig finde, und das ist noch mal eine, jetzt auch meine
letzten Fragen an dich, weil es unsere Zeit, vergeht ja immer so schnell, aber
gerade, wenn man dir jetzt zugehört hat, habe ich, oder stelle ich mir die
Frage: ist das auch oft noch eine Mindset-Frage? Also, wenn wir jetzt darüber
sprechen, also weil, dann kommt immer dieses Bild von, und das ist jetzt
tatsächlich auch wieder ein bisschen Buzzword Bingo, aber nichtsdestotrotz, auf
der einen Seite ist es der tradierte Mittelstand, und auf der anderen Seite
sprechen wir dann aber über die Agilität von Start-ups. Hilft uns mal, wo ist
denn hier dieses Mindset-Problem?

Jan-Frederik Kremer: Ja,
also definitiv gibt's natürlich auch einen Teil ein Mindset-Problem, klare
Kiste und auch da sozusagen gibt es richtig gute Initiativen und wo
verschiedene Akteure, auch wir unterwegs sind, um sozusagen diese, ich sag mal,
dieses Mindset wechselseitig zusammenzubringen. Also klar, auch du hast
natürlich auch bestimmte, eher sehr konservativ aufgestellt Unternehmen und
auch zum Teil Branchen immer noch, die sich schwerer damit tun, mit der
Adaption von neuer Technologie als andere. Also das ist definitiv ein Problem,
und das ist natürlich weiterhin eine Aufgabe, auch durch konkrete, wirklich
auch ehrliche, authentische, also keine Jubel Geschichten, keine Paraden,
sondern authentische, ich sag mal Showcases, durch authentische Beispiele und
eine harte Arbeit, dafür zu sorgen, dass auch dieser Mindset sozusagen ich will
nicht sagen gebrochen wird, aber sich ändert. Aber man merkt natürlich auch
dadurch, dass sozusagen die gesamte Welt sich geändert hat, der Druck so groß
ist. Das wird immer weniger. Also eine komplette Verweigerungshaltung erkenne
ich selten. Meistens sind das viel banalere Gründe, um das mal ganz offen zu
sagen, keine Zeit und kein Geld. Beispielsweise mal ein konkretes Beispiel: Ich
war, ein anderes Unternehmen, da nenne ich den Namen jetzt nicht, die sind eine
Schweißerei, der sagt: Ja, wir würden uns auch gerne stärker mit solchen
Lösungen beschäftigen. Aktuell dürfen wir uns allerdings erstmal mit so schönen
Themen beschäftigen, wie Hinweisgeberschutzgesetz, Lieferkettengesetz,
EG-Kriterien, wo wir in Deutschland ja überall noch einen draufsatteln. Wir
sind ja dann meistens in der Tendenz zu sagen, wir nehmen das europäische Recht
und machen es dann noch mal komplizierter. Was ich damit nur sagen will, dann
bleibt irgendwann auch keine Zeit mehr für Mittelständler mit 200 Leuten. Der
hat ja nicht wie Siemens 800 Leute rumsitzen, die diese Themen bearbeiten,
sondern der muss das irgendwie aus dem normalen, laufenden Betrieb ermöglichen,
mit den wenigen Leuten, die er hat, beispielsweise, und von daher will ich da
ein bisschen sozusagen auch ein Land zu brechen für den Mittelstand. Das ist
nicht immer eine Frage des Wollens und Willens. Man muss dem Mittelstand auch
die Luft zum Atmen geben, solche Themen auch anzugehen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Absolut.

Jan-Frederik Kremer: Wenn
wir uns in unserer Gesellschaft mehr dafür entscheiden, dass unsere Unternehmen
sich mehr mit Dokumentation und Zettel ausfüllen beschäftigen sollen als mit
Innovation, dann darf man sich auch nicht wundern. Das hat ja der BDI auch zu
Recht kritisiert, dass der Innovationsindikator immer runtergeht, denn
Innovation braucht Zeit, und diese Zeit muss man halt vielleicht auch den
Unternehmen zugestehen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Absolut. Jetzt bin ich schon am Ende meines Gesprächs mit dir, und wir sehen,
wir müssen wieder sprechen, das hilft nichts, wir müssen weiter im Gespräch
bleiben. Ich lade immer sehr gerne meine Gäste ein, am Ende unseres Podcast
eine kleine Prognose abzugeben, wenn sie möchten. Deshalb auch meine Frage an
dich, wie sieht für dich die Zukunft des Mittelstands in Deutschland aus? Wie
würde deine Prognose ausfallen oder machen, wir es anders. Wünsch dir was. Was
würdest du dir auch wünschen?

Jan-Frederik Kremer: Ja,
wie sieht es aus? Ich bin immer ein bisschen hin- und hergerissen zwischen
Optimismus und Pessimismus. Also grundsätzlich, das schöne ist, wir haben ein
sehr gutes Fundament bei uns und haben sozusagen viel da. Und wenn es uns
gelingt, und das würde ich mir wünschen, so ein bisschen den Mehltau der
Behäbigkeit und manchmal auch Überheblichkeit und vor allen Dingen auch der
komplexen, ich sage mal, über deutschen Komplexität und Überregulierung
loszuwerden, und ich habe das Gefühl, dass so langsam auch einige aufwachen.
Dann haben wir alle Grundlagen dafür, sozusagen die Herausforderungen der
Zukunft auch proaktiv anzugehen. Denn wir haben trotz aller Kritik ein sehr gutes
und hervorragendes Innovationssystem. Wir haben gute mittelständische
Unternehmen, hervorragende Hochschulen, außeruniversitäre Einrichtungen,
Netzwerke. Aber wenn ich mir wünschen dürfte, ist nicht mehr den Kopf in den
Sand stecken und sozusagen sich von Buzzword Bingo leiten zu lassen, dass alles
hervorragend ist. Nein, wir müssen auch was da zu tun und zu tun heißt halt
auch, erst mal anzuerkennen, dass der Mittelstand als System andere
Herausforderungen hat als die großen Siemenses Co. oder Intel, die 7 Milliarden
Euro kriegen für eine Chipfabrik, was so Mittelständler auch zurecht zum
Nachdenken anregt. Also ich will nur sagen, bewegt euch in Lebenswirklichkeit,
und ich würde mir wünschen, dass der Mittelstand auch politisch die
Aufmerksamkeit nicht nur in Sonntagsreden bekommt, sondern auch in konkrete
Handlungen, die er verdient. Ich sage es mal ganz offen, die 15 Milliarden, die
wir da jetzt in der Nähe von Dresden verbuddeln, was ungefähr ein bis 2
Millionen pro Arbeitsplatz sind, witzigerweise. Da will ich mir gar nicht
anstellen zu fragen, was hätte man an Initiativen im Mittelstand, im MINT, in
der Bildung machen können, also auch volkswirtschaftlich frage ich mich
manchmal, ob wir da die richtigen Prioritäten setzen, und da wünsche ich mir manchmal
etwas eine Kurskorrektur.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das kann ich gut nachvollziehen, und ich wünsche mir tatsächlich erst mal
vielen Dank an dieser Stelle an dich für dieses tolle, wirklich tolle Gespräch.
Ich wünsche mir tatsächlich, dass ganz viele Mittelständer diesen Podcast hören
und direkt zum Hörer greifen und sich bei dir melden und schauen, wie die AiF
ihnen weiterhelfen kann. Ja, Entwicklungszyklen in der digitalisierten Welt
sind extrem kurz und KI wird diese Dynamik noch beschleunigen. Wer da den
Überblick und den Anschluss behalten möchte, muss das nicht allein aus eigener
Kraft bewältigen. Organisationen wie die AiF sind ein hilfreicher Anlaufpunkt
für Unternehmen, die ganz gezielt von den Innovationen der Forschungslandschaft
und Förderprogrammen profitieren wollen. Was es dafür braucht: Offenheit und
Neugierde. Wie sieht es in ihrem Unternehmen aus, und sind sie bereit für den
nächsten Schritt? Berichten Sie uns über ihre Erfahrung. Wir sind sehr
gespannt. Ja, alle bisherigen Podcast Folgen finden sie übrigens online auf der
Website der Stadtsparkasse Düsseldorf zum Nachhören unter
www.sskduesseldorf.de/Podcast und weitere Infos und Tipps zum Thema
Digitalisierung im Mittelstand finden sie wie immer in unserem Firmenkunden
Portal unter www.sskduesseldorf.de . Wir freuen uns, wenn sie auch bei der
nächsten Folge wieder zuhören.

O-Ton Sprecher: # (Hashtag)
DigiDUS. Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein
Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

 

Transkript zur Folge #19

Transcript

 

 

#DigiDUS 19 „Zwischen
Technologie und Nähe – die Herausforderungen der Digitalisierung in der Pflege“


Intro: #Digidus –
Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der
Stadtsparkasse Düsseldorf.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Herzlich willkommen, Marion Warden bei #DigiDUS. Ich freue mich wirklich sehr,
dass wir heute hier bei Ihnen zu Gast sein dürfen in den Räumlichkeiten der AWO
in der Liststraße in Düsseldorf, um über ein wirklich wichtiges Thema zu
sprechen: die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Pflege.
Ein Thema, über das viel gesprochen wird, viel diskutiert wird und wir blicken
einfach heute noch mal mehr in die Praxis, um dieses Thema auch ein Stück weit
einordnen zu können. Ja, Frau Warden, ich darf mit meinen Podcast Gästen immer
ganz viel über Digitalisierung und künstliche Intelligenz in Unternehmen
sprechen, und meistens bei diesen beiden Stichworten fallen dann immer die
Aussage: Ja, wir haben mittlerweile unsere Wareneingänge und -ausgänge
digitalisiert, unsere Rechnungsabwicklung läuft so gut wie automatisch. Meine
Frage an Sie: Wie sieht das eigentlich bei der AWO aus? Wie digital ist die AWO
hier in Düsseldorf?

Marion Warden: Ja, Frau Malcherek,
also erst mal ganz, ganz herzlichen Dank, dass Sie sich für dieses wirklich
wichtige Thema interessieren, in das ja auch große Hoffnungen gesetzt werden,
was den Pflegealltag angeht. Nicht nur aus Sicht der Menschen, die dort
arbeiten, sondern vor allen Dingen der Menschen, die wir dort betreuen, als
unsere Bewohner und Bewohnerinnen, und ich muss gerade so ein bisschen
schmunzeln bei ihrer Frage. Es gibt ja so diesen alten Satz: Auf dem Weg sein
ist das Ziel. Also die AWO hat da schon wirklich gute Ansätze in den letzten
Jahren entwickelt. Aber ich bin ganz sicher, da ist noch eine ganze Menge Luft
nach oben. Man muss auch vielleicht wissen, dass die Arbeiterwohlfahrt in
Düsseldorf, wenn ich das ganz kurz sagen darf. Also wir haben im Moment so um
die 1900 hauptamtlich Beschäftigte in 160 Standorten in Düsseldorf. Das heißt,
wir sind sehr dezentral. Wir haben nicht nur hier das Gebäude auf der
Liststraße, sondern sind wirklich in allen Stadtteilen teilweise mehrfach mit
Einrichtungen vertreten. Über 32 Kindertagesstätten, stationäre Pflege,
Frauenhaus, straffälligen Hilfe, Familienbildungswerk. Ich könnte diese Liste
jetzt unendlich fortsetzen. Ein Riesenportfolio an Angeboten, und die alle in
einem getakteten Zeitraum zu digitalisieren, sprengt unsere Möglichkeiten. So
viel Overhead können wir uns gar nicht leisten, um das alles in einer kurzen
Zeit auf den Weg zu bringen. Aber das Thema Pflege und Digitalisierung liegt
uns wirklich am Herzen, weil wir, wie ich gerade schon sagte, uns dadurch
tatsächlich Vorteile erhoffen. Aber das Thema Abrechnungswesen will ich
trotzdem gerne aufgreifen. Wir sind mit verschiedenen IT-Lösungen bereits auf
dem Weg zur, zu digitalen Abrechnungswesen, aber das, was Sie gerade so sagten,
so 100 Prozent zentral nicht. Wir haben einige Pilotprojekte laufen. Die AWO
hat diese 1900 Beschäftigten, nicht alle in einer Hand, sondern wir haben
Tochtergesellschaften und diese Tochtergesellschaften decken die
unterschiedlichen Lebensgebiete ab: Kinder, Jugend, Familie, Senioren,
Inklusion, aber auch berufliche Bildung und einige andere noch. Und wir haben
da in einzelnen Bereichen tatsächlich Pilotprojekte laufen, um zu gucken, wie
funktioniert digitaler Rechnungseingang, digitales Rechnungswesen und dann die
Erfahrung daraus, dann in den Gesamtverband auszurollen. Wir haben jetzt vor
kurzem gerade eingeführt, ein, ein, weiß nicht, ob ich das Produkt nennen darf.
DocuSign heißt es. Das ist die Möglichkeit der digitalen Unterschriften. Wir
haben ja unendlich viele Vorgänge, wo wir Anträge stellen, Verwendungsnachweise
stellen und so weiter, und das führte dazu, dass unendliche
Unterschriftenmappen. Kann man sich ja vorstellen: Gut befüllt sich auf den Weg
in 160 Einrichtung in Düsseldorf gemacht hat, um die Unterschriften wieder
einzuholen. Das schaffen wir seit dem Sommer auf elektronische Weise. Das
heißt, es ist sehr komfortabel und auch sehr sicher, dass wir alle diese
Dokumente per DocuSign elektronisch zeichnen können, und das hat eine große
Erleichterung in Arbeitsabläufen gebracht. Das Problem ist nur, dass nicht
immer alle unsere Kostenträger auch gleichermaßen digital sind. Einige haben
schon ein bisschen gezuckt, als wir mit der elektronischen Unterschrift
daherkamen. Ich will jetzt auch keine Behörden nennen, damit ich da keine
Vorführer. Die Stadt Düsseldorf war nicht dabei, die hat das sofort akzeptiert.
Das führt dazu, dass wir jetzt manchmal die Situation haben, wir haben die elektronische
Unterschrift und schicken dann noch mal sicherheitshalber ein ausgedrucktes
Papierexemplar hinterher. Aber trotzdem, das Gros der Anträge läuft dann eben
halt auf elektronischen Weg. Nur mal so einen kleinen Einblick. Ich könnte
jetzt ganz viele Dinge erwähnen, die wir eingeführt haben. Auch wenn wir
Reparaturen zum Beispiel haben, in unseren Einrichtungen, können die
Mitarbeiter digital melden: Da ist dieses oder jenes Kaputt, Waschbecken
verstopft oder andere Dinge. Das kann dann auch digital abgearbeitet werden. Da
muss man kein Papier mehr ausfüllen und irgendwo hinschicken. Unsere EDV hat
seit einigen Monaten eine sehr gut funktionierende Hotline, wo auch wirklich
alle Anfragen, die kommen, von Druckerpatrone wechseln, ich kriege meinen Rechner
nicht gestartet und so weiter auch alle digital aufgenommen, abgearbeitet
werden und auch jeder immer den Stand kriegt an der Bearbeitung. Die kriegen
immer so ein Ticket wird dann geschaltet und dann wissen Sie immer sofort: Aha,
Ticket ist angekommen, wird gelöst dann und dann. Und dann wird dort immer eine
Bestätigung ausgelöst, wenn das ganze abgearbeitet wurde. Das sind so einige
Beispiele, wo wir uns auf dem Weg in die Digitalisierung hineinbegeben.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Mhm, das klingt schon noch ganz viel. Ich würde ganz gerne an einer Stelle da
noch mal einen Punkt aufnehmen. Sie sprachen das gerade eben auch schon an,
dieses Thema Planung, Dokumentation. Jetzt unter uns, ganz ehrlich, gerade in
der Pflege, wie weit ist dieses Thema tatsächlich schon digital? Also, wenn man
so einen Blick in die Praxis wirft, liest man sehr oft: In vielen
Krankenhäusern wird noch Papier gebunden gearbeitet, in der Pflege ist das vor
allem auch in der mobilen Pflege noch ganz, ganz oft der Fall. Deshalb meine
Frage: Was für Ansatzpunkte gibt es auch hier?

Marion Warden: Also die
AWO, das muss ich mal direkt dazu sagen, hat nicht so diese ganz klassische
ambulante mobile Pflege, wo Autos durch die Stadt fahren, mit Pflegekräften,
die Menschen zu Hause besuchen. Wir haben einen Schwerpunkt in der stationären
Pflege und wir haben quartiersbezogene Pflege. Das heißt, wir haben in einigen
Stadtteilen betreutes Wohnen, Seniorenwohnungen und betreuen dann ambulant die
Menschen in den Wohnungen, aber auch die Menschen drum herum in normalen
Wohnverhältnissen, sodass wir dieses Thema, Pkw durch die Stadt fahren, nicht
mehr haben. Man kann das fußläufig alles erreichen. Aber das Thema der
Pflegedokumentation ist schon ein ganz wichtiges. Wir hatten gestern Betriebsratssitzung,
wir müssen natürlich auch die Mitbestimmung einbeziehen, wenn wir
digitalisieren, weil natürlich auch die, die Schutzrechte der
Arbeitnehmer:innen auch berücksichtigt werden müssen. Ist immer ganz wichtig,
dass mit dem ganzen Thema Digitalisierung keine, keine Leistungskontrolle zum
Beispiel verbunden ist. Da sind unsere Betriebsräte sehr, sehr sensibel. Wir
haben im vergangenen Jahr eine sogenannte IT-Rahmenbetriebsvereinbarung
abgeschlossen, wo wir bestimmte Regularien festhalten, wenn wir eine neue
IT-Technik einführen wollen, was wir beachten müssen, wie es geht und welche
Checklisten auszufüllen sind, geht auch alles digital mittlerweile, und wir
haben gestern den Betriebsrat vorgestellt, dass wir eine, eine Software
angeschafft haben, mit der wir tatsächlich diese Pflegedokumentation dann auch
digital machen können. Im Moment noch nicht, im Moment haben wir noch Papier,
aber wenn die Software jetzt mit Zustimmung der Betriebsräte eingeführt wird,
dann werden wir wahrscheinlich zum Beginn des neuen Jahres uns auf den Weg
machen, auch die digitale Pflegedokumentation zu haben. Wir haben gestern zum
Beispiel aber auch darüber gesprochen, wie sieht das aus für die Menschen, die
betreut werden? Wenn jetzt zum Beispiel, Sie gehen jetzt in die Wohnung und
machen da ihre Pflegeleistungen und dann setzen Sie sich dann aufs Sofa hin und
bringen dann noch die Pflegedokumentation auf den Weg, oder machen Sie es
unterwegs oder irgendwo anders? Also, das sind immer 1000 kleine
Fragestellungen, die dann am Ende damit verbunden sind. Wir haben uns gestern
darauf verständigt, dass jede Pflegekraft das so machen kann, wie Sie es gerne
möchte. Weil auch eine Papier-Pflegedokumentation führt ja dazu, dass ich in
der Wohnung des Betroffenen ausfülle, was ich gemacht habe. Warum soll ich mich
da nicht mit dem Tablett hinsetzen und das zumindest stichwortartig im Sinne
von ja, da sind ja so vorgegebene Raster, die ich dann nur antippen muss. Das
kennt man ja mittlerweile auch aus Hotels, wo man dann seine ganzen Namen
automatisch eingeben muss. Aber da sind wir, machen wir uns gerade auf dem Weg,
das zu machen, ja.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das klingt, weil ich glaube, gerade an dem Punkt eine große Entlastung auch für
das Pflegepersonal möglich ist, oder?

Marion Warden: Ja, wir
hoffen das sehr, denn sie müssen sich ja auch, wenn sie vor Ort sind,
Stichworte machen. Ich kann ja nicht, wenn ich so und so viel Patienten oder
Betreuungen habe, weiß ich ja vielleicht nicht mehr nach drei Stunden was war
beim Ersten. Das heißt, ich muss mir dann in der Wohnung desjenigen sowieso
schon Stichworte machen. Das kann ich elektronisch machen, das kann ich von
Handy aus machen und das kann dann vom Handy aus direkt auf den Rechner
übertragen werden, sodass ich dann im Büro das nur noch einmal ausfallen muss
oder in die Maske eintragen muss. Das ist sicher eine große Entlastung für
unsere Pflegekräfte, die Fachkraftmangel haben wir auch in der Pflege, sowieso
alle schon sehr, sehr stark belastet sind.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das, glaube ich, ein großes Thema: Fachkräftemangel, Pflegenotstand, glaube
ich, brauchen wir an der Stelle, wissen alle, das glaube ich Ihnen.

Marion Warden: Könnte ich Ihnen
auch jetzt eine lange Liste erzählen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Gerade wenn man auch mit Blick auf, noch mal andere Länder wirft, sieht man ja
auch da, vor allem in den Niederlanden beispielsweise, dass ja das Thema der
digitalen, auch Pflegedokumentation schon auch tatsächlich sehr, sehr gut
funktionieren kann. Also hoffnungsvoll, perspektivisch, dass es das auch hier
zukünftig in Deutschland .

Marion Warden: Also, ich
kann mir das wirklich sehr, sehr gut vorstellen und auch, auch ein
älterwerdender Mensch, auch die, die jetzt älter werden, sind ja schon anders,
digital angewärmt, sag ich jetzt mal, als vielleicht der Mensch, der jetzt mit
90, 92, 93, Pflegegrad fünf zu uns kommt. Aber wir haben auch in der Pandemie
gemerkt, das war auch eine wichtige Erfahrung, dass wir mit Hilfe von Tablets
tatsächlich auch den Kontakt zu den Angehörigen herstellen konnten. Es gab ja
keine Möglichkeit, sich zu besuchen, man konnte ja nur mal von draußen winken
und so weiter und unser Pflegepersonal hat dann mit den Bewohnern,
Bewohnerinnen tatsächlich über Tablets Kontakte zur Familie aufrechterhalten.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ja, das ist ganz spannend, dass Sie das Beispiel jetzt bringen, weil wir haben
auch noch mal bei einem, ich sag jetzt mal, Experten nachgefragt, für
sogenannte digitale intelligente Assistenzsysteme. Enrico Löhrke vertreibt mit
seinem Duisburger Unternehmen inHaus diese Assistenzsysteme, die unter anderem
in Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk St. Georg e.V. und Forscherinnen und
Forschern des Frauenhoferinstitut entwickelt werden, und dort gibt es auch eine
Entwicklungsplattform für neue Technologien und ein Netzwerk, das Patientinnen
und Patienten, medizinisches und pflegerische Personal, sowie Kassen und Träger
verbindet. Und bei Herrn Löhrke habe ich noch mal nachgefragt, so mit seinem
Blick auch auf den Markt, wie weit sind digitale Lösungen eigentlich
mittlerweile in Pflegeeinrichtungen auch schon verbreitet? Und wie können diese
neuen Technologien und auch künstliche Intelligenz, die lernt, auch lernt, was
es an Tagesabläufen gibt, Pflegekräfte entlasten, und das hat er darauf geantwortet:

Enrico Löhrke:
Grundsätzlich sind digitale Assistenz Lösungen verfügbar und können eingesetzt
werden, ein flächendeckender Einsatz ist aber aktuell noch nicht erfolgt. Die
Pflegebranche steht vor großen Herausforderungen, wie zum Beispiel gestiegene
Kosten, Fachkräftemangel etc. Viele Pflege Unternehmen haben erkannt, dass
digitale Assistenzlösungen helfen können, stehen aber vor der großen
Herausforderung, die Investkosten dafür zu tragen. Und genau dort liegt das
Problem. Die Pflegewirtschaft will digitale Lösungen einsetzen, aber es fehlt
die umfassende Aufnahme zum Beispiel in die Vergütungssätze oder umfassendere
Finanzierung von digitalen Lösungen. Es ist nicht damit getan, dass einzelne
Teillösungen refinanziert werden. Da diese in der Regel nur einen Teilbereich
abdecken.

Marion Warden: Ja, er hatte
eigentlich schon alle vor und alle Nachteile hier im Interview gerade
vorgetragen. Ich habe auch gerade, während ich höre, nochmal nachgedacht. Also,
das stimmt schon. Das Thema Fachkraftmangel ist tatsächlich auch, was die
Wirtschaftlichkeit von Pflegeeinrichtungen, tatsächlich im Moment ein großes
Problem. Natürlich muss der Mensch im Mittelpunkt stehen und deswegen müssen
wir, wenn wir halt keine eigenen Fachkräfte haben und wir bewerben das wirklich
sehr, sehr intensiv. Wir bilden auch wirklich ganz intensiv aus. Wir haben
gerade noch eine große Image Kampagne laufen, die heißt: "A Wonderful
Job", die haben wir mit einer Düsseldorfer Werbeagentur hier aus
Gerresheim gestartet, M28, kann ich ruhig mal sagen, weil die haben das richtig
gut gemacht und trotzdem müssen wir mit Leiharbeitskräften arbeiten und man
muss einfach wissen, dass eine Leiharbeit ungefähr das doppelte an
Bruttopersonalkosten hat, wie die normalen Personalkosten und die aber nicht
refinanziert werden. Das heißt, das zahlt ein Träger, egal ob AWO, Caritas,
Diakonie oder Rotes Kreuz, aus eigener Tasche, aus den Rücklagen
beispielsweise, oder muss es anderweitig erwirtschaften, was für einen
gemeinnützigen Träger ja auch schwierig ist. Wir können ja nicht einfach jetzt
versuchen, so dicke Entgelte zu verhandeln, würde auch keiner darauf reagieren,
und das ist wirklich ein Problem. Auf der einen Seite sieht man die
Notwendigkeit zu finanzieren und auf der anderen Seite gehen uns ein bisschen
durch dieses Thema Leiarbeit die Gelder verloren, die wir benötigen würden, um
zu investieren. Und ich habe gerade so drüber nachgedacht, es wäre natürlich
Klasse, wenn Bund oder Land, ich weiß, die Wirtschaftslage, gerade auf
Bundesebene, wissen wir ja alle, ist extrem angespannt und das muss ja auch
nicht sofort sein, aber wenn die entsprechenden Ministerien und auch
Fachausschüsse erkennen würden, dass man hier im Sinne von Anschubfinanzierung
durchaus nochmal Gelder, in dem überschaubaren Rahmen, sicherlich zur Verfügung
stellt, um auch die Anreize für Träger, zu investieren, zu haben. Denn am Ende
sind alle Träger der Wohlfahrtspflege Teil der staatlichen Daseinsvorsorge, so
heißt es im Grundgesetz und es gibt ein sogenanntes Subsidiaritätsprinzip,
wonach vor der staatlichen Hilfe, staatlichen Einrichtung, immer ein Träger,
die Trägervielfalt, Sie können ja als Hilfesuchender wählen, ob Sie eine
katholische Leistung, evangelische oder wie die AWO nicht konfessionsgebunden,
oder auch bei der jüdischen Gemeinde entsprechender Glaubensrichtungen in
Anspruch nehmen können. Und von daher gehört das, aus meiner Sicht, durchaus
auch mit zum Auftrag eines Sozialstaates, Träger in die Lage zu versetzen, zu
investieren in Digitalisierung der Pflege, weil am Ende kommt es den Menschen
zugute.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ja, ich würde gerne nochmal einen Punkt aufnehmen, den Herr Löhrke auch
erwähnte. Er hat ja ein bisschen skizziert, was auch schon so möglich ist, auch
wenn es um lernende KI geht, sagt aber ja selber: Flächendeckend kann das noch
gar nicht eingesetzt werden. Gibt es trotzdem schon Angebote, die in diese
Richtung gehen, die Sie in der Praxis nutzen?

Marion Warden: Mir sind im
Moment keine, keine bekannt. Ich möchte nicht ausschließen, dass der eine oder
andere mal was ausprobiert, aber wir haben das nicht flächendeckend im Moment.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das zeigt nochmal, wie wichtig, wie deutlich, dass an der Stelle ganz dringend
was passieren muss, weil er ja sagt, es gibt diese Systeme, die sind auch
erprobt, aber Sie fehlen halt in der flächendeckenden Besetzung.

Marion Warden: Genau.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Um nochmal ein Beispiel anzuführen, wie Freiräume genutzt werden können, was
Kreativität auch in der Pflege bedeutet, im Umgang mit Menschen, finde ich,
gibt es ein sehr schönes Beispiel, nämlich das Georg-Glock-Haus der AWO in
Lierenfeld, dass in 2021 den Pflege-Award bekommen hat. Der Pflege-Award wurde
von der KAB, also der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung verliehen und wir
haben mal beim Stadtverbands-Präses Michael Inden nachgefragt, was ihn am
Georg-Glock-Haus besonders begeistert hat und warum es auch so wichtig ist,
dass wir mehr über das Engagement, dass Pflegekräfte, aber auch Angehörige und
die vielen, vielen Ehrenämtler leisten, darüber gesprochen wird und wir hören
mal rein, was er gesagt hat.

Michael Inden: Gerne
erinnere ich mich an das Georg-Glock-Haus. Das Georg-Glock-Haus hat uns damals
so sehr begeistert, wie man mit den Herausforderungen der Corona-Krise
umgegangen ist, dass die KAB, die Mitarbeitenden des Georg-Glock-Hauses mit dem
Pflege-Award ausgezeichnet haben. Besonders begeistert waren wir davon, wie
kreativ man versucht hat, auf der einen Seite mit Aktionen den Kontakt der
Bewohner:innen mit ihren Angehörigen auch weiterhin zu ermöglichen und auf der
anderen Seite, wie man die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden versucht gering
zu halten oder geringer zu halten. Wir wissen alle noch, wie herausfordernd die
Corona-Krise am Anfang war. Man hat auch festgestellt, wie wichtig es ist, dass
die Bewohner:innen, die halt Großteils dement sind, weiterhin Kontakt mit ihren
Angehörigen haben müssen, hat kreative Lösungen entwickelt und dies war einer
für uns der großen herausfordernde Punkte, warum wir gesagt haben, dass
Georg-Glock-Haus gehört zu den Häusern, die wirklich Vorbildcharakter haben.
Auf der anderen Seite hat man mit vielen Aktionen versucht, die Mitarbeitenden,
ja den Dank an die Mitarbeitenden weiterzugeben und aus diesem Grund waren wir
von dieser Einrichtung sehr begeistert. Wir haben uns sehr gefreut, ein solches
Haus sozusagen nochmal in den Vordergrund zu holen, auch in der Hinsicht, um
nochmal deutlich zu machen, wie wichtig es ist, dass es ein Engagement der
Pflegekräfte gibt, denn diese Mitarbeitenden dort haben weitaus mehr getan, als
man eigentlich tun müsste. Aber neben den Pflegekräften, finde ich, ist eine
Unterstützung der Angehörigen in der Pflege besonders wichtig. Dieser Podcast
geht über KI, aber die menschlichen Kontakte, die in der Pflege dringend
notwendig sind, können durch KI nicht ersetzt werden. Daher sind wir, sollte
man gucken, wie man zukünftig auch mit in der Pflege umgeht.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Was mir gefällt, der Gedanke, den Michael Inden hier formuliert ist, dass ohne
das vielschichtige Engagement der vielen Menschen in der Pflege wird es nicht
gehen und wahrscheinlich auch das System nicht mehr funktionieren. Und wenn man
sich gegenseitig unterstützt und auch kreative Ideen entwickelt, kommt man auch
gemeinsam voran. Und ich möchte das noch mal aufgreifen, weil als Mutter hört
man ja auch immer gerne, man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.
Wie ist das eigentlich in der Pflege? Ist das ähnlich? Braucht es da auch ein
ganzes Dorf, sprich ein ganzes Ökosystem? Was ich damit meine ist, mit welchen
ja Dienstleistern und Gewerken, von Installateuren, Energieversorgern oder
Caterer arbeiten Sie bereits zusammen und auch digital zusammen? Und wie klappt
das auch?

Marion Warden: Das ist ja
nicht nur das Personal in den Pflegeeinrichtungen, sondern die Menschen brauchen
ja auch Einrichtungsgegenstände, das heißt, sie müssen mit Firmen
zusammenarbeiten, die Funktional ist, aber trotzdem freundliches Mobiliar zur
Verfügung stellen. Sie brauchen die Bettwäsche, sie brauchen die Reinigung der
Wäsche, sie brauchen Handtücher, sie brauchen Pflegemittel, sie brauchen
Hygieneartikel, sie brauchen Windeln, sie brauchen alles. Sie brauchen vor
allen Dingen auch eine altersgemäße Verpflegung, sie brauchen Menschen, die das
Essen reichen, die helfen bei den Mahlzeiten, die vielleicht auch bei
Patienten, wo Schluckschwierigkeiten bestehen, die nicht alles essen und
trinken dürfen, aufpassen, dass sich nichts verschluckt mit irgendwelchen
schlimmen Folgen, die dadurch entstehen können. Sie brauchen natürlich auch die
Leute, die die Sanitäranlagen warten, sie brauchen Reinigungsdienste, sie
brauchen Reparaturen, sie brauchen Menschen, die Grünanlagen planen. Wir haben
in Lörick das Ernst-und-Berta-Grimmke-Haus, dazu gehört eine Stiftung. Die
haben uns gerade mit einer sehr ansehnlichen Spende geholfen, einen
Sinnesgarten vor dem Haus anzulegen, von dem unsere Bewohner und Bewohner:innen
profitieren werden. Also Sie merken, wie vielfältig das System drum herum ist.
Ich habe mir dann noch nie Gedanken drüber gemacht, aber ich merke gerade,
allein die Reinigungsdienste, die jeden Tag kommen und die Wäsche, Handtücher
sammeln, die gewechselt werden muss. Das ist ein Riesensystem, das dahintersteht,
damit der Mensch im Mittelpunkt steht und gut leben und wohnen kann.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das ist das große Dorf.

Marion Warden: Das ist das Riesendorf!

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Weil Sie das gerade gesagt haben, Sie hatten es eben schon mal kurz erwähnt,
auch das Thema der Angehörigen. Ich würde gerne nochmal ganz kurz auch da einen
Moment verweilen, weil ja eben auch die Angehörigen einen ganz wesentlichen
Stellenwert haben, wenn es um das Thema Pflege geht, und ich bin mir sicher,
dass es auch mittlerweile da viele technologische Entwicklungen gibt, die auch
die Pflege zuhause für Angehörige erleichtern können, oder eben auch in
Zusammenarbeit auch mit mobiler Pflege. Können Sie uns da auch Einblicke geben,
was da mittlerweile schon möglich ist, wenn es um die Pflege der Angehörigen
geht, die zu Hause dort versuchen, so lange wie möglich Menschen es möglich zu
machen zu Hause zu leben?

Marion Warden: Also, welche
technischen Möglichkeiten es gibt, muss ich ganz ehrlich sagen, entzieht sich
jetzt gerade meinem Wissensstand. Aber es gibt in Düsseldorf eine sehr gute,
intensive Pflegewohnberatung bei der Stadtverwaltung, im Sozialamt, wo sich
alle Angehörigen hinwenden können mit allen Fragen rund um das Thema Pflege. Wir
haben in Düsseldorf kommunal gefördert, 32 Zentren Plus, das sind
Seniorenbegegnungsstätten und davon sind acht in der Trägerschaft der
Arbeiterwohlfahrt und in diesen Seniorenbegegnungsstätten, wir nennen sie
Zentren Plus, weil es ab 55 genutzt werden kann, also ich dürfte auch schon
hingehen. Haben sie auch angehörigen Gruppen, auch Gesprächsgruppen. Wir haben
auch Gesprächsgruppen für Angehörige, wo es um das Thema Demenz geht. Wie gehe
ich mit Demenz um? Also wir haben sehr viele Ansprache Möglichkeiten, auch zum
Thema Digitalisierung für ältere Menschen. Kurse, wie lerne ich Word, wie lerne
ich Excel? Wie lerne ich, mein Handy zu bedienen? Was ist es überhaupt, ein
Handy? Hab ich noch ein Nokia Klapphandy oder mache ich mich auf den Weg zu
einem Smartphone? Das ist in der ambulanten offenen Seniorenarbeit verankert
und das ist auch offen für Angehörige. Wir haben sehr viele Gesprächsgruppen
auch für Angehörige. Aber ich kann im Moment nicht beantworten, welche
technischen Mittel es gibt, damit ein Angehöriger der zuhause pflegt, eine
Erleichterung hat. Das habe ich jetzt nicht im Blick.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Aber man sieht teilweise, wie niederschwellig doch dann auch digitale
Helferlein, nennen wir es mal so, auch für Angehörige gerade wichtig sind, die
die Pflege zuhause ermöglichen wollen. Wir haben jetzt ja viel über die, auch
Chancen gesprochen, der Digitalisierung in der Pflege. Jede Geschichte hat
immer zwei Seiten. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Lassen Sie uns
auch nochmal einen Blick auf die Grenzen werfen. Welche Grenzen sehen Sie für
die Digitalisierung im Pflegebereich und welche Risiken birgt sie vielleicht
auch und wie wird eigentlich auch sichergestellt, dass ältere Menschen oder
vielleicht diejenigen, die nicht ganz technisch so affin sind, von diesen
digitalen Lösungen gleichermaßen profitieren können?

Marion Warden: Mhm also,
das Profitieren von diesen Lösungen, das habe ich gerade schon mal ganz kurz
erwähnt, geht sehr stark durch Schulungen, durch Sensibilisierungen und aber
auch durch Achtsamkeit in der Pflege. Also dass auch unser Pflegepersonal auch
durchaus sieht, dass man den Menschen nicht alleine Robotik in der Pflege
aussetzen kann, sondern das kann eigentlich immer nur eine Unterstützung sein,
eine Ergänzung sein, und ich hab mir vorher mal überlegt, was ich auch sagen
könnte. Da ist mir durch den Kopf gegangen, wir sind ja soziale Wesen und wir
brauchen auch eine soziale Ansprache. Wir brauchen auch ein Stück weit Wärme
und Nähe, und das kann die Technik nach meinem Verständnis nicht sicherstellen,
selbst Alexa, die helfen würde, zuhause die Wohnung zu wärmen, und so weiter.
Man hat vielleicht das Gefühl, man spricht mit jemanden, aber ein richtiges
Mittel gegen Einsamkeit kann es nicht sein, weil es nicht das ist, was eine
Interaktion zwischen Menschen möglich macht, und für mich ist ganz wichtig, das
Grundgesetz, die Würde des Menschen ist unantastbar, und da wird es eine Grenze
geben, wo die Würde des Menschen angetastet wird durch, aus meiner Sicht, zu
viel Digitalisierung in der Pflege. Ich kann mir nicht vorstellen, ich sage das
jetzt mal als Horrorvision, dass sie 24 Stunden rund um die Uhr nur noch
Roboter um sich haben, die sich um sie kümmern, die sie mit allem versorgen,
was Essen und Trinken und Pflege und Windelwechseln und Kleidung und Waschen,
das können die vielleicht alles machen. Zukunft weiß ich nicht. Vielleicht gibt
es da tatsächlich Roboter, die aussehen wie Menschen, die das machen, aber die
können die innere Einsamkeit, die ja dann auch eintritt, die können die nicht
auflösen. Das ist meine Meinung. Und deswegen muss der Mensch immer mit einem
echten Menschen kommunizieren können und das geschieht durch unser
Pflegepersonal, die sich oft sehr aufopferungsvoll um die Menschen kümmern,
trotz der großen Belastungen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das zeigt wieder, wie wichtig es ist, die Dinge, die es gibt, sinnvoll zu
nutzen oder an den Stellen, an denen sie wirklich komplementär Menschen
unterstützen in ihrer Arbeit.

Marion Warden: Es gibt immer
Schatten und Licht, das sagten Sie ja gerade auch und Fluch und Segen, und ich
sage immer so, am Beispiel, entschuldige, wenn ich das jetzt mal so ein
bisschen drastisch sage, eines Messers, eines Brotmessers. Da können sie Brot
mit schneiden und den Rest, was man damit auch machen könnte, will ich jetzt
nicht aussprechen. Aber ansonsten ist das Messer ausgesprochen hilfreich, und
so kann man auch zu viel Digitalisierung in der Pflege, sicherlich zum Nachteil
der Menschen, wenn es nur noch darum geht, satt und sauber zu sein. Man weiß ja
aus der Kindererziehung, wenn ein Baby nicht mit menschlichem Kontakt aufwächst,
dann wird es vereinsamen und der Mensch braucht einfach auch den Menschen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Glaube ich für alle nachvollziehbar. Sie hatten das ganz zu Beginn des Podcasts
kurz auch nochmal gesagt, dieses Thema Risiken, wenn es um digital oder Einsatz
digitaler Lösungen geht, mit Blick beispielsweise auf Leistungsüberwachung oder
entsprechend auch Datenschutz. Wie begegnen Sie diesen Themen bei der AWO?

Marion Warden: Wir haben
natürlich ganz klar einen Datenschutzbeauftragten. Den finden Sie dort, wo Sie
gelegentlich mit ihrem PKW so alle zwei Jahre hinfahren, um ihr Fahrzeug auf
Verkehrssicherheit noch zu testen. Und unsere digitale Verkehrssicherheit, will
ich mal so sagen, wird durch unseren Datenschutzbeauftragten maßgeblich
begleitet, und wir können keine Programme einführen, keine Digitalisierung
durchführen, wenn wir nicht auch den Datenschutz beachten und den nehmen wir
auch durchaus ernst, und wir planen auch, was mir gerade noch eingefallen, im
kommenden Haushaltsjahr, werden wir einen Digitalisierungsmanager versuchen zu
finden und einzusetzen, der uns auf den Weg begleitet zur stärkeren
Digitalisierung bei der AWO Düsseldorf.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ich glaube, das ist, wie Sie es gerade nochmal gesagt haben. Es ist so viel
Potenzial und Luft, und ich glaube, man muss einfach, der Weg wird da auch das
Ziel sein.

Marion Warden: Ich wollte
auch nochmal sagen, wir haben auch nicht die Absicht, unsere Mitarbeiter, Sie
sagten gerade Leistungskontrolle und so weiter. Das liegt uns eigentlich auch
von unserem Kern her fern. Wir sind seit über 100 Jahren in der
Wohlfahrtspflege unterwegs. Wir sind gegründet aus der Arbeiterbewegung, zur
Zeit der Industrialisierung und haben uns im Laufe der Jahrzehnte tatsächlich
dann vom Ehrenamt hin professionalisiert. Und unsere Basis, das würde ich gerne
noch erwähnen, weil das mir auch wichtig ist, sind unsere Mitglieder. Wir haben
in Düsseldorf fast 2000 Mitglieder, die im Ortsverein sich ehrenamtlich für die
AWO engagieren und wir haben auch noch ein ganzes Pool von fast 700 Menschen,
die sich in einer Ehrenamtsbörse für die AWO engagieren, ältere Menschen
betreuen, besuchen, vorlesen, aber auch in die Kitas gehen, auch junge Leute
begleiten bei Bewerbungsgesprächen und so weiter. Also es ist ein recht großer
Verband, den wir hier so in Düsseldorf als AWO haben und da bin ich auch ein
bisschen stolz drauf, weil ich glaube, die Kolleginnen und Kollegen machen vor
Ort einen wirklich guten Job, auch in schweren Zeiten.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Ich glaube, das dürfen sie auch sein. Das dürfen wir an der Stelle sagen. Ja,
Frau Warden, wir sind jetzt schon wieder am Ende unseres Gesprächs und ich sage
das immer an dieser Stelle bei meinem Podcast Gesprächen, dass ich finde, dass
die Zeit viel zu schnell vergeht und man könnte noch viel, viel länger sprechen
vor allem über so, so wichtige Themen. Ich lade aber immer gerne meine Gäste ein,
zum Ende des Podcast Gesprächs, wenn Sie mögen, einen Blick, mit mir, ein
bisschen in die Zukunft zu werfen, und deshalb meine Frage an Sie, vielleicht
können wir mal schauen, ob uns die Glaskugel da ein bisschen was sagt. Wie
sehen Sie die Zukunft der Pflege in Bezug auf die Integration und
Weiterentwicklung digitaler Lösungen und was glauben Sie auch, welche
Innovationen und Trends werden uns da noch erwarten in nächster Zeit?

Marion Warden: Also, ich
würde mir wünschen, dass alle Beschäftigten in der Pflege über mobile, digitale
Endgeräte verfügen, wo man wirklich in kürzester Zeit alle Dinge, die wichtig
sind, für die Pflege, die auch vielleicht, die bei Schichtwechsel beachtet
werden müssen, ganz schnell und unbürokratisch erfasst werden können, dass man
aber auch ordern kann, der Bewohner braucht mal eine neue Tasse Kaffee oder das
Essen ist kalt geworden, das muss nochmal frisch hergestellt werden, bis hin
zur Körperpflege, Hygiene-Dinge, dass praktisch die Digitalisierung ein enger
Begleiter ist, Unterstützter ist, auch vielleicht Wege verkürzt. Manche unserer
Einrichtung haben lange, lange Flure und ich könnte mir auch durchaus kleine
Roboter vorstellen, die dann auf Knopfdruck vorbeifahren. Ich habe mir vor
einiger Zeit mal hier in der Düsseldorf ein solches Projekt angeguckt, wo man
über Drohnen tatsächlich Einkäufe erledigen kann und das unsere Bewohner selber
auch entscheiden können, ich möchte gerne den kleinen netten Roboter, da gibt
es ja so einen mit den Kulleraugen, mir fällt gerade nicht ein, wie die heißen,
die bringt dann den Kaffee oder der spielt ein Lied ab, oder ich habe vor
kurzem auch ein Projekt gesehen, da gibt es einen Würfel, der ist sehr gut für
Menschen mit Demenz, der nach den Fähigkeiten der Menschen entweder Leder abspielt,
Texte abspielt, Farben und so weiter, wo man mit den Leuten so, so Anregungen
machen kann, dass das Gehirn das, was noch da ist, was noch intakt ist,
angesprochen wird. Da gibt es bestimmt noch viel mehr Dinge, als ich mir die
jetzt gerade vorstellen kann, aber so kleine Roboter, die so durch unsere
Einrichtungen fahren und den Pflegekräften helfen und Pflegematerial tragen und
helfen beim Betten und beim Heben und so kann ich mir schon gut vorstellen.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das sind wunderbare Blicke in die Zukunft.

Marion Warden: Und die
Roboter werden alle rot, weil die AWO Farbe Rot ist.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Das ist gut, dann wünschen wir uns auf jeden Fall rote Roboter. Liebe Marion,
Warden vielen, vielen Dank an der Stelle für das wirklich spannende Gespräch,
für die Einblicke in die Praxis bei einem Thema, das ja, wir haben es ja
gesagt, eingangs viel besprochen wird, auch sehr kritisch besprochen wird und
ich glaube gerade an der Stelle hilft es immer wieder mal, auch in die Praxis
zu gucken: Wie sieht es da eigentlich aus? Vielen Dank!

Marion Warden: Vielen Dank,
hat Spaß gemacht!

Jeannine Malcherek-Wirtz:
Mir auch.

Jeannine Malcherek-Wirtz:
#Digidus Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein
Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

 

Transkript zur Folge #20

#DigiDUS: Best of 2023

O-Ton
Sprecher: #(Hashtag) DigiDUS. Digitalisierungstrends und Herausforderungen im
Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Willkommen im neuen Jahr! Und um Sie direkt zu beruhigen:
Heute geht’s nicht um Ihre guten Vorsätze oder darum, ob Sie einige bereits über
Bord geworfen haben. Aber ich erzähle Ihnen von meinem guten Vorsatz: Ich habe
mir vorgenommen, mehr KI-Tools auszuprobieren. Warum ich Ihnen das erzähle?
Weil wir heute gemeinsam auf das vergangene Jahr zurückblicken – und ein Thema,
das 2023 geprägt hat, war der rasante Fortschritt von generativer Künstlicher
Intelligenz wie ChatGPT & Co. Hier am Ball zu bleiben, Tools
auszuprobieren, mitreden zu können, das ist mein Vorsatz für 2024.

Übrigens:
Wir haben der Künstlichen Intelligenz die Novemberausgabe unseres
Kundenmagazins DialogImpuls gewidmet. Die Ausgabe finden Sie jetzt noch online,
schauen Sie gern mal rein.

Ich
bin Jeannine Malcherek-Wirtz und begrüße sie herzlich bei #DigiDUS.

Was
hat uns in den vergangenen zwölf Monaten bewegt? Lassen Sie uns doch gleich
beim Thema KI bleiben. Pradeep Pinnakatt vom Düsseldorfer Flughafen war mein
Gast im Podcast. Er hat berichtet, wie dort – auch mit Hilfe von Künstlicher
Intelligenz – Daten für ein durchgängiges Reiseerlebnis der Passagiere
eingesetzt werden. KI als Co-Pilot? Hören wir doch mal rein:

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Wie schaffen Sie es, dass es für einen Passagier oder für uns
Reisende ein durchgängiges Reiseerlebnis gibt?

Pradeep
Pinnakatt: Aus unserer Sicht sind da zwei Dinge entscheidend. Zum einen die
Zusammenarbeit der verschiedenen Player hier auf unserem Campus. Wir sprechen
immer vom Campus Gedanken, das heißt, wir wollen mit allen Partnern und Kunden
im kooperativen Stil zusammenarbeiten, dabei dann auch Daten austauschen und
ja, ich sage mal, für den Passagier im Sinne eines guten Teams
zusammenarbeiten. Das ist das eine. Zum anderen wollen wir Daten, auch
künstliche Intelligenz, zum Wohl der Passagiere einsetzen. Ich habe da zwei
Beispiele im Kopf. Zum einen haben wir ein Projekt gehabt im Zusammenhang mit
unserem Skytrain. Das ist der, People Mover, der jährlich mehrere Millionen
Menschen fahrerlos zwischen dem Fernbahnhof, den Parkhäusern und dem Terminal
befördert. Da haben wir über die Vernetzung verschiedener Verkehrsträger und
Datenströme einen Data Space kreiert, KI gestützte Lernarchitektur, das dient
dazu, oder hat im Ergebnis die Einsatzplanung optimiert, es optimiert das
Energiemanagement und die Kommunikation zu den Fahrgästen ist dann auch noch
mal eine andere. Beispiel ist, wenn Sie am Terminal ankommen oder mit dem
Flieger ankommen und Sie vielleicht dann auch schon direkt eine Idee haben, wann
denn am Fernbahnhof ihr Zug kommt, umgekehrt, wenn Sie am Fernbahnhof ankommen,
und Sie wissen, wie sind Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle, dass da also
ein Austausch entsprechender Daten stattfindet. Dieses Projekt haben wir in
Kooperation mit der Deutschen Bahn, Siemens und dem
Ferdinand-Steinbeis-Institut durchgeführt, aber auch der VRR, Xovis und
National Express waren dabei. Ziel ist es, über die verschiedenen
Verkehrsträger ein durchgängiges Reiseerlebnis für die Passagiere zu
ermöglichen.

 

Spannend,
was hinter den Kulissen so alles passiert. Ist das eigentlich schon „Smart City“?
Beziehungsweise: Was ist überhaupt eine smarte Stadt? Wo fängt sie an und wo
hört sie auf? Das wusste mein Gast Alexander Smolianitski, der Chief Digital
Officer (CDO) der Landeshauptstadt. Er hat mir erklärt, dass viel mehr als
digitale Technik dazugehört, nämlich auch Klimaschutz, Mobilität und Bildung.
Das Digitale unterstützt nur. Aber lassen wir ihn mal selbst zu Wort kommen:

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Lass uns nochmal ein bisschen nochmal einen Blick von oben auf
die Stadt Düsseldorf werfen. Es ist ja auch immer wieder gern genutztes Wort
Smart City. Kannst du uns vielleicht mal so ein bisschen sagen, aus deiner
Sicht, was macht für dich eine Smart City aus? Und ist Düsseldorf eine smart
City?

Alex
Smolianitski: Keiner möchte in einer nicht smarten Stadt wohnen. Smart City ist
so ein Begriff, das ist auch so ein Buzzword. Das Spannende ist woher das
gekommen ist? Weil Smart City war ein Begriff, der von Ibm irgendwann mal
gekommen ist und quasi gar nicht mal, ein aus der Grasroot-Bewegung, von der
Stadtgesellschaft oder der Verwaltung gekommen ist, sondern einen kommerziellen
Aspekt immer hatte. Und die ersten 2000er Jahre war es dann so, dass irgendwie
jedes Smarte-City bedeutet, dass es irgendwie, es gibt 70 Tausend Dashboards
und alle zeigen irgendwelche Zahlen an und es ist bunt und es blinkt.
Inzwischen hat sich dieser Begriff, der wächst auch und wird auch sozusagen
erwachsen, und unter Smart versteht man heutzutage in so
Stadtentwicklungsbereichen eigentlich so ein Gesamt-Stadt-Entwicklungskonzept.
Gar nicht mal so sehr nur digital, sondern tatsächlich: Wie sieht es aus, was
Klimaschutz angeht? Wie sieht es aus, was Mobilität angeht? Wie sieht es aus,
was Bildung angeht? Und sozusagen dieses Konglomerat von all diesen Themen, das
ist das, was heutzutage unter der Smart City verstanden wird. Und wir versuchen
aus dem digitalen Reich auch quasi ein bisschen aus diesem Begriff auch einen
Schritt zurückzumachen und den nicht nur für uns zu sichern, weil wir sagen,
dass halt so viele unterschiedliche Bereiche eigentlich aus der Stadt zu diesem
Smart City Thema beitragen. Weil eine Stadt wird lebenswert, nicht erst
dadurch, dass man irgendwie eine App hat oder dass die die Website irgendwie
ein schönes Feature hat, sondern ich lebe ja im realen Leben. Ich lebe auf den
Plätzen, ich lebe in Kultureinrichtungen, in Freizeiteinrichtungen. Ich will
einfach irgendwie attraktiv von meinem Wohnort zur Uni oder zur
Ausbildungsstätte oder zu meinem Arbeitsraum kommen. Und das sind alles Punkte,
die halt wirklich das Smarte berücksichtigen. Und wir versuchen, aus dem
Digitalen zu sagen, welche Werkzeuge können wir bieten, um in all diesen
unterschiedlichen Fachthemen zu unterstützen?

Klingt
einleuchtend – aber ganz ehrlich: auch gar nicht so einfach. Deshalb habe ich
Alexander Smolianitski auch gefragt, welche Herausforderungen er hierbei sieht.
Er hat dann auch gleich erklärt, warum wir hier in Düsseldorf einen Heimvorteil
haben:

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Wenn du mit anderen, ich sage mal, Kolleginnen und Kollegen
die auch CDOs sind im Austausch bist, kannst du mal zusammenfassen für uns, was
so die größten Herausforderungen für Städte und Kommunen in Sachen
Digitalisierung momentan ist.

Alex
Smolianitski: Ich glaube, das sind tatsächlich die beiden, mit denen wir uns
auch wirklich auseinandersetzen. Das eine ist, wie kriegen wir es hin? Wir
wollen alle digital leben, und die beste App oder die coolsten Websites ist nur
so gut wie die Möglichkeit, sie abzurufen. Das bedeutet Infrastruktur ist ein
großes Thema. Wie kriegen wir es hin, eine vernünftige Abdeckung mit Mobilfunk
zu haben in der Stadt? Wie kriegen wir es hin, eine vernünftige
Glasfaser-Infrastruktur zu haben in der Stadt? Das sind zwei Themen, mit denen
wir uns auseinandersetzen. Und da haben wir natürlich so einen kleinen
Heimvorteil dadurch, dass sehr viele Unternehmen aus dem
Telekommunikationsgeschäft in Düsseldorf und der Region beheimatet sind. Wir
haben mehrere Dutzend 1000 Beschäftigte allein in dem Bereich. Und
dementsprechend haben wir natürlich auch einen gewissen Vorteil gegenüber
anderen Städten. Man ist natürlich immer kritisch in der eigenen Stadt und
läuft rum und merkt, da habe ich auf einmal irgendein Funkloch gehabt, eins von
den wenigen. Aber wenn man mal irgendwie in andere Städte in Deutschland dann
unterwegs ist, dann merkt man irgendwie okay, die Ortung bei meiner Karte auf
dem Smartphone, die ist dann doch irgendwie ein bisschen unpräziser.

Das
klingt für mich als Düsseldorferin natürlich super. Düsseldorf hat aber nicht
nur diesen Vorteil für Unternehmerinnen und Unternehmer. Was ich besonders
spannend finde, ist ein Thema, das wir bei der Stadtsparkasse Düsseldorf immer
wieder spielen, weil es so wichtig und aktuell ist: die enge Vernetzung
zwischen Start-ups und Mittelstand, die hier wirklich gefördert wird. Darüber
habe ich mit Peter Hornik gesprochen, dem Managing Director bei Digital Innovation
Hub Düsseldorf/Rheinland. Er hat nochmal alle Vorteile der Zusammenarbeit
aufgezählt:

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Kannst du nochmal vielleicht in ein, zwei Sätzen sagen sagen,
warum es so wichtig ist, dass es diese Verbindung zwischen Startups und
Mittelstand gibt? Und ich würde dann auch ganz gerne vielleicht schon mal
darauf auch zu sprechen kommen. Was können eigentlich beide voneinander lernen,
oder wir können auch beide voneinander profitieren?

Peter
Hornik: Startups sind wichtig für den Mittelstand, weil sie in vielen Fällen
eine andere Perspektive in das Unternehmen bringen. Es ist einfach so, dass
viele mittelständische Unternehmen aus sich heraus gewachsen sind, auch oft
eine sehr starke Forschungs- und Entwicklungsabteilung haben, aber
gleichzeitig, gerade wenn man vielleicht nur ein Kernprodukt hat, hat man nicht
die Möglichkeit, einmal die Perspektive zu wechseln und tatsächlich neue
Produkte zu entwickeln. Wir sind in Deutschland einfach sehr stark darin,
bestehende Prozesse und Produkte inkrementell zu verbessern. Wir waren in der
Vergangenheit aber nicht gut darin, tatsächlich neue Produkte zu entwickeln,
auch einmal groß zu denken und uns darauf einzustellen, dass mein Kerngeschäft
vielleicht in fünf oder sechs Jahren gar nicht mehr existent sein wird. Und da
sind Startups natürlich sehr wichtig. Darüber hinaus ist viel Mittelstand in
der gesamten Region und in der Fläche zu Hause. Und es bedeutet also auch, wenn
ich Talente von morgen erreichen möchte, dann muss ich erst mal rausgehen, mich
zeigen, weil halt viele Talente, die ich benötige, nicht den Blick zum Beispiel
nach Velbert oder tatsächlich auch nach Südwestfalen richten. Das bedeutet,
über die Zusammenarbeit mit Startups kann ich neue Produkte entwickeln, ich
kann gleichzeitig meine eigenen Prozesse optimieren, Verbräuche mindern
beispielhaft oder Elektrizität einsparen. Und auf der anderen Seite kann ich
natürlich auch den Blick für Talente öffnen, dass ich mich sehr gut auch in
einem bestehenden mittelständischen Unternehmen sehr wohlfühlen kann.

 

Junge
Talente erreichen – das ist bei einem Arbeitermangel gar nicht so einfach. Und
es wird immer schwerer, hat mir Tobias Zimmermann von StepStone erzählt. Zum
Glück hatte er einige Tipps im Gepäck, wie es doch klappen kann. Mit ihm habe
ich über Digitales Recruiting gesprochen:

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Ich brauche Menschen und wie komme ich an diese Menschen im
erwerbsfähigen Alter, aber auch die, die zukünftig erwerbsfähig sein werden?
Kannst du uns mal so ein bisschen erklären, was bedeutet das dann für ein
Recruiting heute? Also nennen wir es mal zeitgemäß: Digitales Recruiting. Was
heißt das und was gibt es auch schon da auf dem Markt?

Tobias
Zimmermann: Oh, jetzt machst du aber ein ganz großes Fass auf.

Jeannine
Malcherek-Wirtz: Ja, ich mache ein großes Fass für dich auf, dass du viele,
viele Antworten geben kannst.

Tobias
Zimmermann: Ich gebe mir mal Mühe, es trotzdem irgendwie zusammenzubinden.
Also, wir müssen uns eins vergegenwärtigen. Wir haben jetzt ganz viel über die
großen Zahlen gesprochen. In Deutschland haben nie mehr Menschen gearbeitet,
als Ende 2022, Anfang 2023 und trotzdem haben wir so viele offene Stellen, wie
noch nie. Das sind Nachholeffekte der Pandemie, das ist auch ein gutes Zeichen,
weil die Wirtschaft stark ist. Das zeigt uns aber, was uns bevorsteht, wenn uns
jetzt noch weniger Menschen zur Verfügung stehen. Und die erste Antwort auf
deine Frage ist deshalb, sich das zu vergegenwärtigen. Auch, wenn die Lage
vielleicht aktuell herausfordernd ist, auch wenn die wirtschaftliche Lage
schwer vorhersehbar ist, es wird in der Rückschau vermutlich nie wieder so
einfach gewesen sein, an Personal zu kommen, wie heute. Das ist irre! Wir haben
die ganzen Schilder beschrieben und wir sehen das "Geschlossen wegen
Personalmangel”, trotzdem ist das so. Was muss ich nun als Recruiting tun? Also
erst mal muss ich den Sinn oder das Verständnis dafür in meinem Unternehmen
schaffen. Ich brauche die Unterstützung wirklich in People zu investieren, in
Strategien zu investieren. Das ist das eine und jetzt hast du noch nach Tools
gefragt oder nach Wegen. Ja, ich muss natürlich zeitgemäß rekrutieren. Das
heißt vor allem, ich muss schnell sein, auf die digitalen Lösungen
zurückgreifen, die da draußen am Markt verfügbar sind und da gibt es eine ganze
Menge. Und das Wichtigste, worauf ich es erst mal runterbrechen würde, ist: Da
gibt es vielleicht auch andere Player da draußen, aber natürlich gibt es
StepStone. Wir haben so einen "Jetzt bewerben-Button". Das klingt so
einfach, aber, wenn ich den entsprechend nutze, sodass es den Menschen da draußen
reicht, einmal einen Lebenslauf bei uns hochgeladen zu haben und dann am Handy
darauf zu klicken und dann ist die Bewerbung da. Das ist schon mal der
allererste und wichtigste Schritt, dass es schnell geht.

Zeitgemäß
rekrutieren heißt also vor allem, schnell sein. Da habe ich lieber nochmal
nachgehakt und Tobias Zimmermann gefragt: Wie kann man den Prozess denn beschleunigen?

Tobias
Zimmermann: Brauche ich heutzutage ein Anschreiben? Um Gottes Willen, bitte
nicht! Dementsprechend, darauf kann ich doch verzichten. Brauche ich ein
eigenes System? Nein, das bieten wir doch den Leuten an. Also sprich, nutzt die
Tools, die da sind. Technik, macht Prozesse schneller und besser und sorgt am
Ende dafür, dass Menschen schneller zueinanderfinden. Was ich mir aber auch
überlegen kann, ich kann auch kreativ werden. Ich habe doch ein Handy in der
Hosentasche und darauf habe ich WhatsApp. Ich kenne mittlerweile
Personalverantwortliche von auch durchaus größeren Unternehmen oder Playern zum
Beispiel vom Krankenhaus in Mülheim. Da hatte ich nämlich den Personalleiter
bei mir im Podcast. Und naja, wir wissen ja alle Pflegekräfte sehr schwer zu
finden.

Da
waren durchaus gute Ideen dabei von denen Sie – das weiß ich aus den
Rückmeldungen zu unserem Podcast – bereits einige umgesetzt haben. Es ist so wichtig, dass der Mittelstand genug Manpower hat! Das wissen Sie
natürlich aus eigener Erfahrung, aber das ist auch für unsere Gesellschaft und
Wirtschaft wichtig. Mit Jan-Frederik Kremer vom Forschungsnetzwerk AiF habe ich
über Innovationen und darüber gesprochen, wie systemrelevant der Mittelstand
ist. Seine eindeutige Antwort: „Der Mittelstand ist das System, Punkt.“ Aber
hören Sie selbst.[KK1] 

Jan-Frederik
Kremer: Ja, das ist eine super Frage. Man sagt ja immer, der Mittelstand ist
systemrelevant. Wenn man sich allerdings mal anschaut, dass 99,5 Prozent der
Unternehmen sind sogenannte kleine, mittlere oder mittelständische Unternehmen.
Der Mittelstand, wenn ich auch die Familienunternehmen, die größeren mit
reinbeziehe, hat den allergrößten Anteil an der Wertschöpfung an den
Arbeitsplätzen, ist quasi fester Teil der innovativen Wertschöpfung. Also ohne
den Mittelstand, um das mal ganz deutlich zu sagen, fliegt hier kein Airbus,
fährt kein Auto, läuft kein Windrad, da muss man sagen: Der Mittelstand ist
nicht um nur systemrelevant, sondern in unserem Fall ist der Mittelstand das
System, Punkt. Und wenn es dem Mittelstand schlecht geht, geht es dem System
schlecht, und dann haben wir langfristig nicht nur wirtschaftlich ein Problem, sondern
auch, ich sag mal, in Bezug auf unsere Demokratie und Gesellschaft, weil der
Mittelstand oftmals der Kit ist oder Treiber, der auch vieles zusammenhält und
vieles nach vorne treibt, also von da an nicht nur systemrelevant, er ist das
System und aus dem Innovationssystem nicht nur wegzudenken, sondern er ist ganz
wichtiger integraler Bestandteil dessen.

Das
waren doch wunderbare Schlussworte für unser #DigiDUS-Jahr 2023, oder? Ich
wünsche Ihnen, dass Sie mit dieser Energie ins neue Jahr starten – und wir
begleiten Sie dabei natürlich gern. 2024 erwarten Sie hier wieder spannende
Themen und Gäste rundum die Themen Digitalisierung und Mittelstand. Ich freu
mich drauf!

Alle
bisherigen Podcast-Folgen finden Sie übrigens online auf der Website der
Stadtsparkasse Düsseldorf zum Nachhören oder dem Streaming Anbieter Ihrer Wahl.
Ich freue mich auch immer sehr über Feedback zu unseren Folgen. Also wenn sie
Ideen oder Anmerkungen haben, oder wenn Sie einen der Tipps aus dem Podcast
umgesetzt haben, nutzen Sie einfach die Umfrage- und Feedback-Funktion in Ihrer
Podcast-App.

Und
weitere Infos und Tipps zum Thema Digitalisierung im Mittelstand finden Sie wie
immer auf unserem Firmenkundenportal. Den Link dazu finden Sie in den Shownotes.


Machen
Sie’s gut und bis bald!

O-Ton
Sprecher: # (Hashtag) DigiDUS. Digitalisierungstrends und Herausforderungen im
Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

 

 

 

 

 

 

 

 [KK1]@verena Das ist etwas holprig - Könntest du hier nochmal etwas weiter
formulieren z.B. die Brücke zurückschlagen zu Alex (Mittelstand und Start Up)?

Transkript zur Folge #21

Digidus Folge
21_Datenanalytics

Intro: #DigiDUS Digitalisierungstrends und
Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.
#00:00:09-6#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, kennen Sie auch diese
Situation? Ich war neulich beim Bäcker und da hat mir die Kundin vor mir doch
glatt die letzten meiner Lieblingsbrötchen weggeschnappt. Pech oder Zufall? Als
ich am nächsten Tag wieder dort war, erzählte mir die Verkäuferin, dass am
Vortag durch den Bahnstreik viel mehr Kundinnen und Kunden im Homeoffice
geblieben waren und sie gut drei Bleche Brötchen mehr hätte verkaufen können.
Manchmal allerdings schickt sie natürlich auch abends jede Menge Brötchen und
Brot als Retoure aus ihrer Filiale zurück. Beides ließe sich also vermeiden,
wenn der Filialbetrieb besser vorausplanen könnte, wie hoch der Bedarf jeweils
in unterschiedlichen Situationen ist. Und hier sind wir auch schon beim Thema
unserer heutigen Folge, nämlich Datenanalyse oder Data Analytics. Die kann
nämlich noch viel mehr, als nur trockene Brötchen vermeiden. Vor allem kleinen
und mittelständischen Unternehmen bietet sie enorme Chancen und auch wir, die
Stadtsparkasse Düsseldorf, können mithilfe von Data Analytics viel für unsere
Kunden verbessern. Ich bin ihr #DigiDUS Host Jeannine Malcherek-Wirtz und ich
freue mich sehr, dass Sie dabei sind. #00:01:14-0#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Herzlich willkommen zu
einer neuen Folge von #DigiDUS . Ich freue mich wirklich sehr, dass ich heute
mit Prof. Dr. Tobias Schlüter und meinem Kollegen Dr. Johannes Gerlach, der
ebenso zugeschaltet ist, über Data Analytics sprechen darf. Ein wirklich sehr
spannendes Thema. Erstmal hallo an euch beide und wie schön, dass ihr heute
Morgen dabei seid! #00:01:35-3#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Einen schönen guten
Morgen! #00:01:36-5#

Dr. Johannes Gerlach: Hallo Jeannine und danke für
die Einladung. #00:01:38-4#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Hallo, ich hatte mir was
überlegt. Ich bin ganz ehrlich, ich habe eine kleine Überraschung für euch
beide. Ich hoffe, ihr mögt Überraschung am frühen Morgen. Die Gesichter sind
noch so ein bisschen mhm. Nein, ich hatte mir gedacht, wenn ich schon das große
Glück habe, dass ich mit zwei absoluten Zahlenexperten, Zahlenkennern, heute
sprechen darf, dann würde ich so gerne meine Podcastfolge einmal mit einer
kleinen Rechenaufgabe starten. Es ist immer noch nicht wirklich überzeugend.
Ich muss es noch besser verkaufen, sehe ich gerade. Ich möchte euch dazu sagen,
diese Rechenaufgabe wird für euch ein leichtes sein und ich habe sie mir auch
gar nicht ausgedacht, sondern ich habe sie aus einer Studie entnommen, nämlich
einer Studie, damit ich das jetzt auch wirklich genau sagen. Das ist eine
Studie gewesen, wo es um Data Mining basierte Absatzprognosen geht. Ich bin so,
ich helfe euch gerne, ich helfe euch gerne, solltet ihr Hilfe benötigen. Ich
starte mal und wir gucken mal, was uns diese Rechenaufgabe heute Morgen bietet.
Also an euch beide, wenn eine Filialbäckerei den Anteil ihrer Retouren von,
jetzt kommen die Zahlen: 19,1 %auf 15,2 % senken kann, bei einem
durchschnittlichen Umsatz von 400.000 € pro Jahr, pro Filiale, wie hoch sind
die Ersparnisse an Umsatzwert pro Filiale? Rechnet ihr schon? #00:03:05-6#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Der Johannes tippt auf
jeden Fall schon. #00:03:07-4#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Der Johannes tippt, sehr
schön! #00:03:09-2#

Dr. Johannes Gerlach: Ich habe die Zahlen
mitgeschrieben. Was war das 19,1? #00:03:11-0#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Also, wir hatten 19, also
Retouren, sie wurden gesenkt von 19,1% auf 15,2% und der jährliche Umsatz
beträgt circa 400.000 €, macht eine Ersparnis von? #00:03:24-5#

Dr. Johannes Gerlach: Irgendwas um die 15.016, um
den Dreh herum. #00:03:29-4#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sehr gut! #00:03:30-4#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Ja, ich hätte jetzt
managerial gesagt, 20.000 € Pi mal Daumen. #00:03:34-4#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sehr gut, sehr gut! Das
nehme ich, das habt ihr wunderbar gemacht. Genau richtig, seht ihr. Ich habe ja
gesagt, für euch ist das ein leichtes. Jetzt einmal ganz unabhängig davon und
wenn wir jetzt mal überlegen, der hat vielleicht 25 Filialen, dann ist das
schon eine stattliche Summe. Also mal abgesehen von diesem kleinen
Rechenbeispiel für dich Tobias wird das ja nicht überraschend sei, dass da
solche Zahlen oder solche Summen bei Herauskommen, denke ich. Denn du
beschäftigst dich tagtäglich mit Analysen und mit Daten und das machst du so
vielfältig, dass ich persönlich gar nicht weiß, wo ich ansetzen soll.
Vielleicht könntest du mal so nett sein und uns ein bisschen erzählen, warum
kennst du dich so gut mit Zahlen und Zahlenauswertungen aus? #00:04:16-1#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Es war jetzt nicht
abgesprochen, aber du hast gerade schon ins Schwarze getroffen. Weil genau den
Case hatte ich letztes Semester mit einem Studierenden, der die
Absatzoptimierung des Restaurants seiner Eltern mit Data Analytics optimiert
hat. Also, ich bin jetzt seit einigen Jahren an der TH-Köln Professor und
forsche und arbeite dort genau an der Schnittstelle zwischen Betriebswirtschaft
und Data Analytics oder Data Science. Je nachdem, wie man das so nennen mag,
und in der Rolle arbeite ich vor allen Dingen auch mit Unternehmen in der
Region, also Köln, Düsseldorf, dem Rheinland, und arbeite dort an
Fragestellungen: Wie kriege ich es eigentlich hin, dass Unternehmen mehr Wert
aus Daten generieren können? Wie schaffen Sie jetzt, eine Datenkultur zu
etablieren? Und nach innen gerichtet mache ich das mit meinen Studierenden natürlich
auch. Also in der Lehre geht es die ganze Zeit um diese Future Skills, um diese
Zukunftskompetenzen, die ich heute haben muss: Data Literacy oder
Datenkompetenz, denn Daten sind heute einfach überall und sie entstehen überall
und ich möchte vermitteln: Wie kriege ich das eigentlich hin, mit einem
Unternehmen bessere betriebswirtschaftliche Entscheidungen zu treffen, wenn ich
eine vernünftige Datenanalytik nutze? #00:05:25-4#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das ist ganz spannend,
weil du jetzt, wir, wir sprechen über Daten, aber lassen uns da ganz kurz
ansetzen, über was für Daten sprechen wir denn? #00:05:33-7#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Frage ist spannend, weil
eigentlich geht es in diesen ganzen Themen nie um Daten, zumindest nicht in
erster Linie, geht es gar nicht um die Daten. Also wenn wir über Daten
sprechen, dann gibt es immer ganz unterschiedliche Daten, also manchmal
Kundendaten, Produktdaten, Metadaten, Geodaten, Bilddaten, Videodaten, also all
das sind ja Datentypen, die heute überall gesammelt werden. Aber es geht
eigentlich nie um die Daten. Also viel wichtiger ist eigentlich so diese
Vermittlung von Kompetenz. Also ich brauche Leute, die wissen, was kann ich
eigentlich mit Daten machen. Also wie kann ich eigentlich Daten analysieren,
oder was bringt mir eigentlich moderne Algorithmen, immer mit einem Fokus auf
eine konkrete wirtschaftliche Anwendung? Also wie kann ich eigentlich ein
Geschäftsmodell besser machen, wie kann ich es effizienter machen, wenn ich
vernünftige Datenanalytik betreibe? Und dann geht es vor allen Dingen immer
darum, Hürden und Blockaden abzubauen, also die Leute mitzunehmen, zu sagen,
das Unternehmen öffnet sich und sagt, ich beschäftige mich mit diesem Thema
überhaupt und beantwortet die Frage: Was, was bringt eigentlich ein
Geschäftsmodell nach vorne? Kann Analytik dabei helfen? Und dann zuletzt geht
es um die Daten, die ich habe und die Methoden, die ich brauche, um eben mein
Geschäftsmodell besser zu machen. #00:06:44-0#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Weil du das jetzt gerade
schon so herausgestellt hast. Die Frage stellt sich natürlich: Was bringt mir
das eigentlich so? Wie profitiere ich denn auch als Unternehmen davon, wenn ich
mich um diese Daten und Datenanalytik ja vor allem kümmere? Die Frage möchte
ich gerne an dich jetzt nochmal richten, Johannes, du bist ja auch heute unser
Gast. Ich freue mich sehr, und du leitest, das dürfen wir sagen, an dieser
Stelle ja ein ganz neues Team bei der Stadtsparkasse Düsseldorf, ein eigenes
Data Analytics Team. Vielleicht kannst du uns noch mal die Frage beantworten:
Warum profitieren denn Unternehmen von Data Analytics, oder warum ist das so
wichtig? #00:07:18-9#

Dr. Johannes Gerlach: An der Stelle ist es glaube
ich zentral, sich bewusst zu machen, warum machen wir das ganze? Und da möchte
ich ein Stück weit das aufgreifen, was du gerade schon gesagt hat. Es geht
nicht um die Datenanalytik an sich, sondern es geht um die übergeordneten
Fragestellungen: Was sind eigentlich die unternehmerischen und die
strategischen Herausforderungen, die wir haben und denen wir begegnen? Und an
der Stelle ist es eben so, dass wir mit Verfahren moderner Datenanalytik die
Möglichkeit haben, hier wertvolle Beiträge in den Entscheidungsprozessen zu
leisten. So, diese übergeordnete Zielsetzung ist, glaube ich, immer wieder
wichtig, sich bewusst zu machen, denn die moderne Datenanalytik im Unternehmen
einzusetzen, darf nicht Selbstzweck sein und ist auch nicht das eigentliche
Ziel, sondern das eigentliche Ziel ist, das Geschäftsmodell zu verbessern,
effizienter und besser zu werden, unternehmerische Entscheidungen
mitzumoderieren und dafür ist moderne Datenanalytik eben ein Instrumentarium
und gar nicht das eigentliche Ziel an sich. #00:08:13-4#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, das ist spannend,
wenn ihr das so sagt. Jetzt frage ich mich dann aber, vielleicht kannst du uns
da so ein bisschen mal auch aus dem Nähkästchen plaudern. Johannes, ich sage ja
gerade, wir haben oder es gibt ein neues Team bei der Stadtsparkasse Düsseldorf
Data Analytics, erzähl doch mal was über das Team. Wer ist das, wer sitzt da,
wie viele Menschen sind das und warum hat die Stadtsparkasse Düsseldorf dieses
Team? #00:08:34-5#

Dr. Johannes Gerlach: Also, wir haben das Team
aufgebaut auf Basis unterschiedlicher Kompetenzfelder. Das sind auf der einen
Seite natürlich Spezialisten, die sich mit Datenbanken, mit Datenstrukturen
auskennen, die auch sehr starke Schnittstellen in die IT eben haben, diese
Kenntnisse eben auch für, für Arbeit in den Datenbanken erforderlich ist und
wir haben auf der anderen Seite eben auch Menschen im Team, die wirklich Data
Science Methodiken beherrschen und dann eben die Arbeit mit den aufbereiteten
und vorbereiteten Daten verstehen. Das ist interessant, weil man sich bewusst
machen muss, dass dieses Team im Wesentlichen sich nicht dadurch auszeichnet,
ein ausgeprägtes bankfachliches Know-how mitzubringen, sondern vielmehr ist es
eben eine ausgeprägte Methodenkompetenz. Das ist das, was Tobias eben sagte. Es
geht um Datenkompetenz, die Kompetenz, mit Daten zu arbeiten. Wir müssen das
aber immer wieder zusammenbringen mit der Bankfachlichkeit, um eben auch an den
zentralen unternehmerischen und strategischen Herausforderungen zu arbeiten und
diese nicht aus dem Blick zu verlieren. Das heißt, wir haben eine stark methodisch
geprägte Einheit aufgebaut, die wir dann über Schnittstellen im Unternehmen mit
der Bankfachlichkeit, mit dem jeweiligen Fachbereich zusammenbringen, um an
unseren realwirtschaftlichen Herausforderungen zu arbeiten. Warum machen wir
das? Das hat verschiedene Zielrichtungen. Das hat einerseits die Zielrichtung,
dass wir sagen, wir sehen viele unternehmerische Potenziale und möchten auch
nach außen gerichtet, eben in den Aktivitäten innerhalb der Sparkassen
Finanzgruppe, Entwicklungen im Data Analytics Umfeld mitentwickeln und
mitgestalten, aber eben auch nach innen gerichtet, dass wir eigene
unternehmerische Herausforderungen haben, die wir, wo wir überzeugt sind, dass
wir hier Mehrwerte bieten können. Vielleicht macht es da an der Stelle einmal
Sinn, zwei, drei Ebenen tiefer zu gehen. Was kann das beispielsweise sein?
Welche konkreten Mehrwerte können wir über die Datenanalytik erreichen? Wir
haben mittlerweile IT-technische Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen,
Verfahren, die ist in der Statistik schon vor 30 oder 40 Jahren gegeben hat,
heute auf viel größere Datenmengen anzuwenden. Und das sind die eigentlichen
Neuerungen, die eigentlichen Potenziale, denn methodisch entwickelt sich das
natürlich immer alles weiter. Aber vieles gab es auch schon vor 20 oder 30
Jahren. Aber wir hatten da eben, aufgrund begrenzter Rechenkapazitäten und
Rechenleistung, nicht die Möglichkeit, diese riesigen Datenmengen zu
analysieren und dann eben Muster, Strukturen oder Trends in den Daten zu
erkennen, die uns heute eben ermöglichen, Informationen und Fakten aus der
Datenbasis abzuleiten und diese in Entscheidungsfindungen zu berücksichtigen.
#00:11:03-4#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, wenn du das jetzt so
berichtest, stelle ich mir jetzt vor, von außen betrachtet beispielsweise,
jemand hört diesen Podcast und denkt so: Okay, ist ja spannend, dass die
Stadtsparkasse Düsseldorf das macht. Was hab ich denn davon? Habe ich als Kunde
der Stadtsparkasse Düsseldorf auch was davon? #00:11:18-1#

Dr. Johannes Gerlach: Davon bin ich überzeugt.
Vielleicht können wir auch hier mit einigen Beispielen ansetzen. Tobias hat es
eben schon mal gesagt: Je nachdem, welche Daten wir verarbeiten, haben wir
verschiedene Hebel, an denen wir selber besser werden möchten. Nehmen wir das
eine Beispiel: Wenn wir die Möglichkeit haben, durch moderne Verfahren der
Datenanalytik unsere Kundenbedürfnisse besser zu verstehen, haben wir dann
wiederum die Möglichkeit, viel zielgerichteter, adressatengerechter und
wichtiges Schlagwort hier ist die Personalisierung, eben unsere Produkte und
Dienstleistungen auf unsere Kunden zuzuschneiden. Das wiederum wirkt meines
Erachtens nach relativ unmittelbar auf die, auf die Zufriedenheit unserer
Kunden. Ein anderes Thema ist auch hier wieder, wir haben die Möglichkeit,
durch Datenanalytik an unserer eigenen Effizienz zu arbeiten. Wir haben
Prozesse, wo wir durch moderne Verfahren Schwachstellen identifizieren können,
an denen wir Engpässe identifizieren können, wir darauf hinwirken können,
eigene, knappe Ressourcen und Ressourcen werden immer knapper, auch
Personalressourcen beispielsweise, effizienter einzusetzen. Und wenn wir selber
effizienter werden, ist das wiederum etwas, was auch positiv auf unsere Kunden
niederschlägt, da wir schneller werden, da wir besser werden, da wir
zielgerichteter arbeiten können, um nur einige Beispiele zu nennen.
#00:12:29-2#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, lass uns doch
trotzdem nochmal, Tobias, komm nochmal, bitte! Wir nehmen dich jetzt noch mal
mit dazu, weil wir dürfen ja sagen, an der Stelle, da schließt sich auch ein
bisschen der Kreis, dass du ja auch beim Aufbau dieses neuen Data Analytic
Teams der Stadtsparkasse Düsseldorf unterstützt hast. Also daher kennt ihr
beide euch auch und genau, vielleicht kannst du gleich nochmal was dazu sagen,
aber was ich total wichtig finde, es wäre schön, wenn wir noch mal noch
konkreter werden könnten, weil ich weiß auch Tobias von dir, dass du ja nicht
nur die Stadtsparkasse Düsseldorf unterstützt hast, sondern auch schon vielen,
vielen Kunden, vielen KMUs begleitet hast auf dem Weg in diese Thematik.
Vielleicht kannst du einfach mit uns und zusammen mit Johannes noch mal so ein
bisschen in so konkrete Praxisbeispiele gehen, dass das noch handfester macht,
was heißt das eigentlich? #00:13:15-9#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Sehr gerne, also so ein
riesiges Vorurteil ist ja immer bei Data Analytics: Es ist so für die
Großkonzerne. Es machen die Googles, die Amazons und wie sie alle heißen und
das stimmt nicht. Also ich kann auch als kleines Unternehmen, kann ich sehr
schnell von Datenanalytik profitieren und das, was ich immer an der
Zusammenarbeit mit KMUs mag, ist, die sind eben extrem flexibel und meistens
haben die viel mehr Daten vorliegen, als sie das eigentlich wissen, zu Beginn
eines Projekts oder zu Beginn einer einer Schulung oder eines Trainings. Das
heißt, die stehen meistens so am Anfang und sagen: Dieses Thema
Digitalisierung, Daten, so langsam glauben wir das geht nicht mehr weg und man
sollte sich damit beschäftigen und wissen aber nicht so wirklich wie. Oft ist
es so, ich treffe Unternehmer, die sagen: Ich habe wenig Daten, ich habe wenig
Personal, die sich damit beschäftigen können. Wie fange ich denn jetzt
eigentlich idealerweise an und da macht die Arbeit mit KMUs einfach extrem viel
Spaß! Also paar Beispiele, wenn wir über KMUs reden, die sehr spezialisiert zum
Beispiel Produkte fertigen, die auf Datenanalytik basieren. Viele
Ingenieurstätigkeiten fallen darunter. Da kann man gar nicht so große Mehrwerte
liefern, weil einfach diese Unternehmen ein sehr spezielles Know-how über Jahre
oder Jahrzehnte aufgebaut haben. Aber sobald ich in betriebswirtschaftliche
Fragen reingeht, so diese Klassiker: Marketing oder Johannes hat es gerade auch
schon gesagt: Kundenanalyse. Wie bewegen sich eigentlich meine Kunden? Was ist
denen wichtig? Worauf spreche ich die an? Welche Kundenbedürfnisse haben die?
Wann nerve ich die eigentlich auch? Oder auch die ganz klassischen HR oder
Prozessmanagement Themen, die sind in allen Unternehmen. Egal, ob das jetzt ein
KMU oder ein Weltkonzern ist, haben alle dieselben Fragestellungen, also
Kundenzentrierung, Customer centricity. Wie kriege ich eigentlich mit, was
meine Kunden bewegt? Und das sind so diese ganz klassischen Beispiele, mit
denen eigentlich Unternehmen anfangen, egal ob klein oder groß, wenn sie sich
mit Datenanalytik beschäftigen, dreht es sich meistens um ein besseres
Verständnis der Kunden. Man kann dort über entweder Cross-Selling oder
Reduktion von Beschwerden nachdenken, oder einfach eine Kundenzufriedenheitssteigerung,
wenn man einfach das passende Produkt zum passenden Zeitpunkt anbietet und den
Kunden sonst aber auch nicht nervt. Und da spielt so eine Unternehmensgröße
überhaupt keine Rolle. Und mit Johannes haben wir ja gesehen, die Sparkassen Finanzgruppe
macht das schon seit etlichen Jahren, wo man hingeht und sagt: Wir versuchen,
die Dienstleistungen und Produkte zielgerecht anzubieten. Und ich selbst habe
jetzt gerade ein Projekt: Das ist ein 20-Mann-Unternehmen, macht eine Webseite
und vertreibt Zubehörteile und überlegt sich: Wie kriege ich eigentlich 'ne
Webseite, optimiert auf Basis von Datenanalytik? Oder du hattest auch gerade
das Beispiel mit der Bäckerei. Also ganz konkret arbeiten wir in Köln gerade
mit einem Hotel zusammen, was ich fragt: Wie viele Lebensmittel soll ich
eigentlich für mein Catering, für meine Restaurants bestellen, um einfach, wie
sag man, Verschwendung zu minimieren? Also, wie viele frische Lebensmittel muss
ich bestellen? Kann ich prognostizieren, wie viele Kunden morgen Abend in
meinem Restaurant sitzen und essen bestellen werden? Das sind so Beispiele, wo
man sagt, das sind so die originären, klassischen betriebswirtschaftlichen
Fragestellungen, die ich aber mit Bauchgefühl häufig noch beantworte und wenn
ich Daten habe und wenn ich einen Zugang zu Daten habe, dann kann ich da
eigentlich immer bessere Prognosen produzieren, als es so diese gesunden
Bauchgefühle sind, egal wie groß das Unternehmen ist. #00:16:58-8#

Dr. Johannes Gerlach: Ja, da wollte ich noch eine Sache
an der Stelle ergänzen, die ich zentral finde. Tobias, du hattest gesagt: Das
sind nicht nur die großen, das sind auch die kleinen Unternehmen. Ein ganz
wichtiger Punkt an der Stelle ist, es sind vor allem immer die gleichen
Methodiken, die dahinter stehen, also egal, ob ich als Google mich mit
Kundenbewegungen oder Kundenabwanderungen beschäftige oder als KMUler im
Rheinland in Deutschland, die zentralen methodischen Ansatzpunkte dahinter sind
immer die gleichen. Das heißt, ich habe die Möglichkeit, mit einem gewissen
Methoden-Know-how im Unternehmen, das aufgebaut wird oder was auch vielleicht
durch Partnerschaften eingebracht wird, zum Beispiel in Universitäten. Das ist
ja genau auch ein wichtiges Modell oder ein gutes Modell. Habe ich die Möglichkeit,
diese zentralen Fragestellungen trotzdem adressieren, ohne dass sich 40, 50, 60
oder mehrere 1.000 Data Scientists eben beschäftigen muss. #00:17:47-4#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, da habe ich direkt
eine Frage, weil, bevor wir jetzt gleich auch noch mal auf die Methodik ein
bisschen zu sprechen kommen, zwei Punkte noch, weil Tobias, du hast das auch
gesagt, es geht ja auch um Vorhersagen, Prognosen. Wenn ich jetzt so an ein
Thema denke, was uns alle umtreibt, Fachkräftemangel. Also, ich glaube, jeder HR-Bereich
steht vor der großen Herausforderung: Wie schaffe ich das noch, mit immer
weniger Menschen und älter werdenden Menschen, ja mein Unternehmen zu
aufrechtzuerhalten, gerade da stelle ich mir das auch total wichtig vor. Hast
oder auch ein Beispiel? #00:18:19-1#

Intro: Ganz viele! #00:18:19-8#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ganz viele. #00:18:20-2#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Thema Fachkräftemangel
kann ich auf unterschiedliche Weisen angehen. A Prozessverbesserung, das haben
wir selbst einmal mit einer, mit einer Filialbank gemacht, wo wir einfach über
Prozessdaten analysiert haben, wie viele Kunden kommen eigentlich, zu welcher
Tageszeit, zu welchen Themen in den Filialen und da kann ich meinen
Mitarbeitereinsatz einfach optimieren. Und ob das jetzt eine, Johannes sagte es
gerade, ob das jetzt eine Bankfilialstruktur ist oder ob das in irgendeinem anderen
Unternehmen ein Vertriebsnetz ist, in dem Vertriebsmitarbeiter arbeiten, das
ist erst mal relativ egal. Das sind dieselben Methoden. Ich kann also über
Prozessverbesserung nachdenken und was wir letztes Jahr auch an der TH-Köln
gemacht haben, ist eine Analyse des gesamten Jobmarktes. Also, wo sind
eigentlich die Unternehmen, die um neue Fachkräfte buhlen? Welche Branchen sind
das? Gerade so in Johannes Richtung geschielt und die Sparkassen, die gucken
sich die bankfachlichen Kräfte an und man kann sehr leicht analysieren, wenn
man zum Beispiel in Jobportale, in Bewerberportale geht, welche anderen
Branchen in der Region buhlen eigentlich genau um diese Leute? Wo wird
eigentlich abgeworben? Wer sind eigentlich die Konkurrenten auf dem
Arbeitsmarkt? Kann ich mir Daten generieren, kann ich mir angucken, kann ich
mir visualisieren und dann geht es ins Recruiting rein. Und ein drittes
Beispiel: Wenn die Leute einmal da sind, was sind eigentlich so typische
Warn-Trigger, dass jemand vorhat zu kündigen? Oder wie sehen Mitarbeiter aus,
die kündigen? Oder was bewegt Mitarbeiter dazu zu kündigen? Auch das kann ich
mit Datenanalytik adressieren und vorhersagen: Habe ich dort bei einem
Mitarbeiter oder bei einer bestimmten Mitarbeitergruppe Trigger, wo ich sage: Um
die muss ich mich mal kümmern, da muss ich vielleicht mal nachhören und sagen,
stört die, was? Sind die vielleicht auf dem Absprung, oder sind die eben nicht
auf dem Absprung? #00:20:09-6#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Und das kann ich auch
anhand von Daten? #00:20:12-5#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Ja! #00:20:12-5#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Gib uns mal ein Beispiel.
Ich denke jetzt so gerade. Wie kann ich diese Unzufriedenheit denn feststellen?
Da bin ich jetzt neugierig. #00:20:19-4#

Dr. Johannes Gerlach: Lass es uns ins positive
drehen. Also, wenn wir uns mit Kundenzufriedenheit beschäftigen, dann können
wir uns genauso auch mit Mitarbeiterzufriedenheit beschäftigen. So, und wenn
wir auf der Kundenebene uns die Frage stellen: Was sind eigentlich die
zentralen Trigger? Was sind die zentralen Merkmale? Was sind zentrale
Stellschrauben, an denen ich drehen kann oder muss, um zufriedene Kunden zu
erreichen oder Kunden, ja meine Kunden zufrieden zu stellen, um zielgerichtete
Produkte, Dienstleistungen anzubieten, dann ist es aus der datenanalytischen
Perspektive die gleiche Ansatzpunkt, sind die gleichen Ansatzpunkte, wie wenn
es um die zufriedenen Mitarbeiter geht. Es ist nur eine veränderte Datenbasis
dadrunter, natürlich an der Stelle. Natürlich kommen wir dann immer an
datenschutzrechtlichen Fragestellung vorbei. Das tun wir aber so, das ist das
tägliche Brot an der Stelle. Aber es ist methodisch gesehen genau der gleiche
Ansatz. #00:21:04-9#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Auch da ein spannendes
Insight: Wir haben letztes Jahr im Rheinland und Ruhrgebiet mehrere 100
Unternehmen befragt, genau zu diesem Thema. Was macht ihr eigentlich mit Data
Analytics im HR-Bereich, und das war wirklich erschreckend zu sehen, wie wenig
da im Moment läuft. Also, viele Excel-Tabellen werden zusammengeschoben, aber
die allermeisten Unternehmen sind auch heute, in 2024, noch extrem weit davon
weg, einen strukturierten Ansatz für Datenanalytik in den HR-Bereich
reinzugehen, und dann geht's, Johannes sagte es gerade schon, Datenschutz-Thematik.
Da geht es ja gar nicht darum, dass ich einen einzelnen Mitarbeiter erkenne und
messe und triggere, das ist Gott sei Dank in Deutschland im regulierten Markt
ist es, ist es nicht zulässig. Aber ich kann natürlich Strukturen erkennen. Was
sind zufriedene Mitarbeiter? Was kennzeichnet die? Vielleicht kann ich auch
Strukturen erkennen, was sind typischerweise unzufriedene Mitarbeiter? Und dann
gehe ich eben auf einen gepolten Ansatz hin und versuche,
Unzufriedenheitstrigger abzustellen in dem Unternehmen. #00:22:07-1#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Jetzt haben wir schon
viele gute Gründe gehört, die dafür sprechen, vorhandene Daten auszuwerten und
zu nutzen. Und bevor wir uns nun der Frage der Umsetzung zuwenden, noch eine
kurze Unterbrechung in eigener Sache. Haben Sie ein Thema, dem wir mit
Expert:innen aus unserem Netzwerk auf den Grund gehen sollten, dann schreiben
Sie uns bitte unter digidus@sskduesseldorf.de und wenn Sie möchten, lassen Sie
uns doch einen Kommentar und eine Bewertung zu DigiDUS bei ihrem Podcast
Anbieter zurück. Ich würde mich darüber sehr freuen, und jetzt geht es weiter
mit unseren Umsetzungstipps. #00:22:44-7#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich würde jetzt ganz
gerne noch nochmal auf einen Punkt kommen, weil ich glaube, der wird auch
gerade für unsere Zuhörer und Zuhörerinnen sehr wichtig sein. Wenn wir jetzt
nochmal auf das Thema Daten und Datenanalyse zu sprechen kommen, stellt man
sich doch die Frage, was braucht? Ihr habt viel über Methodenkompetenz
gesprochen, können wir gleich auch noch was zu sagen. Aber ich stelle mir
vielleicht auch als KMU jetzt die Frage: Was brauche ich eigentlich auch an
Infrastruktur, vielleicht auch an Tools? #00:23:08-5#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Ja, also, solange wie es
geht, machen sie es so einfach, wie es geht. Also, mit Excel kommt man heute
schon einigermaßen weit. Aber da gibt es natürlich Grenzen. Gerade so Richtung
Prognosemodelle und Strukturerkennung brauche ich Datenanalytische Tools. Aber
da hat sich in den letzten Jahren sehr, sehr viel getan, also dass man 10.000
oder 100.000 € Lizenzkosten pro Jahr zahlt, das ist überhaupt nicht mehr der
Fall. Es gibt zahlreiche gratis Open-Source-Tools und dann muss ich mich
entscheiden: Habe ich jemanden, der Coden kann, also der Code-Zeilen schreiben
kann, dann ist Python so das Maß aller Dinge, was ich gratis herunterladen
kann. Oder habe ich eben Mitarbeiter, die nicht Coding affin sind? Dann nehme
ich grafisch basierte Tools und mit denen mache ich ich sehr, sehr gute
Erfahrungen. Da brauche ich ein, zwei Stunden, dann hat ein Erstanwender
verstanden, wie das grob funktioniert und dann kann man in die einzelnen
Methoden gehen und das sind aber Tools, die muss ich heute gar nicht mehr
lizenzieren, sondern die kann ich runterladen, die kann ich nutzen und dann,
wenn ich, wenn ich es größer skaliere, dann gibt es diese Lizenzschranke. Aber
ich kann erst mal anfangen, und das ist das wichtige und dann gibt’s einen
zweiten neben diesem gratis Tool, einen zweiten, ganz, ganz großen Stellhebel,
der letztes Jahr dazugekommen ist, das ist nämlich Generative AI. Wir hören
sehr viel, dass Unternehmen sich damit beschäftigen. Die bauen so interne
ChatGPTs auf, interne Wissensagenten oder E-Mails werden automatisch
beantwortet. Das sind die Use-Cases, die ich daran setze. Ich kann aber diese
Gen-AI-Komponenten auch benutzen, um Daten analysieren zu lassen und das wird
so der nächste große Trigger sein, der auf uns zukommt, dass wir nicht mehr
einen Data Scientist haben, der Wochen und Monate lang einen Datensatz
auswertet, sondern dass ihr mit einem Datensatz sprecht. Hier sind Daten, ich
möchte bitte prognostizieren, XY, wird der Kunde etwas kaufen oder nicht? Und
ich kriege eine automatisch erzeugte Analyse. Und dann sind wir wieder bei der
Datenkompetenz, da muss ich verstehen, und bei der Methodenkompetenz, da muss
ich verstehen können, ist das richtig, was da gerade erzeugt wird? Aber ich
muss heute nicht mehr in 2024 nicht mehr 100 Code-Zahlen runtertippen, sondern
da sind wir gerade an einem sehr, sehr großen Umbruch. #00:25:25-6#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, kann man sich
vorstellen, mit dem, was vor allem auch im letzten Jahr über generative KI
passiert ist und man muss sagen, dass es auch immer wieder ein Grund ist, warum
KMUs sagen, das können wir auch nicht. Wir können jetzt nicht 100.000 von
Lizenzgebühren zahlen, um direkt zu starten. Fahren wir noch mal zurück. Jemand
sagt jetzt: Okay, ich möchte das, ich möchte ich Data Analytics, ich habe
erkannt, das ist für mich ein wichtiges Thema. Ich bin mir auch sicher, ich
habe Daten. Das mit den Tools kriegen wir auch hin. Wie starte ich denn jetzt?
Was brauche ich denn? Was sind denn so erste Schritte? Wie fange ich denn an?
Vielleicht an euch beide gerichtet? Gibt mal unseren KMUs da draußen, einfach
Tipps! #00:26:00-8#

Dr. Johannes Gerlach: Zuallererst steht natürlich
immer die Frage: Was sind eigentlich meine aktuellen Herausforderungen? Also wo
sind die Schmerzpunkte in unserem täglichen Business, wo ich sage, da muss ich
dran, da will ich dran? Das ist das, was wir eingangs hatten. Datenanalytik ist
nicht Selbstzweck, wir machen das nicht, um sie einzusetzen als Ziel, sondern
es ist immer die Frage: Was ist mein aktueller Schmerzpunkt? Wo habe ich
unternehmerische Herausforderungen? Und dann kann ich ansetzen und überlegen,
welche Potenziale sehe ich hier? Daten getrieben eben Erkenntnisse zu gewinnen,
um im Umgang mit diesen Herausforderungen eben gute Empfehlungen aussprechen zu
können oder Lösungen bieten zu können. Das ist immer der Einstieg so, und wenn
wir diesen Ansatzpunkt gemacht haben, dann muss ich mir natürlich die Frage
stellen: Kann ich das jetzt alles selber? Wir hatten gerade gesagt, Tool habe
ich, habe ich nicht, oder habe ich vielleicht auch andere Unternehmen, die
ähnliche Fragestellungen haben, mit den man sich auch auf 'ner
Kooperationsebene zusammentun kann? Das ist ja auch ein interessanter Punkt.
Das ist dann natürlich auch eine Frage der Branche, in der ich unterwegs bin.
Bin ich, wo habe ich Wettbewerber oder wo habe ich potenzielle Kooperationspartner?
Die Sparkassen-Finanzgruppe funktioniert da glücklicherweise, also dass auch
sehr viel im Verbund passiert. Also für uns ist auch das Thema Kollaboration
ein großes. Das ist natürlich nicht übertragbar auf jeden Mittelständler, auf
den einen oder anderen vielleicht aber schon und ansonsten ist ja auch immer
die Frage, welche anderen regionalen Partner, Stichwort beispielsweise
Universitäten, gibt es, mit denen ich auch Forschungsprojekte gemeinsam angehen
kann? #00:27:32-1#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Aber jetzt Tobias auch
noch mal an dich, was brauche ich denn für Menschen? Mach es mal konkret, wen
brauche ich denn? Wie viele brauche ich? #00:27:38-5#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Es kommt darauf an.
Idealerweise, wenn ich, also wenn ich ganz am Anfang stehe, wenn ich ganz am
Anfang stehe und sage: Ich möchte mich diesem Thema nähern und ich bin ein KMU,
dann reichen ein, zwei Motivierte, denen ich quasi Raum gebe, die ich arbeiten
lasse. Das wichtige ist aber, da möchte ich mich gerne Johannes anschließen.
Das Wichtige ist, ich muss wegkommen von dem, was ich typischerweise erlebe.
Also wie fangen Unternehmen, die das noch nicht gemacht haben, wie fangen die
an? Da gibt es eigentlich immer zwei Ansätze. Es gibt jemanden, der spricht von
hier sind total viele Daten, macht mal was draus, der Ansatz ist quatsch und
der zweite Ansatz ist der, den man häufiger von Unternehmensberatern hört, die
dann davon sprechen, ich mache, vor ein paar Jahren waren es neuronale Netze,
jetzt die letzten zwei Jahre Reinforcement Learning, Deep Learning, Algorithmen
oder jetzt eben generative AI-Algorithmen verkaufen, und auch dieser Ansatz ist
nicht unbedingt zielführend, sondern wenn ich das machen möchte als KMU, dann
ist so meine Erkenntnis aus den ganzen letzten Jahren genauso, wie Johannes es
gerade sagte, ich muss mit dem Geschäftsmodell anfangen. Ich muss wissen, wie
funktioniert das? Was sind die Erfolgstreiber und wo läuft es nicht rund? Und
dann muss ich auch nicht stundenlang analysieren, sondern ein guter Geschäftsführer
oder ein guter Prokurist weiß das. In einem zweiten Schritt muss ich mir
überlegen, hat dieses KMU jetzt eigentlich schon den einen oder anderen
Datenanalytiker im Haus, und wenn ja, wo stehen die eigentlich? Und wissen die,
was die Erfolgstreiber des Geschäftsmodells sind, und wissen die auch, was den
Geschäftsführer oder die Vertriebler hindert, mehr Geschäft zu machen oder wo
die in den Prozessen nicht weiterkommen? Das heißt, das A und O ist erstmal,
diese Knackpunkte im Geschäftsmodell herauszufinden und zu erfahren. Gibt es
Datenanalytiker und ist denen das bewusst und können diese, und das ist ein
Stück weit ein Vorurteil, können diese Datenanalytiker, die vielleicht Mathe,
Physik, Informatik oder sonst was studiert haben, können die, ihren Mehrwert,
ihre Ideen bei einem oft vertrieblich geprägten Geschäftsführer oder
Vertriebsvorstand oder Prokuristen können, die da punkten? Können die das
platzieren? Können die das kommunizieren? Und das ist so das A und O, um
überhaupt loslegen zu können. Und dann kommt die eigentliche Analyse. Sind die
Tools da? Ist das Know-how da? Sind die Daten da? Muss ich noch in die
Kommunikation investieren? Meiner Geschäftsführer, in die Kommunikation meiner
ITler oder Data Scientists und können die quasi Use Cases überhaupt
eigenständig umsetzen? Oder ich muss analysieren, wie kann ich eigentlich die
Lücken, die man gefunden hat, wie kann man die schließen? Das ist so eigentlich
so das Erfolgsrezept, wie ich es vernünftig machen kann. Und ich sag’ mal an
die KMU-Geschäftsführer da draußen, bitte nicht anfangen und sagen: Wir haben
total viele Daten, macht mal was damit. Und nicht auf Partner hören, die sagen,
wir machen den neuesten Algorithmus. Auch das ist Quatsch, sondern
Geschäftsmodell kennt jeder Geschäftsführer, dann die passenden Leute im
Unternehmen finden und die zusammenbringen und gucken. Gibt es da Probleme,
dass die Mehrwert aus Datenanalytik produzieren können, und wenn ja, die
anpacken, diese Probleme? #00:30:54-5#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, vielleicht Johannes
noch ganz kurz, weil du das eben auch öfter erwähnt hast. Du sprichst ja auch
immer über Methodenkompetenz. Was sind das für Methoden? Kannst du uns da noch
einen kleinen Einblick geben? Also, wenn ich jetzt daran denke, ich habe diese
Menschen gefunden in meinem Unternehmen, die sich zentral um dieses Thema
kümmern wollen, möchten, was für Methoden brauchen die für einen Methodenkoffer
und wo kriegen die denn her? #00:31:16-1#

Dr. Johannes Gerlach: Das sind natürlich
hauptsächlich statistisch mathematische Methoden-Sets, die in der Anwendung
dann eben stattfinden. Die Frage, wie viel und wie intensiv ich die brauche,
ist aber natürlich zentral dann davon abhängig, wie ich mich selber aufstelle.
Das geht dann eben bei dem Tool los. Habe ich Codingaffine Mitarbeitende, die
wirklich in der Tiefe diese Methodenkompetenz mitbringen? Oder reicht es, wenn
ich grafische Tools benutze, wenn ein gewisses, ich sag’ mal, etwas mehr als
ein Grundverständnis über die statistischen mathematischen Verfahren da ist,
dass ich inhaltlich mit den Ergebnissen arbeiten kann, dass ich den
strategischen Blick auf die Daten habe, oder habe ich eben vielleicht gar keine
Kompetenz an dieser Stelle? Dann gehe ich eben in Partnerschaftsmodelle, zum
Beispiel mit lokalen Universitäten oder auch nicht lokalen Universitäten, mit
denen ich hier zusammenarbeite. Wo kriege ich diese Methodenkompetenz her?
Tatsächlich ist es auch hier so. Jetzt sind wir so ein bisschen auf der Schiene
von Weiterbildung, mitarbeitenden Qualifikation. Auch hier ist ganz viel Open
Source tatsächlich verfügbar. Das ist Wissen, was über Jahrzehnte hinweg
aufgebaut worden ist, und tatsächlich auch, das hatten wir eingangs schon mal,
in der breiten Masse auch stabil ist. Das sind oft 30, 40 Jahre alte Verfahren,
Modelle, die, die immer noch Anwendung finden. Was sich eben verändert hat, ist
die infrastrukturelle Rahmenbedingung und deswegen sind diese Instrumente oder
diese Modelle noch mächtiger geworden worden. Aber es ist nicht, nicht so, dass
da jetzt sich jedes Jahr neue neue Algorithmen entwickelt werden, die x-fach
besser sind als welche von vor 20 Jahren, das ist gar nicht der Fall. Also auch
hier wiederum, es gibt ganz viel Open Source verfügbar, was dann eben auch an
Wissen konsumiert und aufgebaut werden kann. Jeder, der ein
betriebswirtschaftliches Grundstudium auch gemacht hat, ist in diesen
Themenfeldern auch mindestens vorbeigekommen. Wie intensiv man sich dann damit
befasst hat, ist natürlich eine andere Fragestellung, hat dann was mit Neigungen,
mit Interessen zu tun, aber es ist Bestandteil jedes betriebswirtschaftlichen
Studiums. #00:33:17-5#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Es ist doch zugänglicher,
teilweise niederschwelliger, als man denkt, so wie ihr das jetzt gerade
beschreibt. Das finde ich ganz wichtig und auch unglaublich spannend.
Vielleicht noch mal ganz kurz, weil wir schon zum Abschluss wieder unserer
Folge kommen. Es geht ja immer so schnell, und aber ich verspreche euch, ihr
bekommt zum Abschluss keine Rechenaufgabe mehr von mir. Die Frage: Glaubt ihr,
dass Unternehmen dieses Thema Data Analytics alleine stemmen können, oder sagt
ihr, macht es doch Sinn, sich da eher Hilfe zu suchen, wenn jetzt die Idee da
ist, da müssen wir unbedingt auch was tun. #00:33:51-7#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Also ich würde sagen,
wenn man also, wenn man wirklich komplett am Anfang steht, dann kann den
externen Anschub wirklich hilfreich sein. Aber du hast ja gefragt, können die
das alleine stemmen? Und ich würde, ich würde es ein bisschen umformulieren. Also
das alles Entscheidende ist, das Unternehmen muss es alleine stemmen wollen.
Ich brauch eine Bereitschaft in der Geschäftsführung, dass die sagen, wir
packen das jetzt an, und wenn ich das habe, dann dann sind eigentlich drei
Dinge entscheidend. Die Unternehmen müssen wissen, dass sie einige interne,
vielleicht auch weniger ein, zwei Mitarbeiter haben, die sich damit auskennen
oder die sich zumindest einarbeiten wollen. Ich brauche also affine Mitarbeiter
dafür, und die müssen die Zeit dafür kriegen. Ich spreche mit Unternehmen, die
bauen dann so virtuelle Teams auf, Leute, die sich eben nicht exklusiv damit
beschäftigen und die erzählen dann in den Gesprächen, ich mache mein Tagesjob
fertig und dann ab Freitag ab 15 Uhr habe ich Zeit, mich um die Datenstrategie
des Unternehmens zu kümmern. Das geht, meistens ist das so semi erfolgreich.
Also ich muss denen die Zeit dafür geben und wenn die das dann machen, dann
muss das Management hinter diesen Leuten stehen, das muss es priorisieren und
vor allen Dingen, wenn diese Themen ans Fliegen kommen, ist es so absolut
entscheidend, dass das Management dahintersteht und diesen Leuten oder Data
Analytics, Data Science den Rücken stärkt. Wenn, weil das ist extrem, also in
meiner Erfahrung extrem leicht, aus Daten Mehrwerte zu produzieren und die
Schwierigkeit ist dann eher über die Zeit, denn wenn ich Mehrwerte produzieren,
dann gibt es meistens in meiner Erfahrung in den meisten Unternehmen zwei
Gruppen. Es gibt die Vorreitermitarbeiter, die das super gut finden, die manchmal
sehr schnell völlig überzogene Erwartungen produzieren und da muss man
überlegen, wie manage ich das, wie mache ich ein Erwartungsmanagement? Und dann
habe ich eine zweite große Gruppe im Unternehmen, die, ich sage mal, ich nenne
sie so, die Verhinderer, die haben Angst um ihren Job, die KI, die Algorithmen,
die ersetzen meinen Arbeitsplatz, oder der Algorithmus sagt mir, wie ich
arbeiten soll. Das ist im Wesentlichen auch Quatsch, da geht es um Ängste, da
geht es um Change Management. Da sind aber vor allen Dingen Mitarbeiter, die
können Analyticsergebnisse torpedieren und auch da muss ich mit umgehen können,
wie ich dort quasi Analytik über einen längeren Zeitraum in dem Unternehmen gut
bespiele. #00:36:15-0#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Da sieht man auch wieder,
wie wichtig Kommunikation ist im Unternehmen, wie man damit umgeht, wie man es
kommuniziert. Meine letzte Frage. Leider ist es schon die letzte Frage, aber an
euch beide noch mal gerichtet. Vielleicht kann du gleich Johannes starten, wenn
ich jetzt die Bereitschaft habe und die Management Attention ist genau da und
ich brauche trotzdem Partner, ich suche Partner. Was würdet ihr empfehlen? Wo
finde ich die? #00:36:37-7#

Dr. Johannes Gerlach: Einmal möglicherweise bei
uns, ansonsten ist es häufig zum Start ist es wieder, es lässt sich schwierig
pauschal beantworten, weil es immer vom Unternehmen abhängt. Wenn ich jetzt in
der Perspektive eines KMUlers bin, dann stellt sich natürlich häufig die Frage,
wie bin ich eigentlich regional verwurzelt, oder bin ich regional verwurzelt
und habe hier Anknüpfungspunkte für Zusammenarbeitsmodelle? Das kann eine
Variante sein. Die andere Variante ist natürlich auch an dieser Stelle, immer
wieder sind wir schon oft daran vorbeigekommen, die zentrale Verwurzelung auch
der Zusammenarbeit, auch eben mit Universitäten, mit Forschungseinrichtungen.
Es gibt viele Lehrstühle, Tobias ist einer davon, als Verantwortlicher, die
sich eben genau auch in diesem Themenfeld damit einbringen. Das andere ist, das
ist eine spannende Perspektive, die uns auch beschäftigt natürlich, die
Fragestellung, welche Rolle können eigentlich perspektivisch auch
Kreditinstitute in der Begleitung ihrer eigenen Kunden einnehmen, auch hier
unterstützend mitwirken zu können, wie auch immer das dann aussieht. Aber es
ist schon natürlich so, dass gerade im Bereich der Betreuung von Unternehmens-
oder von Firmenkunden ja auch immer um strategische unternehmerische
Herausforderungen geht und wenn an dieser Stelle wir eben lernen, dass
perspektivisch auch datengetriebene Erkenntnisse immer wichtiger werden, auch
um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, um Wettbewerbsvorteile aufzubauen oder
eben nicht zu verlieren. Je nachdem, wo ich gerade vielleicht auch stehe im
Wettbewerb, stellt sich auch die Frage, inwiefern macht es vielleicht auch hier
Sinn zu überlegen, kann nicht auch meine Hausbank mich unterstützen, auch in
diesen Fragestellungen eben dann zusammen eben ans Ziel zu kommen oder besser
zu werden oder überhaupt einzusteigen. #00:38:17-5#

Prof. Dr. Tobias Schlüter: Der Johannes ist gerade
sehr zögerlich angefangen und ich möchte, ich möchte einen anderen Punkt
setzen. Die Frage war ja, wie finde ich eigentlich den richtigen Partner und so
als TH-Köln Vertreter jetzt hier gerade, naja, klar, sucht den Kontakt zur
regionalen Hochschule, macht das, weil wir, wir sind ja auch zusammengekommen,
ganz tolles Beispiel: Also, ich hatte einen sehr, sehr guten Studierenden bei
mir in meinen Vorlesungen. Der hat, ist einmal durch durch diese ganze Data
Analytics, Data Science Schule und er ist quasi aus der Vorlesung vom Johannes
rausgezogen worden und hat in der Stadtsparkasse Düsseldorf das Traineeprogramm
bekommen. Und jetzt kooperieren wir eben weiter und schreiben eine ganz tolle
Masterthesis zu einer erstmal sehr brandaktuellen Thematik, die die
Sparkassen-Finanzgruppe gerade herumtreibt, im Kontext Data Analytics,
Datenanalyse, und das ist eigentlich so ein Bilderbuch Beispiel, wie man als
Unternehmen sich junge, gut ausgebildete neue Fachkräfte in diesen Themen a)
rekrutiert und kleine, ich sag mal, Proof of Concepts oder erste Schritte in
Datenanalytik sehr, sehr schlank auch einfach aufsetzen kann, indem man eben
diesen Kontakt zu den regionalen Hochschulen sucht. #00:39:31-2#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich kann es mir bildlich
vorstellen, wie der Johannes jemand aus deinem Hörsaal rausgezogen hat. Nein,
aber ich glaube, das zeigt also, was ich finde, was es zeigt, und daher an
dieser Stelle an euch beide vielen, vielen Dank, dass ihr euch heute Morgen die
Zeit genommen habt, auf diese vielen Fragen einzugehen. Ich finde, es hat sich
extrem gezeigt, dass wir hier nicht nur über ein trockenes, ich darf das sagen,
IT-Nerd-Thema sprechen, sondern dass es um so viel mehr geht und vor allem, mit
Blick auf die KMUs, ein ganz wesentlicher Bestandteil moderner
Geschäftsstrategie und Wettbewerbsfähigkeit und das ist ein Thema, das ja, wo
kein Weg dran vorbeiführen darf und sollte. Von daher vielen, vielen Dank an
euch beide und ich denke mir bei dem, was auch gerade so passiert, auch an
Entwicklungen und vor allem auch mit Blick auf generative KI. Ich finde, wir
dürften nochmal sprechen, oder? Ich lade euch nochmal ein und wir gucken, was
es an weiteren Entwicklungen und tollen Beispielen gibt, aus dem Bereich Data
Analytics, vielen Dank! #00:40:31-2#

Dr. Johannes Gerlach: Vielen Dank, sehr gerne und
gerne wieder. #00:40:33-0#

Jeannine Malcherek-Wirtz: Vielen Dank, Prof. Dr.
Tobias Schlüter und Dr. Johannes Gerlach. Sie beide haben uns heute gezeigt,
dass Datenanalyse nicht nur ein trockenes Thema für IT-Nerds ist, sondern ein
wesentlicher Bestandteil moderner Geschäftsstrategien. Ich hoffe, Sie, liebe
Zuhörerinnen und Zuhörer, fanden diese Folge so aufschlussreich und spannend
wie ich und können einige der Anregungen und Tipps in ihrem eigenen beruflichen
Umfeld anwenden. Vergessen Sie nicht, uns zu abonnieren, um keine zukünftige
Episode zu verpassen. Wir freuen uns darauf, Sie auch beim nächsten Mal wieder
bei #DigiDUS begrüßen zu dürfen. Also bleiben Sie neugierig und bleiben Sie
informiert. Sie wissen, sie finden alle bisherigen Folgen auf der Website der
Stadtsparkasse Düsseldorf zum Nachhören oder bei dem Streaming Anbieter ihrer
Wahl. Bis dahin machen Sie es gut! #00:41:19-3#

Outro: #DigiDUS Digitalisierungstrends und
Herausforderungen im Mittelstand, ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf. #00:41:28-9#

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